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Heidegger und die Politik (noch einmal)

. Und in Sein und Zeit sehe ich eben eine gewisse philosophische Qualität der Reflexion gegeben , also betreffend wie über bestimmte Themen nachgedacht wird und was Heidegger dabei neues hineingebracht hat in den philosophischen Diskurs des 20. Jahrhunderts.

Und das wäre? :verwirrt1

by the way: würdest du im Falle Hegels dasselbe sagen, also in Bezug auf die Phänomenologie des Geistes? Oder gibt es da einen Unterschied für dich hinsichtlich dieser beiden philosophischen Werke?

Du meinst Hegel und seinen Weltgeist?
Zumindest kann man im Falle Hegels noch eher nachvollziehen, weshalb er ein Luftschluss aus Worten konstruierte - im deutschen Idealismus gehörte dies zum guten Ton. Aber du vermutest schon richtig: Hegel, Fichte, Schelling und auch Kant sind für mich - aus heutiger Sicht - philosophisch allenfalls von historischem Interesse. Eine künstlich auf modern getrimmte Lesart lehne ich strikt ab.

Ich habe - wie bereits ausgebreitet - keine Lust mehr, mich im Detail über die Begriffsgespinste der großen Alten zu streiten. Das führt erfahrungsgemäß nie zu etwas, da eher früher als später das Problem der Ambiguität hemmungslos zuschlägt. Kants Epistemologie baut z.B. auf dem "A priori" auf, das er jedoch nirgends detailliert begründet. Das war eben das damalige (philosophische) Selbstverständnis.

Wie ich zufällig sah, gibt es noch alte Beiträge von mir zum Thema; damals wäre ich offensichtlich bereit gewesen zu solch einer Diskussion, habe sie sogar selbst angeregt: https://www.denkforum.at/threads/heidegger-und-die-sprache-oder-konfuser-wortzauber.9380/

Ein Philosoph ohne (intellektuellen) Geschmack, wäre dies noch ein Philosoph?

Ich kritisiere ja nicht das Vorhandensein von Geschmäckern, sondern dass man Argumente von seinem Geschmack abhängig macht.

PS: (Philosophische) Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Der eine neigt z.B. zum Platonismus , der andere eben eher zum Aristotelismus aufgrund seines philosophisches Naturelles (Geschmacks). Ein gutes Beispiel ist dafür Heidegger selbst, dem das aristotelische Denken mehr zusagte als andere Denkweisen (also im Gegensatz z.B. zu Platon/dem platonischen Denken). Er war also eher Aristoteliker (als Platoniker z.B.). Anders gesagt: ohne Aristoteles kein Heidegger , kein Sein und Zeit. Während Nietzsche eher Platon zusagte meines Wissens nach.

Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich wurscht, wer welchem "Ismus" zugeneigt ist/war. Mich interessiert vor allem das, was inhaltlich vermittelt wird.

Einen schönen Abend wünscht
Phil
 
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Mitnichten, wohl aber die philosophischen Standpunkte.

Naja das sehe ich anders. Es gibt sowohl verschiedene philosophische Standpunkte als auch verschiedene philosophische Geschmäcker (Beispiel: Heidegger neigte mehr zu Aristoteles , während Nietzsche mehr mit Platon was anfangen konnte, um es vereinfachend zu sagen). Der eine ist halt mehr "Aristoteliker" , der andere mehr "Platoniker". Auch das hat mit philosophischem Geschmack zu tun.
 
Der eine ist halt mehr "Aristoteliker" , der andere mehr "Platoniker". Auch das hat mit philosophischem Geschmack zu tun.

Irre! Und der philosophierende Alkoholiker?

Mich interessiert vor allem das, was inhaltlich vermittelt wird.

Mich auch.

Allein, wann immer und wie immer wir eine Sprache sprechen, die Sprache selbst kommt dabei gerade nie zum Wort. ...

(Heidegger zitierend in Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?)

