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Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Hallo moebius.



1. Ja, aber das stört die Gläubigen in der Regel wenig, allenfalls rücken sie enger zusammen.




2. Ich glaube das hängt davon ab, was die Gruppe zusammenhält und wie die aggressiven Tendenzen innerhalb der Gruppe verstoffwechselt werden können.

3. Es gibt ja in der Literatur beschriebene Beispiele von Gruppierungen die an den Weltuntergang an einem festgelegten Datum glaubten. Als dieses Datum eintraf und die Welt wider erwarten nicht unterging, verbleibt ein Großteil der Gruppe und glaubte noch heftiger.
Sachen gibt’s…



4. Ja, wir kommen da pragmatisch ganz gut mit klar und im Alltag und in der Forschung stützen sie einander in der Tat, aber sie alle leben von den logischen Prämissen, die sie selbst unterstellen und von der klassischen Logik.
Und schon die muss man nicht unterstellen, es gibt keine naturgegebene Logik.

Zu 1.:
So ist es ! Je bedrohter, frag-würdiger ein Glaubens-System ist, um so mehr rücken die jeweiligen "Gläubigen" zusammen, da sie hinsichtlich ihrer psychischen Entwicklung auf der Stufe der Identifikation stehen und Angst vor Identitäts-Verlust bekommen, wenn ihr Identifikations-(Glaubens-)System in Frage gegestellt wird...
Zu 2.:
Ja, die Gruppendynamik in Gruppen ist nicht zu unterschätzen ...
Zu 3.:
Und es soll ja gläubige Juden geben, die heute noch auf den Messias warten ...:lachen:
Zu 4.:
Wahrscheinlich sind es nicht nur logische, sondern psycho-logische Prämissen ...:dontknow:
Der blaue moebius
 
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AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Doch, der Mann, der meine Website gebastelt hat, hat so ungefähr alle Science Fiction Filme und Serien die es gibt in den unendlichen Weiten seines PC, wenn Du mir die entsprechenden Titel der Serien nennst, müsste das irgendwie klappen, könnte aber dauern, da wird uns nur unregelmäßig sehen.
Hey, super!!

Also, zum Unterschied von D und Gott schau Dir bitte die Folge "Parallelen" (meine absolute Lieblingsfolge) an.

Mir fällt grad ein, daß man die auch auf Youtube sehen kann, in 4 Abschnitten zwar, aber immerhin... :)

Und für Dein Gedankenexperiment paßt "das zweite Leben" ganz gut.

Hoffe, Du findest Dich schnell in die Charaktäre rein, wenn nicht frag einfach, und kannst Dich dann dem philosophischen Teil widmen...:)

Bis später!
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Hallo moebius.


1. Ja, aber das stört die Gläubigen in der Regel wenig, allenfalls rücken sie enger zusammen.

Zu 1.:
So ist es ! Je bedrohter, frag-würdiger ein Glaubens-System ist, um so mehr rücken die jeweiligen "Gläubigen" zusammen, da sie hinsichtlich ihrer psychischen Entwicklung auf der Stufe der Identifikation stehen und Angst vor Identitäts-Verlust bekommen, wenn ihr Identifikations-(Glaubens-)System in Frage gegestellt wird...

Ja, sehe ich auch so.


3. Es gibt ja in der Literatur beschriebene Beispiele von Gruppierungen die an den Weltuntergang an einem festgelegten Datum glaubten. Als dieses Datum eintraf und die Welt wider erwarten nicht unterging, verbleibt ein Großteil der Gruppe und glaubte noch heftiger.
Sachen gibt’s…


Zu 3.:
Und es soll ja gläubige Juden geben, die heute noch auf den Messias warten ...

Allen Religionen sind mehr oder weniger irrationale Züge eigen.
Das ist ja nun auch schon bis zum Erbrechen thematisiert worden, mich wundert eher, wieso einigen der Neo-Atheismus im Angesicht der Schriften von Feuerbach, Marx, Nietzsche und Freud so revolutionär erscheint. Küng verweist auf diese vier großen Atheisten und bemerkt, der Neo-Atheismus brächte nichts Neues, Sloterdijk handelt die Bewegung kurz und knapp im Vorwort von Du musst dein Leben ändern als „zwei der oberflächlichsten Pamphlete der jüngeren Geistesgeschichte … gezeichnet: Christopher Hitchens und Richard Dawkins“ ab.
Die neue Frage scheint mir eher zu sein, ob es denn nun gelungen ist, Kriterien zu finden, die aus der Vernunft selbst heraus den Unterschied zwischen einem gelungenen und misslungenen Leben aufzeichnen.
Wenn alles geht, dann geht eben alles, wozu sich beschränken? Vor allem, wer sollte sich beschränken (und wieso gerade ich?) und wo, in welchem Bereich?
Religiöse Dogmen und Gebote sind in meinen Augen eine Mischung aus magisch-mythischen Gebrauchsanweisungen, die vermutlich nur im Kontext der Zeit zu verstehen sind – schon Pythagoras warnte davor Bohnen zu essen – vermitteln aber zumeist auch moralische Grundlagen, die quer durch alle Religionen sehr ähnlich zu sein scheinen und die immerhin noch die Luthersche Wende und die Aufklärung weitgehend unbeschadet überstanden haben, die Postmoderne hat dann ganze Arbeit geleistet und jeden Wert radikal infrage gestellt, nicht ohne Selbstwidersprüchen aufzusitzen, aber das wurde dann schon nicht mehr gehört.

Heute bejammern immer breitere Schichten den Werteverlust, bei den Managern, bei den integrationsunwilligen Ausländern, immer natürlich bei der Jugend von heute, doch um welche Werte es denn geht, die man nicht verlieren möchte, das scheint nicht immer leicht formulierbar zu sein.

Jenseits von Gut und Böse einen wissenschaftlich-atheistischen Funktionalismus als Basis unseres Zusammenlebens auszurufen, scheint mir noch mal eine Reduzierung, eines Projekts darzustellen, an dem schön größere Geister als MSS, die auf die Kraft der Vernunft setzten wohl letzten Endes gescheitert sind.


4. Ja, wir kommen da pragmatisch ganz gut mit klar und im Alltag und in der Forschung stützen sie einander in der Tat, aber sie alle leben von den logischen Prämissen, die sie selbst unterstellen und von der klassischen Logik.
Und schon die muss man nicht unterstellen, es gibt keine naturgegebene Logik.


Zu 4.:
Wahrscheinlich sind es nicht nur logische, sondern psycho-logische Prämissen ...

Ja, das logische System, was wir ersonnen haben, passt recht gut zu unseren Alltagserfahrungen und psychologisches Grundempfinden und logischer Bezugsrahmen beißen sich da nicht sonderlich und geben uns eine praktische Stabilität, die wird dringend brauchen.
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Hm. Also, auch wenn ich erstmal länger darüber nachdenken muß/will, liest sich das alles SEHR plausibel und argumentativ wasserdicht.

Ich würde irgendwie ZU gerne mal mit Dir die diversen Star-Trek-Folgen diskutieren... denn auch hierzu gibt es eine Folge mit total gutem Ansatz ("Das zweite Leben")....
Hallo Pirogge,

ich habe letzte Nacht wach gelegen und an nichts anderes gedacht...;)

Nee, ernsthaft: können wir bitte jetzt klären, wie Datenmangel und Notwendigkeit der Objektivierung der Daten (zum Beweisen des D) zusammen passen?

Da es schon prinzipiell nicht möglich ist, die rein objektiven Daten zu sammeln, spricht das doch nicht gegen den D. .

Könnte man z.B. für jeden einzelnen Punkt in der Athmosphäre der Erde die Daten bestimmen, wäre eine Wettervorhersage absolut genau möglich. Scheitert aber daran, daß nicht in jedem Kubikzentimeter Luft ein Meßgerät hängt.

Genau dieses Prinzip gilt auch für alle anderen objekliven Daten, für die subjektiven kommt nochmal das Problem hinzu, was Dein Gedankenexperiment sehr schön beschreibt...
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Hallo MissVerstehen.

ich habe letzte Nacht wach gelegen und an nichts anderes gedacht...;)

Nee, ernsthaft: können wir bitte jetzt klären, wie Datenmangel und Notwendigkeit der Objektivierung der Daten (zum Beweisen des D) zusammen passen?

