AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"
Vorselektion, Nocebo-Effekt. Kann man auch so erklären.
Lass ihn mal scheitern, ein einziges Beispiel reicht.
Was müsste für ein Phänomen eintreten, damit Du sagen würdest: Wenn das passiert, ist bewiesen, dass der Determinismus nicht gewirkt hat?
Der Tribut an die intellektuelle Redlichkeit wäre, Popper auf Biegen und Brechen zu kapieren.
Du gibt Dir da aber nicht die geringste Mühe.
Dafür dass es die Grundlagenwissenschaft ist, ein hohes Maß an Ignoranz.
Sich ohne mit der Wimper zu zucken einer noch viel jüngeren Wissenschaft an den Hals zu schmeißen ist dann allerdings schon fast dreist.
Ja, fast hättest Du Popper erfasst, nur bist Du an der entscheidenden Stelle falsch abgebogen:
Nicht ein geht prinzipiell nicht, war der richtige Schluss aus den Prämissen, sondern ein gilt generell, ist für immer verifiziert ist der Fehlschluss, beschäftige Dich mit der Problematik des Induktionsschlusses, dann kannst Du es prinzipiell verstehen, ob es Dir dann tatsächlich gelingt, weiß ich nicht.
Ist kein Argument, zum einen sind Selbstheilungskräfte ein sehr schwammiger Begriff, zum anderen brauchst Du sie vom Pickel bis zur Tumor-OP auch.
Und wo genau ist bei dieser Argumentation das Problem?
Versuch es mal zu beschreiben.
[]Wie unterscheidet der H., ob Sulfur half oder der Körper sich selbst? Gar nicht. Er wird IMMER sagen, Sulfur wars. Und das ist einfach unredlich.[/quote]
Boaah. Der ist ja genau wie Du. Aber Sulfur oder Selbstheilung ist nicht das Ding, wie unterscheidet man ob die OP oder die Selbstheilung geholfen hat?
Einem berühmten Kniechirurgen ist mal die böse Idee gekommen, das mit seinen kunstvollen OPs doch irgendwas nicht stimmen kann. Darauf schnitt er die nächsten Kniee einfach auf, macht sonst nichts … und die Heilungsrate war wie bei einer kompletten OP.
Wie macht er das denn? Du erkennst das immer gleiche Prinzip dahinter nicht, das ist Dein Problem.
Und nu hat der Determinismus gewirkt und wenn er nicht wirkt, wirkt er dennoch.
Es ist immer und überall – nun doch wieder – der D.
Du müsstest der Sache nach gehen wie die Kausalität in die Welt gekommen ist.
Dafür könntest Du in der Hirnforschung bleiben, oder die mit Philosophie beschäftigen.
Bei kommen zu dem Schluss, dass die Welt nicht so ist, wie sie uns erscheint, sondern bereits sinnliche Wahrnehmungen Interpretationen sind, logische Schlüsse umso mehr.
Kant zählte die Kausalität zu den Kategorien, nach denen unser Geist aufgebaut ist und ohne die er nicht arbeiten kann. Wir brauchen ein Vorher/Nachher und schreiben Veränderungen von dem Zustand vorher zu dem Zustand nachher einer parallel auftretenden zeitnahen Wirkung durch irgendwas zu.
Ist gibt zig Experimente, die belegen, wie oft diese Zuschreibung falsch ist.
Skinner fütterte Tauben in bestimmten Zeitabständen und konnte damit das zufällig Verhalten der Tauben, was sie im Moment der Futtergabe ausführten verstärken. Die eine Taube „dachte“, wenn sie den Flügel abspreizt, gibt es Futter, die andere, wenn die pickt, gibt es Futter, usw.
Alle Tauben dachten etwas anderes und sahen sich bestätigt, sie spreizten den Flügel immer intensiver ab und ihr Kausalschluss schien bestätigt. Nur leider machten alle Tauben etwas anderes.
Auch wir schreiben Ursachen zu. Freud beobachtete, dass hypnotisierte Menschen willkürliche – aber logische – Begründungen für ihr Verhalten angaben, auch wenn jeder im Raum wusste, dass ihr Verhalten durch posthypnotische Suggestion zustande kam.
Mit anderen Worten, es werden bestimmte Ereignisse – ob sie nun kausal verbunden sind, oder nicht – assoziativ in einen Ursache- Wirkungs-Kontext gesetzt und das offenbar schon von Tieren.
Kant, wie oben erwähnt, sah diese Verknüpfung als grundlegend für den menschlichen Geist an.
Die andere Geschichte ist die, dass Freud vor über 100 Jahren bereits das formulierte, was man heute von den Hirnforschern und MSS hört, dass wir nämlich „nicht mal Herr im eigenen Haus“ sind.
