AW: Israels blutige Geschichte
Hallo in die Runde (und hier z Zt. vornehmlich Ben und Claus)
an Eurer Diskussion zeichnet sich das Dilemma der ganzen Frage ab, da ihr die beiden diametralen "Grundpositionen" vertretet. Es ist - wie man sich dreht und wendet - weder möglich einem von euch beiden Recht noch Unrecht zu geben.
Ich sehe diesen Beitrag als ehrenwerten Kalmierungsversuch von Dir, lieber Zwetsche, ich werte es aber dennoch schärfer. Ich meine dabei nicht spezielle User, sondern ich sehe die Lage an sich viel dramatischer und beinahe hoffnungslos, wie ich es schon oft schrieb (und wie es übrigens auch Bierbaum andeutet).
Denn wenn es beispielsweise eindeutig ist, dass es Israel nicht mehr geben würde, wenn es das Völkerrecht ganz genau nehmen würde – warum wird dann so sehr darauf bestanden? Dass eine Präventivmaßnahme nicht völkerrechtskonform wäre, meint außerdem nur eine Minderheit, wie in Wikipedia nachzulesen ist. Ich habe es schon oben zitiert:
"Das Recht zur präventiven Selbstverteidigung existiert nach einer zuweilen vertretenen Meinung schlicht nicht und nach der überwiegenden Meinung nur, wenn ein Angriff beweisbar unmittelbar bevorsteht und ein weiteres Abwarten die Effektivität der Verteidigung untergraben würde."
Es wurden hier schließlich nicht irakische Landstriche erobert oder Städte zerstört, das war keinerlei Bedrohung des irakischen Staates!
Die vorsichtige Zurückhaltung bei Präventivmaßnahmen stammt aus bösen Erfahrungen mit darauf folgenden Eroberungskriegen, wo eine Bedrohung bekanntlich vorgeschoben wird, was immer wieder noch passiert.
Für Israel geht es zum Unterschied zu solchen Staaten um Sein oder Nichtsein. Den Irak gibt es beispielsweise auch nach drei schweren Kriegen in kürzester Zeit (einen gegen Iran) noch immer, obwohl sie verloren haben! "Präventive Selbstverteidigung" hat so gesehen für Israel eine ganz andere, eine besondere Bedeutung.
Oder Südlibanon: Hier hätte man vielleicht noch mit einem Gegenangriff abwarten können (müssen?), v. a., wenn man die Schwere der Folgen bedenkt.
Aber: Wenn man das alles schon auf das Völkerrecht bezieht, war es nicht viel mehr
schon vorher eine Verletzung des Völkerrechts, dass gegen den Willen der libanesischen Regierung Raketenstellungen im Süden aufgebaut wurden? Gegen wen waren sie denn gerichtet? Israel hat das sicher beobachtet und vorläufig noch nichts unternommen. Aber irgendwann musste ja die Situation eskalieren, die Raketen wurden ja nicht als Jux oder zur Selbstverteidigung von der Hisbollah aufgebaut. Israel hätte nach den ersten Angriffen vielleicht noch warten können, aber die Hisbollah/der Iran hätten nicht mehr lange gewartet! Wer nämlich glaubt, Israel möchte den Südlibanon besetzen und die Hisbollah musste das Land verteidigen, ist entweder historisch gänzlich unbedarft oder er hat andere Gründe, solches glaubhaft machen zu wollen.
Israel kann sich nicht alles erlauben, das ist klar, da sind vor allem die USA gefordert. Was nicht immer gut gelingt, das kommt auch auf die dortige Führung an. Aber Israel werden sie unter keiner Regierung aufgeben, und nur das ist es, was wirklich so manche stört, seien wir doch ehrlich!
Ich meine mit "so manche" gewisse Länder und Politiker. Wenn wir aber schon die Diskussion im DF miteinbeziehen: Mich stören weder Deine (übrigens wie zumeist sehr gut analysierenden) Argumente noch die Bedenken eines Hartmut etwa, der glaubhaft humane Werte vertritt, über die zu diskutieren sich lohnen würde, sondern auffällig und haarsträubend widersprüchliche Argumente. Welche Absichten und Motive stecken da
manchmal wirklich dahinter?
lg
Andreas