Da es schon prinzipiell nicht möglich ist, die rein objektiven Daten zu sammeln, spricht das doch nicht gegen den D. .

Könnte man z.B. für jeden einzelnen Punkt in der Athmosphäre der Erde die Daten bestimmen, wäre eine Wettervorhersage absolut genau möglich. Scheitert aber daran, daß nicht in jedem Kubikzentimeter Luft ein Meßgerät hängt.

Da wäre doch wohl das, das passende Gegenargument:

4. Berechnungsgrenzen (1960er)
Auch die Phänomene der Chaosforschung stellen den Dämon vor eine unlösbare Aufgabe. Letztlich gilt, dass die Anzahl der für so eine Berechnung benötigten Werte exponentiell anwächst. Deshalb würde der Dämon für Vorhersagen eine sehr lange Zeit benötigen. Letztlich so lange, dass er für eine Berechnung des Zustandes des Universums üblicherweise mindestens so lange benötigt, wie das Universum benötigt, um den Zustand einzunehmen. Seine Vorhersage, als eine vom System entkoppelte Aussage, käme also zu spät. Und ein vorausplanendes Handeln wäre erst recht unmöglich, da dazu ja verschiedene Zukunftsberechnungen verglichen werden müssten.
Hinzu kommt, dass der Dämon mit seiner sicher aufwändigen Berechnung, beispielsweise mit dem physikalischen Hin- und Herschieben von Elektronen in seinem Gehirn oder Computer, seinerseits das Universum verändert. Er müsste sich also gleichzeitig selbst mitberechnen. So eine Berechnung könnte also nur einem Beobachter zweiter Ordnung (Systemtheorie) gelingen, der nicht Teil des von ihm betrachteten Systems ist. Wenn er aber nicht Teil des Systems ist, hat er keine Einflussmöglichkeit auf das System, er hätte also nichts von seinem Wissen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Laplacescher_Dämon

Dann ist es ja noch so, dass man eben nicht weiß, was eintritt, es gibt überall minimale Veränderungen, an den Rändern der Systeme, die aber die dynamische Struktur des Systems insgesamt nicht umwerfen muss.
Die alte Idee, es gäbe ein starres Wissen über die Gesamtzustände kann man wohl eher vergessen und ist metaphysischer als Naturalisten lieb sein kann.


Genau dieses Prinzip gilt auch für alle anderen objekliven Daten, für die subjektiven kommt nochmal das Problem hinzu, was Dein Gedankenexperiment sehr schön beschreibt...

Es gibt eben keine wirklich objektiven Daten.
Jeder hat so seine Sicht auf die Welt, man muss ach das nicht überstrapzieren, so als würden wir alle in vollkommen anderen Welten leben, aber ein großer Teil dessen, was wir objektiv nennen, ist intersubjektive Einigung.
Darüber ist auch schon viel (Eleganter) Unsinn gesagt und geschrieben worden, man kann sich die Welt auch nicht einfach nur so zurechtdenken, aber es ist eben auch nicht so, dass wir als passive Beobachter einer objektiven Welt da draußen gegenüberstehen, die in unserem Gehirn 1 zu1 abgebildet wird. Das ist naiver Realismus.
Diese Probleme mögen in den harten Naturwisenschaften noch am wenigsten verbreitet sein (aber man findet sie auch da) in allem was mit uns Menschen zu tun hat, ist es nicht die Unexaktheit, sondern die Komplexität, die das verunmöglicht, auch wenn Objektivierungstfetischisten meinen, wenn man alles in die Sprache der Physik übersetzen würde, wäre es nur eine Frage von Zeit und Rechenleistung.

Wir können mit dem Konzept einer uns alle verbindenden objektiven Welt im Alltag gut umgehen, sollten uns aber hüten, es zu sehr zu idealisieren.
Das ist meine Meinung dazu.
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Schön, aber was ist Deine Begründung.
Das ist mögchlich, aber einfach über den Daumen gepeilt und hochgerechnet.
Bei der Unschärferelation handelt es sich nach Angaben der Physiker aber ebenfalls um eine prinzipielles Problem, denn der Messvorgang verändert die Position des zu bestimmenden Elektrons.
D.h. ., gelingt es den Ort zu bestimmen, war es der Messende, der diese Positionierung hervorgerufen hat und er weißt nichts über die Position die das Elektron eigentlich gehabt hätte.
Auch da wird man mit einiger Wahrscheinlichkeit in 50 Jahren anders drüber sprechen. Insofern kann man immer nur von "vorläufig" sprechen.

Ja. Unsere Ursache-Wirkungs-Zuschreibung ist höchst fragwürdig. Sie klappt prima auf der Alltagsebene, weshalb dieses Spiel auch weiter gespielt werden wird. Auf der Quanteneben funktioniert es halt nicht mehr, der Zeitpfeil (Bedingung damit die Wirkung von einer Ursache determiniert werden kann) kehrt sich um. Nun kann man sagen: Nu sei mal nicht so, aber wenn man physikalischen Determinismus will (und biologischer D. ist physikalischer D.) dann kann man die physikalischen Grundbausteine nicht ausblenden.
Da haste Recht.
Allerdings ist die Quantenphysik eine relativ neue Wissenschaft, und ich nehme da keine in Stein gemeißelten Erkenntnisse an. "Vorläufig" ist es so, wie Du es beschreibst.

Die bedeutsamere Geschichte scheint mir aber die zu sein, dass Welt, so wie wir sie erleben, nicht objektiv so vorhanden ist, wie wir sie erleben, sondern zu einem Teil, von dem wir überhaupt nicht wissen wie groß er ist, von uns konstruiert ist. Schon reine Sinneswahrnehmungen bilden schon nicht ab, was ist, sondern erzeugen zu einem hohen Maße ein e Wahrnehmung, die Fledermäuse, Schlangen oder Bienen so überhaupt nicht haben.
Zu dieser grundlegenden Konstruktion kommt noch die Interpretation der Daten dazu, man streitet sich ja nie über das, was man objektive Fakten nennt, aber intensiv darüber, wie sie zu interpretieren sind.
Das verändert die Perspektive erheblich.
Ja, das stimmt auch.
Aber wenn man sich über Warum- und Wie-Fragen unterhält, muß man sich schon drüber einig sein, worüber man eigentlich spricht. Das ist ja oft so, daß man nicht präzise klärt, was man eigentlich sagen will, und DARUM Verwirrung stiftet. Da kann aber das U-W-Prinzip nix für...;)

Wieso das denn? Wenn mich jemand lenkt, ist genau das die Ursache meines Verhaltens. Ob mich ein Marsmännchen oder , ein gutes Kilo Nervenzellen fernsteuert, wo ist der Unterschied?
Der Unterschied ist, daß bewußtes Lenken ja eine Kraft, ein Bewußtsein voraussetzt. Determinismus sagt einfach: es kommt, wie es aufgrund der Umstände kommen muß. Ohne "jemanden", der lenkt.
Verstehst du den Unterschied? Der ist ziemlich wichtig, sonst kommen wir immer wieder mit Schicksal und Gott und so durcheinander.

Wie kommen dann Absichten in die Welt?
Durch (vermeintliche) Macht, etwas zu bewegen.
Naja, und für Gläubige halt durch den Wunsch...

Das ist ja bereits das nächste Problem.
Die Sprache der Physik kennt Ansichten, Phantasie, Träume, Gründe überhaupt nicht, in ihrer Sprache kommt all das nicht vor.
Es gelingt ihr nicht Leben und Bewusstsein zu definieren.
Muß sie auch nicht, da es immer eine Sache unserer Intepretation sein wird.
Schwierig wird es an der Stelle, wo wir unsere Gedanken auch als Daten und Fakten in das D-Gebäude einbringen wollen... und da steht die Frage: müssen wir das? Also: um eine Hypothese zu stützen, die wir sowieso nie beweisen können?
Oder reicht es aus, auf Grundlage dessen zu argumentieren, was wir erleben?

Ich glaube ich habe eine ganze Reihe Gegenargumente gebracht, auch prinzipielle.
Bisher scheiterten sich, soweit ich das erkenne, daran, dass sie bei Dir nicht ankommen, dass Du sie (noch) nicht verstehst. Ich glaube aber, dass Du in der Lage bist sie zu verstehen.
Wenn Du dann anderer Meinung bist, würde es mich freuen, wenn Du widersprichst, aber Du musst den Clou der Gegenargumente, die überwiegend anerkannt und gewichtig und ja nicht von mir erfunden sind, bis auf das Gedankenexperiment schon kapieren.
Ich muß mich mal beschweren, daß ich immernoch kein einziges Gegenbeispiel habe, was überzeugend dem D widerspricht.
Ich sehe Deine Einwände, vor allem die prinzipielle Unwiderlegbarkeit/Beweisbarkeit des D, denke aber, daß es doch irgendwie auch adners gehen muß...?

Mich irritiert ein wenig, daß du Gevatter Zufall so wenig bemühst (in anderen Diskussionen hab ich mich daran zerrieben). Nun ist Zufall ja so ziemlich das Gegenteil von D., aber auch hier konnte ich bisher kein schlagendes Beispiel dafür finden...

Es scheitert bislang daran, dass Du die Idee der Falsifikation nicht verstehst und empirische, praktische und logische Argumentation vermischst und innerhalb des Ritts das Pferd wechselst.
Wenn ich mich irre, sag‘ mir wo und begründe mir worin mein Irrtum liegt.
Ich such mal die Stelle, an der Du mir dann bestimmt erklärst, wieso und wie man das Gesetz des freien Falls falsifizieren kann/sollte... das erscheint mir nicht schlüssig, etwas falsifizieren zu müssen, was in keinem Experiment so falsifiziert werden KANN.

Na gut, aber wenn man nach der Einführung eines allumfassenden Determinismus, wahlweise beides weiterdenken kann, ohne, dass sich was ändert, dann überzeugt mich das nicht.
Ich sage, das wollte ich schreiben, Du sagst, ich musste es und wir können abstimmen lassen oder eine Münze werfen, es ändert nichts.
Und "weil sich für Dich nichts ändern würde", ist der D für Dich nicht überzeugend?

Dann nimm die Globuli, die brauchen kein Bewusstsein.
Erklär‘ mir bitte, warum du glaubst, dass an der Homöopathie nichts dran ist.
Warum genau lehnst Du sie ab? Wie oft hast Du sie probiert? Woher weißt Du, dass Du das richtige Mittel gewählt hast? Usw., was immer Du willst.
Normalerweise beruht jede wissenschaftliche Medizin auf dem U-W-Prinzip. Wir haben einen Umstand, ein Medikament, was mit seinem Wirkprinzip drauf paßt. Bei der H ist das anders. Es gibt kein Wirkprinzip des Medikaments, es ist auch nicht belegt, wie es wirkt, und auch nicht, DASS es wirkt. Die Zulassungsbestimmungen für Homöopathika sind ganz andere als für normale Arzneimittel - für H. muß nicht mal belegt werden, daß da irgendwas wirkt (Beschiß, oder?), wohingegen jedes gängige andere Arzneimittel penible, langwierige und teure Studien durchlaufen muß (ich habe ein klein bißchen Einblick in Arzneimittelzulassung).
H. wurde im 18. Jhd entwickelt, als es tatsächlich noch gesünder war, Zuckerkugeln zu schlucken, als einen Arzt aufzusuchen. Ein Umstand, der sich (hab ich mal irgendwo gelesen) erst im frühen 20. Jhd umdrehte.
H. heißt, auf die Selbstheilung zu vertrauen, nicht auf das Mittel, und ist demnach Glaube und keine Medizin.
Wie oft ich sie probiert habe usw, ist eigentlich unwichtig. Ich hab zwar ziemlich überzeugende Erlebnisse damit hinter mir, auch mit meinen Kindern, aber nicht so, wie es sich Hahnemann wünschen würde...;)

Als Homöopath würde ich übrigens antworten: Was juckt es mich, wie der Kram funktioniert, wie sind eben NOCH nicht so weit, den Mechanismus zu durchschauen, wichtig ist doch, dass es wirkt.
Was würdest Du entgegnen.
Daß es dann reine Psychologie ist und man das redlicherweise auch so sagen sollte. Zu sagen, daß Zuckerkugeln wirken, die zum Großteil nicht den Hauch eines Wirkstoffes enthalten, ist schlichter Betrug.

Okay, erklär mir doch bitte, wie der Determinismus funktioniert.
Erklär mir doch mal den Ursache-Wirkungs-Modus genau. Das ist weitaus komplexer, als man zunächst denkt.
Hatten wir schon. Ich finde den nicht komplex. Wieso denkst du das? Was ist so komplex, wenn man davon ausgeht, daß ein Konglomerat an Umständen x genau eine Folge y nach sich zieht, und das unter genau denselben Umständen immer wieder genau so?

Erinnert mich an Dich. ;) (Meine ich weniger böse, als es vielleicht klingt.)
Der Determinismus den Du hier formuliert, ist theoretisch zu nichts zu gebrauchen und es folgt keine Praxis aus ihm.
Da sind die Homöopathen Dir immerhin voraus.
Theoretisch sehe ich den Problempunkt des "nicht zu gebrauchens" nicht (nur den des "nicht zu beweisens"), und praktisch - wie gesagt, er bewährt sich tausendfach im Alltag. Und der Homöopath ist in dieser Hinsicht ein Schwindler...;)

Homöopathen würden Dir ins Gesicht springen, wenn Du sie auf Glauben reduzieren möchtest.
Als Homöopath würde ich Dich fragen, was den Placebo-Effekt ausmacht und nach welchen Prinzipien er wirkt. Du wirst finden, dass er eine Mischung aus Konditionierung ist und der Erwartung die man an die Behandlung – den Ruf des Verfahrens, des Arztes usw. – hat.
Ja, auch.
Es ist zudem wohl so, daß 70% aller Krankheiten psychosomatisch verursacht sind und/oder eine psychosomatische Komponente haben. Wundert es da, daß die Psyche so oft eine Nebenrolle spielt, und somit auch Placebos sehr oft "wirken"?

Zudem geht es doch schon in der Praxis los: Du betrittst die Praxis eines Schulmediziners, sitzt lange im Warteraum, bist genervt und wirst nur 10min gehört und ausgefragt, wenn überhaupt. Beim Heilpraktiker wirst du herein gebeten, meist ohne Wartezeit, und wirst eine Stunde examiniert, man kümmert sich um Dich - das allein hat eine immense psychologische Wirkung, grad für Leute, die das brauchen.

Nach der Placeboforschung machen Homöopathen eher mehr falsche als richtig, dennoch schreibt man ihnen zu, einen starken Placeboeffekt auszulösen. Worauf beruht der?
Siehe oben, sie binden die Psyche des Patienten ganz stark ein.

Was also determiniert den Glauben der Pferde und Sittiche?
Deren Selbstheilungskräfte und die selektive Wahrnehmung seines Herrchens...;)
Hilft es - prima! Hilft es nicht - tja, dann war es das falsche Mittel, die falsche Zeit... aber nicht das Prinzip an sich.

Die Prämissen sind: Der Ursache-Wirkungs-Komplex gilt buchstäblich überall. Jeder Effekt ist ausschließlich determiniert. Wie, das wissen wir noch nicht, aber dass es so ist, ist sicher.
Warum noch mal?
:nein:
Naja, so ausschließlich sitmmt das ja nicht. Wir wissen für sehr sehr viele Ereignisse und Zustände, "wie".
Und Du hast mir bis auf die Quantenphysik auch keinen gesagt, wo das nicht gilt, oder wo wir annehmen sollten, daß er nicht gilt, und warum er nicht gelten sollte.

Weil wir überall in der Welt das Wirken des D. sehen?
Ein Moslem sieht überall das Wirken Allahs. (Er weiß, dass es sicher so ist und er weiß, dass wir ihn nicht verstehen, denn niemand ist vollkommen, außer Allah. Allah hu akbar.)
Wo ist jetzt der fundamentale Unterschied?
Die Nachprüfbarkeit.
U-W kannst du unabhängig von jedem Glaubenssystem immer wieder nachprüfen.
Warum steht gleich hier mein Antwortbeitrag an Pirogge? Weil ich ihn grad geschrieben habe. Braucht keinen Glauben, oder?

