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Sommerolympiade 2008 und Chinas Politik

AW: Sommerolympiade 20008 und Chinas Politik

hallo homer, dein gedanke ist schön zu lesen, aber ist er auch praktisch und wirkungsvoll ?
wie wollen wir wissen, ob wir waren aus china kaufen ? dass china sehr viele westliche firmen und banken kontrolliert, das ist uns doch allen bekannt. also würden wir wahrscheinlich höchstens waren aus taiwan boykottieren und die chinesen würden mit etikettenschwindel antworten.
meint bakunin
 
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Verzeihung, Jérôme, um beim Thema zu bleiben:

Thorsten schrieb:
Jérôme, die Haltung der tibetischen Athleten ist doch noch die (für uns) interessanteste.

Weil die es sind, die sich entscheiden müssen, für wen sie antreten. Für China? Für Tibet? Werden sie nicht nach gegenwärtigem Recht unter der Flagge der VR antreten?

Grauenvoll finde ich die gegenwärtige europäische Aussage zur Olympiade in China: Sämtliche Regierungsvertreter der EU mögen sich fernhalten (denn man muß ja einen Akzent gegen die chinesischen Menschenrechtsverletzungen setzen) - aber sämtliche Sportler der EU sollen bitte antreten, weil ja der Sport das ist, worum es geht;

--- da hab ich dann keine Töne mehr; gerade noch welche, um Dir für die triftige Nachhilfe in Geschichte zu danken. Gebietsansprüche von indischer Seite waren mir tatsächlich neu.

Fünf, ich sitz ja schon.
Thorsten
 
AW: Sommerolympiade 20008 und Chinas Politik

hallo homer, dein gedanke ist schön zu lesen, aber ist er auch praktisch und wirkungsvoll ?
Hallo bakunin,
ich weiss es nicht. Ich Kaufe keine China Produkte (eigendlich schon lange nicht mehr), und jetzt erst recht nicht. Das ist meine persönliche Entscheidung ! Somit führe ich einen "boykott" oder "Protest". Natürlich, soweit es in meine Macht steht. Denn es kann auch sein, das ich unbewusst ein China Produkt kaufe, oder z.b aus zwang (keine andere möglichkeit).
 
AW: Sommerolympiade 20008 und Chinas Politik

Weil die es sind, die sich entscheiden müssen, für wen sie antreten. Für China? Für Tibet? Werden sie nicht nach gegenwärtigem Recht unter der Flagge der VR antreten?

Die Athleten, um die es in der Anfrage an das IOC ging, werden im August nicht starten. Sie zogen ihre Anfrage zurück, um evtl. weitere Repressalien gegen Tibet zu verhindern und den Hass der Chinesen auf die Tibeter nicht zu schüren*). Sie behalten sich aber vor, ihr Ansinnen, unter der Flagge Tibets oder wenigstens derjenigen des IOC zu starten, zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen.

*) Die Menschen in China stehen grösstenteils hinter den Spielen, freuen sich darauf und sind stolz und begeistert, die Spiele austragen zu dürfen. Die meisten davon sind damit aufgewachsen, dass Tibet ein rechtmässiger Teil von China sei. Es ist also ein Leichtes für die Regierung der VR, die ganze Schuld an der Protestwelle und den Boykottdrohungen den Tibetern anzulasten; was das bedeuten könnte, ist nicht abzusehen (oder doch?).
Dies allein müsste schon Grund genug sein, die Spiele nicht generell zu boykottieren.
 
AW: Sommerolympiade 20008 und Chinas Politik

"Die ausländischen Medien sind sehr unfair"; "das Ziel der Berichterstattung ist es, den friedlichen Lauf der Fackel zu stören" - chinesische Medien zeichnen ein sehr eigenwilliges Bild der Vorgänge rund um den Olympischen Fackellauf."

Text: aus den Berichterstattungen des ZDF.

Der Rest ist dann von mir, in Anlehnung an ...das muss ich Euch ja nicht sagen, Ihr kennt es:

War einmal ein Fackellauf;
Man nahm Länge nicht in Kauf.
Fackellauf lief ein Stück,
Kam nicht mehr zurück.
Publikum vom Vorverkauf
Karten gab zurück zu Hauf…

 
AW: Sommerolympiade 20008 und Chinas Politik

Wie bereits mehrere KommentatorInnen vor mir in diesem Thread gesagt bzw angedeutet haben, finde auch ich es nicht zielführend, die Olympischen Spiele isoliert von "unserer" (?) ganz generellen politischen, wirtschaftlichen, medialen Beziehung zu China zu betrachten. Die Olympiade ist gleichwohl DIE bislang größte Gelegenheit überhaupt, über dieses Verhältnis jetzt einmal wirklich ausführlich - und hoffentlich differenziert - nachzudenken. Ein Antagonismus zur Chinesischen Diktatur muss nicht einhergehen mit einer Verherrlichung des Tibetischen Widerstandes, und die Einsicht in die (zumindest unmittelbare) Wirkungslosigkeit eines Boycotts muss nicht zum resignativen Fazit führen: "Da können wir eh nix machen." Die jetzt allerorts heftig geführte Diskussion hat jedenfalls für mich schon mal den Effekt gehabt, dass ich weit mehr über China und Tibet erfahren habe, als ich vorher wusste; denn machen wir uns nichts vor, das Wort "Globalisierung" führen viele von uns sehr häufig im Munde, meinen damit aber zumeist doch nur jene Aspekte, die uns in Österreich/Deutschland/Europa unmittelbar betreffen, z.B. die gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel. China und weit mehr noch Indien (!) sind für die meisten von uns doch weitgehend unbekanntes Territorium, gemessen an der "großen Zukunft", die diesen beiden Ländern vorausgesagt wird. Oder?