Muß sie auch nicht. 'Sprache' ist ein gängiger Name für ein erlerntes System tätiger Zeichenverwendung. Der Sprecher verwendet Zeichen, in gesprochener Sprache sind das Lautzeichen des Sprechers. Der Schreiber verwendet Zeichen, in geschriebener Sprache sind das Schriftzeichen des Schreibers. Diese Zeichen werden von Hörern bzw. von Lesern in ihrer Bedeutung erkannt, so diese das entsprechende Zeichensystem in der Verwendung erlernt haben. Nicht das Zeichensystem kommuniziert, sondern die Zeichenverwender.

So oder ähnlich hätte ich zum Thema argumentiert.
 

Nun ich gebe ein Beispiel: das was Heidegger z.B. über das "Dasein" als "gestimmtes" sagt, also §29 von Sein und Zeit. Dort heißt es (S.134):

"Was wir ontologisch mit dem Titel Befindlichkeit anzeigen, ist ontisch das Bekannteste und Alltäglichste: die Stimmung , das Gestimmtsein. Vor aller Psychologie der Stimmungen , die zudem noch völlig brach liegt, gilt es, dieses Phänomen als fundamentales Existenzial zu sehen und in seiner Struktur zu umreißen".

Heidegger arbeitet hier eben heraus, dass wir Menschen eben Lebewesen sind, die nie ohne Affekte existieren, sondern in Heideggers Sprache ausgedrückt : "gestimmt" sind.

So heißt es weiter: "In der Gestimmtheit ist immer schon stimmungsmäßig das Dasein als das Seiende erschlossen, dem das Dasein in seinem Sein uberantwortet wurde als dem Sein, das es existierend zu sein hat."

Heidegger gibt hier also aus neuer philosophische Perspektive (hier fundamentalontologischer Perspektive) eine Analyse der menschlichen Affekte, die zum menschlichen "In-der-Welt-Sein" dazugehören. Heidegger hat für diesen ganzen Komplex auch den Begriff der "Befindlichkeit" vorschlagen. In § 30 analysiert er beispielsweise einen bestimmten Affekt , nämlich den der Furcht. Das ist jetzt mal nur ein Beispiel.


Auch das was Heidegger beispielsweise über die Sprache in § 34 finde ich philosophisch bemerkenswert , weil er hier die Situation des Menschen als eine sprachliche kennzeichnet und zwar insofern, dass der Mensch in sprachlicher Interaktion mit anderen existiert, um es so zu formulieren. So heißt es beispielsweise: "Reden ist das <bedeutende> Gliedern der Verständlichkeit des In-der-Welt-seins. dem das Mitsein zugehört, und das sich je in einer bestimmten Weise des besorgenden Miteinanderseins hält".

Auch die Analyse des "Seins zum Tode" , also die § 46 bis ca. 53, kann man hier nennen. Aber erstmal dazu.


Du meinst Hegel und seinen Weltgeist?
Zumindest kann man im Falle Hegels noch eher nachvollziehen, weshalb er ein Luftschluss aus Worten konstruierte - im deutschen Idealismus gehörte dies zum guten Ton. Aber du vermutest schon richtig: Hegel, Fichte, Schelling und auch Kant sind für mich - aus heutiger Sicht - philosophisch allenfalls von historischem Interesse. Eine künstlich auf modern getrimmte Lesart lehne ich strikt ab.

Ja ich meine den Philosophen Hegel, der auch keine einfache Terminologie hat, genauso wie Kant. Die kantische Philosophie sowie die hegelsche werden ja auch heute noch rezipiert, und ja auch Heidegger hat Kant und Hegel aus "seinsgeschichtlicher" Perspektive gelesen. Aber das im Grunde ein anderes Thema. Heidegger entwickelt in Bezug auf Kant und Kant eine Art eher "seinsgeschichtliche"/ modern "phänomenologische" Lesart.

Ich habe - wie bereits ausgebreitet - keine Lust mehr, mich im Detail über die Begriffsgespinste der großen Alten zu streiten. Das führt erfahrungsgemäß nie zu etwas, da eher früher als später das Problem der Ambiguität hemmungslos zuschlägt. Kants Epistemologie baut z.B. auf dem "A priori" auf, das er jedoch nirgends detailliert begründet. Das war eben das damalige (philosophische) Selbstverständnis.

Wie ich zufällig sah, gibt es noch alte Beiträge von mir zum Thema; damals wäre ich offensichtlich bereit gewesen zu solch einer Diskussion, habe sie sogar selbst angeregt: https://www.denkforum.at/threads/heidegger-und-die-sprache-oder-konfuser-wortzauber.9380/

Ja verstehe. Nun das muss ja jeder selbst entscheiden, wie er mit den philosophischen Klassikern umgeht. Was meinst du (aber) denn mit dem Problem der Ambiguität?

Es stimmt allerdings, dass bestimmte Punkte oft bei Philosophen wie Kant, Hegel oder Heidegger nicht begründet werden, sondern nur behauptet. Das ist , wenn man so will, die "Schwäche" einiger Philosophien.

Ich kritisiere ja nicht das Vorhandensein von Geschmäckern, sondern dass man Argumente von seinem Geschmack abhängig macht.

Nun diese Meinung kann ich verstehen. Normalerweise sollte man Argumente von sachlicher Seite aus beurteilen. Aber ich denke, dass in der Philosophie nie völlige Objektivität gegeben ist, sondern sich immer eine gewisse "Subjektivität" (also subjektiver Geschmack) geltend macht. Und das manchmal eben sich auch an mangelnder Sachlichkeit bemerkbar macht.


Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich wurscht, wer welchem "Ismus" zugeneigt ist/war. Mich interessiert vor allem das, was inhaltlich vermittelt wird.

Einen schönen Abend wünscht
Phil

Nun banal gesagt: die aristotelische Philosophie vermittelt andere "Denkinhalte" bzw. eine andere "Denkweise", als die platonische Philosophie z.B.. Die eine Philosophie ist mehr wissenschaftlicher, die andere mehr künstlerischer/dichterischer usw.

Es ist ja bekannt, dass Aristoteles wissenschaftlicher/systematischer über das Sein nachdenkt als Platon denkt (ein Ausspruch aus der Metaphysik heißt ja z.B., das Sein wird in mehrfacher Bedeutung gesagt...). Bei Heidegger sehe ich es so, dass er mehr von der wissenschaftlichen Denkweise des Aristoteles beeinflusst war und dieser ihm daher mehr zusagte, und daher mehr "Aristoteliker" war , obwohl er auch Platon kannte.

Auch ich wünsche einen schönen Abend.

Philosophist
 
Irre! Und der philosophierende Alkoholiker?

Meinen Sie vielleicht Hegel, der dem Wein nicht abgeneigt war? Aber ein Alkoholiker ist ja niemand , der in der Regel philosophisch orientiert ist.


Nun man neigt ja auch zu gewissen Philosophien, auf Grund der "Denkinhalte", die dort vermittelt werden, also das was über Sein, Gerechtigkeit, Sprache, Liebe, Glück usw. gesagt wird. :morgen:

(Heidegger zitierend in Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?)

Muß sie auch nicht. 'Sprache' ist ein gängiger Name für ein erlerntes System tätiger Zeichenverwendung. Der Sprecher verwendet Zeichen, in gesprochener Sprache sind das Lautzeichen des Sprechers. Der Schreiber verwendet Zeichen, in geschriebener Sprache sind das Schriftzeichen des Schreibers. Diese Zeichen werden von Hörern bzw. von Lesern in ihrer Bedeutung erkannt, so diese das entsprechende Zeichensystem in der Verwendung erlernt haben. Nicht das Zeichensystem kommuniziert, sondern die Zeichenverwender.

So oder ähnlich hätte ich zum Thema argumentiert.

Beim späten Heidegger heißt es ja bekanntlich "die Sprache spricht".....

Als Lektüre kann ich empfehlen "Unterwegs zur Sprache".
 
