karinamixipi
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*lach - stimmt, durch Worte kann die Welt nicht besser werden. Worte nützen nichts. Man muss es erleben, und nur darauf kommt es an. Doch, liebe Eve, wir sind in einem Forum. Ein Medium, das über das Wort lebt. Wie sollten wir uns hier anders verhalten??? Was hast du hier erwartet, dass du nun dermaßen enttäuscht bist?
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Emotionen sind in dir drin, also Liebe, Freude, Trauer, Schmerz, Eifersucht, alles, was du in dir drinnen spürst. Gefühle sind die Dinge, die von außen auf dich wirken und bei dir Gefühle provozieren, körperlicher Schmerz, angenehme Gefühle beim Streicheln. Dein Inneres ist völlig unabhängig vom Außen. Es ist eine Illusion (meine Meinung, muss nicht zwangsläufig die anderer sein) zu glauben, irgendetwas da draußen könnte meinen inneren Frieden zerstören. Er besteht, egal was draußen geschieht. Natürlich kann ich Anteil nehmen in der Welt da draußen, jedoch ist es besser sich darin nicht allzu sehr verwickeln zu lassen, da die Gefahr besteht, sich selbst darüber zu vergessen, sich seiner selbst nicht mehr bewusst zu sein, sich in der Welt zu verlieren, sich ablenken lassen. Das ich-selbst besteht immer, doch manchmal verlieren wir die Verbindung und sind nicht mehr wir-selbst. Dann übernimmt das egoistische ICH die Führung und WILL etwas und zwar mit dem eigenen Kopf durch die Wand. Das können durchaus gute Ziele sein, nur der Weg ist immer der falsche. Auf diese Art und Weise erreicht man das Gegenteil von dem, was man will.
Das, was tief in mir drinnen ist und immer so ist, wie es ist, ist unzerbrechlich, unzerstörbar. Alles, was sich im Außen manifestiert zerfällt irgendwann, da im Außen nichts für die Ewigkeit besteht. Alles verändert sich, wandelt sich, löst sich auf, anderes erscheint neu (und ist doch immer wieder das Alte).
Mein Herz zu öffnen bedeutet für mich aus meinen inneren Kern heraus zu leben und mich nicht über das ICH zu identifizieren, welches draußen in Erscheinung tritt. Die Bewusstheit, diesen inneren Kern zu haben, ist nicht selbstverständlich. Normal ist es, sich dessen nicht bewusst zu sein und mehr oder weniger schlafend durchs Leben zu wandlen und wie ein Automat zu handeln, Verhaltensfixierungen zu folgen. Die Freiheit besteht darin zu erkennen, das man auch anders handeln kann und dieses dann auch zu tun.
Mein Nachbar schimpft jeden Morgen über die Katze eines anderen Nachbarn. Das hat er sich so angewöhnt und für ihn ist diese Katze das Grauen. Würde er auch nur an einem Morgen denken, dass diese Katze ein Wunder der Natur ist und sie von Herzen lieben, so würde sich seine persönliche Welt des Missmuts und Ärgers völlig verändern. Da er sich aber dieses Verhalten zu eigen gemacht hat, kann er aus diesem Karussell nicht aussteigen. Es ist ihm gar nicht möglich in völliger Freiheit anders zu handeln, er ist gezwungen jeden Morgen die gleiche Show abzuziehen. Wahrscheinlich hinkt der Vergleich, aber vielleicht erahnst du, was ich ausdrücken möchte. Worte sind so begrenzt.
Die Unterscheidung zwischen Gefühlen und Emotionen mache ich, weil sie nicht das gleiche sind. Es ist ein Unterschied, ob ich auf etwas da draußen reagiere oder ob etwas aus meinem Inneren hochkommt, ohne auf das Außen Bezug zu nehmen.
*lach, Zitat von dir: Oder ich habe mit meinem Herzen gelesen...Ja, schöner Konter, doch nicht zutreffend, da ich wirklich glücklich BIN. Ich bin es einfach. Auch wenn du das noch nicht erkennen kannst.