Sehr bemerkenswert fand ich die beiden Artikel, die Jens Berger in den letzten Tagen in seinem generell empfehlenswerten "Spiegelfechter"-Blog verfasst hat: in
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/329/chinesische-kampfroboter
beschäftigt er sich v.a. mit den offen rassistischen Aspekten der (Anti-)China-Berichterstattung in den englischen und deutschen (leider auch Qualitäts-)Medien.

Auch in diesem Thread wurden ja bereits sehr populistisch Bilder gegenübergestellt (was ich aber keineswegs als generelle Kritik an deinen Beitragen verstanden wissen will, Miriam!!!), und insofern möge man/frau sich doch mal die Bilder der Übergriffe auf die chinesische Paralympics-Teilnehmerin des Fackellaufs ansehen, in Bergers Artikel ganz am Schluss.

Seien wir also auch in diesem Fall unseren Medien gegenüber so kritisch, wie wir es immer sind bzw sein sollten. Zu dieser Transparenz gehört auch, dass man z.B. bei Jens Berger mal liest, wie und von wem die Free Tibet-Bewegung (mit)finanziert wird:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/328/olympiaproteste-sponsored-by-germany

Im übrigen bin ich hocherfreut, wie zivilisiert hier offenbar diskutiert wird (im Vergleich zu manch anderen Foren)!
:)
Roman
 
AW: Sommerolympiade 20008 und Chinas Politik

Hallo Miriam, ich möchte zu dem Thema folgendes bemerken. 1.Man kann das Politikverständnis von 1936 nicht mit 2008 vergleichen, die Welt hat sich gedreht, Werte sind verloren gegangen und neue hinzu gekommen, vor allem, das Auswägen zwischen gut und nicht gut hat weltpolitische Dimensionen angenommen, also sind Vergleiche nicht mehr angebracht. Das Deutsche Reich war gestern, China ist heute. Und vergleichen wir nicht nur Annektion durch China, vergleichen wir auch die noch durch die USA annektierten Inseln im Karibischen Meer und im Pacific. Übrigens, das IOC hat im vollem Bewusstsein das China seine politische Einstellung nicht ändern wird, die Spiele dorthin vergeben, denn China gehört auch zur Weltgemeinschaft, egal ob uns nun die Regierungsart gefällt oder nicht. Also warten wir alle auf den Fortsetzungsfilm - China -.
 
AW: Sommerolympiade 20008 und Chinas Politik

Ein kurzer Programmhinweis auf einen Beitrag in der täglichen 3SAT-Sendung "Kulturzeit" (am kommenden Donnerstag):

Sa Dingding - Chinas Antwort auf Björk singt tibetisch
Sie wird in den Medien als Asiens Björk gefeiert: Sa Dingding. Die mongolische Nomadin wurde sogar für den BBC World Music Award 2008 nominiert. Sa Dingding könnte die erste asiatische Interpretin werden, die den Durchbruch im Westen schafft. Sie singt auch in tibetischer Sprache. Von den einen deshalb als Vermittlerin zwischen den verschiedenen chinesischen Ethnien gefeiert, werfen ihr andere vor, mit ihrem elekronischen Ethno-Mix Chinas neo-koloniales Verhalten gegenüber seinen Minderheiten zu repräsentieren.

"Kulturzeit" trifft Sa Dingding in London am Rande des World Music Award. Mehr dazu am Donnerstag.
 
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Jérôme schrieb:
Die Athleten, um die es in der Anfrage an das IOC ging, werden im August nicht starten. Sie zogen ihre Anfrage zurück, um evtl. weitere Repressalien gegen Tibet zu verhindern und den Hass der Chinesen auf die Tibeter nicht zu schüren*). Sie behalten sich aber vor, ihr Ansinnen, unter der Flagge Tibets oder wenigstens derjenigen des IOC zu starten, zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen.

*) Die Menschen in China stehen grösstenteils hinter den Spielen, freuen sich darauf und sind stolz und begeistert, die Spiele austragen zu dürfen. Die meisten davon sind damit aufgewachsen, dass Tibet ein rechtmässiger Teil von China sei. Es ist also ein Leichtes für die Regierung der VR, die ganze Schuld an der Protestwelle und den Boykottdrohungen den Tibetern anzulasten; was das bedeuten könnte, ist nicht abzusehen (oder doch?).
Dies allein müsste schon Grund genug sein, die Spiele nicht generell zu boykottieren.

Die letztgeäußerte Konsequenz verstehe ich nicht. Wenn es uns (der EU, auch dem IOC) nach überraschendem begeistertem Stillhalten weiter so leicht fällt, die VR China wegen "Menschenrechtsverletzungen" zu bezichtigen, ist selbige unsere Weltgemeinschaft doch nicht in der Lage, gegen das Land, das wir gegenwärtig am meisten anprangern, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen. Mit Rücksicht in erster Linie auf begeisterte Chinesen (zu denen wir lachend auch alle Tibeter zählen!) argumentieren wir gegen einen möglichen Boykott.

Dies eigene Schwächeeingeständnis dürfte jenen Tibetern, die vom "Westen", unter anderem von der EU nicht viel erwarten, Recht geben.

Prost, Jérôme! :sekt:

Inzwischen halte ich den Olympia-Totalboykott seitens aller rechtsstaatlich verfassten Länder für eine ziemlich gute Idee.

Aber das ist der alte Streit... was ist besser? Ein klares "Nein" oder "Wandel durch Annäherung"? aber Ostasien ist nicht die DDR, und wir befinden uns auch nicht im "Kalten Krieg". China ist unser Freund, das ist die Lesart.
 
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