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Geisteswissenschaft (Rudolf Steiners Anthroposophie)

Ich denke, das Wesentliche ist es, dass man das materialistische Denken überwindet, und das betrifft uns alle. Wir wurden in eine materialistisch denkende Gesellschaft hineingeboren, wohlbemerkt denken heutzutage sogar viele Gläubige im Endeffekt dennoch materialistisch. Ich sehe das als eine Art Massenhypnose an, aus der man nur individuell herausfinden kann.

Den Begriff "Materialismus" halte ich - so wie Du ihn verwendest - für eine Art Kampfbegriff, zumal der Materialismus selbst in den Naturwissenschaften schon lange als überwunden gilt, zumindest der Materialismus eines René Descartes und Christiaan Huygens (17. Jh.).
Daher bevorzuge ich den Begriff "Rationalismus".

Steiners Art zu Denken ist stark geprägt von Johann Wolfgang von Goethes wissenschaftlichem Werk, dessen Herausgeber Steiner einst war. Für die Edition des wissenschaftlichen Werks - das überdies nur aus drei Arbeiten besteht - ließ sich Steiner allerdings viele Jahre Zeit. Inhaltlich war Goethes wissenschaftliches Werk schon zu Steiners Lebzeiten überholt, spätestes aber seit der ersten Hälfte des 20. Jh.
Goethes Farbenlehre, sowie die Farbtheorie, die er daraus ableitet, widerspricht geradezu polemisch den Erkenntnissen Isaac Newtons rund 150 Jahre vor ihm - und ist nur noch von kulturhistorischem Interesse, denn sie ist von vorn bis hinten falsch.

Steiners Beiträge z.B. zur Pädagogik mögen zu ihrer Zeit herausragend und auch erstrebenswert gewesen sein, sogar noch lange nach seinem Tod. Allerdings hat sich die offizielle Pädagogik seit einigen Jahrzehnten auch verändert; schließlich werden bei uns keine Schulkinder mehr geschlagen und verprügelt, und schon gar nicht mit dem Rohrstock.
Die Bewegungen, die um Rudolf Steiner kreisen, die Anthroposophen, die Waldorfschulen: Ein deutsches kulturelles Phänomen, das es in kaum einem anderen Land (mehr) gibt, genauso wie andere, typisch deutsche Angelegenheiten, wie etwa die Homöopathie. Wobei die heutigen Anthroposophen ziemliche intellektuelle Eiertänze machen müssen, um das Steinersche Weltbild mit anderen Weltbildern halbwegs in Einklang bringen zu können, deren Aussagen sich nicht (mehr) widerlegen lassen.

Es steckt ein gewisser Wille zu einer angestrebten Unschuld darin, wie auch das Festhalten an den Poesien und Dramaturgien der "Dichterfürsten" Goethe und Schiller. Wer keine "dunkle Seite", keine Ecken und Kanten hat: An dem kann man sich eben intellektuell nicht schmutzig machen.
Oder man schweigt diese Arbeiten einfach tot.
 
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Den Begriff "Materialismus" halte ich - so wie Du ihn verwendest - für eine Art Kampfbegriff, zumal der Materialismus selbst in den Naturwissenschaften schon lange als überwunden gilt...

Materialismus bedeutet für mich: Zu denken, man gehöre zur Gattung der Trockennasenaffen.

Die Bewegungen, die um Rudolf Steiner kreisen, die Anthroposophen, die Waldorfschulen: Ein deutsches kulturelles Phänomen, das es in kaum einem anderen Land (mehr) gibt...

Die Anthroposophie beschränkt sich bewusst auf den deutschsprachigen Raum, zumindest die derzeitige anthroposophische Bewegung unter Axel Burkart.
 
Materialismus bedeutet für mich: Zu denken, man gehöre zur Gattung der Trockennasenaffen.

Was die moderne Anthropologie betrifft: Das ist doch ohnehin schon wieder überholt.
Der Homo Sapiens gehört zur Gattung Homo - und zu der gehören auch eine Reihe unserer ausgestorbenen Verwandten und Vorfahren.
Und?
Was ist daran nicht zu akzeptieren?

Gerade der Rationalismus der jüngeren Anthropologie und ihrem sehr viel breiter gestreutem wissenschaftlichen Erkenntnisprozess hat gleich eine ganze Reihe einst so gesicherter, "in Stein gemeisselter" Erkenntnisse über die Herkunft und die Geschichte des Homo Sapiens nicht nur ins Wanken gebracht, sondern widerlegt.
Insbesondere durch die Erkenntnisse der archäologischen Genetik ließ sich zeigen, dass der Weg zum heutigen Homo Sapiens nicht einem Baum gleicht, sondern vielmehr einem Busch (und noch dazu einem ziemlich verwachsenen) - mit dem Homo Sapiens als schließlich der einzigen Art, die übrig blieb.

Die - nicht mehr zu ignorierenden - Erkenntnisse der Genetik haben, im Übrigen auch zum Unmut nicht weniger der klassischen Knochensammler und -interpreter unter den Anthropologen, vielmehr offenbart, dass der heutige Homo Sapiens eine bunte Mischung von derzeit fünf Arten der Gattung Homo ist (und das auch noch davon abhängig, wo man geboren wurde): Neanderthaler, Denisova-Mensch, archaischer Homo Sapiens, Homo Florensis und einer Art, von der keine archäologischen Funde existieren (die sich aber im Genpool einer isolierten afrikanischen Population finden lässt).
Und die haben sich dann zeitweise auch noch untereinander lustig gemischt und sind über weite Strecken gewandert ... und manchmal haben sie vorhandene Populationen abgelöst, ohne sich zu mischen.

Das finde ich spannend, denn es widerspricht dem Bild einer sich beständig weiter entwickelnden, ortstreuen "Krone der Schöpfung" - was keineswegs bedeutet, es fände keine evolutionäre Entwicklung statt. Nur ist sie eben nicht so zielgerichtet, wie sie uns frühere Grafiken einreden wollten, sondern vielmehr bedingungsabhängig, äußeren wie inneren Einflüssen und auch Zufällen unterworfen.

Selbst für die historische Geschichte kann die Genetik ein zumindest ergänzendes Bild liefern. Die Römer beherrschten England rund 400 Jahre, die Dänen später im Mittelalter 150 Jahre. Im Genpool der heutigen Engländer hinterließen sie aber keine Spuren, warum nicht? Es kann eigentlich nur einen Grund dafür geben: Man war zwar die Herrscherkaste, blieb aber unter sich.
Eine Aussage, die man mit den Methoden der klassischen Geschichtswissenschaft so nie erzielen könnte, das finde ich ziemlich spannend.
 
Ich denke, das Wesentliche ist es, dass man das materialistische Denken überwindet,
Sehe ich kritisch: Das Wesentliche ist nicht unbedingt zwingend, denn die Überwindung des materialistischen Denkens führt in seiner ÜBER-WINDUNG geradewegs zur Rotation in der EIN-ENGE.....
und das betrifft uns alle.
...nööööööö, Gott bewahre! Es ist und bleibt ein individuelles Geschenk Gottes, dass er uns nicht (wie) "alle macht", denn dann wären wir alsbald ersetzbar wie Maschinen, deren einzige Aufgabe es wäre, wie vorprogrammiert zu funktionieren. Das kann nicht einmal Rudolf Steiner gewollt haben.
 
Mal aus dem Leben gegriffen:
Wir mussten (eine Gruppe von 4 erfahrenen, früheren Austauschschülern) die sich bewerbenden, neuen Schüler für Amerika aussieben.
Unter ihnen war auch eine Schülerin aus der Rudolf Steiner Schule. Ich fragte sie, wie sie sich verhalten würde, wennsie im Fernsehen interviewt würde oder vor dem Rotary Club eine Rede halten müsste. Sie wurde sichtlich nervös und zittrig. Es wäre eine Zumutung und Überforderung für sie geworden und so beschlossen wir, sie lieber nicht zu schicken.
Der Unterschied zwischen grosser Sensibilität und grossem Realismus wäre zu gross gewesen.
 
Was die moderne Anthropologie betrifft: Das ist doch ohnehin schon wieder überholt.
Der Homo Sapiens gehört zur Gattung Homo - und zu der gehören auch eine Reihe unserer ausgestorbenen Verwandten und Vorfahren.
Und?
Was ist daran nicht zu akzeptieren?

Gerade der Rationalismus der jüngeren Anthropologie und ihrem sehr viel breiter gestreutem wissenschaftlichen Erkenntnisprozess hat gleich eine ganze Reihe einst so gesicherter, "in Stein gemeisselter" Erkenntnisse über die Herkunft und die Geschichte des Homo Sapiens nicht nur ins Wanken gebracht, sondern widerlegt.
Insbesondere durch die Erkenntnisse der archäologischen Genetik ließ sich zeigen, dass der Weg zum heutigen Homo Sapiens nicht einem Baum gleicht, sondern vielmehr einem Busch (und noch dazu einem ziemlich verwachsenen) - mit dem Homo Sapiens als schließlich der einzigen Art, die übrig blieb.

Die - nicht mehr zu ignorierenden - Erkenntnisse der Genetik haben, im Übrigen auch zum Unmut nicht weniger der klassischen Knochensammler und -interpreter unter den Anthropologen, vielmehr offenbart, dass der heutige Homo Sapiens eine bunte Mischung von derzeit fünf Arten der Gattung Homo ist (und das auch noch davon abhängig, wo man geboren wurde): Neanderthaler, Denisova-Mensch, archaischer Homo Sapiens, Homo Florensis und einer Art, von der keine archäologischen Funde existieren (die sich aber im Genpool einer isolierten afrikanischen Population finden lässt).
Und die haben sich dann zeitweise auch noch untereinander lustig gemischt und sind über weite Strecken gewandert ... und manchmal haben sie vorhandene Populationen abgelöst, ohne sich zu mischen.

Das finde ich spannend, denn es widerspricht dem Bild einer sich beständig weiter entwickelnden, ortstreuen "Krone der Schöpfung" - was keineswegs bedeutet, es fände keine evolutionäre Entwicklung statt. Nur ist sie eben nicht so zielgerichtet, wie sie uns frühere Grafiken einreden wollten, sondern vielmehr bedingungsabhängig, äußeren wie inneren Einflüssen und auch Zufällen unterworfen.

Selbst für die historische Geschichte kann die Genetik ein zumindest ergänzendes Bild liefern. Die Römer beherrschten England rund 400 Jahre, die Dänen später im Mittelalter 150 Jahre. Im Genpool der heutigen Engländer hinterließen sie aber keine Spuren, warum nicht? Es kann eigentlich nur einen Grund dafür geben: Man war zwar die Herrscherkaste, blieb aber unter sich.
Eine Aussage, die man mit den Methoden der klassischen Geschichtswissenschaft so nie erzielen könnte, das finde ich ziemlich spannend.

Ich finde das auch alles ziemlich spannend und ich lese deine wissenschaftlichen Beiträge gerne - und doch: Ich glaube halt nicht, dass damit alles über unsere Herkunft gesagt ist. Unsere eigentliche Heimat ist die geistige Welt und mit der befasst sich die Geisteswissenschaft.
 
... denn dann wären wir alsbald ersetzbar wie Maschinen, deren einzige Aufgabe es wäre, wie vorprogrammiert zu funktionieren. Das kann nicht einmal Rudolf Steiner gewollt haben.

Nein, das wollte Steiner ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil, warnt er ja ausdrücklich davor, materialistisch zu denken, weil man sich dann für eine Maschine hält und diese Geisteshaltung nach dem Tod mit in die geistige Welt nimmt, wo sie sich dann tatsächlich manifestiert. Das stelle ich mir nicht gerade schön vor. o_O
 
Unter ihnen war auch eine Schülerin aus der Rudolf Steiner Schule. Ich fragte sie, wie sie sich verhalten würde, wennsie im Fernsehen interviewt würde oder vor dem Rotary Club eine Rede halten müsste. Sie wurde sichtlich nervös und zittrig. Es wäre eine Zumutung und Überforderung für sie geworden...

Also, wenn das Mainstream-Fernsehen sie interviewen wollte, dann kann ich ihr das nicht verübeln. Die wollen doch die Anthroposophen nur vorführen und haben schon vor dem Interview ihre Meinung klar festgelegt. Da muss man schon jemanden mit Erfahrung im Umgang mit solchen Journalisten vorschicken und keine Schülerin.
 
Missverständnis: Sie würde als Austauschschülerin interviewt, nicht als Anthroposophin. Aber die Interviews wären natürlich stark auf
Realistisches bezogen gewesen und hätten sie in die Bredouille gebract.
 
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Mir fiel mal ein Buch von Steiner in die Hände. Der Titel war, wenn ich mich richtig entsinne: "Wie erlangt man Erkenntnis der höheren Welten". Ein unsägliches Machwerk, von dem ich nur abraten kann. Ich bin allerdings nicht sehr weit vorgedrungen mit der Lektüre. Es war nicht auszuhalten.
 
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