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Der Nullgottglaube

AW: Der Nullgottglaube

Also mir hat niemand sowas eingeredet. Ich hab mir allerdings schon früh das Wort Gott gegen das Wort Natur ausgetauscht. Die muss man (alles Leben) tatsächlich "spüren"...

Ja, ich würde vermutlich unter großer Gefühllosigkeit leiden, wenn ich nicht ebenfalls die Natur spüren würde. Aber ich spüre eben, dass die Natur kein Gott ist. Sondern bloß die Natur.

Anders gesagt spüre ich deutlich, dass die Natur nichts Übernatürliches ist. Ich glaube, da sind wir uns grenzenlos einig.

Aber alle die, die von Gott reden, die meinen damit eindeutig etwas Übernatürliches, etwas, das alle Natur erschaffen hat.

Insofern sehe ich halt wenig Sinn darin, das Wort "Gott" durch das Wort "Natur" zu ersetzen. Das wäre ja so, wie wenn ich das Wort "Schlossgespenst" durch das Wort "Tisch" ersetze, nur damit ich mir nicht eingestehen muss, dass ich die Existenz von Schlossgespenstern ausschließe.

Aber das ist deine Sache. Ich fürchte bloß, dass deine Naturreligion in einer modernen Welt keine Anerkennung als Religion schaffen wird. Wohingegen mir der Nullgottglaube sehr verbreitet erscheint und aus meiner Sicht für viele Menschen die Realität ihres wahren Glaubens darstellt. Daher versuche ich es. Ich warte schon gespannt auf die Antwort aus dem Ministerium!
 
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AW: Der Nullgottglaube

Ist doch völlig egal, ob und woran du glaubst - von irgendjemandem wirst du dafür angefeindet! :D

Naja, vermutlich steckt dahinter ja auch ein Körnchen Vorsicht. Ich kann ja nicht ausschließen, dass sich als Absplitterung des von mir gegründeten Nullgottglaubens irgendwann auch radikale Irre herausbilden, die den Nullgottglauben in Form eines Heiligen Krieges über die Welt verbreiten wollen.
 
AW: Der Nullgottglaube

1) eine Religion baut immer auf einem Mythos auf
2) eine Religion befolgt immer einen Ritus
3) eine Religion hält immer bestimmte Tugenden für zentral
4) eine Religion begleitet immer den Menschen von der Geburt bis hin zum Tod
5) der Glaube ist nicht aus der philosophischen Logik herausgelöst

He, sehr interessant!

An der Stelle wäre für mich natürlich wichtig, woher diese Kriterien kommen. Stammen die aus dem BMUKK für die staatliche Anerkennung einer Glaubensgemeinschaft? Ich muss ja nur die staatlichen Kriterien erfüllen, nicht alle anderen.

Trotzdem die sehr einfachen Antworten:

Zu 1) Der Nullgottglaube baut auf dem Mythos aus, dass es keinen Gott gibt und dass alle Materie/Energie immer schon da war und nie verschwinden wird.

Zu 2) Der Buddhismus hat meines Wissens keine Riten. Er ist aber in Österreich staatlich anerkannt.

Zu 3) Im Nullgottglauben gibt es eine zentrale Tugend: höre auf die anderen Menschen wie auf dich selbst. Aber höre niemals auf Gott. (Im Buddhismus gibt es meines Wissens auch überhaupt nur eine einzige Tugend: du darfst niemals glauben, was du nicht mit dem Verstand überprüft hast.)

Zu 4) Das macht das Christentum. In einem Weltbild, das unterstellt, dass der Mensch die Geburt, das Leben und den Tod nicht ohne kirchliche Hilfe bewältigt. Aber eine Religion muss nicht zwangsweise unterstellen, dass der Mensch Gottes Hilfe benötigt, um geboren werden zu können, und leben und sterben zu können. Die "Begleitung", dass dich der Nullgottglaube weder bei der Geburt, noch beim Leben und auch nicht beim Sterben grundlos verlässt, hast du ganz gewiss. Und eine "Seelsorge", in der sich die Mitglieder des Nullgottglaubens das auch immer wieder gegenseitig in Erinnerung rufen, wenn es einer vergessen sollte, wird es in der Gemeinschaft dieser Glaubenden ganz sicher geben. Dazu ist bloß überhaupt keine sonderliche, seelsorgerische, begleitende Fähigkeit nötig.

