Gaius schrieb:
UN-Beschlüsse hin oder her - da gibt es ein paar Deutsche, die Israel das Existenzrecht absprechen -
Meinst Du wirklich, dass ich jetzt den Eindruck habe, Du interessiertest Dich ernstlich für Geschichte, geschweige denn für vergleichende? Schon rein logisch machen die paar Deutschen, die Israel gerne das Existenzrecht absprechen würden, doch nicht die Probleme aus, mit denen die Menschen DORT jetzt kämpfen müssen.
Ich denke nun mal, 3 Fakten können wir unbestritten stehen lassen:
1.) Seit mehr als 150 Jahren vor dem 2. Weltkrieg gab es jüdische (Rück-) Einwanderungswellen in die "Erblande“ ohne dass es zu massiven Problemen mit der dort ansässigen muslimisch arabischen Bevölkerung gekommen wäre.
2.) Das britische Mandatsgebiet in dieser Gegend nach dem 1. WK umfasste dort Cisjordanien, Transjordanien, Syrien, den Irak, Kuwait.
3.) Die Abstimmung in der UNO erfolgte ohne vorhergehende Volksabstimmungen.
Daraus folgere ich
aus 1) Es ist also nicht wirklich möglich, einen grundsätzlichen intrasemitischen Konflikt zwischen Juden und Arabern zu konstruieren. Unter muslimischer Verwaltung ging es Juden durchwegs besser als unter christlicher, wenn man von den kurzen Zeiten wo der Code Napoleon in Europa und die kurzen Zeiten in Preußen und Österreich nach den napoleonischen Kriegen absieht, wo sich die Verhältnisse für Juden absolut verbesserte. Doch heute ist der Antisemitismus in GANZ Europa mächtig, war ja mit ein Grund, warum die EU Studie über Antisemitismus nicht veröffentlicht werden sollte.
aus 2) Die britische Aufteilung von Kolonien und Mandatsgebieten erfolgte grundsätzlich über Lineal und Landkarte und nahm keine Rücksicht auf ethnische Verteilungen.
Zu 3) Die britische Mandatverwaltung nahm keine rechtzeitige Verwaltungstrennung im Hinblick auf die Ethnien in den jüdisch – arabischen Gebieten vor und hielt auch keine Volksabstimmungen in den stärker gemischt ethnischen Gebieten ab.
Die österr. Monarchie wurde nach dem 1. WK aufgeteilt und hier wurde sehr wohl das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ auch in Grenzsituationen angewandt, siehe Kärntner Volksabstimmung. Das „Burgenland“ kam dadurch überhaupt erst zu Österreich, war vorher ungarisch. Seit dem haben wir Minderheiten in Österreich und einen kindischen Ortstafelstreit, der zwar die Gemüter bewegt, aber sonst nicht viel. Ich glaube, „dort unten“ wären sie glücklich, hätten sie keine gravierendere Probleme als einen Ortstafelstreit, noch dazu, wo die Ortstafeln in ganz Israel ohnehin bereits dreisprachig sind (bzw. waren, als ich das letzte mal dort war).
Was bleibt als logischer Schluss? Wie es hätte gehen können, wusste man seit dem Ende des 1. WK. Wie man aber durch Destabilisation ein Gebiet beherrschen kann, hat man durch die Kolonialgeschichte gelernt (siehe auch „Reißbrettgrenzen“). Es lag also nicht im Sinne der Großmächte, dort ein stabiles Gebiet des Friedens zu ermöglichen, denn eine „britische Mandatsverwaltung“ eines abgegrenzten, mehrheitlich von Juden bewohnten Gebietes (ein „Jüdischer Kolonie“ unter britischer Verwaltung hätte kaum die dort lebenden Juden gestört und auch nicht übermäßig die Araber. Dass sich dergestalt aber beide auch „staatlich“ aneinander hätten gewöhnen können, lag nicht im Sinne der Großmächte, denn sie waren, ALLE miteinander, trotz allem schlechten Gewissens gegenüber den Juden, in Wirklichkeit nicht wesentlich weniger antisemitisch als die Deutschen.
Wie verlogen der Westen besonders die USA in dieser Hinsicht agiert, bezeugt allein schon, dass der intimste Freund des Abendlandes in jener Gegend Saudi Arabien ist: dieses Land hat mit Israel noch nicht einmal einen Waffenstilltand geschlossen.
Verwunderte Grüße, diethelm
P.S.: mir sind die „Linksnazis“ ein kleineres Problem als die neoliberalen Rechts-Antisemiten, die ihren Antisemitismus, weil leichter, an den Arabern ausleben; die Nachkommen Sems sind die Nachkommen Sems.
P.P.S.: Dass nicht wenige Juden um 38 herum einfach nicht auswandern konnten, hast Du wohl nicht verstanden. Aber dieses „Nicht Können“ war kei sprezifisch jüdisches Problem, sondern ist ein spezifisch menschliches Problem, von dem auch Araber betroffen sein können.
P.P.P.S.: Dass Du noch immer nicht verstanden hast, dass Machtspiele nur abhängig sind von den Herrschenden und nicht von den Beherrschten, wundert mich sehr. Da hilft kein „außenstehendes“ *loool* aus Deiner politischen Betrachtungsweise.