• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Überwindung

Was ist nun aber mit Menschen, die tatsächlich nicht arbeiten wollen, weil sie es nämlich ablehnen, sich weiter in ein Geldverteilungssystem zu integrieren, welches sie bereits krank und unglücklich gemacht hat und in dem anscheinend nur eine Minderheit mit der dadurch erzielten Lebensqualität wirklich zufrieden ist? Sollen diese Menschen dann wirklich nichts essen dürfen oder brauchen sie eine Therapie?


Menschen, die ihre Arbeit nicht in berufstätiger Form ausüben möchten, werden ihre kreativen und sozialen Ressourcen stärker und/oder anders ausbilden und verknüpfen als Menschen mit systemkompatiblen Interessen.
 
Werbung:
Schön, wie Herr Uthoff sich in seiner Gegendarstellung auf die Seite der Hartz IV Empfänger stellt, die nach seinen Ausführungen nicht zu faul sind, um zu arbeiten sondern eigentlich sehr gerne arbeiten wollen aber nur nicht dürfen. Recht hat er: Es ist schäbig, sie zu verurteilen.

Was ist nun aber mit Menschen, die tatsächlich nicht arbeiten wollen, weil sie es nämlich ablehnen, sich weiter in ein Geldverteilungssystem zu integrieren, welches sie bereits krank und unglücklich gemacht hat und in dem anscheinend nur eine Minderheit mit der dadurch erzielten Lebensqualität wirklich zufrieden ist? Sollen diese Menschen dann wirklich nichts essen dürfen oder brauchen sie eine Therapie?
Das ist keine zu dem von Kaawi verlinkten Vortrag passende Frage. Die Antwort wäre ja weder noch. Wir hören hier wieder auch meine Aussage: Der Mensch ist nie strukturell faul. Die Annahme, Arbeitslosigkeit sei auf Faulheit und/oder mangelnde Bildung und Fähigkeit zurückzuführen, ist eine konditionierte Schwarz-Weiß-Malerei, eine konditionierte Anerkennung sinnloser, sozialer Hierarchien innerhalb einer ganzen Gesellschaft/Nation.
Das Geldverteilungssystem wiederum ist seinerseits auch nicht gar so grob gestrickt, wie man meinen mag. Im Fernsehen sehe ich in letzter Zeit häufiger eine bestimmte, ministeriell finanzierte Werbung, in der die Behauptung aufgestellt wird, ein blondes Mädchen habe die Perspektive, ihren Wunschberuf "Ärztin" zu ergreifen, ein schwarzhaariges mit dunklem Teint aber nicht, sodass das schwarzhaarige Mädchen eine vergleichsweise intensivere Förderung verdienen würde. Das nur als weiteres Beispiel unwirklicher, politischer, suggestiver Schwarzweißmalerei. Geld ist an sich kein böser Dämon, der nur den falschen Menschen gnädig ist. Geld ist etwas materielles. Und es gibt genug davon - das darf man nie vergessen. Geld ist ein Tauschmittel, das in bestimmten Bahnen fließt. Man muss sich nur einen Markt suchen. Wenn ich mir beispielsweise den Bildungsgrad und die Fähigkeiten von allen Sozialarbeitern betrachte, die ich bisher kennengelernt habe, und mit dem Bildungsgrad und den Fähigkeiten und der Begabung aller minderjährigen Haupt- und Sonderschüler vergleiche, die ich kennengelernt habe, dann komme ich persönlich zu dem Urteil, dass die Sozialarbeiter und -pädagogen Sozialschmarotzer sind, deren Kontostand in einem falschen Verhältnis zu dem Wert ihrer Handlungen steht.
Der strukturelle Geldfluss mag kritikwürdig sein - anders als für alle Vagabunden, die ich bisher kennengelernt habe, ist das für mich persönlich aber kein Grund, nicht von ihm zu schöpfen. Immerhin habe ich die Freiheit, mir die Stelle auszusuchen, an der ich schöpfe. Dasselbe tun auch Langzeitarbeitslose, die "nicht arbeiten wollen", weil sie z.B. sagen, dass sie sonst nicht mehr über die Runden kommen würden. Sie zapfen den strukturellen Geldfluss an einer für sie attraktiven Stelle an. Faul ist das nicht. Es ist durchdacht. Und nicht weniger durchdacht ist die Struktur, das Geflecht des Geldflusses in einer Gesellschaft mit bestimmten Arbeitsverboten, mit nur schleppend anlaufenden Möglichkeiten für berufliche Quereinsteiger, mit einem Bildungssystem, das Menschen für eine "gute" Perspektive auf dem Arbeitsmarkt die ersten 3 Jahrzehnte ihres Lebens in finanzielle Abhängigkeiten zwingt, etc.
 