Das macht den Glauben nicht geringer, sondern fundamentaler.
Homöopathen müssen sich noch rechtfertigen, Deterministen nicht.
Weil Homöpthaten der selektiven Wahrnehmung unterliegen und drauf angewiesen sind, Deterministen nicht.

Es liegt an der Konstruktion von MSS Glaubensgebaüde, dass ich Dir niemals ein konkretes Gegenbeispiel werde liefern können. Das nennt man Immunisierung gegen Kritik:
http://de.wikipedia.org/wiki/Immunisierungsstrategie
Ohhh nein. Es gibt täglich hunderttausende von Beispielen, wo uns der D quasi täglich anspringt, und Du hast - abgesehen mal von der Quantenphysik - kein einziges, wo Du sagst, der D gilt NICHT?
Das is nich fair...:(
;)

Ich nehme es mal etwas praxisrelevanter.
Hast du Kinder? Wenn ja, wie antwoirtest Du auf ihre WIE/WARUM-Fragen? Doch schon mit "weil das soundso ist, folgt daraus diesunddas.", oder?
Du setzt in Dein Kind das Vertrauen, daß es sich die Welt erklären kann - und wie funktioniert das? Richtug, über U-W..
Was passiert, wenn eine Frage nicht zu beantworten ist? Sagst du dann : "ja, das ist wohl Zufall" oder geht nicht oder so? Oder sagst du "ich weiß es nicht, man weiß es noch nicht..."?

Das mit dem Wunsch nach der Vaterfigur ist psychologisch gesehen überhöht, aber es gibt den Wunsch danach, die Kontrolle über sein Leben zu behalten. Man möchte festen Boden unter den Füßen und keinen wackligen. Und das passiert eben, wenn man Dinge versteht, nachvollzieht, etliche U-W-Ketten lernt.

Und wie argumentiert MSS? Der Determinismus ist so erschütternd und neu, dass die meisten Menschen ihn unbewusst ablehnen.
Nö, nur der Teil, der den freien Willen negiert. Der Rest ist eben zu alltagsrelevant, um angezweifelt zu werden.

Nein, klären, wie man vorgehen will. Will man sich auf dem Boden eines wissenschaftlichen Weltbildes bewegen, muss man sie Spielregeln der Wissenschaft akzeptieren. Und da spielt die Falsikifation schon eine größere Rolle.
Richtig, aber eben auch zutiefst das U-W-Prinzip.
Ich hab heute in der Apotheke eine Packung Schmerztabletten gekauft. Ich bin - auch weil ich einen kleinen Einblick in die Arzneimittelzulassung habe - ganz sicher, daß jedes dieser Medikamente ganz streng nach dem U-W-Prinzip entwickelt wurde: welche Gegebenheiten, was passiert, wenn ich xy gebe, wie verhält es sich mit verschiedenen Dosen dessen usw.
Unser Leben ist prall von U-W. und ich versteh grad wirklich nicht, was Du dagegen hast.

WIE funktioniert die Welt denn sonst? Werd doch mal bitte konkret.

Aber eben auch nicht falsch. Es liegt im Wesen des Glaubens, dass seine fundamentalen Prämissen (Gott existiert; Informationen können durch Verschüttelung weitergegeben werden; all unser menschliches Verhalten ist durch frühkindlichen Missbrauch zu erklären; wir sind alle konditioniert; es gibt kein Ich, nur Hirnfunktionen; die Illuminati manipulieren uns bei allem was wir tun; es ist alles determiniert und vorherbestimmt; es ist alles determiniert, aber nicht vorherbestimmt; es ist alles Karma) nicht hinterfragt werden (können).
Reiner Glauben heißt: etwas als gegeben annehmen, ohne den kleinsten Beleg zu verlangen. Selektive Wahrnehmung in seine Beobachtung einziehen zu lassen.
Für den D brauchst Du letztere nicht. Du hast Belege en masse, und bisher gibt es bis auf einen winzigen Wissenschaftszweig keine Gegenbelege.

Unsere Strategie sollte sein, Kriterien zu finden, nach denen man die Zuschreibung von Ursachen überprüfen kann. Was ist ein gutes Argument und was ist Pillepalle? Was muss eine brauchbare Hypothese leisten und wo beginnt der Glaube?
Wenn Du so willst, beginnt der Glaube an der Stelle, wo ich sage: "der D trifft immer zu, weil ich kein einziges relevantes Gegenbeispiel finden kann."
Das ist wie: wenn ich einen Fuß vor den anderen setze, komme ich vorwärts. Bisher ist das immer so gewesen - also welchen Grund sollte ich haben, das abzulehnen? Sag´s mir!

Der wissenschaftliche Determinismus sagt aber nicht ideologisch, es hat so kommen müssen, sondern versucht gerade die Bedingungen zu verstehen, warum es so gekommen ist, um gerade diese Bedingungen zu verändern.
Wie will man denn bei der Fülle der U-W-s irgendwleche Verallgemeinerungen treffen?

Die Idee dahinter ist aber eben nicht, es hat alles so kommen müssen, sondern, es könnte durchaus auch anders gehen. Da ist dann ein sehr guter Schuss freier Wille und Selbstbestimmung drin. Es hat so kommen müssen, weil es so gekommen ist, ist einfach ein logischer Fehlschluss petitio principii genannt: http://de.wikipedia.org/wiki/Petitio_principii
Auf einem Fehlschluss eine Ideologie aufzubauen ist halt nicht sehr clever.

Das wäre dann ein nächster Grund.
Aber ist es nicht auch so, daß man in sehr sehr vielen Fällen die Reaktionen (den Willen, die Selbstbestimmung) voraussehen kann? Warum sollte das denn so sein, wenn nicht, weil es eben unter den vorhandenen Umständen immer wieder so passiert ist?

Ich glaube besser kann man die Folgenlosigkeit der dieses ausgeweiteten Determinismus nicht zusammenfassen.
Niemand muss sich dem unterordnen (wären wir determiniert, müsste es jeder), es ist nichts vorherbestimmt und darum ist man auch nichts verpflichtet. Und der größte Witz eines Buches das sich ethische Ansprüche auf die Fahnen geschrieben hat: es hat keinerlei moralische Implikationen.
Ob ich nun Determinist und ein Heiliger oder eine Nazi bin, es ändert nichts, denn unsere Verschaltungen legen uns fest. Wer’s glaubt wird selig.
Ich habe auch meine schwierigkeiten, aus dem D irgendwelche ethischen Ansprüche abzuleiten, das soll nur mal gesagt sein. Den Teil verstehe ich auch nicht.
Was ich aber wohl verstehe, ist, daß man die Ansprüche, die sich aus dem Konzept des freien willens ableiten lassen, recht häufig (nicht immer!) dadurch erklären lassen, daß es so hat kommen müssen, daß bestimmte Umstände schon fast gesetzmäßig zu bestimmten Handlungen führen.
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Wir können mit dem Konzept einer uns alle verbindenden objektiven Welt im Alltag gut umgehen, sollten uns aber hüten, es zu sehr zu idealisieren. Das ist meine Meinung dazu. Mit Zitat antworten

Dieser Satz illustriert sehr schön das, was ich die gewohnheitsmäßige Inkonsequenz eines Verstandes, der seine Grenzen nicht akzeptieren will, nenne.

Nach langen zähen Bemühungen ;) und spiralförmigen Bewegungen kommt der Verstand, die wortbildende Instanz eines Menschen, endlich zu dem Ergebnis, daß es soetwas wie Objektivität nicht gäbe und daß tatsächlich jedes Subjekt irgendwie im Gefäss seines persönlichen Denkens und Fühlens eingesperrt ist. Alles, was das Subjekt für wahr nimmt, ist immer subjektives Abbild und nicht ein objektives Sein. Heureka!

