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Patrice schrieb:Schön guten abend,
Suche hat das Wesen des Glücks m.E. auf den Punkt gebracht! Glück ist immer etwas Individuelles. Für den Hungernden ist es ein Stück Brot, den Durstenden ein Schluck Wasser, für den Anderen ein wunderschönes Lied usw.!
Aber irgendwann ist der Hunger des Hungernden gesättigt, und der Durst des Durstigen gestillt, der Moment des Glücks vergeht! Irgendwie schon merkwürdig: Der Mensch ist weder auf Dauer glücklich, noch ist er auf Dauer unglücklich (Mit einigen Ausnahmen!). Der Wunsch eines jeden Menschen ist aber Glück im Sinne von langandauernder Zufriedenheit.
Das Entscheidende: "Glück" und "Zufriedenheit" hat man nicht, sondern "glücklich" und "zufrieden" IST man. Glück hat also etwas mit der Lebenseinstellung zu tun bzw. das Glück ist eine Einstellung zum Leben! Das ist es auch, was Benjamin ausdrücken möchte. Jeder Mensch trägt, ab einem gewissen Grad, das Potenzial zum 'glücklich sein' in sich.
Es sind nicht materielle Dinge, die den Mensche glücklich machen bzw. über welche sich der Mensch definiert! Was wäre er denn dann, wenn er diese Dinge nicht mehr besäße? Richtig: Nichts!
Ihr kennt wahrscheinlich den griechischen Philosophen Aristoteles?! Der geht davon aus, dass jeder Mensch teleologisch, d.h. zielgerichtet ist. Das soll bedeuten, dass sich jeder Mensch jeden Tag Ziele setzt und dann versucht einen Weg einzuschlagen der ihn diesen Zielen näher bringt. Fast alle Menschen (auch ich) wollen ja nun kaum was anderes als glücklich zu sein. Wenn aber nun das Ziel meines Tages glück ist, dann denke ich, genau wie Benjamin, kann dieses "Glück" als Sinn des Lebens verstanden werden kann. Das beaduerliche ist nur, dass der Mensch versucht mindestens genauso glücklich oder sogar glücklicher als andere Menschen zu sein, aber viele Menschen vorgeben glücklicher zu sein, als sie es in Wirklichkeit sind.
Für Aristoteles gibt es mehrere Etappen auf dem Weg zu einem glücklichen leben:
- - zum einen die geistige Dimension, welche die Wahrheit anstrebt,
- - dann die ästhetische Dimension, welche die Schönheit anstrebt,
- - die moralische Dimension strebt das gute an
- - und zuletzt die spirituelle Dimension, die Einheit und Geschlossenheit anstrebt.
Nach diesem aristotelischen Denken ist ein Mensch dann gut, wenn er ein Mensch ist, der eben dieses Ziel des Glücks anstrebt. Eine Handlung ist dann gut, wenn sie auf dieses Ziel hinausläuft und eine Eigenschaft ist gut, wenn sie dir hilft glücklich zu sein und so weiter und so weiter . . .
Gehen wir davon aus, das jeder Mensche einen Geist hat, einen Verstand und eine gewisse Vernunft (zumindest einige Menschen), dann braucht derMensch die Wahrheit, so wie die Luft zum atmen.
Denn der geistige Bereich strebt diese Wahrheit an, außerdem kann sich der Mensch dann am besten verhalten, wenn er sich in einem Umfeld der Wahrheit aufhält, wenn selbst aufrichtig ist und dieselbe ihm widerfährt!
Wahrheit ist die Grundlage des Vertrauens und ohne Vertrauen kann keine menschliche Beziehung also Freundschaft gedeihen... und was wäre das leben schon ohne Freunde?!
Die geistige Dimension beinhaltet aber auch, dass wir Menschen aufmerksam sind, was uns andere Menschen mitzuteilen haben. Wir müssen offen für ihre Ideen sein und vor allem lernfähige Schüler.
Zum anderen aber müssen wir auch ehrlich, offen und direkt zu anderen sein und eine Art Lehrer sein. Es gibt da einen Spruch von Francis Bakon den ihr sicher kennt:
"Wissen ist macht!"