Nur mit einem entscheidenden Unterschied. Freud sah „das arme Ich“ eingeklemmt, zwischen seinen eigenen Trieben (Es) und den gesellschaftlichen Konventionen (Über-Ich), aber er sah das Ich nicht als völlig willenlos an. Es tut ja was, es rationalisiert sich seine Welt zurecht, nur eben, auf manchmal idiotische Weise, indem es mehr verdrängt als gut ist.
Freud versuchte darauf, das Ich mit seinem biologischen Erbe, den Trieben, zu versöhnen und den Druck des Über-Ichs zu verringern und dem Ich mehr Autonomie zu geben.
Das bedeutet, das Ich hat eine freie Wahl, es kann sich zu seinen Trieben bekennen, statt sie fortwährend zu verleugnen. Nicht jedem Menschen ist es gegeben, das zu erreichen, aber einigen schon. Man weiß heute, 115 Jahre später, dass die Triebe nicht grundlegend sind, sondern die Affekte, aber das Prinzip ist richtig. Das ist ein Gradmesser für die Willensfreiheit des Ichs, die zum einen subjektiv erlebt wird und zum anderen am Verhalten objektiviert werden kann.
Nicht ich verlange das von Dir, jeder Naturwissenschaftler verlangt das von Dir.
Warum werden denn in einer Arzneimittelstudie Placebogruppen mit getestet?
Um genau dieses Fenster des Irrtums zu schaffen. Wenn man meint, es läge eine spezifischen Arzneimittelwirkung vor, darf man nicht sagen „Guck mal, hilft doch, das ist der Beweis“ sondern man muss zeigen können, dass das Mittel signifikant häufiger hilft, als die Placebos.
Ist das nicht der Fall, hat man sich bezüglich der Wirkung geirrt.
Es muss jeder Kuli prinzipiell an der Decke landen können, um zu zeigen, dass es eine Möglichkeit gibt, bei der die Idee der Gravitation auch widerlegt werden kann. Dass sie dann nicht widerlegt wird, zeigt, dass sie stichhaltig ist, aber weite Teile der klassischen Physik sind eben unter extremen Bedingungen, wie großer Geschwindigkeit, hoher Gravitation und bei den physikalischen Grundbausteinen nichts, mit dem man noch rechnen kann. Kurz, die klassische Physik erklärt die Phänomene unseres Erlebensbereichs sehr gut, versagt aber in anderen Bereichen und da ändert es auch nichts, dass man bis 1900 prima damit rechnen konnte.
Und die klassische Physik beschreibt auch keineswegs die Normalfälle der Physik, sondern die Sonderfälle, die moderne Physik ist grundlegender und umfassender.
Ähm, nein. Eine Theorie mit empirischen Beweisen ist eben gerade nichts wert.
Generell haben empirische Beweise nie einen dauerhaften, sondern nur einen vorläufigen Wert, auch wenn Du das Gegenteil anzunehmen scheinst. Wegen der Falsifikation. Man sagt, das ist die beste Erklärung, die wir heute haben, sind uns aber bewusst, morgen, in 10 oder 1000 Jahren könnte die Erklärung völlig hinfällig sein, aber momentan, scheint das die beste Erklärung zu sein.
Es ist zwar schön, wenn man seine Theorie empirisch untermauern kann, aber dann tritt genau das ein, was Du zwar hier und da andeutest, ohne es aber je verstanden zu haben.
Bei der H. sagst Du, es könnte doch auch ein Psychoeffekt sein. Das heißt ja nichts anderes, als das die Behauptung von Homöopathen dahingehend getestet werden muss, ob es wirklich die H. ist, die wirkt. Dafür muss man unterscheiden können, wann die H. oder Aspirin oder sonst was wirkt und wann nicht. Zu sagen, man hätte es 100 mal selbst getestet und es sei immer ein Effekt herausgekommen, reicht eben nicht, man muss den spezifischen Wirkeffekt isolieren.
Nimm doch einfach die modernen Antidepressiva, man hat sie flächenmäßig eingesetzt, sie haben sich in der Praxis jahrelang bewährt und dann kam eine Studie heraus, die besagte, dass sie nicht besser wirken als Placebos.
Der Determinismus, auf dem Du so rumreitest ist aber kein Effekt den man isolieren kann, sondern er ist ein gedankliches Konstrukt, von dem man annimmt, dass es den metaphysischen Hintergrund aller gedachten Wirkungen bildet.
Aber da ist einiges schief und krumm, weil es zig Effekte gibt, die da ineinandergreifen.