Ich kann ebenfalls alle Menschen verstehen, weil ich sie liebe. Doch derjenige, der sehr schweres durchgemacht hat, kann genauso glücklich sein, wie jemand, der eine schöne Vergangenheit hatte. Die Vergangenheit und die Zukunft halten vom Empfinden des Glücks in der Gegenwart fern. Das eine ist nicht mehr und das andere ist noch nicht. Schon alleine das Erkennen, dass das Außen (das Vergängliche) gar keinen Einfluss auf das Innere (das Ewige) hat, so wie deine Gedanken nicht die Tasse Kaffee zu deinem Mund führen können, das Verweilen in dieser Bewusstheit - lässt inneren Frieden hochkommen.
Manche Menschen wollen sich partout nicht von der Vergangenheit lösen, sie halten sie fest, verzeihen nicht, wollen nicht vergessen - und daher befinden sie sich permanent in dem Grauen, das sie in der Vergangenheit erfahren haben. Würden sie loslassen und schauen, was in der Gegenwart ist, wäre ihnen der Weg zum Glück nicht mehr versperrt. Es gibt da einen Affen, der hat seine Hand in eine Flasche gesteckt, in der eine Nuss ist. Da er seine Faust geballt hat, um die Nuss festzuhalten, kann er die Hand nicht mehr durch den Flaschenhals ziehen. Jetzt sitzt er fest. Sobald er die Nuss loslassen würde, käme seine Hand frei. Aber das will er unter keinen Umständen. Er hält an der Nuss fest, womöglich bis zu seinem Tod.
Probleme sind für mich hausgemacht. Wenn ich ein Problem habe, dann mache ich mir Gedanken, warum ich dieses Problem habe und was ich vielleicht übersehen habe. Solange, bis ich wieder glücklich bin. Ein Problem zeigt mir, dass etwasin meiner Einstellung nicht optimal ist. Dann drehe ich die Sichtweise und spiele mit meinem Problem. Viele meiner vergangenen Probleme erscheinen mir im Nachhinein lächerlich. Ich denke auch oft, wenn ich ein Problem habe, ob es mir in sagen wir mal 10 Jahren immer noch so wichtig wäre, wie heute. Meistens ist die Antwort nein, also warum sollte es mir dann heute wichtig sein?
Verletzt werden kann immer nur dein stolzes ICH. Schau einmal genauer hin, was dich verletzt und warum das so ist. Wovon machst du dich abhängig? Wenn du frei bist, bist du auch frei von den Gefühlen oder Meinungen anderer, auch von denen die dich lieben und die du liebst. Was würde mit dir selbst passieren, wenn du deine Frau und Familie verlieren würdest? Der Verlust wäre sicherlich groß, aber glaubst du, dass du dann auf ewig unglücklich wärest? Abhängig zu sein von etwas birgt Gefahren. Alles, woran du hängst, wirst du eines Tages verlieren. Jedenfalls wird es so ausschauen, weil der Tod uns trennt. Ich für meinen Teil glaube daran, dass ich nichts zu verlieren habe, ich muss nicht klammern, sondern kann loslassen. Eines Tages werde ich vielleicht ohne meinen Mann weiterleben oder ohne meine Familie. Das ist nichts Schreckliches, sondern der Lauf der Dinge. Vielleicht werde ich auch zuerst sterben. Für einen Menschen, der sich an die Dinge der Welt klammert, muss der Tod oder die Trennung von geliebten Dingen sehr schlimm sein. In dem Bewusstsein des All-eins-Seins gibt es keinen Tod und keine Trennung.
Mein Mann verletzt mich nicht. Er liebt mich und ich liebe ihn. Wenn ich mich doch einmal verletzt fühle, dann weiß ich, dass ich mich über mein Ich in der Welt identifiziere und vergessen habe, dass ich doch ich-selbst bin. Diese Unterscheidung zwischen dem, was als dein ICH da draußen in der Welt herumläuft und dem, was man selbst ist, scheine ich noch nicht klar ausgedrückt zu haben. Es ist schwierig unmissverständlich darüber zu sprechen, weil ein jeder von uns andere Definitionen hat und meine Sätze in deinem Kopf wahrscheinlich einen anderen Sinn bekommen (und umgekehrt natürlich genauso mit deinen Sätzen), als ursprünglich gemeint.
