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Schämen

  • Ersteller Ersteller majanna
  • Erstellt am Erstellt am
Gisbert

Ich glaube, wir meinen schon dasselbe. Ich fühle heute noch meine Backen brennen vor Scham.

Ich habe mich geschämt, weil ich das Mädchen "verraten" hatte.
Verrat in jeder Form gehört für mich (auch heute noch) zu den Handlungsweisen, die ich mir verbiete.


Ich meine, wenn ich "Fremdgebote" verletze, genier ich mich ein bisschen, wenn ich "entdeckt" werde., aber wenn ich diese nicht zu "Eigengeboten " gemacht habe, kommen keine roten Backen auf.Höchstens ein mehr oder weniger nuanciertes Achselzucken.

Ich gebe Dir insofern Recht, als ja Scham schon mit Gewissen zusammenhängt.
Mein Gewissen (Gewissensbildung ist stark erziehungsabhängig)"schimpft mit mir", so dass ich erröte.

Als Erwachsener muss ich auf mich nehmen, diese Gewissensvorschriften für mich zu hinterfragen. Du selbst sprichst von unhinterfragten Vorschriften.
 
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liebe majanna

ich bin auch der meinung , dass scham nur anerzogen ist!
naturvölker hupfen alle nackt rum und es ist ganz normal!

was dir im krankenhaus passiert ist, muss ich fragen, war die klene wegen dem missbrauch zur behandlung da oder hatte sie was anderes???
denn wenn ja, war es weder verrat noch grund zum schämen!
ok du hättest den ärzten gleich sagen können nö ich schau nicht danach was sie macht, geht mich nix an!
aber du hast dich entschlossen es zu tun, also war es korrekt den weisskitteln bescheid zu sagen!
das mädel selbst hilft sich durch ihre verstümmelungen nicht unbedingt! abgesehen davon wollen sie oft gerne hilfe, ABER SCHÄMEN sich, für das was ihnen pasiert ist, zu arg um zu fragen!

ja scham ist eine fürchterliche sache!
scham wird dir, meiner meinung nach, von aussen aufgedrängt!
woher kam deine scham!
doch auch von deinen eltern die dir diese "werte" vorgegedben haben oder?

gruss binchen:)
 
Liebe Binchen
Du sagst: "ich bin auch der meinung , dass scham nur anerzogen ist!"

Natürlich ist Scham etwas, was anerzogen ist.
Aber es gibt doch auch vieles, was wir uns selbst anerziehen: bei mir gehört eben dazu, Freundschaften oder menschliche Beziehungen oder nenne es, wie Du willst, nicht zu verraten, mich als so zu benehmen wie ein "Feind".

Das Beispiel mit dem Mädchen ist vielleicht schlecht gewählt, da ja auch meine letzliche Entscheidung richtig war , sogar im Sinne des Mädelchens.


Mir geht es aber um Generelles.
Darf man Scham als etwas abtun, das uns nur von außen aufgezwungen wird?

Wenn wir uns nicht einmal an unsere eigenen Gebote hielten!?, dann gibt man sich doch als Mensch auf?

lbg
majanna
 
Original geschrieben von majanna
Als Erwachsener muss ich auf mich nehmen, diese Gewissensvorschriften für mich zu hinterfragen. Du selbst sprichst von unhinterfragten Vorschriften.
Das ständige, offene Hinterfragen und Diskutieren dieser verinnerlichten "Vorschriften" trägt zur Befreiung von diesen bei. Jetzt habe ich dich besser Verstanden. ;)

Gysi
 
Original geschrieben von majanna
Mir geht es aber um Generelles.
Darf man Scham als etwas abtun, das uns nur von außen aufgezwungen wird?
Abtun nicht. Es gibt ja die guten Verbote, die mE auch mehr als nur anerzogen sind: Töten und Lügen, besonders zwecks eigenen Vorteils zum Nachteil anderer. Manchmal ist es eben auch gut, wenn jemand die Qual des Schams zu erleiden hat.

Gysi
 
So ganz verstehe ich es nicht:p !
Weil, es gibt doch verschiedene Formen des schämen oder der Scham. Wenn sich jemand bedrückt fühlt, wenn er es gar nicht braucht.
Oder aber er schämt sich, weil er scheu ist und das ist meiner Meinung in manchen Situationen doch auch ein gewisser Schutz für den Menschen. Oder ist es verkehrt? Weil was wäre, wenn sich kein Mensch mehr schämen würde? Dann würden wahrscheinlich, wenn es nicht zu kalt ist, alle nackt herumlaufen und jedem alles von sich erzählen. Wäre das normal?
 
Original geschrieben von Nina
Weil, es gibt doch verschiedene Formen des schämen oder der Scham. Wenn sich jemand bedrückt fühlt, wenn er es gar nicht braucht.
Oder aber er schämt sich, weil er scheu ist und das ist meiner Meinung in manchen Situationen doch auch ein gewisser Schutz für den Menschen. Oder ist es verkehrt? Weil was wäre, wenn sich kein Mensch mehr schämen würde? Dann würden wahrscheinlich, wenn es nicht zu kalt ist, alle nackt herumlaufen und jedem alles von sich erzählen. Wäre das normal?
Es gibt diesen Intimbereich, den jeder für sich schützen möchte, da hast du recht. Ist er aber nicht anerzogen? Der schafft aber eine Scham, die unserem Menschsein irgendwie innewohnt. Ich würde auch im Sommer nicht auf dem Ostertorsteinweg nackt herumlaufen, die anderen tun das nämlich auch nicht. Also doch Tabu und Scham. Kommt der Mensch aber klar mit, oder?
Aber es gibt Tabus, die der Mensch unbeabsichtigt bricht: Du lästert kräftig über eine Freundin ab - und sie steht, ohne dass du das weißt, direkt hinter dir. Ahämmm, vertappt. Dann fängt die quälende Scham an.