Der Placeboeffekt, der offensichtlich in hohem Maße bei den Antidepressiva im Spiel war, ist ja ein völlig anderer Effekt, als die Arzneimittelwirkung, der aber einfach unter kausale Determination gepackt wird. Der Arzneimitteleffekt mag physikalisch-biologisch determiniert sein, aber die Summe von gesellschaftlichen Regeln und individuellen Erwartungen ist doch überhaupt nie auch nur annähernd physikalisch-biologisch beschrieben worden.
Wer behauptet, die funktionierten nach ein und demselben Prinzip sollte das zeigen können, ich kenne keinen einzigen Beweis dafür, Du?
Meinst Du, dass es eine Wirkung hat, wenn man einen Vertrag unterschreibt und den dann bricht?`
Ja, man kommt evtl. vor Gericht, aber ist das ein naturgesetzlicher Vorgang oder eine Folge sozialer Absprachen? Wirkt die Tinte auf dem Vertrag, oder sind es eher soziale Konventionen, die besagen, dass, wer einen Vertrag unterschriebt, damit bestimmte Verpflichtungen eingeht und man erwarten muss, dass er das auch weiß und ggf. die Folgen zu tragen hat? Das könnte alles Physik sein, ich kenne aber keine Physik des Vertragsrechts, Du?
Wenn es naturgesetzlich determiniert ist, dass Abmachungen so und nicht anders zustande kamen, dass man z.B. in Deutschland rechts fährt, wieso fährt man dann in England links? Gelten da andere Naturgesetze? Warum kann man Abmachungen immer wieder neu verhandeln?
Wenn ein Partner arbeitslos wird, ändern man vielleicht die Absprachen über den Haushalt, ich glaube das tut man aus freiem Willen indem man sich hinsetzt und sagt: Pass auf, die Situation ist jetzt anders als letzten Monat, also werden wir … . Physikalisch determiniert? Ich lach‘ mich kaputt.
Mir reichen die Erläuterungen von MSS zu dem Buch auf seiner Homepage, ich empfinde das als groben Unfug, gespickt mit Selbstwidersprüchen.
Er mag ja auch nett sein und beste Absichten haben, das will ich nicht abstreiten, aber eine tiefere Reflexion was eine Absage an den freien Willen bedeutet, ist ihm nicht gelungen ohne sich schon in den nachträglichen Erklärungen in Widersprüchen zu verheddern.
Kausalität ist das Prinzip von Ursache und Wirkung.
Ja und? In Deiner Welt streng determiniert.
Dieser „Ich bin mein Gehirn und das ist von Naturgesetzen determiniert, also kann ich in der Tiefe nichts dafür, egal, was ich tue“ ist einfach ein Sedierungseffekt, der einen von jeder gesellschaftlichen Verantwortung entbindet. Ich kann ja nichts dazu, dass meine Synapsen so doof verschaltet sind, auf die „Reiß dich zusammen“ Formel brauche ich nicht zu reagieren, mein Hirn ist eben, wie es ist. Die meisten fahren auf so was ab, weil sie sich mit ihren verwirrenden Gefühlen dann nicht auseinandersetzen müssen. Es ist ja alles vom Hypothalamus so gewollt. Der Dolch steckt im Gewandt.
Ob und wo Deine Wut berechtigt ist, musst Du selbst herausfinden, aber wenn niemand was dazu kann, für das was er tut, brauchst Du natürlich nicht wütend zu sein, den Wunsch sich die Wut auszutreiben verspüren meistens Leute die ziemlich wütend sind.
Du sagst ja selbst, dass Du es nicht beweisen kannst, also was ist es anderes als Glauben?
Nenn mir einen anderen Begriff.
Meinst Du denn wirklich, dass niemand seinen Glauben reflektiert?
Es gibt sogar etliche klassisch Gläubige die weitaus kühnere Schlüsse aus der eklatanten Selbstwidersprüchlichkeit ziehen, als Du das bei MSS zu tun gewillt bist – und dennoch glauben.
Die Sache ist die: irgendwelche Prämissen muss man nun mal unterstellen.
Man muss ein Stück weit glauben, vertrauen haben in bestimmte Institutionen, gesellschaftliche Spielregeln usw., andernfalls mutiert man schnell zum Paranoiker, der überall Betrug, Verschwörung usw., wittert und nichts mehr glaubt, außer an seine eigenen Phantasien in die er sich immer mehr vergräbt. In der Konsequenz glaubt der dann allerdings auch, dass alle Welt sich allein gegen ihn verbündet hat, kein schöner Zustand.
Der ideologische Wahn den sich viele Berufsskeptiker auf die Fahnen geschrieben haben, hat schon oft recht drastische paranoide Züge.
Gegenbeispiel? Gegen was? Erklär‘ mir einfach physikalisch-deterministisch, warum ein Hund mit dem Schwanz wedelt.
Für Dich sollte Deine Erfahrungswelt schon ein Maßstab sein, die Psychoanalyse versucht dem Menschen zu helfen, seine eigene Wahrheit zu finden. Ein gutes Maß an Empathie ist wichtig, damit man seine Wahrheit nicht verabsolutiert, sondern erkennt, dass die Prämissen Deines Lebens nicht die meinen sind. Aber sonst, geht es ja schon darum sich irgendwann mal selbst die Welt zu deuten und nicht nach dem noch besseren Welterklärer zu suchen.
Zitat:
Zitat von Pirroge
Aber nach einem einseitigen Muster: alles selektive Wahrnehmung. Warum sollte es nicht Menschen geben, die sagen: Ich kann’s mir nicht vorstellen, aber ich probiere es mal?[>/b] Warum müssen alle begeisterte Homöopathiefans sein, warum muss man seinen kritischen Verstand an der Garderobe des Homöopathen abgeben, das will mir nicht einleuchten?
Ich war so ein Mensch...
Irgendwann kommt man nach langer Quälerei zu dem Schluß, daß man so zermürbt ist, daß man echt so ziemlich alles probiert. H. gehörte nicht zu meinen erfolgreichen Versuchen, mehrfach. Akupunktur schon. In einigen Fällen.
Vorselektion, Nocebo-Effekt. Kann man auch so erklären.
Zitat:
Und damit konnte das Mittel scheitern. Im Scheitern liegt die Möglichkeit zu erkennen, genauer zu forschen, Neuroleptika können scheitern, der Determinismus nie. Ist er widerlegt, ersteht er an anderer Stelle wieder auf – nur an einigen eben nicht.
Der D könnte auch scheitern, ich bin keine 100%ige... aber bitte WAS spricht dafür?
Lass ihn mal scheitern, ein einziges Beispiel reicht.
Was müsste für ein Phänomen eintreten, damit Du sagen würdest: Wenn das passiert, ist bewiesen, dass der Determinismus nicht gewirkt hat?
Zitat:
In Deiner Version heißt das aber: Ja ja, gilt, interessiert mich aber nicht.
Es ist einer von diesen Beweisen, die Du forderst, die Dich so merkwürdig kalt lassen.
Eigentlich sollte Dir das Blut in den Adern gefrieren, weil es da Bereiche gibt, in denen der Determinismus, nach Ansicht der Forscher prinzipiell nicht greift.
Damit ist die Geschichte im Grunde erledigt, aber Du machst daraus ein fröhliches: Aber meistens stimmt er ja doch. Damit verlässt Du den Pfad der Wissenschaft und betrittst quasireligiöses Terrain.
Du kannst nicht das hohe Lied der Wissenschaft singen und ihr dann ans Bein pissen, wenn es Dir nicht mehr gefällt. Genau das tust Du aber.
Ich hab ja schon gesagt: für mich ist der D 99,99999%ig richtig. Die 0,0001% sind der Tribut an die intellektuelle Redlichkeit. Ich habe bisher nichts gefunden, was die 0,0001% wissenschaftlich und intellektuell-redlich stützt.
Der Tribut an die intellektuelle Redlichkeit wäre, Popper auf Biegen und Brechen zu kapieren.
Du gibt Dir da aber nicht die geringste Mühe.
Ein Wissenschaftler einer jungen Wissenschaft, der mir erklärt, xy funktioniere prinzipiell nicht, ist für mich nicht ernstzunehmen.
Dafür dass es die Grundlagenwissenschaft ist, ein hohes Maß an Ignoranz.
Sich ohne mit der Wimper zu zucken einer noch viel jüngeren Wissenschaft an den Hals zu schmeißen ist dann allerdings schon fast dreist.
Dafür gab es in den vergangenen Jahrtausenden so viel vorläufiges und revidiertes Wissen... und ein Wissenschaftler, der redlich ist, MUSS vertreten, daß alles Wissen vorläufig ist. "Geht prinzipiell nicht" geht nicht.
Ja, fast hättest Du Popper erfasst, nur bist Du an der entscheidenden Stelle falsch abgebogen:
Nicht ein geht prinzipiell nicht, war der richtige Schluss aus den Prämissen, sondern ein gilt generell, ist für immer verifiziert ist der Fehlschluss, beschäftige Dich mit der Problematik des Induktionsschlusses, dann kannst Du es prinzipiell verstehen, ob es Dir dann tatsächlich gelingt, weiß ich nicht.
Zitat:
An dieser Stelle bist Du ja auch konsequent, Du sagst, mich interessiert nicht, ob Gläubige oder Homöopathen gute Ausreden finden, mich interessiert ob es wirkt und wie es wirkt. Im Grunde kritisierst Du, dass Gott aus Sicht der Gläubigen nicht fehlgehen kann, es muss an was anderem liegen. Jemand betet um mehr Geld und es passiert überhaupt nichts. Du würdest sagen: Wo war denn dein Gott? Und der Gläubige würde sagen: Tja, Gott weiß, was wirklich gut für mich ist, hätte ich das Geld gebraucht, er hätte es mir zukommen lassen, aber so wusste er, dass es nicht gut für mich sein würde und hat mich belehrt, gelobt sei der Herr.
