Zwei Gründe:
1) sie ist völlig überflüssig
2) es gibt darüber keine vertrauenswürdigen Erzählungen
Ich füge hinzu:
3) es gibt nicht einen einzigen überzeugenden Beweis für solche Fähigkeiten.
Und um es noch zu fortifizieren: Der mit immerhin einer Million Dollar ausgelobte Preis des Zauberkünstlers und Skeptiker-Aktivisten James Randi (= Beweis übersinnlicher Fähigkeiten) wurde über knapp ein Jahrzehnt nie abgeholt. Es fand sich einfach niemand, der unter den kontrollierten Bedingungen Randis dazu in der Lage gewesen wäre. Im Jahr 2015 entschloss sich die den Preis verwaltende Stiftung, das Preisauschreiben aufzuheben, da man das Geld lieber in sinnvolle Projekte stecken wolle, die das kritische Denken und eine an Tatsachen orientierte Weltsicht fördern sollen.
Man mag einwenden, dass der Preis vor allem deshalb nicht abgeholt wurde, weil spirituelle Menschen so selbstlos wären und dem schnöden Mammon völlig abgeneigt. Die jeweils persönliche Geschichte der erfolgreichsten (und somit bedeutendsten) Gurus der Moderne spricht jedoch eine andere Sprache. Es handelt(e) sich durch die Bank um machtgierige Sektenführer, die ihre ergebenen Schäfchen nicht nur schamlos sondern auch kriminell ausbeuteten, ihnen alles nahmen (vor allem ihr Geld und ihren Besitz, oft genug sogar ihr Erbe), von ihnen völlige Askese inklusive der Sexualität verlangten, während sie selbst in Saus und Braus lebten, um mit ihren meist weiblichen Anhängern einen persönlichen Harem zu führen.
Bei Erwachsenen ist das schon schlimm genug - bei Kindern aber hat es eine andere Dimension. Praktisch alle Sekten - ob man sie nun Ashrams nennen will, ist da schon bedeutungslos - haben eine praktisch schon pathologische Neigung zu Kindesmisshandlung und -missbrauch.
All das mag es - in der einen oder anderen Form - auch ohne einen sprituellen Hintergrund geben. Aber selten in diesen Dimensionen, außerdem nehmen solche selbsternannten Gurus und Psychodiktatoren ihren Schäfchen auch noch ihren Verstand, ihre Identität, ihre Würde und vor allem ihre Freiheit und Selbstbestimmung. Die Aussteiger der Sekten fallen erst einmal in ein ganz tiefes Loch, aus dem sie sich mühsam wieder zu befreien haben, ein Prozess, der bei manchen einige Jahre dauern kann, um emotional und intellektuell wieder zu gesunden. Und vor allem mit der Einsicht leben zu müssen: Ich bin auf einen Blender hereingefallen, einen Scharlatan - um so schmerzlicher, da die meisten einen intellektuellen Hintergrund und Bildung hatten, bevor sie Teil der Bewegungen wurden.
Für manchen ist diese Art der Gesundung möglicherweise nicht zu 100% möglich.
Zeitweise hatte ich Ex-Sanyassins, nunmehr um etliche Jahre selbstständig und auch gealtert, als Kunden im grafischen Gewerbe. Sie betrieben nun eigene Läden im Viertel, meist die typischen Buch-, Räucherstäbchen und Klangschalen-Läden oder auch Verlage. Diese Kunden (die man an ihren geänderten Vornamen erkannte) waren mal so ziemlich die beinhärtesten Ego-Geschäftsleute, mit denen ich je zu tun hatte. Es war schwierig, mit denen zu verhandeln, oft auch menschlich schwierige Menschen und dies hinter einer vermeintlich seelig lächelnden, menschlichen Fassade. Es gab welche unter ihnen, die ich schließlich als Kunden ablehnte. Ähnliche Verhaltensweisen habe ich an Ex-Junkies feststellen können, da gibt es auch immer so einen deutlich erkennbaren Rest einer knallharten Ego-Nummer.
Die esoterischen Lehren sind, sozial gesehen, gnadenlos. Sie erklären Freud wie Leid zu einer individuellen Angelegenheit, ebenso Krankheit und Tod. Und wenn sich vordergründig keine spirituellen Verfehlungen finden lassen, dann müssen eben vorherige Leben dafür herhalten. Ein jeder ist eben selbst an seinem Glück oder Unglück schuld, und seien es seine vorherigen Leben.
Folgerichtig lassen sie den Bruder oder die Schwester auch fallen wie eine heisse Kartoffel, wenn es zu sozialen, psychischen oder gesundheitlichen Problemen kommt: Denn der Delinquent hat schließlich alles selbst verursacht und kann es auch nur selbst lösen - und helfen kann man ihm letztlich nicht und will man auch nicht.
Das ist asiozial und geradezu widerlich, und ohne nun besonders religiös oder gläubig zu sein: Es widerspricht meiner christlichen Moral, oder einfacher gesagt auch nur dem, was es bedeutet, ein anständiger Mensch zu sein.
Ich selbst habe drei Jahre in Vollzeit für eine christliche Sekte gearbeitet - war aber kein Sektenmitglied und habe auch nicht mit ihnen gelebt - und die waren auch schräg. Aber Eines muss ich ihnen lassen: Sie haben sich
für die Menschen eingesetzt, jeden Tag, mit viel Arbeit, Willen und Geld, sich um sie gekümmert, vor allem um die Gestrauchelten, die Armen dieser Gesellschaft, und nie habe ich da Dünkel oder auch nur einen erhobenen Zeigefinger gesehen. Und ihre eigenen Mitglieder, die haben sie bis zum Tode gepflegt, Krankheit und Demenz mitgetragen.