Das ist jene Banalität, um die es mir geht. Solche alltäglichen Einsichten müsste man nicht erst mit Hilfe einer neuartigen Terminologie herausarbeiten; stattdessen könnte man selbige ohne Weiteres in altbekannten Worten direkt, klar und allgemeinverständlich formulieren, wenn man denn wollte. Kompliziert wird es in der Philosophie meist ohnehin früh genug - sofern man tatsächlich etwas zu sagen hat.
Nun natürlich kann man diesen Umstand "banal" nennen, aber neue philosophische Terminologien können durchaus auch positiv sein. Aber ich glaube an diesem Punkt scheiden sich auch die (philosophischen) Geister. Mich stört es persönlich nicht, wenn man "alltägliche Einsichten" auch mal mit einer "neuartigen" Terminologie beschreibt. Und ich finde zwar ist Heideggers Terminologie gewöhnungsbedürftig anfangs , aber es ist auch interessant mit dieser zu arbeiten bzw. diese zu reflektieren. Heidegger wollte ja mit seiner Begrifflichkeit auch etwas neues in der Philosophie schaffen, die eben zu seinem "seinsgeschichtlichen" Denken passt.
Aber im Grunde kann man denselben Vorwurf Kant und Hegel machen, die eben auch mit ihrer philosophischen Terminologie "banale Dinge" auch etwas "verkompliziert" haben. Mittlerweile kann ich mich aber mit diesen Terminologien durchaus philosophisch anfreunden und man kann halt mit diesen auch bestimmte "banale Dinge" entsprechend reflektieren. Nur sind diese halt nicht die gewöhnliche Alltagssprache eben. Ich finde Heideggers-Terminologie hat schon was interessantes an sich, aber man braucht ab und zu ein Lexikon um jeden der Heidegerschen Begriffe entsprechend verstehen zu können...
Nettes Smiley zu einem "netten" Heidegger -Zitat
Wenn Heidegger eines nicht macht, dann ist es den Menschen und seine Affekte zu analysieren. Heidegger schwelgt in seinen Begriffsgespinsten und reduziert jene Affekte auf wenige banale Befindlichkeiten (Angst, Sorge, Tod), die er noch dazu dermaßen platt darstellt, dass selbst einfachste Differenzierungen zwischen Furcht und Angst fehlen. Nein, Heidegger analysiert das "Sein" des Menschen nicht, er setzt alles voraus und sich dann von diesem kurzerhand ab: Ganz im Sinne seines "fundamentalen" Anspruchs eben.
Naja das sehe ich etwas anders. Heidegger analysiert den Menschen , aber nennt ihn eben "Dasein". Ihm geht es ja in "Sein und Zeit " um eine Strukturanalyse der menschlichen Existenz. Natürlich kann man kritisieren , dass er nicht alle menschliche Affekte analysiert, aber den Teil, den er analysiert, ist schon mal nicht schlecht wie er das macht (wo ich vor allem an die §29 und 30 denke von SuZ. Wie weit man das als "platt" sehen sollte, was seine Darstellungsweise anbetrifft, darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Aber das würde jetzt eine detaillierte Beschäftigung verlangen..Heidegger geht davon aus, dass es eben ein "Sein" des Menschen bzw. ein Sein des Daseins gibt, welches er eben in SuZ versucht zu analysieren. Aber SuZ wurde nie vollständig fertiggestellt bekannterweise. Wie gesagt ich bin da etwas anderer Meinung grob gesagt.
Das hat er in "Sein und Zeit" schon begonnen und später auf die Spitze getrieben. Die Unterscheidung von Heidegger I und II (bzw. die sogen. "Kehre") ist aus meiner Sicht keine wesentliche, er versucht allenfalls seinen in "Sein und Zeit" als unhaltbar vor Augen liegenden Ansatz durch eine radikalere Herangehensweise zu überdecken: Nicht die "Analyse" ist fehlerhaft, sondern das Analysieren selbst (also alle nur denkbaren Analysen) ist uneigentlich, nicht seinsgemäß.