Gysi
 
lieber Gisbert

Jetzt sitzen wir im selben Dampfer:

Es gibt ja die guten Verbote, die mE auch mehr als nur anerzogen sind: (Gisbert)


Da stimme ich Dir voll bei: das sind dann die "Gebote" die zwar anerzogen sind, denen wir aber mit unseren erwachsenen Ich zustimmen können.

Und dass bei diesen sehr viele der 10 Gebote der Bibel sind, würde ich nicht mal im Traum anzweifeln.Du nennst das
Tötungsverbot.


Mir kommt dabei vor allem das Liebesgebot in den Sinn: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Und da habe ich mit der Scham ziemlich viel Probleme: ich kann Sandler (Strotter/ Unterstandslose) , obwohl sie mir sowohl leid tun als auch oft genug meinen Geldbeutel strapazieren, nicht richtig lieben: ich schäme mich für sie, dass sie auf diesen sozialen Status gesunken sind.



Hallo, Nina! ich habe eben gesehen, dass Du auch gepostet hat. Ich werde Dir bald antworten.ok?
 
Original geschrieben von majanna
Mir kommt dabei vor allem das Liebesgebot in den Sinn: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Liebe kann man nicht diktieren! Ich bin auch davon beinahe überzeugt, dass man die Sprache, die Jesus damals gebrauchte, nicht so einfach in die heutige Zeit übersetzen kann. Die Handlung eines Menschen, auch die deines Feindes, VERSTEHEN lernen. Dann kann man mit ihm reden: Ja, ich verstehe, aaaber... Das ist besser, als sich die Köppe einzuschlagen. Das nenne ich Perspektivenverschränkung. Aber LIEBE, Liebe ist das noch lange nicht.

Gysi
 
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Liebe Nina!


Liebe Nina: Du sagst: „es gibt doch verschiedene Formen des schämen oder der Scham“.


Ich würde mal sagen, die Scham ist abgestuft. Irgendwie muss dieses Gefühl ja auf einen gemeinsamen Grundnenner gebracht werden. Ohne Wörterbuch versuche ich es mal:
Scham ist ein Gefühl, das das Ich befällt, wenn es gegen Regeln verstößt. Regeln
können von außen an das Ich herangetreten sein oder vom Ich selbst aufgestellt worden sein.
Scham äußert sich in vegetativen Veränderungen – rot/ blasswerden, Herzklopfen, Fluchtreflex usw-.
So gesehen hast Du Recht: es gibt verschiedene Arten von Scham. Ich denke mal, wie sehr wir Gebote internalisiert haben, ist ein entscheidendes Kriterium der Unterscheidung. Dein erstes Beispiel:
„Oder aber er schämt sich, weil er scheu ist und das ist meiner Meinung in manchen Situationen doch auch ein gewisser Schutz für den Menschen“ (Nina)
zeigt ganz deutlich, dass Scham ein Schutz ist. Der Schüchterne, der plötzlich vor die von Dir im zweiten Beispiel „Dann würden wahrscheinlich, wenn es nicht zu kalt ist, alle nackt herumlaufen und jedem alles von sich erzählen“(Nina), wäre mit so einer Situation hoffnungslos überfordert. Da ist es für ihn wirklich Selbstschutz, sich zu schämen- und zwar schämt er sich wegen der Nackten und Quatschenden.



Und nun beantworte ich Dit die beiden letzten Anregungen:


„Weil was wäre, wenn sich kein Mensch mehr schämen würde? .......... Wäre das normal?“ (Nina)



Na, da sind wir beide völlig gleicher Meinung. Ich brach in meinem Statement (mit Fried) eine Lanze für die Scham als Regulierungsverhalten. Ohne Schamgefühl, wage ich mal überspitzt zu formulieren, wären wir wieder Tiere, die dieses Gefühl ja – glaub ich – auch nicht kennen.

Aber – man/frau sollte eben als mündiger Erwachsener die Regeln, die bei Verstoß ihm die Schamröte ins Gesicht treiben, hinterfragen(auch so ein linkes Schlagwort), in Frage stellen.
Ich finde, rst wenn ich die Regeln zu meinen gemacht habe, habe ich es nötig, mich bei Verstoß zu schämen.

Dem Schüchternen in Deinem Beispiel wird es vielleicht ja auch noch gelingen, für sich festzustellen, dass nicht er sich schämem muss, sondern die Nackerten, Quatschenden.

Liebe Grüße

Marianne

Und jetzt schäme ich mich, dass ich mich ungefragt zu so einer Art Schamexpertin aufgespielt habe. Das hat sich so ergeben, weil es ja „mein“ Thread ist. Mich interessierte dies Frage schon lange, da, selbst schamhaft, ich oft von mit gezwungen bin, schamlos zu sein. Das, wenn es um Entlarven von mir als Scheinheiligkeit empfundener Verhaltensweisen geht!
 
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