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Die Gewissheit als Religion

AW: Die Gewissheit als Religion

Was denkst Du, sollte konkret im Biologieunterricht an der Schule gelehrt werden, Evolutionslehre oder biblische Schöpfungslehre? Oder beides?

Gruß
Zwetsche

Sowohl als auch, es geht schlieslich um Meinungsfreiheit und Entscheidungsfreiheit.
Evolutionslehre ist Theorie die sich nicht beweisen lässt.
Auch wenn sich die Schöpfungslehre nicht beweisen läßt (im wissenschaftlichen Sinn) so ist doch für viele Menschen der Himmel (All) und die Erde der Beweis das ein Schöpfer vorhanden sein muß, um solches entstehen zu lassen.
Aus Zufall können solche komplexe Dinge nicht entstehen.
Denk einmal nach, wenn der Mensch alles dem ZUfall überlassen würde ...

gruß almar
 
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AW: Die Gewissheit als Religion

Siehst Du, almar!
Jetzt bist du selbst an dem springenden Punkt angelangt, Achte mal auf Deine jetzige Wortwahl:

Du möchtest nicht an etwas glauben, daß Du weder definieren noch interpretieren kannst.

Genauso ist es. Der Wunsch bestimmt den Glauben in allererster Linie. Insbesondere, seit wir gesellschaftlich weitgehend säkular sind.

Ich habe neulich eine peinlich Diskussion im Fernsehen bei Nina Ruge verfolgt und war ziemlich erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit eine Nonne, ein kath. Geistlicher, ein ehemaliger Pastor und jetziger Atheist , ein Buddhist und zuletzt eine Schauspielerin, die sich selbst eine Mixtur aus allem möglichen zusammenstellte, ihre Auffassung vertraten, ohne auch nur einmal die Widersprüche zu reflektieren. Wünsch Dir einfach irgendwas, wird schon stimmen...

Genau darin unterscheiden wir beide uns sachlich übrigens diametral, ich denke, das, woran ich jemals glauben könnte, ist eben nicht definierbar.


Und das, woran Du glaubst ist nicht mehr, sondern erscheint Dir (nur noch) logisch...


Gruß
Zwetsche

Hallo zwetsche,

"Der Wunsch bestimmt den Glauben" in allererster Linie! Das kann ich nur bestätigen. Ich hatte tatsächlich zuerst den Wunsch zu Glauben, aber ich wollte nicht an etwas undefinierbaren glauben, denn dieser Glaube wäre nicht fest genug gewesen um nach dem Evangeliumsplan zu leben. Für mich wäre das ein blinder Glaube voller Zweifel (es kann sein... es kann auch anders sein ...)
Für mich muß der Glaube auf vertrauenswürdigen Grundlagen aufgebaut sein, ich muß mich darauf verlassen können das es wahr ist, ich brauche ein Zeugnis davon das etwas wahr ist, - und das kann ich nur dadurch bekommen, das ich nach dem Evangeliumsplan lebe.
Eine Mixtur aus veschiedenen Glaubensrichtungen zusammengesetzt, daran kann ich nicht glauben.
Zitat:"Man kann nicht zwei Herren dienen..."
Wer an die Abstammungslehre glaubt kann nicht an Gott glauben, außer an einen undefinierbaren.

LG almar
 
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AW: Die Gewissheit als Religion

Sowohl als auch, es geht schlieslich um Meinungsfreiheit und Entscheidungsfreiheit.
Evolutionslehre ist Theorie die sich nicht beweisen lässt.
Auch wenn sich die Schöpfungslehre nicht beweisen läßt (im wissenschaftlichen Sinn) so ist doch für viele Menschen der Himmel (All) und die Erde der Beweis das ein Schöpfer vorhanden sein muß, um solches entstehen zu lassen.
Aus Zufall können solche komplexe Dinge nicht entstehen.
Denk einmal nach, wenn der Mensch alles dem ZUfall überlassen würde ...

gruß almar

Immerhin ein Fortschritt, es gab mal ein Gesetz in den USA, das allein das Lehren der Evolutionslehre unter Strafe stellte (siehe thread Filme "Wer den Wind sät").

Trotzdem: Da irrst Du. Evolutionslehre läßt sich - auch wenn es die ein oder andere Lücke geben mag - durchaus beweisen. Es gibt unzählige u.a. geologische, geographische, chemische, zytologische Beweise dafür, denen sich ein vernünftig denkender Mensch nicht entziehen kann, übrigens tut auch der Papst das nicht. Für die 6 Tages-Theorie á 24 Stunden gibt es nicht einen einzigen Beweis. Eine wissenschaftliche Theorie muß sich von vornherein der Falsifizierbarkeit stellen, bei Gott macht das überhaupt keinen Sinn, genausowenig wie bei der Frage, ob es Freiheit oder Unendlichkeit gibt.