Und dem Homöopathen würdest Du sagen: Wo war denn nun die Wirkung von Sulfur? Und der H.gläubige würde sagen: Es muss also ein anderes Mittel gewesen sein, ist ja auch ganz schön schwer die Homöopathie. In beiden Fällen war ein Scheitern ausgeschlossen.
Genau.
Beim h.-Gläubigen wird ganzn nebenbei die Selbstheilungskraft des Körpers in den Skat gedrückt –
Ist kein Argument, zum einen sind Selbstheilungskräfte ein sehr schwammiger Begriff, zum anderen brauchst Du sie vom Pickel bis zur Tumor-OP auch.
hilft kein Sulfur, war es das falsche Mittel. Wird der Patient gesund, warv es NATÜRLICH Sulfur!
Und wo genau ist bei dieser Argumentation das Problem?
Versuch es mal zu beschreiben.
[]Wie unterscheidet der H., ob Sulfur half oder der Körper sich selbst? Gar nicht. Er wird IMMER sagen, Sulfur wars. Und das ist einfach unredlich.[/quote]
Boaah. Der ist ja genau wie Du. Aber Sulfur oder Selbstheilung ist nicht das Ding, wie unterscheidet man ob die OP oder die Selbstheilung geholfen hat?
Einem berühmten Kniechirurgen ist mal die böse Idee gekommen, das mit seinen kunstvollen OPs doch irgendwas nicht stimmen kann. Darauf schnitt er die nächsten Kniee einfach auf, macht sonst nichts … und die Heilungsrate war wie bei einer kompletten OP.
Der Gläubige wurstelt alles so rum, daß es paßt, klar.
Wie macht er das denn? Du erkennst das immer gleiche Prinzip dahinter nicht, das ist Dein Problem.
Zitat:
Würdest Du sagen, nach den Regeln des Determinismus muss mit größter Wahrscheinlichkeit das passieren und es passiert nicht, würdest Du sogleich sagen: Na, dann muss da noch ein anderer Faktor mit im Spiel gewesen sein, den wir übersehen haben, aber auch den Determinismus lasse ich nichts kommen. Und es ist das gleiche Prinzip, Fehler kommen nicht vor.
Nun ist es ja in der Wissenschaft so, daß man tatsächlich nach den Faktoren sucht, warum es nicht geklappt hat. Und man diese im allgemeinen auch immer findet. Und nu?
Und nu hat der Determinismus gewirkt und wenn er nicht wirkt, wirkt er dennoch.
Es ist immer und überall – nun doch wieder – der D.
Zitat:
Und wenn Du nun verzweifelt sagst: Aber bei D., kommen ja wirklich keine Fehler vor, so ist das allein Deinen Prämissen geschuldet.
Okay, gib mir einen Grund, andere Prämissen anzulegen. Bleiben wir beim praktuischen Teil des D.. Was sollte ich wie behandeln, damit ich die Möglichkeit offenlasse, daß der D mal nicht sticht?
Du müsstest der Sache nach gehen wie die Kausalität in die Welt gekommen ist.
Dafür könntest Du in der Hirnforschung bleiben, oder die mit Philosophie beschäftigen.
Bei kommen zu dem Schluss, dass die Welt nicht so ist, wie sie uns erscheint, sondern bereits sinnliche Wahrnehmungen Interpretationen sind, logische Schlüsse umso mehr.
Kant zählte die Kausalität zu den Kategorien, nach denen unser Geist aufgebaut ist und ohne die er nicht arbeiten kann. Wir brauchen ein Vorher/Nachher und schreiben Veränderungen von dem Zustand vorher zu dem Zustand nachher einer parallel auftretenden zeitnahen Wirkung durch irgendwas zu.
Ist gibt zig Experimente, die belegen, wie oft diese Zuschreibung falsch ist.
Skinner fütterte Tauben in bestimmten Zeitabständen und konnte damit das zufällig Verhalten der Tauben, was sie im Moment der Futtergabe ausführten verstärken. Die eine Taube „dachte“, wenn sie den Flügel abspreizt, gibt es Futter, die andere, wenn die pickt, gibt es Futter, usw.
Alle Tauben dachten etwas anderes und sahen sich bestätigt, sie spreizten den Flügel immer intensiver ab und ihr Kausalschluss schien bestätigt. Nur leider machten alle Tauben etwas anderes.
