AW: Sommerolympiade 20008 und Chinas Politik
Wie bereits mehrere KommentatorInnen vor mir in diesem Thread gesagt bzw angedeutet haben, finde auch ich es nicht zielführend, die Olympischen Spiele isoliert von "unserer" (?) ganz generellen politischen, wirtschaftlichen, medialen Beziehung zu China zu betrachten. Die Olympiade ist gleichwohl DIE bislang größte Gelegenheit überhaupt, über dieses Verhältnis jetzt einmal wirklich ausführlich - und hoffentlich differenziert - nachzudenken. Ein Antagonismus zur Chinesischen Diktatur muss nicht einhergehen mit einer Verherrlichung des Tibetischen Widerstandes, und die Einsicht in die (zumindest unmittelbare) Wirkungslosigkeit eines Boycotts muss nicht zum resignativen Fazit führen: "Da können wir eh nix machen." Die jetzt allerorts heftig geführte Diskussion hat jedenfalls für mich schon mal den Effekt gehabt, dass ich weit mehr über China und Tibet erfahren habe, als ich vorher wusste; denn machen wir uns nichts vor, das Wort "Globalisierung" führen viele von uns sehr häufig im Munde, meinen damit aber zumeist doch nur jene Aspekte, die uns in Österreich/Deutschland/Europa unmittelbar betreffen, z.B. die gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel. China und weit mehr noch Indien (!) sind für die meisten von uns doch weitgehend unbekanntes Territorium, gemessen an der "großen Zukunft", die diesen beiden Ländern vorausgesagt wird. Oder?
Sehr bemerkenswert fand ich die beiden Artikel, die Jens Berger in den letzten Tagen in seinem generell empfehlenswerten "Spiegelfechter"-Blog verfasst hat: in
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/329/chinesische-kampfroboter
beschäftigt er sich v.a. mit den offen rassistischen Aspekten der (Anti-)China-Berichterstattung in den englischen und deutschen (leider auch Qualitäts-)Medien.
Auch in diesem Thread wurden ja bereits sehr populistisch Bilder gegenübergestellt (was ich aber keineswegs als generelle Kritik an deinen Beitragen verstanden wissen will, Miriam!!!), und insofern möge man/frau sich doch mal die Bilder der Übergriffe auf die chinesische Paralympics-Teilnehmerin des Fackellaufs ansehen, in Bergers Artikel ganz am Schluss.
Seien wir also auch in diesem Fall unseren Medien gegenüber so kritisch, wie wir es immer sind bzw sein sollten. Zu dieser Transparenz gehört auch, dass man z.B. bei Jens Berger mal liest, wie und von wem die Free Tibet-Bewegung (mit)finanziert wird:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/328/olympiaproteste-sponsored-by-germany
Im übrigen bin ich hocherfreut, wie zivilisiert hier offenbar diskutiert wird (im Vergleich zu manch anderen Foren)!
Roman