Die Verletzungen, von denen du sprichst, greifen niemals dich selbst an, das können sie gar nicht. Dass du sie trotzdem als Verletzungen empfindest liegt daran, dass dein ICH, also alles was du scheinbar bist, deine Ideen, Wünsche, Vorstellungen, Meinungen, sich angegriffen fühlt und nach Verteidigung sucht. Du willst dich behaupten in der Welt, andere sollen die Dinge mit deinen Augen sehen, du hast Recht, die anderen sind im Unrecht, du bist Opfer, der andere Täter. Das alles gehört zur Welt des Dualismus.
Wir leben in einem Raum ohne Ausgang und jegliches Umdenken ist lediglich wie Möbelrücken, um es bequemer zu haben. Es ändert nicht wirklich etwas.
Der Weg der Befreiung, des Ausstiegs aus diesem Muster, ist der Tod des ICHs. Damit meine ich nicht den Suizid, sondern das Ablegen des ICH-Standpunktes in der Welt und die Verlagerung auf das Selbst, das, was du-selbst wirklich bist. Dieses Selbst in dir ist dasselbe Selbst wie in mir und allen anderen Lebewesen. Ich bin der Meinung, wenn ich deine Vergangenheit hätte, deinen Körper und alles was dir zu eigen ist, dann wäre ich wie du und wenn du meine Vergangenheit hättest, meinen Körper und alles, was mir eigen ist, dann wärest du wie ich - allein deswegen, weil wir dasselbe Selbst haben. Der eine Mensch ist sich dessen bewusst, der andere noch nicht.
Niemand ist eine Insel, wir sind alle miteinander verbunden. Es gibt in Wahrheit kein Gut und kein Schlecht. So wenig wie es heiß und kalt gibt: Für einen Eskimo sind 10 °C heiß und für einen Menschen, der am Äquator lebt, kalt. Es sind subjektive Empfindungen. Dem Menschen ist es nicht gegeben, die ganze Wahrheit zu überschauen, sein Fokus ist die Gegenwart. Er kann vertrauen. Wir denken oft, wir täten etwas aus unserem freien Willen heraus und doch tun wir, was andere von uns verlangen oder was wir gelernt haben. Ein freier Mensch hat einen freien Willen und kann sich so oder anders entscheiden. Letztendlich ist es immer richtig, so wie es gerade ist. Das zu verstehen fällt vielen schwer, weil ihr Ich die fixe Idee hat, ihr Leben müsste dem in einem Schlaraffenland gleichen, damit sie glücklich sein können.
Ist die Abhängigkeit von anderen nicht eine Illusion? Natürlich bist du durch dein Selbst mit dem Selbst der anderen verbunden. Niemand ist jemals wirklich einsam. Einsamkeit ist subjektives Empfinden, ein grauer Schleier, der verhindert, dass man die Wahrheit erkennt. Abhängigkeit von irgendetwas ist niemals Freiheit. Wenn du dich abhängig machst und anderen Macht über dich gibst, wem dienst du dann?
Es ist alles in Ordnung, so wie es ist. Ich habe nichts zu verlieren, weil ich bereits alles habe und das kann mir niemand fortnehmen.
Ich vertraue grundsätzlich darauf, dass die Dinge, so wie sie sind, in Ordnung sind. Wir sind in einem Forum und sprechen über solche Dinge. Wollte ich mich verschließen, wäre ich wahrscheinlich falsch hier. Niemand hätte etwas davon. Was die anderen mit dem anfangen, was ich niederschreibe, ist ihre Angelegenheit. Vielleicht lachen sie darüber, schütteln den Kopf, werten mich als Idioten oder Spinner. Ich selbst habe durch Gespräche vieles lernen können, wunderbare Menschen getroffen, die mir anhand ihres Lebens Beispiel gegeben haben. Doch jegliche Worte von außen sind sinnlos, wenn sie nicht das Herz erreichen und dort etwas bewirken. Es gibt einen Sender und einen Empfänger. Hat der Empfänger nicht die Bereitsschaft zur Offenheit, prallen die Worte an ihm ab. Das ist ähnlich, als ob dem Gierigen alles Essbare in der Hand zu Gold wird und er schließlich verhungert.
So kann man meine Worte natürlich sezieren und in unkenntliche Einzelheiten aufspalten, aus dem Zusammenhang reißen und ihnen neue Bedeutungen geben. Doch vielleicht treffen sie auch auf jemanden, der diese Sätze liest und spürt, ja - so ist das. So ist es mir nämlich ergangen, als ich ein Buch von Safi Nidiaye las.
Da ich für ein paar Tage nicht in diesem Forum schreiben kann, wünsche ich dir eine schöne Zeit. Ich werde also später nachlesen, was du weiterhin geschrieben hast und dir dann antworten.
Herzliche Grüße!
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Emotionen sind in dir drin, also Liebe, Freude, Trauer, Schmerz, Eifersucht, alles, was du in dir drinnen spürst. Gefühle sind die Dinge, die von außen auf dich wirken und bei dir Gefühle provozieren, körperlicher Schmerz, angenehme Gefühle beim Streicheln. Dein Inneres ist völlig unabhängig vom Außen. Es ist eine Illusion (meine Meinung, muss nicht zwangsläufig die anderer sein) zu glauben, irgendetwas da draußen könnte meinen inneren Frieden zerstören. Er besteht, egal was draußen geschieht. Natürlich kann ich Anteil nehmen in der Welt da draußen, jedoch ist es besser sich darin nicht allzu sehr verwickeln zu lassen, da die Gefahr besteht, sich selbst darüber zu vergessen, sich seiner selbst nicht mehr bewusst zu sein, sich in der Welt zu verlieren, sich ablenken lassen. Das ich-selbst besteht immer, doch manchmal verlieren wir die Verbindung und sind nicht mehr wir-selbst. Dann übernimmt das egoistische ICH die Führung und WILL etwas und zwar mit dem eigenen Kopf durch die Wand. Das können durchaus gute Ziele sein, nur der Weg ist immer der falsche. Auf diese Art und Weise erreicht man das Gegenteil von dem, was man will.
Das, was tief in mir drinnen ist und immer so ist, wie es ist, ist unzerbrechlich, unzerstörbar. Alles, was sich im Außen manifestiert zerfällt irgendwann, da im Außen nichts für die Ewigkeit besteht. Alles verändert sich, wandelt sich, löst sich auf, anderes erscheint neu (und ist doch immer wieder das Alte).
Mein Herz zu öffnen bedeutet für mich aus meinen inneren Kern heraus zu leben und mich nicht über das ICH zu identifizieren, welches draußen in Erscheinung tritt. Die Bewusstheit, diesen inneren Kern zu haben, ist nicht selbstverständlich. Normal ist es, sich dessen nicht bewusst zu sein und mehr oder weniger schlafend durchs Leben zu wandlen und wie ein Automat zu handeln, Verhaltensfixierungen zu folgen. Die Freiheit besteht darin zu erkennen, das man auch anders handeln kann und dieses dann auch zu tun.
Mein Nachbar schimpft jeden Morgen über die Katze eines anderen Nachbarn. Das hat er sich so angewöhnt und für ihn ist diese Katze das Grauen. Würde er auch nur an einem Morgen denken, dass diese Katze ein Wunder der Natur ist und sie von Herzen lieben, so würde sich seine persönliche Welt des Missmuts und Ärgers völlig verändern. Da er sich aber dieses Verhalten zu eigen gemacht hat, kann er aus diesem Karussell nicht aussteigen. Es ist ihm gar nicht möglich in völliger Freiheit anders zu handeln, er ist gezwungen jeden Morgen die gleiche Show abzuziehen. Wahrscheinlich hinkt der Vergleich, aber vielleicht erahnst du, was ich ausdrücken möchte. Worte sind so begrenzt.
Die Unterscheidung zwischen Gefühlen und Emotionen mache ich, weil sie nicht das gleiche sind. Es ist ein Unterschied, ob ich auf etwas da draußen reagiere oder ob etwas aus meinem Inneren hochkommt, ohne auf das Außen Bezug zu nehmen.
*lach, Zitat von dir: Oder ich habe mit meinem Herzen gelesen...Ja, schöner Konter, doch nicht zutreffend, da ich wirklich glücklich BIN. Ich bin es einfach. Auch wenn du das noch nicht erkennen kannst.
Ich kann ebenfalls alle Menschen verstehen, weil ich sie liebe. Doch derjenige, der sehr schweres durchgemacht hat, kann genauso glücklich sein, wie jemand, der eine schöne Vergangenheit hatte. Die Vergangenheit und die Zukunft halten vom Empfinden des Glücks in der Gegenwart fern. Das eine ist nicht mehr und das andere ist noch nicht. Schon alleine das Erkennen, dass das Außen (das Vergängliche) gar keinen Einfluss auf das Innere (das Ewige) hat, so wie deine Gedanken nicht die Tasse Kaffee zu deinem Mund führen können, das Verweilen in dieser Bewusstheit - lässt inneren Frieden hochkommen.
Manche Menschen wollen sich partout nicht von der Vergangenheit lösen, sie halten sie fest, verzeihen nicht, wollen nicht vergessen - und daher befinden sie sich permanent in dem Grauen, das sie in der Vergangenheit erfahren haben. Würden sie loslassen und schauen, was in der Gegenwart ist, wäre ihnen der Weg zum Glück nicht mehr versperrt. Es gibt da einen Affen, der hat seine Hand in eine Flasche gesteckt, in der eine Nuss ist. Da er seine Faust geballt hat, um die Nuss festzuhalten, kann er die Hand nicht mehr durch den Flaschenhals ziehen. Jetzt sitzt er fest. Sobald er die Nuss loslassen würde, käme seine Hand frei. Aber das will er unter keinen Umständen. Er hält an der Nuss fest, womöglich bis zu seinem Tod.
Probleme sind für mich hausgemacht. Wenn ich ein Problem habe, dann mache ich mir Gedanken, warum ich dieses Problem habe und was ich vielleicht übersehen habe. Solange, bis ich wieder glücklich bin. Ein Problem zeigt mir, dass etwasin meiner Einstellung nicht optimal ist. Dann drehe ich die Sichtweise und spiele mit meinem Problem. Viele meiner vergangenen Probleme erscheinen mir im Nachhinein lächerlich. Ich denke auch oft, wenn ich ein Problem habe, ob es mir in sagen wir mal 10 Jahren immer noch so wichtig wäre, wie heute. Meistens ist die Antwort nein, also warum sollte es mir dann heute wichtig sein?
Verletzt werden kann immer nur dein stolzes ICH. Schau einmal genauer hin, was dich verletzt und warum das so ist. Wovon machst du dich abhängig? Wenn du frei bist, bist du auch frei von den Gefühlen oder Meinungen anderer, auch von denen die dich lieben und die du liebst. Was würde mit dir selbst passieren, wenn du deine Frau und Familie verlieren würdest? Der Verlust wäre sicherlich groß, aber glaubst du, dass du dann auf ewig unglücklich wärest? Abhängig zu sein von etwas birgt Gefahren. Alles, woran du hängst, wirst du eines Tages verlieren. Jedenfalls wird es so ausschauen, weil der Tod uns trennt. Ich für meinen Teil glaube daran, dass ich nichts zu verlieren habe, ich muss nicht klammern, sondern kann loslassen. Eines Tages werde ich vielleicht ohne meinen Mann weiterleben oder ohne meine Familie. Das ist nichts Schreckliches, sondern der Lauf der Dinge. Vielleicht werde ich auch zuerst sterben. Für einen Menschen, der sich an die Dinge der Welt klammert, muss der Tod oder die Trennung von geliebten Dingen sehr schlimm sein. In dem Bewusstsein des All-eins-Seins gibt es keinen Tod und keine Trennung.
Mein Mann verletzt mich nicht. Er liebt mich und ich liebe ihn. Wenn ich mich doch einmal verletzt fühle, dann weiß ich, dass ich mich über mein Ich in der Welt identifiziere und vergessen habe, dass ich doch ich-selbst bin. Diese Unterscheidung zwischen dem, was als dein ICH da draußen in der Welt herumläuft und dem, was man selbst ist, scheine ich noch nicht klar ausgedrückt zu haben. Es ist schwierig unmissverständlich darüber zu sprechen, weil ein jeder von uns andere Definitionen hat und meine Sätze in deinem Kopf wahrscheinlich einen anderen Sinn bekommen (und umgekehrt natürlich genauso mit deinen Sätzen), als ursprünglich gemeint.
Die Verletzungen, von denen du sprichst, greifen niemals dich selbst an, das können sie gar nicht. Dass du sie trotzdem als Verletzungen empfindest liegt daran, dass dein ICH, also alles was du scheinbar bist, deine Ideen, Wünsche, Vorstellungen, Meinungen, sich angegriffen fühlt und nach Verteidigung sucht. Du willst dich behaupten in der Welt, andere sollen die Dinge mit deinen Augen sehen, du hast Recht, die anderen sind im Unrecht, du bist Opfer, der andere Täter. Das alles gehört zur Welt des Dualismus.
Wir leben in einem Raum ohne Ausgang und jegliches Umdenken ist lediglich wie Möbelrücken, um es bequemer zu haben. Es ändert nicht wirklich etwas.
Der Weg der Befreiung, des Ausstiegs aus diesem Muster, ist der Tod des ICHs. Damit meine ich nicht den Suizid, sondern das Ablegen des ICH-Standpunktes in der Welt und die Verlagerung auf das Selbst, das, was du-selbst wirklich bist. Dieses Selbst in dir ist dasselbe Selbst wie in mir und allen anderen Lebewesen. Ich bin der Meinung, wenn ich deine Vergangenheit hätte, deinen Körper und alles was dir zu eigen ist, dann wäre ich wie du und wenn du meine Vergangenheit hättest, meinen Körper und alles, was mir eigen ist, dann wärest du wie ich - allein deswegen, weil wir dasselbe Selbst haben. Der eine Mensch ist sich dessen bewusst, der andere noch nicht.
Niemand ist eine Insel, wir sind alle miteinander verbunden. Es gibt in Wahrheit kein Gut und kein Schlecht. So wenig wie es heiß und kalt gibt: Für einen Eskimo sind 10 °C heiß und für einen Menschen, der am Äquator lebt, kalt. Es sind subjektive Empfindungen. Dem Menschen ist es nicht gegeben, die ganze Wahrheit zu überschauen, sein Fokus ist die Gegenwart. Er kann vertrauen. Wir denken oft, wir täten etwas aus unserem freien Willen heraus und doch tun wir, was andere von uns verlangen oder was wir gelernt haben. Ein freier Mensch hat einen freien Willen und kann sich so oder anders entscheiden. Letztendlich ist es immer richtig, so wie es gerade ist. Das zu verstehen fällt vielen schwer, weil ihr Ich die fixe Idee hat, ihr Leben müsste dem in einem Schlaraffenland gleichen, damit sie glücklich sein können.
Ist die Abhängigkeit von anderen nicht eine Illusion? Natürlich bist du durch dein Selbst mit dem Selbst der anderen verbunden. Niemand ist jemals wirklich einsam. Einsamkeit ist subjektives Empfinden, ein grauer Schleier, der verhindert, dass man die Wahrheit erkennt. Abhängigkeit von irgendetwas ist niemals Freiheit. Wenn du dich abhängig machst und anderen Macht über dich gibst, wem dienst du dann?
Es ist alles in Ordnung, so wie es ist. Ich habe nichts zu verlieren, weil ich bereits alles habe und das kann mir niemand fortnehmen.
Ich vertraue grundsätzlich darauf, dass die Dinge, so wie sie sind, in Ordnung sind. Wir sind in einem Forum und sprechen über solche Dinge. Wollte ich mich verschließen, wäre ich wahrscheinlich falsch hier. Niemand hätte etwas davon. Was die anderen mit dem anfangen, was ich niederschreibe, ist ihre Angelegenheit. Vielleicht lachen sie darüber, schütteln den Kopf, werten mich als Idioten oder Spinner. Ich selbst habe durch Gespräche vieles lernen können, wunderbare Menschen getroffen, die mir anhand ihres Lebens Beispiel gegeben haben. Doch jegliche Worte von außen sind sinnlos, wenn sie nicht das Herz erreichen und dort etwas bewirken. Es gibt einen Sender und einen Empfänger. Hat der Empfänger nicht die Bereitsschaft zur Offenheit, prallen die Worte an ihm ab. Das ist ähnlich, als ob dem Gierigen alles Essbare in der Hand zu Gold wird und er schließlich verhungert.
So kann man meine Worte natürlich sezieren und in unkenntliche Einzelheiten aufspalten, aus dem Zusammenhang reißen und ihnen neue Bedeutungen geben. Doch vielleicht treffen sie auch auf jemanden, der diese Sätze liest und spürt, ja - so ist das. So ist es mir nämlich ergangen, als ich ein Buch von Safi Nidiaye las.
Da ich für ein paar Tage nicht in diesem Forum schreiben kann, wünsche ich dir eine schöne Zeit. Ich werde also später nachlesen, was du weiterhin geschrieben hast und dir dann antworten.
Herzliche Grüße!