Auch wir schreiben Ursachen zu. Freud beobachtete, dass hypnotisierte Menschen willkürliche – aber logische – Begründungen für ihr Verhalten angaben, auch wenn jeder im Raum wusste, dass ihr Verhalten durch posthypnotische Suggestion zustande kam.
Mit anderen Worten, es werden bestimmte Ereignisse – ob sie nun kausal verbunden sind, oder nicht – assoziativ in einen Ursache- Wirkungs-Kontext gesetzt und das offenbar schon von Tieren.
Kant, wie oben erwähnt, sah diese Verknüpfung als grundlegend für den menschlichen Geist an.
Die andere Geschichte ist die, dass Freud vor über 100 Jahren bereits das formulierte, was man heute von den Hirnforschern und MSS hört, dass wir nämlich „nicht mal Herr im eigenen Haus“ sind.
Nur mit einem entscheidenden Unterschied. Freud sah „das arme Ich“ eingeklemmt, zwischen seinen eigenen Trieben (Es) und den gesellschaftlichen Konventionen (Über-Ich), aber er sah das Ich nicht als völlig willenlos an. Es tut ja was, es rationalisiert sich seine Welt zurecht, nur eben, auf manchmal idiotische Weise, indem es mehr verdrängt als gut ist.
Freud versuchte darauf, das Ich mit seinem biologischen Erbe, den Trieben, zu versöhnen und den Druck des Über-Ichs zu verringern und dem Ich mehr Autonomie zu geben.
Das bedeutet, das Ich hat eine freie Wahl, es kann sich zu seinen Trieben bekennen, statt sie fortwährend zu verleugnen. Nicht jedem Menschen ist es gegeben, das zu erreichen, aber einigen schon. Man weiß heute, 115 Jahre später, dass die Triebe nicht grundlegend sind, sondern die Affekte, aber das Prinzip ist richtig. Das ist ein Gradmesser für die Willensfreiheit des Ichs, die zum einen subjektiv erlebt wird und zum anderen am Verhalten objektiviert werden kann.
Zitat:
Wie kommt man da raus? Indem man kapiert, nicht 10.000 Verifikationen, nein die prinzipielle Möglichkeit der Falsifikation ist es, die den Kohl fett macht.
Warum - nochmal - sollte ich erklären, wieso "prinzipiell" jeder Kuli an der Decke landen kann, wo das rein praktisch totaler Unfug ist? Aber genau DAS verlangst Du von mir. Wo ist der Sinn?
Nicht ich verlange das von Dir, jeder Naturwissenschaftler verlangt das von Dir.
Warum werden denn in einer Arzneimittelstudie Placebogruppen mit getestet?
Um genau dieses Fenster des Irrtums zu schaffen. Wenn man meint, es läge eine spezifischen Arzneimittelwirkung vor, darf man nicht sagen „Guck mal, hilft doch, das ist der Beweis“ sondern man muss zeigen können, dass das Mittel signifikant häufiger hilft, als die Placebos.
Ist das nicht der Fall, hat man sich bezüglich der Wirkung geirrt.
Es muss jeder Kuli prinzipiell an der Decke landen können, um zu zeigen, dass es eine Möglichkeit gibt, bei der die Idee der Gravitation auch widerlegt werden kann. Dass sie dann nicht widerlegt wird, zeigt, dass sie stichhaltig ist, aber weite Teile der klassischen Physik sind eben unter extremen Bedingungen, wie großer Geschwindigkeit, hoher Gravitation und bei den physikalischen Grundbausteinen nichts, mit dem man noch rechnen kann. Kurz, die klassische Physik erklärt die Phänomene unseres Erlebensbereichs sehr gut, versagt aber in anderen Bereichen und da ändert es auch nichts, dass man bis 1900 prima damit rechnen konnte.
Und die klassische Physik beschreibt auch keineswegs die Normalfälle der Physik, sondern die Sonderfälle, die moderne Physik ist grundlegender und umfassender.
Zitat:
Das nennt man selektive Wahrnehmung.
Ich muss mich nicht mit dem belasten, was ich auch ignorieren kann.
...was ich nicht verstehe. So kann nämlich jeder Spinner kommen und mir eine völlig unverständliche Theorie, gespickt mit seinen eigenen empirischen Beweisen, vorlegen und sagen: "so, jetzt hab ich das Weltenprinzip aus den Angeln gehoben."
Nach Dir müßte ich ihm glauben, oder?
Ähm, nein. Eine Theorie mit empirischen Beweisen ist eben gerade nichts wert.
Generell haben empirische Beweise nie einen dauerhaften, sondern nur einen vorläufigen Wert, auch wenn Du das Gegenteil anzunehmen scheinst. Wegen der Falsifikation. Man sagt, das ist die beste Erklärung, die wir heute haben, sind uns aber bewusst, morgen, in 10 oder 1000 Jahren könnte die Erklärung völlig hinfällig sein, aber momentan, scheint das die beste Erklärung zu sein.