Menschen, die ihre Arbeit nicht in berufstätiger Form ausüben möchten, werden ihre kreativen und sozialen Ressourcen stärker und/oder anders ausbilden und verknüpfen als Menschen mit systemkompatiblen Interessen.

Ja, das glaube ich auch bzw. ich weiß es. :)

Was aber tun die Menschen mit systemkompatiblen Angewohnheiten mit jenen Menschen, die ihre Arbeit nicht in berufstätiger Form ausüben möchten?
 

Muss
ich leider vorerst einmal rückfragen, was Du unter systemkompatibel verstehst ?!


Guten Abend,

ich helfe Ihnen einmal. Ein Mensch mit der Angewohnheit, um 4.30 Uhr aufzustehen und ab 6.00 Uhr zu arbeiten, ist in einem System, das solche Menschen verwenden könnte, wie systemkompatibel.
Wenn der Mensch nach Feierabend regelmäßig andere Menschen verletzt oder tötet, ist eine allgemeine Systemkompatibilität in Frage gestellt.

Schlafen Sie gut, Herr Zeilinger.
 
Wenn die Überwindung der Wahrheit weiterhin wahr ist, dann ist die Wahrheit in Wahrheit systemkompatibel.

Auch » Gottkopien « der EIN-BILDUNG scheinen mit ihren Abziehbildern systemkompatibel zu sein.

Bernies Sage
 
Es ist wohl nicht deutlich geworden, was mein Beitrag #89 meinte.
Ich wollte darauf hinaus, daß in dem Beitrag #88 von Kaawi das Video von Uthoff, zwar Menschen entlastet bzw. rehabilitiert, die Hartz IV beziehen, also offiziell deswegen nicht arbeiten (arbeiten im Sinne von Erwerbsarbeit), weil sie es nicht können, daß aber dieser Beitrag Menschen ausnimmt, die deswegen nicht arbeiten, weil sie nicht wollen. Zeilinger nimmt diese in seinem Beitrag #90 ebenfalls aus, obwohl ich explizit nach denen gefragt habe.

Gibt es ein Tabu in der Religion des Marktes, diejenigen zu verschweigen, die nicht mitmachen wollen, obwohl sie könnten? ;)
 
Werbung:
Es ist wohl nicht deutlich geworden, was mein Beitrag #89 meinte.
Ich wollte darauf hinaus, daß in dem Beitrag #88 von Kaawi das Video von Uthoff, zwar Menschen entlastet bzw. rehabilitiert, die Hartz IV beziehen, also offiziell deswegen nicht arbeiten (arbeiten im Sinne von Erwerbsarbeit), weil sie es nicht können, daß aber dieser Beitrag Menschen ausnimmt, die deswegen nicht arbeiten, weil sie nicht wollen. Zeilinger nimmt diese in seinem Beitrag #90 ebenfalls aus, obwohl ich explizit nach denen gefragt habe.

Gibt es ein Tabu in der Religion des Marktes, diejenigen zu verschweigen, die nicht mitmachen wollen, obwohl sie könnten? ;)
Die wurden doch gar nicht ausgenommen. Oder an welcher Aussage meinst du das erkannt zu haben?
Es wäre auch sehr ungewöhnlich für einen Kapitalismuskritiker, das zu tun, was du behauptest. Und es geht dabei auch nicht um Inschutznahme. Kritik an Kapitalismus ist keine Inschutznahme der Unterschicht.
Vielleicht hast du es nicht bemerkt, aber unsere deutsche Sozialwirtschaft manifestiert eine Symbiose zwischen Bedürftigen und der Arbeiterkaste rund um Leistungsträger. Ohne die willig Bedürftigen wäre unmittelbar ein relevanter Teil der Mittelschicht erwerbslos. Das kommt auch im Vortrag anhand von mehreren Beispielen rüber - lustiger verpackt zwar, als ich es kann, aber es ist dieselbe Aussage.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben