Giacomo_S
Well-Known Member
- Registriert
- 1. März 2018
- Beiträge
- 2.063
An Fleiß und Ehrgeiz fehlt es Dir ja offensichtlich nicht.
Du lässt, wie gewohnt sehr umfangreich und eloquent, ein Bild entstehen, das ich noch nicht einmal als grundfalsch bezeichnen möchte.
Das was ich kritisiere ist, dass Du, aus einer Befangenheit heraus, Extreme und Auswüchse auftürmst, die es zwar gab und gibt, aber gar nichts mit dem zu tun haben, wenn ich von der spirituellen Seite der menschlchen Existenz rede.
Das was ich kritisiere: Dass zuviele Menschen über spirituelle Inhalte sprechen, ohne auch nur in Ansätzen verstanden zu haben, worüber sie da eigentlich reden.
Vor Jahren fiel mir eine Biographie über den historischen Buddha, Siddhartha Gautama, in die Hände. Interessehalber las ich es und natürlich kann eine Biografie über Buddha nicht ohne eine Auseinandersetzung mit dessen Lehren auskommen. Erstaunlicherweise erschloss sich mir durch die Lektüre ein in weiten Teilen ganz anderes Bild der Philosophie des Buddhismus, als es seine Anhänger heutzutage - und nicht nur im Westen - darstellen. Tatsächlich gelangte ich mehr oder weniger zu dem Schluss, dass das, was die Menschen heutzutage als Buddhismus zu leben gedenken, mit den Lehren Gautamas außer dem Namen nur wenig gemein hat.
Ähnliche Prozesse gibt es im Christentum genauso. Manche reden über das Christentum und was christlich oder unchristlich ist, ereifern sich sogar, ohne die Bibel überhaupt jemals gelesen zu haben. Stattdessen leiern sie nur das herunter, was ihnen ihre Pfaffen erzählt haben (oder was sie daraus verstanden haben), ohne sich auch nur nebenbei mit den Inhalten beschäftigt zu haben.
Es gibt aber auch weltliche Themenbereiche, angesichts dessen solche Mechanismen abzulaufen scheinen, die Ernährungswissenschaften etwa. Da werden auch immer dieselben Halb- und Fehlwissen gepredigt und verteidigt, ohne das jemand nur einmal ein halbwegs ordentliches Fachbuch oder gar Standardwerk zum Thema auch nur durchgeblättert hätte.
Es sei hier nicht verlangt, dass ein jeder zu solchen Themen sich ein Expertenwissen aneignet. Dennoch bleibt eine ganz erhebliche Diskrepanz zwischen dem Wissen, dass die Menschen haben und der Engstirnigkeit, mit der sie auf ihren Standpunkten bestehen.
Du bist ein "strammer" Materialist, der überzeugt ist, mit Rationalität und Logik alles "bedienen" zu können, was * Mensch * so braucht um zurechtzukommen.
Für´s Zurechtkommen mag es ja tatsächlich reichen. Das Leben ist aber mehr als organisiert und ausgerichtet zu sein.
Die Qualität des Lebens (oder anders gesagt: ein ´gutes Lebensgefühl´) entscheidtet sich aber - aus meiner Sicht - über das Gefühlsleben des Individuums und nicht über seine Bildung, seinen Besitz oder seinen sozialen Status.
Ja, das ist wohl so. Es hat tatsächlich Zeiten gegeben, in denen ich mich auch mit esoterischen Standpunkten befasst habe oder auch mit Außenseitern der Naturwissenschaften. Allerdings gewann ich mit der Zeit den Eindruck, viele der Behauptungen widerlegen zu können, oder es sich um reine Spekulation handelt. Bestenfalls stellt jemand vielleicht die richtigen Fragen, findet aber keine Antworten oder kann sie nicht belegen.
Die Esoterik ist eine Chimäre: Sie meint Antworten geben zu können auf Fragen, für die es keine Antworten gibt.
Wer sich in ein solches Weltbild einfügt, der/die läuft einer Illusion hinterher, wie ein Komparse. Im Grunde nichts anderes als eine Art Aberglauben.
Dadurch wird man weder glücklicher, noch versteht man mehr. Vielmehr verwickelt man sich in neue Abhängigkeiten.
Ich finde es sehr wichtig, dass es, hinsichtlichi der, von vielen empfundenen, Leere, traurigen Grundstimmung und Isolation, Menschen gibt, die in der Lage sind, eine Hilfestellung zu geben. Nicht in irgendwelchen dubiosen Sekten oder Glaubensgfemeinschaften oder kostenintensiven Seminaren, sondern In Form einer angebotenen tieferen Sicht. Es gibt gute geeignete Literatur, die dem Bewusstsein Zugang zu den seelischen Belangen erleichtert.
Die empfundene Leere ist die Konsequenz einer Suche nach einem Sinn, wo es keinen Sinn gibt. Eine Sisyphusaufgabe, ein vergebliches Mühen das m.E. mehr Leid schafft, als es zu lindern verspricht.
Ich halte es für klüger, sich mit der Sinnlosigkeit des Lebens abzufinden und sich stattdessen Dingen zuzuwenden, bei denen ein Wissenszuwachs auch erwartbar ist. So gesehen handelt jemand sinnvoller, der sich auf seinen Angelschein vorbereitet oder eine neue Sprache erlernt, als derjenige, der sich in der Tabula Smaragdina auf Sinnsuche begibt oder literarische Werke zur Philosophie erhebt (Rosenkreutzer) oder noch lächerlicher, Filme (Matrix).
Darf ich dich zwischendurch einmal daran erinnern, dass du von Jed McKennas tausende Seiten umfassenden Gesamtwerk gerade einmal ein paar Zeilen gelesen hast, noch dazu eine schlechte Auswahl und dann auch noch in der deutschen Übersetzung, von der ich abrate!!!
Ein umfangreiches Gesamtwerk haben auch ein Heinz G. Konsalik oder ein Johannes Mario Simmel, aber das macht ihre Bücher nicht besser.
Den Titel hast Du selbst zitiert, und ja, es stimmt wohl: Ich habe nur eine einzige Seite am Anfang gelesen ... und die war bereits so schlecht, dass ich es mir erspare, weiterzulesen.
Eine Übersetzung ist zugegebenermaßen immer auch eine Art der Interpretation, aber das ist die eigene Übersetzung im Hirn beim Lesen des Originals auch. Wir neigen dazu, englische Texte irgendwie cooler zu finden, was sich auch woanders zeigt, bei Namen für Produkte oder Firmen z.B. Übersetzt man dies jedoch einmal, so zeigt sich dann oft, was für ein trivialer Shice es einfach ist, ob nun im englischer Original oder in der Übersetzung. Übersetz mal einen beliebigen Popsong ... und Du wirst feststellen, dass die meisten von ihnen noch dööfer sind als so mancher deutsche Schlager.
Und selbst bei so einem profanen Lebensmittel wie Speck scheint dies zu funktionieren. Denn Speck, das ist ja irgendwie ungesund, fettig und eklig, aber Bacon - das ist ja doch irgendwie etwas ganz anderes, trendy und lecker. Dabei handelt es sich um genau dasselbe und der Begriff Bacon hat - so wie mir auch englische Muttersprachler versicherten - genau und 1:1 dieselbe Bedeutung wie ... Speck.