Heidegger arbeitet hier eben heraus, dass wir Menschen eben Lebewesen sind, die nie ohne Affekte existieren, sondern in Heideggers Sprache ausgedrückt : "gestimmt" sind.

Das ist jene Banalität, um die es mir geht. Solche alltäglichen Einsichten müsste man nicht erst mit Hilfe einer neuartigen Terminologie herausarbeiten; stattdessen könnte man selbige ohne Weiteres in altbekannten Worten direkt, klar und allgemeinverständlich formulieren, wenn man denn wollte. Kompliziert wird es in der Philosophie meist ohnehin früh genug - sofern man tatsächlich etwas zu sagen hat.

So heißt es weiter: "In der Gestimmtheit ist immer schon stimmungsmäßig das Dasein als das Seiende erschlossen, dem das Dasein in seinem Sein uberantwortet wurde als dem Sein, das es existierend zu sein hat."

:blume2:

Heidegger gibt hier also aus neuer philosophische Perspektive (hier fundamentalontologischer Perspektive) eine Analyse der menschlichen Affekte, die zum menschlichen "In-der-Welt-Sein" dazugehören.

Wenn Heidegger eines nicht macht, dann ist es den Menschen und seine Affekte zu analysieren. Heidegger schwelgt in seinen Begriffsgespinsten und reduziert jene Affekte auf wenige banale Befindlichkeiten (Angst, Sorge, Tod), die er noch dazu dermaßen platt darstellt, dass selbst einfachste Differenzierungen zwischen Furcht und Angst fehlen. Nein, Heidegger analysiert das "Sein" des Menschen nicht, er setzt alles voraus und sich dann von diesem kurzerhand ab: Ganz im Sinne seines "fundamentalen" Anspruchs eben.

Das hat er in "Sein und Zeit" schon begonnen und später auf die Spitze getrieben. Die Unterscheidung von Heidegger I und II (bzw. die sogen. "Kehre") ist aus meiner Sicht keine wesentliche, er versucht allenfalls seinen in "Sein und Zeit" als unhaltbar vor Augen liegenden Ansatz durch eine radikalere Herangehensweise zu überdecken: Nicht die "Analyse" ist fehlerhaft, sondern das Analysieren selbst (also alle nur denkbaren Analysen) ist uneigentlich, nicht seinsgemäß.

Ein raffinierter Fuchs dieser Heidegger... :hase:

Auch das was Heidegger beispielsweise über die Sprache in § 34 finde ich philosophisch bemerkenswert , weil er hier die Situation des Menschen als eine sprachliche kennzeichnet und zwar insofern, dass der Mensch in sprachlicher Interaktion mit anderen existiert, um es so zu formulieren. So heißt es beispielsweise: "Reden ist das <bedeutende> Gliedern der Verständlichkeit des In-der-Welt-seins. dem das Mitsein zugehört, und das sich je in einer bestimmten Weise des besorgenden Miteinanderseins hält".

So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein. Ich finde Heideggers Geschreibsel inzwischen nur noch peinlich. Da kann (und braucht) man eigentlich gar nicht mehr dazu sagen. :morgen:

Ja ich meine den Philosophen Hegel, der auch keine einfache Terminologie hat, genauso wie Kant. Die kantische Philosophie sowie die hegelsche werden ja auch heute noch rezipiert, und ja auch Heidegger hat Kant und Hegel aus "seinsgeschichtlicher" Perspektive gelesen. Aber das im Grunde ein anderes Thema. Heidegger entwickelt in Bezug auf Kant und Kant eine Art eher "seinsgeschichtliche"/ modern "phänomenologische" Lesart.

Heidegger hat alle Klassiker gerade so gelesen und interpretiert, wie es ihm passte. Nicht umsonst sind weder seine Kant-Interpretationen noch sonstigen Interpretationen oder Übersetzungen jemals ernsthaft diskutiert oder rezipiert worden. Darin sind sich sogar viele Heidegger-Fans einig.

Ja verstehe. Nun das muss ja jeder selbst entscheiden, wie er mit den philosophischen Klassikern umgeht. Was meinst du (aber) denn mit dem Problem der Ambiguität?

Wenn man in der Philosophie nicht sorgfältigst mit Begriffen operiert und also so gut wie nur irgend möglich die gemeinten Inhalte verdeutlicht, ergibt sich das Problem, dass die Zuordnung von Zeichen und Bezeichnetem nicht eindeutig genug erfolgt, um eine verbindliche Kommunikationsbasis zu gewährleisten: Die sich ergebende Mehrdeutigkeit verunmöglicht dies.

Heidegger verwendet vorhandene Begriffe, kombiniert diese (oft mittels des berühmten Bindestrichs) und suggeriert eine neue/tiefere Bedeutung, die er allerdings nirgends expliziert. Das ist seiner Ansicht nach auch nicht notwendig, da seine Begriffe schließlich aus sich selbst heraus sprechen.

Das ist jedoch intellektuelle Unredlichkeit im eigentlichen Sinne. Man will nicht verstanden werden, sondern vor allem eines: den Pöbel beeindrucken.

Nun diese Meinung kann ich verstehen. Normalerweise sollte man Argumente von sachlicher Seite aus beurteilen. Aber ich denke, dass in der Philosophie nie völlige Objektivität gegeben ist, sondern sich immer eine gewisse "Subjektivität" (also subjektiver Geschmack) geltend macht. Und das manchmal eben sich auch an mangelnder Sachlichkeit bemerkbar macht.

Och nö. Das olle "Subjekt/Objekt"-Fass machen wir bitteschön jetzt nicht auch noch auf. Wenn alles relativ ist, können wir ja jegliche Diskussion ohnehin sogleich einstellen. Das kann es also auch nicht sein.

Oder mit den Worten Russells (sinngemäß): "Wenn alles relativ wäre, gäbe es nichts, wozu es relativ sein könnte."

Viele Grüße
Phil
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist jene Banalität, um die es mir geht. Solche alltäglichen Einsichten müsste man nicht erst mit Hilfe einer neuartigen Terminologie herausarbeiten; stattdessen könnte man selbige ohne Weiteres in altbekannten Worten direkt, klar und allgemeinverständlich formulieren, wenn man denn wollte. Kompliziert wird es in der Philosophie meist ohnehin früh genug - sofern man tatsächlich etwas zu sagen hat.

Nun natürlich kann man diesen Umstand "banal" nennen, aber neue philosophische Terminologien können durchaus auch positiv sein. Aber ich glaube an diesem Punkt scheiden sich auch die (philosophischen) Geister. Mich stört es persönlich nicht, wenn man "alltägliche Einsichten" auch mal mit einer "neuartigen" Terminologie beschreibt. Und ich finde zwar ist Heideggers Terminologie gewöhnungsbedürftig anfangs , aber es ist auch interessant mit dieser zu arbeiten bzw. diese zu reflektieren. Heidegger wollte ja mit seiner Begrifflichkeit auch etwas neues in der Philosophie schaffen, die eben zu seinem "seinsgeschichtlichen" Denken passt.

Aber im Grunde kann man denselben Vorwurf Kant und Hegel machen, die eben auch mit ihrer philosophischen Terminologie "banale Dinge" auch etwas "verkompliziert" haben. Mittlerweile kann ich mich aber mit diesen Terminologien durchaus philosophisch anfreunden und man kann halt mit diesen auch bestimmte "banale Dinge" entsprechend reflektieren. Nur sind diese halt nicht die gewöhnliche Alltagssprache eben. Ich finde Heideggers-Terminologie hat schon was interessantes an sich, aber man braucht ab und zu ein Lexikon um jeden der Heidegerschen Begriffe entsprechend verstehen zu können...



