Ich glaube nicht, dass ich innerhalb der derzeitigen Inkarnation zur Erkenntnis höherer Welten gelangen werde. Ich sehe das Befassen mit diesem Thema mehr als Vorbereitung für zukünftige Leben.
Immerhin eine nachhaltige Investition.
Du kannst Dich ja dennoch mal fragen, wie diese Inkarnationen denn überhaupt möglich sein können. Die Weitergabe der wesentlichen Informationen von Leben zu Leben, das ist ja alles als theoretischer Ansatz bekannt, aber wie genau können diese Informationen übermittelt und gespeichert werden? Das sind natürlich lästige Fragen, aber sie sind notwendig.
In Texten der Mahamudra Tradition geht es immer wieder darum, dass Menschen, die scheinbar endlos weit von der Erleuchtung weg sind, weil sie Philosophen, Diebe, Prostituierte oder was auch immer sind, doch blitzartig erwachen. In der Spiritualität gibt es keine Fleißkärtchen.
Was hältst du eigentlich von psychedelischen Trips?
Das kommt jetzt in der Therapie wieder in Mode und im richtigen Setting kann es sehr effektiv sein.
Hast du da selber Erfahrungen gemacht? Für manche ist es ein Türöffner.
Nein. Ich habe nur drogenfreie Drogenerfahrungen gemacht, zumindest, wenn es um spirituelle Erfahrungen ging.
Verbundenes oder holotropes Atmen oder Rebirthing habe ich mehrfach gemacht. Leute, die beides kennen sagen, es sei ziemlich vergleichbar, nur ist das holotrope Atmen anstrengender und es dauert nicht so lange. Zumindest ist auch das ein ziemlicher Türoffner.
Aber letztlich sind die Fixierungen auf das Knallige und Besondere falsch. All das gibt es, aber danach eben auch wieder den Alltag. Du kennst vermutlich Chögyam Trungpas Beschreibung der sechs mythischen Welten und als man ihn fragte, in welcher er sei, sagte er: In allen.
In irgendeinem Zustand ist man immer und wenn es gelingt dort ganz einzutauchen, ist der Inhalt mehr oder minder egal. Viele Übungen haben nur den Zweck im Hier und Jetzt zu verweilen, statt ständig woanders sein zu wollen.
Und wenn man dennoch mit dem Geist/Bewusstsein nervös umherwandert und sprunghaft ist, ist man eben genau so. Wenn Du Dich ganz auf den Moment einlässt, fehlt nichts. Darum geht es die ganze Zeit, man sucht nur immer die verborgene Botschaft dahinter.
Trungpa ist da super lebensnah. Oft ist es so einfach, dass man es deshalb nicht annehmen möchte, weil man denkt, da müsse noch viel mehr drin sein. Nur ist im Moment zu sein, eben keine ständige Wow-Erfahrung und auch kein Notausgang aus der Welt.
Die theoretischen Fragen interessieren mich auch, aber im Moment zu sein ist keine übermenschliche Leistung, das ist banal, der andere Aspekt ist, dass damit nicht alle Fragen beantwortet sind. Dazu gibt es wirklich lehrreiche Texte und es ist auch gut da schrittweise herangeführt zu werden, aber wenn Du Dich davon frei machen kannst, dass ein Tusch ertönt und innerlich die Silversterraketen starten, ist im Moment zu sein, ganz einfach, Du kannst es nicht vermeiden.
Bei manchen kann das knallig sein (die Einsicht), bei anderen weniger, aber Du kannst immer wieder zu dieser Insel zurück kehren. Damit erübrigt sich nicht alles, aber es gibt diese Inseln. Dann kannst Du fragen, in welcher Weise denn Deine subjektive Erfahrung zu diesen und jenen Erzählungen oder Daten stehen, aber es besteht kein Grund sich da in falscher Bescheidenheit zu üben.