Es ist zwar schön, wenn man seine Theorie empirisch untermauern kann, aber dann tritt genau das ein, was Du zwar hier und da andeutest, ohne es aber je verstanden zu haben.
Bei der H. sagst Du, es könnte doch auch ein Psychoeffekt sein. Das heißt ja nichts anderes, als das die Behauptung von Homöopathen dahingehend getestet werden muss, ob es wirklich die H. ist, die wirkt. Dafür muss man unterscheiden können, wann die H. oder Aspirin oder sonst was wirkt und wann nicht. Zu sagen, man hätte es 100 mal selbst getestet und es sei immer ein Effekt herausgekommen, reicht eben nicht, man muss den spezifischen Wirkeffekt isolieren.
Nimm doch einfach die modernen Antidepressiva, man hat sie flächenmäßig eingesetzt, sie haben sich in der Praxis jahrelang bewährt und dann kam eine Studie heraus, die besagte, dass sie nicht besser wirken als Placebos.
Der Determinismus, auf dem Du so rumreitest ist aber kein Effekt den man isolieren kann, sondern er ist ein gedankliches Konstrukt, von dem man annimmt, dass es den metaphysischen Hintergrund aller gedachten Wirkungen bildet.
Aber da ist einiges schief und krumm, weil es zig Effekte gibt, die da ineinandergreifen.
Der Placeboeffekt, der offensichtlich in hohem Maße bei den Antidepressiva im Spiel war, ist ja ein völlig anderer Effekt, als die Arzneimittelwirkung, der aber einfach unter kausale Determination gepackt wird. Der Arzneimitteleffekt mag physikalisch-biologisch determiniert sein, aber die Summe von gesellschaftlichen Regeln und individuellen Erwartungen ist doch überhaupt nie auch nur annähernd physikalisch-biologisch beschrieben worden.
Wer behauptet, die funktionierten nach ein und demselben Prinzip sollte das zeigen können, ich kenne keinen einzigen Beweis dafür, Du?
Meinst Du, dass es eine Wirkung hat, wenn man einen Vertrag unterschreibt und den dann bricht?`
Ja, man kommt evtl. vor Gericht, aber ist das ein naturgesetzlicher Vorgang oder eine Folge sozialer Absprachen? Wirkt die Tinte auf dem Vertrag, oder sind es eher soziale Konventionen, die besagen, dass, wer einen Vertrag unterschriebt, damit bestimmte Verpflichtungen eingeht und man erwarten muss, dass er das auch weiß und ggf. die Folgen zu tragen hat? Das könnte alles Physik sein, ich kenne aber keine Physik des Vertragsrechts, Du?
Wenn es naturgesetzlich determiniert ist, dass Abmachungen so und nicht anders zustande kamen, dass man z.B. in Deutschland rechts fährt, wieso fährt man dann in England links? Gelten da andere Naturgesetze? Warum kann man Abmachungen immer wieder neu verhandeln?
Wenn ein Partner arbeitslos wird, ändern man vielleicht die Absprachen über den Haushalt, ich glaube das tut man aus freiem Willen indem man sich hinsetzt und sagt: Pass auf, die Situation ist jetzt anders als letzten Monat, also werden wir … . Physikalisch determiniert? Ich lach‘ mich kaputt.
Zitat:
Naja, so wie ich das verstanden habe, so ziemlich alles, mindestens soll er eine neue(?) Ethik jenseits von Gut und Böse begründen. Wie eigentlich?
Das ist mangelhaft gelöst, oder ich hab ihn falsch verstanden (ach, es wäre so schön, könntest Du das Buch mal lesen!).
Mir reichen die Erläuterungen von MSS zu dem Buch auf seiner Homepage, ich empfinde das als groben Unfug, gespickt mit Selbstwidersprüchen.
Ich denke ja auch, daß das nicht geht und überlege ihm auch mal zu schreiben. Er antwortet eigentlich immer, auch wenn´s lange dauert.
Er mag ja auch nett sein und beste Absichten haben, das will ich nicht abstreiten, aber eine tiefere Reflexion was eine Absage an den freien Willen bedeutet, ist ihm nicht gelungen ohne sich schon in den nachträglichen Erklärungen in Widersprüchen zu verheddern.
Zitat:
Auf was hast Du Verstehen denn bisher aufgebaut, wenn nicht auf der Beantwortung von Warum- und Wie-Fragen? Meine Fragen waren immer: Wie geht das? Warum ist das so? Funktionalismus und Hermeneutik mit Überlappungen.
Kausalität und U.-W., ja...
Kausalität ist das Prinzip von Ursache und Wirkung.