Nettes Smiley zu einem "netten" Heidegger -Zitat :)


Wenn Heidegger eines nicht macht, dann ist es den Menschen und seine Affekte zu analysieren. Heidegger schwelgt in seinen Begriffsgespinsten und reduziert jene Affekte auf wenige banale Befindlichkeiten (Angst, Sorge, Tod), die er noch dazu dermaßen platt darstellt, dass selbst einfachste Differenzierungen zwischen Furcht und Angst fehlen. Nein, Heidegger analysiert das "Sein" des Menschen nicht, er setzt alles voraus und sich dann von diesem kurzerhand ab: Ganz im Sinne seines "fundamentalen" Anspruchs eben.

Naja das sehe ich etwas anders. Heidegger analysiert den Menschen , aber nennt ihn eben "Dasein". Ihm geht es ja in "Sein und Zeit " um eine Strukturanalyse der menschlichen Existenz. Natürlich kann man kritisieren , dass er nicht alle menschliche Affekte analysiert, aber den Teil, den er analysiert, ist schon mal nicht schlecht wie er das macht (wo ich vor allem an die §29 und 30 denke von SuZ. Wie weit man das als "platt" sehen sollte, was seine Darstellungsweise anbetrifft, darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Aber das würde jetzt eine detaillierte Beschäftigung verlangen..Heidegger geht davon aus, dass es eben ein "Sein" des Menschen bzw. ein Sein des Daseins gibt, welches er eben in SuZ versucht zu analysieren. Aber SuZ wurde nie vollständig fertiggestellt bekannterweise. Wie gesagt ich bin da etwas anderer Meinung grob gesagt. :morgen:


Das hat er in "Sein und Zeit" schon begonnen und später auf die Spitze getrieben. Die Unterscheidung von Heidegger I und II (bzw. die sogen. "Kehre") ist aus meiner Sicht keine wesentliche, er versucht allenfalls seinen in "Sein und Zeit" als unhaltbar vor Augen liegenden Ansatz durch eine radikalere Herangehensweise zu überdecken: Nicht die "Analyse" ist fehlerhaft, sondern das Analysieren selbst (also alle nur denkbaren Analysen) ist uneigentlich, nicht seinsgemäß.

Ein raffinierter Fuchs dieser Heidegger... :hase:

Nun Heidegger I und Heidegger II sind halt doch etwas verschieden. Der eine ist mehr "wissenschaftlicher" (siehe die Abhandlung Sein und Zeit), der andere mehr in Bezug auf die Dichtung orientiert und wenn man so will noch etwas "seinshöriger". Es gibt also schon nicht unbeträchtliche Unterschiede zwischen den beiden. Die sog. "Kehre" hat für mich schon Bedeutung, weil der "Stil des Philosophierens" selbst bei Heidegger sich ändert. Heidegger II philosophiert nicht mehr ganz so "wissenschaftlich-streng-nüchtern" wie Heidegger I. Heidegger II hat auch einen stärkeren Bezug zur Dichtung (also Hölderlin), als dies bei Heidegger I der Fall war. Man kann darin von mir aus auch eine gewisse Radikalisierung sehen. Aber darüber könnte man noch lange und kontrovers diskutieren...ich bleibe hier mal etwas oberflächlicher und einfacher....


So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein. Ich finde Heideggers Geschreibsel inzwischen nur noch peinlich. Da kann (und braucht) man eigentlich gar nicht mehr dazu sagen. :morgen:

Nun in der Tat, das ist so. Das sich die Wahrnehmungen eines Philosophen von Person zu Person /Mensch zu Mensch durchaus stark unterscheiden können. Ich finde "Heideggers geschreibsel", auch vor allem die Schwarzen Hefte durch aus lesens und bedenkenswert. Das ist nun mal meine Position. Ich halte dieses philosophische Denken nach wie vor für wichtig und bewerte das anders. Man verzeihe mir, wenn ich hier die Gegenposition vertrete sozusagen:morgen:


Heidegger hat alle Klassiker gerade so gelesen und interpretiert, wie es ihm passte. Nicht umsonst sind weder seine Kant-Interpretationen noch sonstigen Interpretationen oder Übersetzungen jemals ernsthaft diskutiert oder rezipiert worden. Darin sind sich sogar viele Heidegger-Fans einig.