Im Moment dieser Erkenntnis sagt der Verstand dann auch: Das ist meine Meinung. Klar, denn jeder hat im Detail eine andere Meinung und eine eigene Perspektive. Logisch und trivial, denn jeder IST jemand anders. :)

Doch nun geschieht etwas Merkwürdiges: Sekunden vor oder Sekunden nach dem Moment der Erkenntnis von der eigenen Begrenztheit auf das Subjekt, tut mancher Verstand doch wieder so, als wüsste er vorläufig oder trotzdem von einer Objektivität, denn wäre der Verstand sich seiner Position weiterhin bewusst, dann würde er keine Wir können-, Wir sollten- oder Wir müssen- Aussagen treffen, denn selbstverständlich gibt es kein Wir, auf das solche Aussagen zuträfen, ausser, ein anderer hätte genau zu diesem Punkt explizit seine Zustimmung erklärt und ein Wir vereinbart. :nein:

Aus eigener Erfahrung kann ich mitteilen, daß es sich subjektiv gut leben lässt, ohne irgendwelche Objektivitäten anzunehmen. :)
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

.......

1. Allen Religionen sind mehr oder weniger irrationale Züge eigen.
Das ist ja nun auch schon bis zum Erbrechen thematisiert worden, mich wundert eher, wieso einigen der Neo-Atheismus im Angesicht der Schriften von Feuerbach, Marx, Nietzsche und Freud so revolutionär erscheint. Küng verweist auf diese vier großen Atheisten und bemerkt, der Neo-Atheismus brächte nichts Neues, Sloterdijk handelt die Bewegung kurz und knapp im Vorwort von Du musst dein Leben ändern als „zwei der oberflächlichsten Pamphlete der jüngeren Geistesgeschichte … gezeichnet: Christopher Hitchens und Richard Dawkins“ ab.
2. Die neue Frage scheint mir eher zu sein, ob es denn nun gelungen ist, Kriterien zu finden, die aus der Vernunft selbst heraus den Unterschied zwischen einem gelungenen und misslungenen Leben aufzeichnen.
3. Wenn alles geht, dann geht eben alles, wozu sich beschränken? Vor allem, wer sollte sich beschränken (und wieso gerade ich?) und wo, in welchem Bereich?
4. Religiöse Dogmen und Gebote sind in meinen Augen eine Mischung aus magisch-mythischen Gebrauchsanweisungen, die vermutlich nur im Kontext der Zeit zu verstehen sind –
5. schon Pythagoras warnte davor Bohnen zu essen – ...

6. Heute bejammern immer breitere Schichten den Werteverlust, bei den Managern, bei den integrationsunwilligen Ausländern, immer natürlich bei der Jugend von heute, doch um welche Werte es denn geht, die man nicht verlieren möchte, das scheint nicht immer leicht formulierbar zu sein.

7. Jenseits von Gut und Böse einen wissenschaftlich-atheistischen Funktionalismus als Basis unseres Zusammenlebens auszurufen, scheint mir noch mal eine Reduzierung, eines Projekts darzustellen, an dem schön größere Geister als MSS, die auf die Kraft der Vernunft setzten wohl letzten Endes gescheitert sind.




8. Ja, das logische System, was wir ersonnen haben, passt recht gut zu unseren Alltagserfahrungen und psychologisches Grundempfinden und logischer Bezugsrahmen beißen sich da nicht sonderlich und geben uns eine praktische Stabilität, die wird dringend brauchen.

Zu 1.:
Ja, aber auch Natur-Wissenschaften und Technik basieren wahrscheinlich auf irrationalen Fundamenten ...wie z.B. dem Berechnungs-, Kontroll- und Machbarkeits-Wahn...(siehe "Homo Faber", der immer noch FRISCH ist)....
Zu 2.:
Was ist schon "vernünftig" ???
Vielleicht die gelungene Integration von verstandesmäßiger Rationalität (Mathematik, Natur-Wissenschaften, Informatik usw.) und affektive Intuition...:dontknow:
In diesem Zusammenhang fällt mir eine längere philosophische Reflexion/Abhandlung von Carl Friedrich von WEIZSÄCKER ein, der sich unter der Überschrift "Die Vernunft der Affekte" einmal mit solchen Themen wie Interesse, Besitz, Herrschaft, Macht, Liebe, Einsicht, Werte, Aufklärung und Weltfriede und Selbstverwirklichung beschäftigt hatte...
Zu 3.:
Es geht eben nicht Alles, weshalb ich die Maxime des Wissenschaftstheoretikers Paul FEYERABEND: "Anything goes." modifizieren/korrigieren möchte: "Anything seems to go.".
Zu 4.:
Ja, diese Dogmen und Gebote sind zwar aus historischer Perspektive interessant, für die heutige Zeit aber kein brauchbares Fundament mehr für eine vernünftige, gerechte Welt-Ordnung ...
Wer allerdings irgendwie gläubig mit dem getauten Schnee von gestern oder vor-gestern identifiziert ist, wird natürlich an seinen Identifikationen festhalten wollen ... - schon aus Gründen der Aufrechterhaltung seiner psychischen Stabilität ...
Zu 5.:
Denn: "Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen...!":wc2:
Zu 6.:
Schöne Werte sind in der Geschichte der Menschheit in allen Kulturen/Traditionen schon genügend formuliert worden!
Die spannnende Frage für mich ist dabei:
Warum wurde/wird permanent dagegen verstoßen - oft vor allem von denen, die solche Werte am lautesten verkünd(ig)en ...???
Nicht verzagen, und die bi-gotten Werte-Verkünder fragen ...(z.B. den unfehlbar-dogmatischen Cäsaren-Papisten aus dem sinkenden Vati-kahn...:lachen:)
Zu 7.:
Mit der "Kraft der Vernunft" ist es so eine Sache ...
Ich setze lieber auf die U(h)RKRAFT des UNI-versums ...also auf - nichts ...:clown3:
Der blaue moebius
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Hallo MissVerstehen.

Knapp die habe Folge habe ich schon gesehen.

Auch da wird man mit einiger Wahrscheinlichkeit in 50 Jahren anders drüber sprechen. Insofern kann man immer nur von "vorläufig" sprechen.

Eher nicht, denn es handelt sich um prinzipielle Grenzen und die werden eher kurioser, statt leichter zu verstehen. Das wird Dir aber ein Physiker weit besser erklären können als ich, oder eben wiki.

Da haste Recht.
Allerdings ist die Quantenphysik eine relativ neue Wissenschaft, und ich nehme da keine in Stein gemeißelten Erkenntnisse an. "Vorläufig" ist es so, wie Du es beschreibst.

100 Jahre, die systematische Hirnforschung ist neuer.


Die bedeutsamere Geschichte scheint mir aber die zu sein, dass Welt, so wie wir sie erleben, nicht objektiv so vorhanden ist, wie wir sie erleben, sondern zu einem Teil, von dem wir überhaupt nicht wissen wie groß er ist, von uns konstruiert ist. Schon reine Sinneswahrnehmungen bilden schon nicht ab, was ist, sondern erzeugen zu einem hohen Maße ein e Wahrnehmung, die Fledermäuse, Schlangen oder Bienen so überhaupt nicht haben.
Zu dieser grundlegenden Konstruktion kommt noch die Interpretation der Daten dazu, man streitet sich ja nie über das, was man objektive Fakten nennt, aber intensiv darüber, wie sie zu interpretieren sind.
Das verändert die Perspektive erheblich.

Ja, das stimmt auch.
Aber wenn man sich über Warum- und Wie-Fragen unterhält, muß man sich schon drüber einig sein, worüber man eigentlich spricht. Das ist ja oft so, daß man nicht präzise klärt, was man eigentlich sagen will, und DARUM Verwirrung stiftet. Da kann aber das U-W-Prinzip nix für...

Das U-W-Prinzip ist ein Konstrukt. Klappt gut, innerhlab von Grenzen, ist aber schlicht nicht DAS Prinzip des Universums zu dem man es aufblasen will, man weiß einfach nicht, wie die Welt so ganz genau funktioniert.


Wieso das denn? Wenn mich jemand lenkt, ist genau das die Ursache meines Verhaltens. Ob mich ein Marsmännchen oder , ein gutes Kilo Nervenzellen fernsteuert, wo ist der Unterschied?

Der Unterschied ist, daß bewußtes Lenken ja eine Kraft, ein Bewußtsein voraussetzt. Determinismus sagt einfach: es kommt, wie es aufgrund der Umstände kommen muß. Ohne "jemanden", der lenkt.
Verstehst du den Unterschied? Der ist ziemlich wichtig, sonst kommen wir immer wieder mit Schicksal und Gott und so durcheinander.