Aus diesem Grund hat die Schöpfungslehre nichts im Biologieunterricht verloren, es sei denn, wir geben den Anspruch auf, unseren Kindern Biologie beizubringen (was vermutlich fundamentalistischen Gläubigen sehr recht wäre). Es mag den Christen verstören, daß die Vorstellung, die Welt sei in 6 Tagen entstanden, praktisch widerlegt ist. Aber das ändert nichts, es zwingt eben zu einem nicht fundamentalen Umgang mit der Bibel. Und wer auf der Suche nach Wahrheit ist, wird damit leben müssen und sich einen Weg innerhalb der durch die Naturwissenschaft gewonnenen Erkenntnisse bahnen müssen.

Gott ist damit schließlich nicht widerlegt, wohl aber die Hörigkeit an den genauen Wortlaut eines Kanons (Bibel), der zudem ausschließlich von Menschen (nicht von Gott) verfaßt und später zwecks seiner Kodifizierung festgelegt worden ist (1. Vatikanisches Konzil unter Konstantin).

Deshalb gehören Fragen des Glaubens in den Religions- oder Philosophieunterricht, nicht aber in den Biologie-, Geschichts- oder Erdkundeunterricht. Daran ändert es auch nichts, wenn der Sache ein pseudonaturwissenschaftlicher Anstrich namens Kreationismus verpaßt wird.


Gruß
Zwetsche
 
AW: Die Gewissheit als Religion

Der Mensch hat Angst vor den Dingen, die er sich nicht erklären kann. und so schuf der Mensch Gott, wie es Bertrand Russel einmal klug und pointiert formulierte.
 
AW: Die Gewissheit als Religion

Immerhin ein Fortschritt, es gab mal ein Gesetz in den USA, das allein das Lehren der Evolutionslehre unter Strafe stellte (siehe thread Filme "Wer den Wind sät").

Trotzdem: Da irrst Du. Evolutionslehre läßt sich - auch wenn es die ein oder andere Lücke geben mag - durchaus beweisen. Es gibt unzählige u.a. geologische, geographische, chemische, zytologische Beweise dafür, denen sich ein vernünftig denkender Mensch nicht entziehen kann, übrigens tut auch der Papst das nicht. Für die 6 Tages-Theorie á 24 Stunden gibt es nicht einen einzigen Beweis. Eine wissenschaftliche Theorie muß sich von vornherein der Falsifizierbarkeit stellen, bei Gott macht das überhaupt keinen Sinn, genausowenig wie bei der Frage, ob es Freiheit oder Unendlichkeit gibt.

Aus diesem Grund hat die Schöpfungslehre nichts im Biologieunterricht verloren, es sei denn, wir geben den Anspruch auf, unseren Kindern Biologie beizubringen (was vermutlich fundamentalistischen Gläubigen sehr recht wäre). Es mag den Christen verstören, daß die Vorstellung, die Welt sei in 6 Tagen entstanden, praktisch widerlegt ist. Aber das ändert nichts, es zwingt eben zu einem nicht fundamentalen Umgang mit der Bibel. Und wer auf der Suche nach Wahrheit ist, wird damit leben müssen und sich einen Weg innerhalb der durch die Naturwissenschaft gewonnenen Erkenntnisse bahnen müssen.

Gott ist damit schließlich nicht widerlegt, wohl aber die Hörigkeit an den genauen Wortlaut eines Kanons (Bibel), der zudem ausschließlich von Menschen (nicht von Gott) verfaßt und später zwecks seiner Kodifizierung festgelegt worden ist (1. Vatikanisches Konzil unter Konstantin).

Deshalb gehören Fragen des Glaubens in den Religions- oder Philosophieunterricht, nicht aber in den Biologie-, Geschichts- oder Erdkundeunterricht. Daran ändert es auch nichts, wenn der Sache ein pseudonaturwissenschaftlicher Anstrich namens Kreationismus verpaßt wird.


Gruß
Zwetsche

Ich kenne viele Studenten die Biologie studieren und kein Problem mit der sogenannten "Schöpfungstheorie" haben.
Zu den 6 Schöpfungstagen möchte ich nur sagen das es sich dabei um sechs Zeitabschnitte handelt.
In der Bibel steht das ein Tag bei Gott 1000 Jahre dauert, aber selbst das ist nur ein Hinweis das Gott andere Maßstäbe hat als wir Menschen.
In Wirklichkeit gibt es bei Gott nichts Zeitliches.
Wenn also in der Bibel von 6 Tagen die Rede ist, so sind damit ganz einfach 6 Zeitabschnitte gemeint. Um Menschen eine Vorstellung der Schöpfung zu geben, ist von 6 Tagen die Rede. Unter Zeitabschnitte hat man sich damals nichts konkretes vorstellen können. So einfach ist die Sache.
Es gibt auch Wissenschaftler die nicht von der Evolutionslehre überzeugt sind.

Zitat: Albert einstein, Physiker (1879-1955)
"Jedem tiefen Naturforscher muss eine Art religiösen Gefühls nahe liegen, weil er sich nicht vorstellen mag, dass die ungemein feinen Zusammenhänge, die er erschaut von ihm zum ersten mal gedacht werden. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. Die gängige Vorstellung, ich sei Atheist, beruht auf einen großen Irrtum. Wer sie aus meinen wissenschaftlichen Theorien herausliest, hat sie kaum begriffen.
Ich denke, wenn Einstein heute leben würde, würde er die Evolutionslehre sicher nicht in allen Punkten anerkennen, (Abstammunglehre...)