Haben wir nun ein gewisses Potenzial an Wissen erlangt, müssen wir dies auch an andere weitergeben und dürfen nicht (das Wissen als einen großen Kuchen betrachtet) die Stücke für uns behalten. Denn gerade wenn man Wissen weitergibt vermehrt es sich doch, da es von so vielen unterschiedlichen Menschen mit anderen Ansichten, Werten und Einstellungen aufgenommen und weiterinterpretiert wird . . .
Der zweite bereich ist die Ästhetik. Wir brauchen Schönheit, genauso wie die Wahrheit. Leider wurde die Schönheit in den letzten Jahren immer weiter reduziert... Aber seien wir doch mal ehrlich: So vieles kann schön sein!!!!
Nicht nur das Bergpanorama, die Blume, der Strand; sondern begibt man sich wirklich bewusst vor die Haustür und versucht wirklich Schönheit zu erkennen, wird man geradezu erdrückt! Schönheit hebt nun mal das Gemüt an und beflügelt Herz und Geist, oder ist es nicht so, das man sich an einem hässlichen Ort unkreativ und bedrückt fühlt?!
Die Schönheit (das Glück) des Sonnenuntergangs begreift man nicht, solange man die Sonne und die Wolken, den Himmel und den Horizont begutachtet. Denn Schönheit (Glück) ist kein 'Ding', sondern eine besondere Weise des Sehens.
Mfg Patrice
Zitat von Patrice:
„Hier an diesem Punkt befindet sich meines Erachtens die Menschheit. Die menschliche Suche nach Glück ist im Laufe der Zeit zu einer Suche nach materiellem Wohlstand geworden.“
Ich habe schon erwähnt, dass auch der Körper zur Glückhaftigkeit gehört. Somit gehört auch der materielle Wohlstand dazu.
Es ist z.B. ein Unterschied, ob ich als Einzelperson oder zu zweit eine Wohnung mit mindestens 4 Zimmern zur Verfügung habe oder ob ich von der Gemeinde Wien aus nur auf einen Raum Anspruch habe. Somit müsste ich mir mit meinem Wunsch eine Eigentumswohnung oder ein Haus kaufen mit mindestens 90 m2 Wohnfläche mit einem kleinen Garten und unterkellert. Ein „Mittelständler“ würde sich möglicherweise, wenn er einen langfristiger Kredit ist auf 25 - 30 Jahre bekommt ( mit einem 6 %-igen Kredit) bei einer Bank verschulden. Wenn die Wohnung oder das Haus 400.000 Euro kostet, muss man im Monat ca. 2000 Euro oder mehr nur für das Wohnen ausgeben. Schon die Hälfte davon ist für den Mittelstand unerschwinglich. Lässt man sich trotzdem darauf ein, wird das Glück mit Partner und Familie sehr getrübt sein.
Lebt man aber mit der Familie auf engem Raum zusammen, kommt es unweigerlich zu Streitereien (Hackordnung auch bei zusammengepferchten Tieren). Kann man aber auseinanderrücken, ist es viel leichter miteinander gut auszukommen. Nur kostet das wieder so viel Geld, dass es abermals zu einer Einschränkung von Glücksgefühlen kommen muss.
Bist du aber ein Pensionist, der möglicherweise geschieden ist und die Wohnung aus verschiedensten Gründen größer brauchen würde, er aber keine großen Ersparnisse hat und deine Pension 1000 EURO nicht wesentlich übersteigt, dann bist du auf einem Abstellgeleise gelandet. Daraus entstehen wieder sehr viele Schwierigkeiten, die für den älteren Menschen, der eben noch lebt und noch nicht auf dem Niveau eines „Altersheimers“ gelandet ist, das Glück wesentlich schrumpfen lassen.
Das Finanzielle ist für mich eine Grundlage zum Glücklichsein. Da könnte jemand sagen, dass man an dem Materiellen nicht hängen darf oder Bescheidenheit üben sollte. Es wird nichts nützen. Das dicke Konto ist genauso ein Ruhekissen wie das gute Gewissen. Das wollen nur die Reichen den Armen einreden, damit sie selber in Ruhe ihren Reichtum (ihr persönliches Glück) ungestört genießen können. Daher kann man es auch niemanden übel nehmen, hauptsächlich den Wohlstand anzustreben.
Wohlstand ist nicht das ganze Glück, aber ein großer Teil davon.