AW: Die Gewissheit als Religion
ich stimme dir zu.
entweder die welt exisitiert schon ewig und kann gar nicht nicht existieren, oder sie hatte einen anfang, womit die präexistenz eines schöpferischen etwas einhergeht, das seinerseits ewig ist und keiner erschaffung bedarf; was auch ein ende der welt ermöglichen würde. zumindest für mich ist es so, dass ohne anfang auch kein ende denkbar ist.
ich kann mir gott nur nicht als manipulator vorstellen, da diese vorstellung einen personifizierten gott einschließt. Außerdem passt mir ein "korrigierender" Gott nicht, weil er dann sehr zynisch wäre wenn er z.B. die Judenvernichtung in der NS Zeit zulässt und daneben sporadisch kleine wunderchen säht. Diese Inkonsequenz lässt darüberhinaus auf keine andere motivation schließen, als dass gott durch sein gelegentliches einwirken den glauben an sich schürt, wodurch er wiederum narzistisch wirkt.
Wenn Gott das Universum geschaffen hat, ist damit ja immer noch nichts beantwortet. Wer hat den Gott geschaffen und wer denjenigen, der ihn geschaffen hat usw....Was auch immer sein mag oder nicht: Wir sind nicht in der Lage, solche Dimensionen mittels unseres Verstandes zu erfassen.
Und das halte ich für wirklich unbestreitbar. Vielleicht ist allein die Exitenz des Universums schon der Gottesbeweis, vielleicht auch nicht.
Trotzdem ist aber der Glaube ziemlich stark konkretisiert und konturiert. Was nützt uns auch ein Gott, den wir vielleicht gar nicht wahrnehmen können? Daher ja auch die Fragen, wie Leid und Unrecht mit einem über allem herrschenden Gott zu vereinbaren ist. Dieses Hinterfragen ist ja wieder automatisch auf unsere Erfahrungswelt beschränkt. Möglicherweise spielt sich ja die göttliche Gerechtigkeit in einer Dimension ab, die wir einfach nicht kapieren, genauso wie die Frage nach dem Ursprung von allem. Ich glaube z.B. nicht daran, daß Gott für Ausschwitz verantwortlich gemacht werden kann, auch nicht, wenn es einen gibt. Ausschwitz stellt mich - im Gegensatz zu Hartmut, der völlig logisch zu Recht darauf hinweist, das man nicht immer nur von den Dingen sprechen darf, für die man Gott danken müßte - eher vor das Problem, wie derartiges Leid, allein das Bewußtsein eigentlich ohne einen Gott erträglich sein soll. Denn "die Menschen" bekommen es selbst eben nicht alleine hin. Und die Vorstellung, daß Millionen Menschen sich einfach nur in Asche aufgelöst haben, und es dies damit gewesen sein soll, fällt sehr schwer. Das
Leid ist mMn. der wirkliche Ansatzpunkt für den Glauben, die einzige wirkliche Triebfeder, nicht etwa die Erforschung der Kausalität, auch nicht die Ethik. Ein Beweis für die Existenz eines höheren Wesens ist es allerdings gleichwohl nicht.
Welche Konsequenz folgt aber daraus? Daß wir die Dinge scharf trennen müssen. Wir müssen uns selbst um Erforschung der Welt, um Gerechtigkeit und die Verminderung von Leid bemühen, mit oder ohne Gott. Wir müssen uns aber auch der Grenzen bewußt sein. Wir werden z.B. nie wirkliche Gerechtigkeit hinbekommen (weil wir ja nicht in der Lage sind, das durch das Unrecht hervorgerufene Leid ungeschehen zu machen), sondern immer nur in dem uns möglichen Rahmen.
Aber es verbietet sich mMn. trotzdem, allein aus dem Glauben politische oder wissenschaftliche Forderungen zu stellen. Allein betone ich, weil Dogmen, die nicht hinterfragt werden, dazu einfach nicht geeignet sind. Menschen schreiben über Jahrhunderte ihre Glaubensbekenntnisse auf, auf einem Konzil wird von Menschen bestimmt, was davon in die Bibel darf, und wir sollen dieses Menschenwerk nun als Gottes Wort auffassen, in den meisten Punkten auch noch wider besseren Wissens (wie z.B. Darwins Lehre, aber auch die z.B. von Kopernikus)? Das ist völlig absurd. Niemand ist daher berechtigt, z.B. mit der Bibel Homosexualität zu verdammen und niemand ist berechtigt, aus der Genesis wissenschaftliche Ansprüche zu erheben.
Aber genau
das geschieht doch, es werden eben über den Glauben hinaus, konkrete Forderungen gestellt - ohne wirkliches Fundament. Genau das ist doch das Problem, um das es hier geht.
Gruß
Zwetsche