Ja , aber Heidegger hat die Klassiker auch so gelesen, dass man diese auch aus anderer Perspektive dabei kennen lernen kann. Heideggers Kant oder Aristoteles /Platon usw. sind eben andere als beispielweise Nietzsches Kant oder Platon usw (oder Hegels Kant oder Aristoteles usw.). Also soweit ich das sehe , gibt es durchaus Literatur zu Heidegger Interpretation der Klassiker, also z.B. zu seiner Kant-Interpretation oder seiner Platon -Interpretation (und da könnte ich sogar englische Titel nennen). Wenn man googelt, was ich hier empfehlen kann, wird man schon durchaus fündig an Literatur , was seine einzelnen Interpretationen anbetrifft. Auch in diesem Punkt muss ich eben widersprechen:morgen:


Wenn man in der Philosophie nicht sorgfältigst mit Begriffen operiert und also so gut wie nur irgend möglich die gemeinten Inhalte verdeutlicht, ergibt sich das Problem, dass die Zuordnung von Zeichen und Bezeichnetem nicht eindeutig genug erfolgt, um eine verbindliche Kommunikationsbasis zu gewährleisten: Die sich ergebende Mehrdeutigkeit verunmöglicht dies.

Nun, du bist also der Meinung, dass Heidegger bewusst seine Terminologie ambivalent/mehrdeutig gehalten hat? Auch das sehe ich etwas anders. Heidegger selbst erklärt zum Beispiel zu seinem Begriff des "Daseins", dass es sich hier nur um die menschliche Existent , sprich den Menschen handeln kann. Hier sehe ich halt Klarheit gegeben . Über andere Begriffe dieser Terminologie kann man natürlich unterschiedlicher Meinung sein.

Heidegger verwendet vorhandene Begriffe, kombiniert diese (oft mittels des berühmten Bindestrichs) und suggeriert eine neue/tiefere Bedeutung, die er allerdings nirgends expliziert. Das ist seiner Ansicht nach auch nicht notwendig, da seine Begriffe schließlich aus sich selbst heraus sprechen.

Das ist jedoch intellektuelle Unredlichkeit im eigentlichen Sinne. Man will nicht verstanden werden, sondern vor allem eines: den Pöbel beeindrucken.

Heidegger hat versucht eine neue Begrifflichkeit für die Philosophie zu schaffen, die eben nicht mehr die traditionelle Sprache der Philosophie, also der Metaphysik spricht. Diese neue Begriffe haben eine neue Bedeutung, und im Falle des Begriffs des Daseins betont das Heidegger sogar in seiner Nietzsche-Vorlesung, dass es im Vergleich zu Nietzsches Begriff von "Dasein", diesen vor ihm -also in der "seinsgeschichtlichen" Prägung- nicht gab. Kurz, was Nietzsche unter "Dasein" versteht, ist nicht dasselbe, was Heidegger darunter versteht.

Ich würde nicht sagen, dass Heidegger hier "intellektuelle Unredlichkeit" begeht, ich verstehe seinen Anspruch so, dass er mit einer neuen Begrifflichkeit bestimmte Dinge nicht mehr in einem metaphysischen Rahmen denken wollte, der mit der traditionellen philosophischen Begrifflichkeit gegeben ist, was also die metaphysischen Begriffe anbetrifft. Ich sehe das nicht als eine Intention/Absicht, dass man nur eine Begrifflichkeit schaft, um den "Pöbel" zu beeindrucken, sondern eine neue Sichtweise auf philosophische Themen damit beabsichtigt, nämlich hier vor allem eine "phänomenologische" Sichtweise, denn Heidegger war eben auch Phänomenologe, und auch von seinem Lehrer Husserl geprägt.


Och nö. Das olle "Subjekt/Objekt"-Fass machen wir bitteschön jetzt nicht auch noch auf. Wenn alles relativ ist, können wir ja jegliche Diskussion ohnehin sogleich einstellen. Das kann es also auch nicht sein.