Ein raffinierter Fuchs dieser Heidegger...
Nun Heidegger I und Heidegger II sind halt doch etwas verschieden. Der eine ist mehr "wissenschaftlicher" (siehe die Abhandlung Sein und Zeit), der andere mehr in Bezug auf die Dichtung orientiert und wenn man so will noch etwas "seinshöriger". Es gibt also schon nicht unbeträchtliche Unterschiede zwischen den beiden. Die sog. "Kehre" hat für mich schon Bedeutung, weil der "Stil des Philosophierens" selbst bei Heidegger sich ändert. Heidegger II philosophiert nicht mehr ganz so "wissenschaftlich-streng-nüchtern" wie Heidegger I. Heidegger II hat auch einen stärkeren Bezug zur Dichtung (also Hölderlin), als dies bei Heidegger I der Fall war. Man kann darin von mir aus auch eine gewisse Radikalisierung sehen. Aber darüber könnte man noch lange und kontrovers diskutieren...ich bleibe hier mal etwas oberflächlicher und einfacher....
So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein. Ich finde Heideggers Geschreibsel inzwischen nur noch peinlich. Da kann (und braucht) man eigentlich gar nicht mehr dazu sagen.
Nun in der Tat, das ist so. Das sich die Wahrnehmungen eines Philosophen von Person zu Person /Mensch zu Mensch durchaus stark unterscheiden können. Ich finde "Heideggers geschreibsel", auch vor allem die Schwarzen Hefte durch aus lesens und bedenkenswert. Das ist nun mal meine Position. Ich halte dieses philosophische Denken nach wie vor für wichtig und bewerte das anders. Man verzeihe mir, wenn ich hier die Gegenposition vertrete sozusagen
Heidegger hat alle Klassiker gerade so gelesen und interpretiert, wie es ihm passte. Nicht umsonst sind weder seine Kant-Interpretationen noch sonstigen Interpretationen oder Übersetzungen jemals ernsthaft diskutiert oder rezipiert worden. Darin sind sich sogar viele Heidegger-Fans einig.
Ja , aber Heidegger hat die Klassiker auch so gelesen, dass man diese auch aus anderer Perspektive dabei kennen lernen kann. Heideggers Kant oder Aristoteles /Platon usw. sind eben andere als beispielweise Nietzsches Kant oder Platon usw (oder Hegels Kant oder Aristoteles usw.). Also soweit ich das sehe , gibt es durchaus Literatur zu Heidegger Interpretation der Klassiker, also z.B. zu seiner Kant-Interpretation oder seiner Platon -Interpretation (und da könnte ich sogar englische Titel nennen). Wenn man googelt, was ich hier empfehlen kann, wird man schon durchaus fündig an Literatur , was seine einzelnen Interpretationen anbetrifft. Auch in diesem Punkt muss ich eben widersprechen
Wenn man in der Philosophie nicht sorgfältigst mit Begriffen operiert und also so gut wie nur irgend möglich die gemeinten Inhalte verdeutlicht, ergibt sich das Problem, dass die Zuordnung von Zeichen und Bezeichnetem nicht eindeutig genug erfolgt, um eine verbindliche Kommunikationsbasis zu gewährleisten: Die sich ergebende Mehrdeutigkeit verunmöglicht dies.
Nun, du bist also der Meinung, dass Heidegger bewusst seine Terminologie ambivalent/mehrdeutig gehalten hat? Auch das sehe ich etwas anders. Heidegger selbst erklärt zum Beispiel zu seinem Begriff des "Daseins", dass es sich hier nur um die menschliche Existent , sprich den Menschen handeln kann. Hier sehe ich halt Klarheit gegeben . Über andere Begriffe dieser Terminologie kann man natürlich unterschiedlicher Meinung sein.
