AW: Sommerolympiade 20008 und Chinas Politik
Es wurde in diesem Thread einige Male darauf hingewiesen, dass keinerlei Ähnlichkeit bestünde zwischen der Olympiade 1936 und den anstehenden Olympischen Sommerspiele in Peking.
Nun, ganz so leicht kann man jede Gemeinsamkeit nicht leugnen. Ich habe mich nun ein wenig mit der Olympiade 1936 befasst – und da sind doch gewisse Punkte die mir auffallen:
Auch China wollte sich, wie seinerzeit Deutschland, als freundlicher Gastgeber präsentieren. Dass der Regierung dies nicht so ganz gelang, ist m.E. eben auf die Erfahrung von 1936 zurückzuführen – und auch einem viel breiterem politischen Bewusstsein der Bevölkerung zu verdanken.
Und doch forderten auch in 1936 viele, dass man unter der NS-Regierung in Deutschland keine Olympischen Spiele ausrichten sollte bzw. diese boykottieren soll.
Dabei hatten die Nazis im Sommer 1936 sogar die Judenverfolgung für eine Zeit unterbrochen.
Der Gedanke der Trennung zwischen Politik und Sport, stammt von Avery Brundage, der fünfte Präsident des IOC. Denn eigentlich wollten die USA an einer Olympiade in Hitler-Deutschland, nicht teilnehmen. So kam es zur Auffassung, dass Politik und Sport nichts miteinander zutun haben und getrennt gesehen werden müssen. (War das überhaupt eine ernst zu nehmende Auffassung – oder sollte sie einfach nur das Abhalten der Olympiade 1936 in Deutschland legitimieren?).
Persönlich finde ich auch Brundages berühmte "The games must go on" anlässlich der tragischen Ereignissen 1972 bei der Olympiade in München (das Attentat auf die Israelische Mannschaft), als eine Fehlentscheidung.
Übrigens wurde der Fackellauf anlässlich der Olympiade 1936 für das erste mal eingeführt - und verursachte auch damals viel Unmut (zum Beispiel die Pläne einer griechischen Gruppe, die einen Anschlag auf die Fackel, als symbolisches Zeichen, verüben wollte).
Doch die Spiele fanden statt – und auch wenn Avery Brundage sehr auf die Trennung zwischen Politik und Sport bestand: sie wurden ein wichtiges politisches Signal bei dem durch eine geschickte propagandistische Inszenierung Nazi-Deutschland den breiten Bevölkerungsschichten in der Welt seine Friedfertigkeit, seine (propagandistisch geschickt in Szene gesetzten) völkerverbindenen Absichten erstmal demonstrieren konnte.
Auch China richtet diese Olympiade in erster Linie aus um die Welt über seine Friedfertigkeit zu überzeugen.
Ich hatte in meinem Beitrag #43 auf zwei Ereignisse hingewiesen, die vielleicht Anlass sein sollten über China nochmals nachzudenken, leider hat man diese zwei Aspekte die mir wichtig schienen, nicht diskutiert:
- die Tatsache, dass China alle ausländischen Studenten in Juli und August aus dem Lande schickt
- die massive Lieferung von Waffen (77 Tonnen - Details im Beitrag #43) an Simbabwe – hauptsächlich diese Tatsache diskreditiert den verbal betonten und wiederholten friedlichen Gedanken.
Gruß
Miriam
Es wurde in diesem Thread einige Male darauf hingewiesen, dass keinerlei Ähnlichkeit bestünde zwischen der Olympiade 1936 und den anstehenden Olympischen Sommerspiele in Peking.
Nun, ganz so leicht kann man jede Gemeinsamkeit nicht leugnen. Ich habe mich nun ein wenig mit der Olympiade 1936 befasst – und da sind doch gewisse Punkte die mir auffallen:
Auch China wollte sich, wie seinerzeit Deutschland, als freundlicher Gastgeber präsentieren. Dass der Regierung dies nicht so ganz gelang, ist m.E. eben auf die Erfahrung von 1936 zurückzuführen – und auch einem viel breiterem politischen Bewusstsein der Bevölkerung zu verdanken.
Und doch forderten auch in 1936 viele, dass man unter der NS-Regierung in Deutschland keine Olympischen Spiele ausrichten sollte bzw. diese boykottieren soll.
Dabei hatten die Nazis im Sommer 1936 sogar die Judenverfolgung für eine Zeit unterbrochen.
Der Gedanke der Trennung zwischen Politik und Sport, stammt von Avery Brundage, der fünfte Präsident des IOC. Denn eigentlich wollten die USA an einer Olympiade in Hitler-Deutschland, nicht teilnehmen. So kam es zur Auffassung, dass Politik und Sport nichts miteinander zutun haben und getrennt gesehen werden müssen. (War das überhaupt eine ernst zu nehmende Auffassung – oder sollte sie einfach nur das Abhalten der Olympiade 1936 in Deutschland legitimieren?).
Persönlich finde ich auch Brundages berühmte "The games must go on" anlässlich der tragischen Ereignissen 1972 bei der Olympiade in München (das Attentat auf die Israelische Mannschaft), als eine Fehlentscheidung.
Übrigens wurde der Fackellauf anlässlich der Olympiade 1936 für das erste mal eingeführt - und verursachte auch damals viel Unmut (zum Beispiel die Pläne einer griechischen Gruppe, die einen Anschlag auf die Fackel, als symbolisches Zeichen, verüben wollte).
Doch die Spiele fanden statt – und auch wenn Avery Brundage sehr auf die Trennung zwischen Politik und Sport bestand: sie wurden ein wichtiges politisches Signal bei dem durch eine geschickte propagandistische Inszenierung Nazi-Deutschland den breiten Bevölkerungsschichten in der Welt seine Friedfertigkeit, seine (propagandistisch geschickt in Szene gesetzten) völkerverbindenen Absichten erstmal demonstrieren konnte.
Auch China richtet diese Olympiade in erster Linie aus um die Welt über seine Friedfertigkeit zu überzeugen.
Ich hatte in meinem Beitrag #43 auf zwei Ereignisse hingewiesen, die vielleicht Anlass sein sollten über China nochmals nachzudenken, leider hat man diese zwei Aspekte die mir wichtig schienen, nicht diskutiert:
- die Tatsache, dass China alle ausländischen Studenten in Juli und August aus dem Lande schickt
- die massive Lieferung von Waffen (77 Tonnen - Details im Beitrag #43) an Simbabwe – hauptsächlich diese Tatsache diskreditiert den verbal betonten und wiederholten friedlichen Gedanken.
Gruß
Miriam