LG. almar
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Die Gewissheit als Religion

Zu den 6 Schöpfungstagen möchte ich nur sagen das es sich dabei um sechs Zeitabschnitte handelt.
In der Bibel steht das ein Tag bei Gott 1000 Jahre dauert, aber selbst das ist nur ein Hinweis das Gott andere Maßstäbe hat als wir Menschen.
In Wirklichkeit gibt es bei Gott nichts Zeitliches.
Wenn also in der Bibel von 6 Tagen die Rede ist, so sind damit ganz einfach 6 Zeitabschnitte gemeint. Um Menschen eine Vorstellung der Schöpfung zu geben, ist von 6 Tagen die Rede. Unter Zeitabschnitte hat man sich damals nichts konkretes vorstellen können. So einfach ist die Sache.
Aber genau diese Interpretationen sind doch sehr menschengemacht, oder?
Wenn der Mensch einerseits sagt, Gottes Wesen sei unergründlich - wie kann er dann just diese DInge interpretieren, woher soll er wissen, was Gott meinte/wollte?
 
AW: Die Gewissheit als Religion

Manche glauben eben, dass sich Gott in der Bibel offenbart. Andere glauben das nicht. Das darf so sein.

Aber auf der Welt gibt es nach meiner Auffassung trotzdem auch eine sprachliche Konvention: was die Methoden der Wissenschaft (das wissenschaftliche Experiment und die aristotelische Logik) hervorbringen, das nennen wir "Wissen", und zwar auch nur so lange, bis andere Experimente und andere Schlussfolgerungen etwas anderes beweisen.

Die gesamte Bibel wurde aber ohne diese sprachliche Übereinkunft geschrieben, weil es damals auch keine Wissenschaft gab. Das Wort "Wissen" meint heute etwas Engeres als damals.

Alles andere als das Wissen der Wissenschaft nennen wir meiner Auffassung nach heute "Glauben", auch wenn jemand von seinem Glauben wesentlich überzeugter sein sollte als von allem Wissen der Welt.

Aber jemandem seinen Glauben zu lassen, und ihn nicht mit dem eigenen Glauben zu erdrücken, indem man den eigenen Glauben zum Wissen im heutigen Sinn erhebt, ist eine Frage von Toleranz.

Und die vermisse ich hier schmerzlich. Besonders, nachdem der Dogmatiker per se, nämlich der Papst, das exakt genau so sieht wie ich (siehe weiter oben).

lg Frankie
 
AW: Die Gewissheit als Religion

Aber genau diese Interpretationen sind doch sehr menschengemacht, oder?
Wenn der Mensch einerseits sagt, Gottes Wesen sei unergründlich - wie kann er dann just diese DInge interpretieren, woher soll er wissen, was Gott meinte/wollte?

Gott kann Menschen inspirieren. Der Mensch kann nicht alle seine Wege herausfinden, außer das was Gott ihm offenbart.
Er redet in unserer Sprache und unserem verständnis gemäß.

gruß almar
 
AW: Die Gewissheit als Religion

Zitat: Albert einstein, Physiker (1879-1955)
"Jedem tiefen Naturforscher muss eine Art religiösen Gefühls nahe liegen, weil er sich nicht vorstellen mag, dass die ungemein feinen Zusammenhänge, die er erschaut von ihm zum ersten mal gedacht werden. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. Die gängige Vorstellung, ich sei Atheist, beruht auf einen großen Irrtum. Wer sie aus meinen wissenschaftlichen Theorien herausliest, hat sie kaum begriffen."

Auf die Frage, ob er an Gott glaube, antwortete A. Einstein:

"Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit Schicksalen und Handlungen der Menschen abgibt."

Ich denke, wenn Einstein heute leben würde, würde er die Evolutionslehre sicher nicht in allen Punkten anerkennen, (Abstammunglehre...)

Ich weiss nicht, ob sich Einstein zur (biologischen) Evolutionslehre geäussert hat. Denkbar wäre es, denn diese Lehre fusst ja bekanntlich auf Darwins Werk "Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl" (1859).

Mag sein, dass der kritische Geist Einstein "nicht in allen Punkten" mit der Evolutionslehre übereingestimmt hätte.

Ich denke aber, dass Einstein am Prinzip, dass sich die Arten entwickelt haben und nicht fertig geschaffen wurden, nie gezweifelt hätte.

Gruss
Hartmut
 
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AW: Die Gewissheit als Religion

Der Mensch hat Angst vor den Dingen, die er sich nicht erklären kann. und so schuf der Mensch Gott, wie es Bertrand Russel einmal klug und pointiert formulierte.

Das sehe ich auch so.
Ergänzen würde ich noch, dass es dem Menschen schwerfällt, sich mit der Endlichkeit seiner Existenz abzufinden.

Übrigens: Bereits vor Bertrand Russel formulierte der Philosoph Ludwig Feuerbach:

"Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde."

Gruss
Hartmut
 
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