Ja, das verstehe ich. Das führt aber zu einem merkwürdigen Dualismus.
Auf der Benutzeroberfläche erscheint dann ein wollendes Ich, das meint Gründen zu folgen, aber die Hardware funktioniert nach Naturgesetzen, die keine Begründungen kennen.
Wenn wir eigentlich nur Hardware in Aktion sind und unsere Gründe nur Illusion, wie kann man überhaupt Erkenntnisse gewinnen.
(Konsequenterweise leugnen Naturalisten dann die Existenz von Gründen und Argumenten, es gibt sie, aber irgendwie sind sie nicht wirklich wirklich.)

Das Problem ist hier, dass dieses Ich (das es nach Meinung einiger nicht gibt) qua seines Willens (den es auch nicht gibt) irgendwann mal beschlossen hat, sich in der Welt zu verorten und Fragen zu stellen und versucht, diese Fragen systematisch zu beantworten.
Über Jahrtausende, haben Menschen mit Eifer und Zähigkeit, unter Opfern dieses Projekt auf sich genommen, um u.a. die Hirnforschung zu schaffen, die uns dann erklärt, dass es die Quelle die ihr selbst zur Existenz verholfen hat, gar nicht gibt. Das muss mindestens genauer diskutiert werden.

Wie kommen dann Absichten in die Welt?

Durch (vermeintliche) Macht, etwas zu bewegen.
Naja, und für Gläubige halt durch den Wunsch...

Also durch Gravitation?

Das ist ja bereits das nächste Problem.
Die Sprache der Physik kennt Ansichten, Phantasie, Träume, Gründe überhaupt nicht, in ihrer Sprache kommt all das nicht vor.
Es gelingt ihr nicht Leben und Bewusstsein zu definieren.

Muß sie auch nicht, da es immer eine Sache unserer Intepretation sein wird.
Schwierig wird es an der Stelle, wo wir unsere Gedanken auch als Daten und Fakten in das D-Gebäude einbringen wollen... und da steht die Frage: müssen wir das? Also: um eine Hypothese zu stützen, die wir sowieso nie beweisen können?
Oder reicht es aus, auf Grundlage dessen zu argumentieren, was wir erleben?

Es gibt keinen anderen Raum für uns als den, den wir erleben.
Erzähl mir doch mal von dem Bereich der Welt, den Du noch nie erlebt hast.


Ich muß mich mal beschweren, daß ich immernoch kein einziges Gegenbeispiel habe, was überzeugend dem D widerspricht.
Ich sehe Deine Einwände, vor allem die prinzipielle Unwiderlegbarkeit/Beweisbarkeit des D, denke aber, daß es doch irgendwie auch adners gehen muß...?

Mich irritiert ein wenig, daß du Gevatter Zufall so wenig bemühst (in anderen Diskussionen hab ich mich daran zerrieben). Nun ist Zufall ja so ziemlich das Gegenteil von D., aber auch hier konnte ich bisher kein schlagendes Beispiel dafür finden...

Es bringt nichts den Zufall zu bemühen, weil das nur zu einem Tauziehen führt, die einen sagen Zufall, die andere sagen, determiniert. Mir geht es eher um die Qualität der Argumentationstruktur und die kritisiere ich.


Es scheitert bislang daran, dass Du die Idee der Falsifikation nicht verstehst und empirische, praktische und logische Argumentation vermischst und innerhalb des Ritts das Pferd wechselst.
Wenn ich mich irre, sag‘ mir wo und begründe mir worin mein Irrtum liegt.

Ich such mal die Stelle, an der Du mir dann bestimmt erklärst, wieso und wie man das Gesetz des freien Falls falsifizieren kann/sollte... das erscheint mir nicht schlüssig, etwas falsifizieren zu müssen, was in keinem Experiment so falsifiziert werden KANN.

Die Gravitation könnte auch falsch sein, wir haben bisher nur noch kein Phänomen derart gefunden.
Nur, die Gravitation kann man berechnen, auf der Grundlage hat man z.B. eine konkrete Prognose gemacht. Die (damals exotische) Idee war, dass Sternenlicht von großen Massen abgelenkt wird und das wurde bestätigt, als ein Stern, dessen Position man genau kannte, plötzlich an einer anderen Stelle zu stehen schien, weil der Merkur dicht an der Stelle vorbeizog. Das hätte auch in die Hose gehen können.
Aber pauschal zu sagen ein Determinismus wirkt immer, der irgendwie mehr ist als das jeweilige Einzelphänomen, ist nicht aufrecht zu erhalten. Es ist die Gravitation, die das Sternenlicht ablenkte und es ist der Hunger, der einen zum Kühlschrank treibt und es ist die Güte von Argumenten, die einen überzeugt, aber das sind verschiedene Phänomene, denen der Zusatz, dass dies alles ja der Determinismus sei um den es geht, nichts nützt. Man kann auch sagen, all das sei das Wirken Gottes.
Was wäre denn eine konkrete Prognose die aus dem Determinismsu folgt, die nicht Physik oder Biologie oder Philosophie ist?
Was dem D. bleibt ist, eine metaphysische Summe all dieser Phänomene zu sein, bis eben auf die, die zufällig sind, weil die Regeln zwar bekannt sind aber sie in der Komplexität unprognostierbar sind, oder eben auch nicht bekannt sind. Spontanse Photonen im Vakuum, radioaktiver Zerfall, Position eines Elektrons. Zu sagen man wisse es jetzt noch nicht stützt den D. ja nicht, es schwächt ihn eher.


Und "weil sich für Dich nichts ändern würde", ist der D für Dich nicht überzeugend?

Ich bin es doch der überzeugt werden soll, Du bist es doch bereits. ;)
Wenn mir jemand sagen würde, in drei Jahren ist bei Dir dies und das der Fall, womit ich nie rechnen würde und es tritt ein, würde ich sagen: Hut ab! Aber so …

Man prognostiziert Dir, dass alles was Dir geschehen wird dem Gesetz des Determinismus unterliegt, aber was geschehen wird, das kann man leider nicht sagen, weil es so ungeheuer komplex ist. Naja.

Dann nimm die Globuli, die brauchen kein Bewusstsein.
Erklär‘ mir bitte, warum du glaubst, dass an der Homöopathie nichts dran ist.
Warum genau lehnst Du sie ab? Wie oft hast Du sie probiert? Woher weißt Du, dass Du das richtige Mittel gewählt hast? Usw., was immer Du willst.

Normalerweise beruht jede wissenschaftliche Medizin auf dem U-W-Prinzip. Wir haben einen Umstand, ein Medikament, was mit seinem Wirkprinzip drauf paßt. Bei der H ist das anders. Es gibt kein Wirkprinzip des Medikaments, es ist auch nicht belegt, wie es wirkt, und auch nicht, DASS es wirkt. Die Zulassungsbestimmungen für Homöopathika sind ganz andere als für normale Arzneimittel - für H. muß nicht mal belegt werden, daß da irgendwas wirkt (Beschiß, oder?), wohingegen jedes gängige andere Arzneimittel penible, langwierige und teure Studien durchlaufen muß (ich habe ein klein bißchen Einblick in Arzneimittelzulassung).

Der Homöopath würde entgegnen, dass das was in Doppelblindstudien getestet wird nicht der Einzelfallbehandlung der Homöopathie entspricht.
Es ist ein wenig so, als wolle man in der Psychotherapie standardisieren, welches Wort nun genau bei einer Neurose geholfen hat. Das kann man für die ganze Therapie machen, oder bestimmte größere Segmente, aber schwer zu sehr reduziert auf die eine Intervention.
Deshalb hat in der Bewertung psychotherapeutischer Verfahren der Wind inzwischen deutlich gedreht, ich will das hier nicht ausführen.

Was die H. angeht, so kenne ich die Daten und die Diskussion ziemlich gut.
Ein elend langes Thema voller Kontroversen.
Es gibt eine m.E. begründete Kritik der Homöopathen (es gibt 240 Studien über Homöopathie) am tendenziösen Auswahlverfahren einiger Metastudien.
Die andere Seite ist die, dass auch die Metastudien (vor der Egger-Studie) die von den Homöopathen als pro Homöopathie zitiert werden, weniger pro sind, als es den Homöopathen gefällt und gefallen kann. Also habe ich mir die Mühe gemacht, auf den Seiten der homöopathiefreundliche Veronica Carstens Stiftung, einige Studienergebnisse anzuschauen und muss sagen, die Ergebnisse sind alles andere als überragend. Es wäre unfair das nicht einzugestehen. Doch es gibt auch hier wieder ein Trendwende:
http://homeopathyresource.wordpress...s-great-promise-in-treatment-of-brain-cancer/

http://www.suite101.com/content/homeopathy-and-breast-cancer-a209984

Man wird es weiter beobachten müssen.