Zitat:
Unterliegen Gefühle denn nicht dem Determinismus?
Soweit man weiß, ja. Aber sie sind eben auch beeinflußbar.
Ja und? In Deiner Welt streng determiniert.
Zitat:
Offensichtlich müsstest Du Dich dann mit Deinen Gefühlen auseinandersetzen.
Muß ich doch auch so. Woher kommt jetzt meine Wut? Ist sie berechtigt? Reagiere ich über? Klar mach ich das immer mal wieder, Du nicht?
Dieser „Ich bin mein Gehirn und das ist von Naturgesetzen determiniert, also kann ich in der Tiefe nichts dafür, egal, was ich tue“ ist einfach ein Sedierungseffekt, der einen von jeder gesellschaftlichen Verantwortung entbindet. Ich kann ja nichts dazu, dass meine Synapsen so doof verschaltet sind, auf die „Reiß dich zusammen“ Formel brauche ich nicht zu reagieren, mein Hirn ist eben, wie es ist. Die meisten fahren auf so was ab, weil sie sich mit ihren verwirrenden Gefühlen dann nicht auseinandersetzen müssen. Es ist ja alles vom Hypothalamus so gewollt. Der Dolch steckt im Gewandt.
Ob und wo Deine Wut berechtigt ist, musst Du selbst herausfinden, aber wenn niemand was dazu kann, für das was er tut, brauchst Du natürlich nicht wütend zu sein, den Wunsch sich die Wut auszutreiben verspüren meistens Leute die ziemlich wütend sind.
Zitat:
Hm, das müsstest Du schon näher erläutern. Du meinst es gibt Güteklassen innerhalb des Glaubens?
Solange Du nicht siehst, daß ich kein Selektieren brauche, der Christ aber schon, und mir darob einen Glauben andichtest, nenn es Güteklassen, ja.
Du sagst ja selbst, dass Du es nicht beweisen kannst, also was ist es anderes als Glauben?
Nenn mir einen anderen Begriff.
Zitat:
Gewöhnlich glaubt man ja nicht etwas, was man für völlig bescheuert hält, sondern jeder Gläubige, religiös, wissenschaftsgläubig, Verschwörungstheoretiker, Politutopist hat schon ein paar Argumente in petto.
Kommt drauf an, ob man seinen Glauben reflektiert hat oder nicht. "Weil es in dem dicken Buch steht" reicht imho nicht aus, finde ich.
Meinst Du denn wirklich, dass niemand seinen Glauben reflektiert?
Es gibt sogar etliche klassisch Gläubige die weitaus kühnere Schlüsse aus der eklatanten Selbstwidersprüchlichkeit ziehen, als Du das bei MSS zu tun gewillt bist – und dennoch glauben.
Die Sache ist die: irgendwelche Prämissen muss man nun mal unterstellen.
Man muss ein Stück weit glauben, vertrauen haben in bestimmte Institutionen, gesellschaftliche Spielregeln usw., andernfalls mutiert man schnell zum Paranoiker, der überall Betrug, Verschwörung usw., wittert und nichts mehr glaubt, außer an seine eigenen Phantasien in die er sich immer mehr vergräbt. In der Konsequenz glaubt der dann allerdings auch, dass alle Welt sich allein gegen ihn verbündet hat, kein schöner Zustand.
Der ideologische Wahn den sich viele Berufsskeptiker auf die Fahnen geschrieben haben, hat schon oft recht drastische paranoide Züge.
Zitat:
Kühne Behauptung, ich habe sie nie bestätigt gefunden, wenn es nur um simples Verhalten von intentionalen Tieren ging. Da wären wir dann schon bei den Grenzen der praktischen Relevanz, um die es ja gehen sollte.
...und ich bitte wieder um ein schnödes, kleines Gegenbeispiel.
Gegenbeispiel? Gegen was? Erklär‘ mir einfach physikalisch-deterministisch, warum ein Hund mit dem Schwanz wedelt.
Was ich schrieb, entspricht meiner Erfahrungswelt. Da die kein Maßstab ist, bitte gern her mit den Gegenargumenten. Aber nicht nur auf dem Level "nö, is nich", sondern bitte mit Beispielen unterlegt, ja?
Für Dich sollte Deine Erfahrungswelt schon ein Maßstab sein, die Psychoanalyse versucht dem Menschen zu helfen, seine eigene Wahrheit zu finden. Ein gutes Maß an Empathie ist wichtig, damit man seine Wahrheit nicht verabsolutiert, sondern erkennt, dass die Prämissen Deines Lebens nicht die meinen sind. Aber sonst, geht es ja schon darum sich irgendwann mal selbst die Welt zu deuten und nicht nach dem noch besseren Welterklärer zu suchen.