Oder mit den Worten Russells (sinngemäß): "Wenn alles relativ wäre, gäbe es nichts, wozu es relativ sein könnte."

Viele Grüße
Phil

Nun ich halte jeden Falls diese Unterscheidung von Subjektivität und Objektivität in dem Fall , also was die unterschiedlichen (philosophischen ) Geschmäcker anbetrifft durchaus für angebracht. Man kann den Relativismus durch verteidigen, denn es gibt nicht die eine "objektive" Wahrheit , sondern eben subjektive Wahrheiten, nämlich abhängig von den verschiedenen Subjekten.

Was mich persönlich an Protagoras Ausspruch irgendwie erinnert: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge...". Die sog. "Sophisten" sollen ja diejenigen gewesen sein, die den Relativismus quasi erfunden haben und hier konträr zu Platon stehen, der keineswegs Relativist war. Das ist jedenfalls eine philosophische Position mit der ich mich gut anfreunden kann und die philosophiegeschichtlich gesehen mit der Antike beginnt.

Beste Grüße und eine gute Nacht wünschend

Philosophist

PS: Gegen eine weitere Heidegger-Debatte hier habe ich natürlich nichts einzuwenden. Ich kann ja meine philosophische Sichtweise auch entsprechend begründen/verteidigen und Argumentation ist mir ja nichts völlig fremdes, um es mal so zusagen (und was man hier ja natürlich auch sehen kann) ...auch wenn es hinsichtlich dieser Frage durchaus "andersdenkende" gibt ;) Aber jedem seine Meinung sozusagen :morgen: Meine ist ja hier durchaus bekannt mittlerweile und für die stehe ich ja gern auch ein, falls erforderlich in einer Debatte.
 
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@PhilippP :

Meinungsverschiedenheiten im Bereich der Philosophie und hinsichtlich der unterschiedlichen Beurteilung(en) /Wahrnehmungen einzelner Philosophen sind ja durchaus nicht unüblich und nicht überraschend wie ich finde . So auch im Falle der Beurteilung des Philosophen Heidegger und seiner "Philosophie". Ich habe da eben "meine" (philosophische) Position dazu, was Heidegger anbetrifft. Es gibt natürlich auch Leute, die Heidegger anders beurteilen als ich. Es handelt sich hier um den klassischen Fall der "Meinungsverschiedenheit", also konträrer Meinungen eben, in dieser Diskussion/Debatte. :morgen:
 
Zuletzt bearbeitet:
Heidegger hat versucht eine neue Begrifflichkeit für die Philosophie zu schaffen, die eben nicht mehr die traditionelle Sprache der Philosophie, also der Metaphysik spricht.

Da fängt es doch schon an: Was soll denn diese ominöse "traditionelle Sprache der Philosophie" sein? Sicherlich spricht Heidegger ständig davon, dass alles vor und hinter ihm zur kurz gedacht und allein er (und seine Lesart auserwählter Klassiker) dem Denken im eigentlichen Sinne mächtig sei. Der sogen. "erste" und "andere Anfang" sind Heideggersche Plattitüden, die darüber hinwegtäuschen, dass die solcherart trivial konstruierte Philosophiegeschichte jeglicher ernstzunehmenden Begründung entbehrt.

denn Heidegger war eben auch Phänomenologe, und auch von seinem Lehrer Husserl geprägt.

Auch hier ist es nicht möglich, von "der" Phänomenologie zu sprechen. Das Konzept ist letztlich fragwürdig und die Herangehensweisen so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Eine Lehre über Erscheinungen (d.h. Phänomenologie) krankt schon daran, dass gar nicht klar ist, was eine "Erscheinung" eigentlich sein soll. Meiner Ansicht nach ist also die sogen. "Phänomenologie" ein Problem der Philosophie und kein Teilgebiet von ihr.
Gute Nacht! :hamster:
Phil
 
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