H. wurde im 18. Jhd entwickelt, als es tatsächlich noch gesünder war, Zuckerkugeln zu schlucken, als einen Arzt aufzusuchen. Ein Umstand, der sich (hab ich mal irgendwo gelesen) erst im frühen 20. Jhd umdrehte.
H. heißt, auf die Selbstheilung zu vertrauen, nicht auf das Mittel, und ist demnach Glaube und keine Medizin.

Ja, so wird es gerne dargestellt.

Wie oft ich sie probiert habe usw, ist eigentlich unwichtig. Ich hab zwar ziemlich überzeugende Erlebnisse damit hinter mir, auch mit meinen Kindern, aber nicht so, wie es sich Hahnemann wünschen würde...

Das heißt, sie hat nicht funktioniert?

Als Homöopath würde ich übrigens antworten: ...
Was würdest Du entgegnen.

Daß es dann reine Psychologie ist und man das redlicherweise auch so sagen sollte. Zu sagen, daß Zuckerkugeln wirken, die zum Großteil nicht den Hauch eines Wirkstoffes enthalten, ist schlichter Betrug.

Das ist nun kein sonderlich kluges Argument gegen die H. , auch wenn es alle 20 Jahre wiederholt wird. Das Argument war übrigens Deines, im Bezug auf den Determinismus. ;)

Hatten wir schon. Ich finde den nicht komplex. Wieso denkst du das? Was ist so komplex, wenn man davon ausgeht, daß ein Konglomerat an Umständen x genau eine Folge y nach sich zieht, und das unter genau denselben Umständen immer wieder genau so?

Weil es dieselben Umstände schon unter Laborbedingungen nicht gibt.
Es gibt keine zwei identischen Situationen.


Zitat:
Erinnert mich an Dich. (Meine ich weniger böse, als es vielleicht klingt.)
Der Determinismus den Du hier formuliert, ist theoretisch zu nichts zu gebrauchen und es folgt keine Praxis aus ihm.
Da sind die Homöopathen Dir immerhin voraus.

Theoretisch sehe ich den Problempunkt des "nicht zu gebrauchens" nicht (nur den des "nicht zu beweisens"), und praktisch - wie gesagt, er bewährt sich tausendfach im Alltag. Und der Homöopath ist in dieser Hinsicht ein Schwindler...;)[/quote]

Was bewährt sich denn im Alltag? Der Determinismus oder die Physik, die Automechanik, die Medizin, der Sparkassenautomat? Es gibt nichts, was man dem Determinismus in dieser breiten Form in die Schuhe schieben könnte.

Homöopathen würden Dir ins Gesicht springen, wenn Du sie auf Glauben reduzieren möchtest.
Als Homöopath würde ich Dich fragen, was den Placebo-Effekt ausmacht und nach welchen Prinzipien er wirkt. Du wirst finden, dass er eine Mischung aus Konditionierung ist und der Erwartung die man an die Behandlung – den Ruf des Verfahrens, des Arztes usw. – hat.

Ja, auch.
Es ist zudem wohl so, daß 70% aller Krankheiten psychosomatisch verursacht sind und/oder eine psychosomatische Komponente haben. Wundert es da, daß die Psyche so oft eine Nebenrolle spielt, und somit auch Placebos sehr oft "wirken"?

Nein, aber Psychosomatik ist nicht Placeboeffekt.
Warum wirkt der Placeboeffekt denn nicht beim normalen Arzt, der doch eigentlich in folgender win-win Situation ist: Er hat a) gut funktionierende und geteste Mittel in seinem Arsenal und b) profitiert selbstverständlich auch er von Placeboeffekt.
Der arme Homöopath hat nur seinen Placeboeffekt in der Tasche.

Zudem geht es doch schon in der Praxis los: Du betrittst die Praxis eines Schulmediziners, sitzt lange im Warteraum, bist genervt und wirst nur 10min gehört und ausgefragt, wenn überhaupt. Beim Heilpraktiker wirst du herein gebeten, meist ohne Wartezeit, und wirst eine Stunde examiniert, man kümmert sich um Dich - das allein hat eine immense psychologische Wirkung, grad für Leute, die das brauchen.

Es gibt auch homöopathische Ärzte, auch welche bei denen man lange im Wartezimmer sitzt und die intensive Zeitaufwendung findet nur bei der Erstanamnese statt.

Nach der Placeboforschung machen Homöopathen eher mehr falsche als richtig, dennoch schreibt man ihnen zu, einen starken Placeboeffekt auszulösen. Worauf beruht der?

Siehe oben, sie binden die Psyche des Patienten ganz stark ein.

Wie denn?

Was also determiniert den Glauben der Pferde und Sittiche?

Deren Selbstheilungskräfte und die selektive Wahrnehmung seines Herrchens...
Hilft es - prima! Hilft es nicht - tja, dann war es das falsche Mittel, die falsche Zeit... aber nicht das Prinzip an sich.

Ist es nicht in der Alltagsmedizin ebenso? Wo kommt denn das Heer der chronisch kranken Patienten her, die dennoch ihrem Arzt attestieren, er sei ein guter Arzt?



Die Prämissen sind: Der Ursache-Wirkungs-Komplex gilt buchstäblich überall. Jeder Effekt ist ausschließlich determiniert. Wie, das wissen wir noch nicht, aber dass es so ist, ist sicher.
Warum noch mal?

Naja, so ausschließlich sitmmt das ja nicht. Wir wissen für sehr sehr viele Ereignisse und Zustände, "wie".

Genau, manche sind ziemlich monokausal, viele statistisch. Und wenn wir es wissen, haben sie Namen, die die Wirkungsweise erklären. Wir wissen, warum Antibiotika wirken, aber das sind dann eben Antibiotika.
Wenn die Psychosomatik an 70% der Krankheiten ursächlich Anteil hat, warum stecken wir nicht sehr viel mehr Aufwand in die Erforschung derselben?
Und wenn eine Ursache der Glaube ist, warum torpedieren wir ihn dann und betonen immer wieder der sei ja nicht wirklich wahr? Müssten wir nicht, der Gesundheit zuliebe raten, einen gesunden Glaube zu reetablieren, vielleicht einer, der sich mit der Wissenschaft verträgt?


Und Du hast mir bis auf die Quantenphysik auch keinen gesagt, wo das nicht gilt, oder wo wir annehmen sollten, daß er nicht gilt, und warum er nicht gelten sollte.

Nun ja, was ist denn nicht aus Quanten? Was also ist in einem letzten Sinne dieser naturalistischen Strategie keine Quantenphysik?

Weil wir überall in der Welt das Wirken des D. sehen?
Ein Moslem sieht überall das Wirken Allahs. (Er weiß, dass es sicher so ist und er weiß, dass wir ihn nicht verstehen, denn niemand ist vollkommen, außer Allah. Allah hu akbar.)
Wo ist jetzt der fundamentale Unterschied?

Die Nachprüfbarkeit.

Welche Studie hat denn einen umfassenden Determinismus bewiesen?

U-W kannst du unabhängig von jedem Glaubenssystem immer wieder nachprüfen.
Warum steht gleich hier mein Antwortbeitrag an Pirogge? Weil ich ihn grad geschrieben habe. Braucht keinen Glauben, oder?

Nur Deinen freien Willen, aber den gibt es ja bekanntlich nicht.
Oder hast Du Deinen Fingern nur beider Arbeit zugeschaut?
Oder sind Deine Bewegungen allesamt nur konditionierte Bewegungen, bar jeder Intention?

Das macht den Glauben nicht geringer, sondern fundamentaler.
Homöopathen müssen sich noch rechtfertigen, Deterministen nicht.

Weil Homöpthaten der selektiven Wahrnehmung unterliegen und drauf angewiesen sind, Deterministen nicht.