Heidegger verwendet vorhandene Begriffe, kombiniert diese (oft mittels des berühmten Bindestrichs) und suggeriert eine neue/tiefere Bedeutung, die er allerdings nirgends expliziert. Das ist seiner Ansicht nach auch nicht notwendig, da seine Begriffe schließlich aus sich selbst heraus sprechen.
Das ist jedoch intellektuelle Unredlichkeit im eigentlichen Sinne. Man will nicht verstanden werden, sondern vor allem eines: den Pöbel beeindrucken.
Heidegger hat versucht eine neue Begrifflichkeit für die Philosophie zu schaffen, die eben nicht mehr die traditionelle Sprache der Philosophie, also der Metaphysik spricht. Diese neue Begriffe haben eine neue Bedeutung, und im Falle des Begriffs des Daseins betont das Heidegger sogar in seiner Nietzsche-Vorlesung, dass es im Vergleich zu Nietzsches Begriff von "Dasein", diesen vor ihm -also in der "seinsgeschichtlichen" Prägung- nicht gab. Kurz, was Nietzsche unter "Dasein" versteht, ist nicht dasselbe, was Heidegger darunter versteht.
Ich würde nicht sagen, dass Heidegger hier "intellektuelle Unredlichkeit" begeht, ich verstehe seinen Anspruch so, dass er mit einer neuen Begrifflichkeit bestimmte Dinge nicht mehr in einem metaphysischen Rahmen denken wollte, der mit der traditionellen philosophischen Begrifflichkeit gegeben ist, was also die metaphysischen Begriffe anbetrifft. Ich sehe das nicht als eine Intention/Absicht, dass man nur eine Begrifflichkeit schaft, um den "Pöbel" zu beeindrucken, sondern eine neue Sichtweise auf philosophische Themen damit beabsichtigt, nämlich hier vor allem eine "phänomenologische" Sichtweise, denn Heidegger war eben auch Phänomenologe, und auch von seinem Lehrer Husserl geprägt.
Och nö. Das olle "Subjekt/Objekt"-Fass machen wir bitteschön jetzt nicht auch noch auf. Wenn alles relativ ist, können wir ja jegliche Diskussion ohnehin sogleich einstellen. Das kann es also auch nicht sein.
Oder mit den Worten Russells (sinngemäß): "Wenn alles relativ wäre, gäbe es nichts, wozu es relativ sein könnte."
Viele Grüße
Phil
Nun ich halte jeden Falls diese Unterscheidung von Subjektivität und Objektivität in dem Fall , also was die unterschiedlichen (philosophischen ) Geschmäcker anbetrifft durchaus für angebracht. Man kann den Relativismus durch verteidigen, denn es gibt nicht die eine "objektive" Wahrheit , sondern eben subjektive Wahrheiten, nämlich abhängig von den verschiedenen Subjekten.
Was mich persönlich an Protagoras Ausspruch irgendwie erinnert: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge...". Die sog. "Sophisten" sollen ja diejenigen gewesen sein, die den Relativismus quasi erfunden haben und hier konträr zu Platon stehen, der keineswegs Relativist war. Das ist jedenfalls eine philosophische Position mit der ich mich gut anfreunden kann und die philosophiegeschichtlich gesehen mit der Antike beginnt.
Beste Grüße und eine gute Nacht wünschend
Philosophist
PS: Gegen eine weitere Heidegger-Debatte hier habe ich natürlich nichts einzuwenden. Ich kann ja meine philosophische Sichtweise auch entsprechend begründen/verteidigen und Argumentation ist mir ja nichts völlig fremdes, um es mal so zusagen (und was man hier ja natürlich auch sehen kann) ...auch wenn es hinsichtlich dieser Frage durchaus "andersdenkende" gibt
Aber jedem seine Meinung sozusagen
Meine ist ja hier durchaus bekannt mittlerweile und für die stehe ich ja gern auch ein, falls erforderlich in einer Debatte.