Dann müsste ja jeder der zum H. geht ein bisschen deppert sein.
Studien haben aber ergeben, dass die Patienten von Homöopathen das eher nicht sind.
Sie müssten dann allesamt intelligente Fanatiker sein, das wäre natürlich möglich.

Es liegt an der Konstruktion von MSS Glaubensgebaüde, dass ich Dir niemals ein konkretes Gegenbeispiel werde liefern können. Das nennt man Immunisierung gegen Kritik:
http://de.wikipedia.org/wiki/Immunisierungsstrategie


Ohhh nein. Es gibt täglich hunderttausende von Beispielen, wo uns der D quasi täglich anspringt, und Du hast - abgesehen mal von der Quantenphysik - kein einziges, wo Du sagst, der D gilt NICHT?
Das is nich fair...:(
;)

Was uns da anspringt muss nicht Kausalität sein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kausalität#Indetermination.2C_Bifurkation_und_Willensfreiheit

Wie gesagt, das ist ein gutes alltagstaugliches Modell, aber diese umfassende Ausweitung, die dann auch noch eingestandene Ausnahmen hat, macht es eben nicht mehr so umfassend.

Ich nehme es mal etwas praxisrelevanter.
Hast du Kinder? Wenn ja, wie antwoirtest Du auf ihre WIE/WARUM-Fragen? Doch schon mit "weil das soundso ist, folgt daraus diesunddas.", oder?
Du setzt in Dein Kind das Vertrauen, daß es sich die Welt erklären kann - und wie funktioniert das? Richtug, über U-W..
Was passiert, wenn eine Frage nicht zu beantworten ist? Sagst du dann : "ja, das ist wohl Zufall" oder geht nicht oder so? Oder sagst du "ich weiß es nicht, man weiß es noch nicht..."?

Dressieren wir nicht damit unsere Kinder? Warum ist der Himmel blau? Wenn man dann mit Lichtbrechung ankommt, ist es wirklich das, was das Kind wissen wollte?

Das mit dem Wunsch nach der Vaterfigur ist psychologisch gesehen überhöht, aber es gibt den Wunsch danach, die Kontrolle über sein Leben zu behalten. Man möchte festen Boden unter den Füßen und keinen wackligen. Und das passiert eben, wenn man Dinge versteht, nachvollzieht, etliche U-W-Ketten lernt.

Es ging mir nicht um eine Deutung, sondern, wie Du der entgehen würdest.

Und wie argumentiert MSS? Der Determinismus ist so erschütternd und neu, dass die meisten Menschen ihn unbewusst ablehnen.

Nö, nur der Teil, der den freien Willen negiert. Der Rest ist eben zu alltagsrelevant, um angezweifelt zu werden.

Also, ich glaube schon an Muster, die sich gebildet haben und die stabil sind, aber ich sehe keinen Zwang denken zu müssen, dass diese Muster sich so haben bilden müssen. Stabile Phänomene mögen ihre Ursachen haben und gewisse Ereignisse wahrscheinlicher machen, aber es gibt Abweichungen, immer wieder.
Und Wechselwirkungen bei denen wir nicht wissen, wie sie zu hierarchisieren sind und warum sich diese Muster dann auch wieder ändern.




Richtig, aber eben auch zutiefst das U-W-Prinzip.
Ich hab heute in der Apotheke eine Packung Schmerztabletten gekauft. Ich bin - auch weil ich einen kleinen Einblick in die Arzneimittelzulassung habe - ganz sicher, daß jedes dieser Medikamente ganz streng nach dem U-W-Prinzip entwickelt wurde: welche Gegebenheiten, was passiert, wenn ich xy gebe, wie verhält es sich mit verschiedenen Dosen dessen usw.
Unser Leben ist prall von U-W. und ich versteh grad wirklich nicht, was Du dagegen hast.

WIE funktioniert die Welt denn sonst? Werd doch mal bitte konkret.

Keine Ahnung, woher soll ich wissen, wie die Welt funktioniert?

Reiner Glauben heißt: etwas als gegeben annehmen, ohne den kleinsten Beleg zu verlangen. Selektive Wahrnehmung in seine Beobachtung einziehen zu lassen.
Für den D brauchst Du letztere nicht. Du hast Belege en masse, und bisher gibt es bis auf einen winzigen Wissenschaftszweig keine Gegenbelege.

Nicht einen winzigen, die grundlegendsten, wenn man schon eine naturalistische Strategie fährt.
Das ist kein kleiner Schönheitsfehler, das ist eher ein Erdrutsch.
Du übergehst zudem die anderen Argumente, die dagegen sprechen, dass ein Ereignis zu berechnen länger dauern würde, als das Eintreffen des Ereignisses. Was, wenn um Berechnungsprozess sich kleine Variablen ändern? Sofort tritt ein völlig anderes Ereignis ein.
Und mal ne blöde Frage: Woher weißt Du sicher, dass es keinen Zufall gibt?

Unsere Strategie sollte sein, Kriterien zu finden, nach denen man die Zuschreibung von Ursachen überprüfen kann. Was ist ein gutes Argument und was ist Pillepalle? Was muss eine brauchbare Hypothese leisten und wo beginnt der Glaube?

Wenn Du so willst, beginnt der Glaube an der Stelle, wo ich sage: "der D trifft immer zu, weil ich kein einziges relevantes Gegenbeispiel finden kann."

Nein, er beginnt dort, wo Du nicht sagen kannst, was passieren muss, damit der Determinismus nicht gilt.

Das ist wie: wenn ich einen Fuß vor den anderen setze, komme ich vorwärts. Bisher ist das immer so gewesen - also welchen Grund sollte ich haben, das abzulehnen? Sag´s mir!

Das ist vergleichsweise einfach. Hume, Popper, Albert und andere haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die Tatsache, dass etwas bisher immer so war, kein zwingender Beweis dafür ist, dass es immer so sein wird.
An jedem Tag Deines Lebens ist bisher die Sonne aufgegangen, wir wissen aber, dass das irgendwann nicht mehr der Fall sein wird.
Man muss deshalb keinen groben Unsinn formulieren, aber Hume hat die Philosophen damit kräftig gereizt und man weiß bis heute keine rechte Antwort.

Der wissenschaftliche Determinismus sagt aber nicht ideologisch, es hat so kommen müssen, sondern versucht gerade die Bedingungen zu verstehen, warum es so gekommen ist, um gerade diese Bedingungen zu verändern.

Wie will man denn bei der Fülle der U-W-s irgendwleche Verallgemeinerungen treffen?

Indem man sagt, dass das U-W-Gesetz überall gilt.
Scheinbar ist es von uns konstruiert und gilt nicht mal überall.

Aber ist es nicht auch so, daß man in sehr sehr vielen Fällen die Reaktionen (den Willen, die Selbstbestimmung) voraussehen kann?

Ja klar ist das so. Was fragst Du mich, dass wissen wir doch beide.

Warum sollte das denn so sein, wenn nicht, weil es eben unter den vorhandenen Umständen immer wieder so passiert ist?

Tut es ja nicht, schon bei Konditionierungen tritt irgendwann eine Ermüdung oder Gewöhnung ein.

Ich habe auch meine schwierigkeiten, aus dem D irgendwelche ethischen Ansprüche abzuleiten, das soll nur mal gesagt sein. Den Teil verstehe ich auch nicht.
Was ich aber wohl verstehe, ist, daß man die Ansprüche, die sich aus dem Konzept des freien willens ableiten lassen, recht häufig (nicht immer!) dadurch erklären lassen, daß es so hat kommen müssen, daß bestimmte Umstände schon fast gesetzmäßig zu bestimmten Handlungen führen.

Das ist ja auch in einem weiten Bereich richtig, nur eben nicht so umfassend.
Und je differenzierter ein Wesen ist, umso mehr wird es nicht simplen Konditionierungen folgen.
Das ist ja gerade der Weg in die Freiheit, immer weniger Herdentier, immer unberechenbarer zu sein.
Wäre unser Leben völlig berechenbar, es wäre eine grauenhafte Vorstellung.
 
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AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Hallo 5Zeichen.

Diese Einstellung bringt Dich aber vom Intersubjektivismus zum Solipsismus und das würde ich mir noch mal überlegen.
 
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