Zu 5) Das Judentum (damit auch das alte Testament) und drei der vier Evangelien sind klinisch sauber von jeder Philosophie (der Griechen). Der Buddhismus und der Hinduismus ebenso. Das kann einfach nicht stimmen, dass "Philosophie" ein Kriterium ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Der Nullgottglaube

Deinen Satz kann man genauso so hinschreiben: "Eine Gemeinschaft lässt sich auf dem Gefühl, dass es einen Gott gibt, nicht aufbauen. Dafür sind die Menschen, die dieses Gefühl haben zu unterschiedlich."

Die Weltreligionen beweisen das Gegenteil.

Die Weltreligionen bestehen eben nicht (nur) aus Gefühlen. Man bekommt von Kind auf eine Moral und Glaubenswahrheiten eingetrichtert. Eine Moral kann man aus dem Gefühl, dass es keinen Gott gibt nicht ableiten.

Außerdem: Die Weltreligionen sind zu Zeiten entstanden als die Menschen noch sehr viel Unwissender als die heutigen Menschen waren. Heute hätte das Christentum keine Chance mehr sich zu etablieren.
 
AW: Der Nullgottglaube

Aber alle die, die von Gott reden, die meinen damit eindeutig etwas Übernatürliches, etwas, das alle Natur erschaffen hat.
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Wie übernatürlich ist Gedachtes?
 
Der Nullgottglaube: Antwort aus dem Ministerium!!!

Sehr geehrter Herr Schoder!

In der staatskirchlichen Lehre (KÖSTLER, HUSSAREK) haben sich zu Ihrer Frage folgende Grundsätze herausgebildet:

1. Unter "Religion" ist jeder Gottesglaube zu verstehen und unter einem "Religionsbekenntnis" eine Religion zu verstehen, zu der sich eine Mehrheit von Menschen hält.

2. Die bloße "Negation religiöser Anschauungen" ohne jede positive Lehre kann nicht Grundlage einer Religionsgenossenschaft sein.

Demgemäß ist nach dem Bekenntnisgemeinschaftengesetz als zentrales Erfordernis die Religionslehre darzustellen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Anton Stifter

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: König Gerald
Gesendet: Mittwoch, 28. September 2011 07:27
An: Stifter Anton
Betreff: WG: zH Hn MinR Dr. Anton STIFTER: Antrag auf Anerkennung einer neuen Religionsgemeinschaft



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Dietmar Schoder [mailto:dietmar@dietmar-schoder.at]
Gesendet: Dienstag, 27. September 2011 17:25
An: Ministerium@bmukk.gv.at
Betreff: zH Hn MinR Dr. Anton STIFTER: Antrag auf Anerkennung einer neuen Religionsgemeinschaft

Sg. Herr MinR Dr. STIFTER!

Ich habe Ihren Namen auf der Hompepage des BMUKK gefunden und habe folgende Frage:

Ich möchte den "Null-Gott-Glauben" in Österreich als Religionsgemeinschaft anerkennen lassen, und bitte um Information, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind, damit so ein Antrag eine Chance hat.

Können Sie mir dazu Auskunft geben?

Sollte das per e-Mail etwas umständlich sein, bin ich auch gern zu einem persönlichen Gespräch bereit.

Herzlichen Dank!

Dietmar Schoder
 
AW: Der Nullgottglaube

Hier übrigens das erwähnte Bekenntnisgemeinschaftengesetz.

Also wenn ihr mich fragt: diese Kriterien sind ja wesentlich leichter zu erfüllen, als alles, was ihr hier von mir fordert!

Das ist ja locker zu schaffen. Das probiere ich jetzt entschlossener als je zuvor! :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Der Nullgottglaube

Wie übernatürlich ist Gedachtes?
[/I]

Liebes Windlicht! Ich versichere dir, dass meine Gedanken auch in ihrer absurdesten Ausprägung niemals übernatürlich oder göttlich sind. Und ich spüre mit überwältigender Sicherheit, dass das auch auf alle Gedanken aller anderen Menschen zutrifft. Gedanken sind menschlich. Nicht übernatürlich und nicht göttlich.

Nein, halt: ein Gedanke ist der Menschheit bisher eingefallen, den ich tatsächliche verdächtige, göttlich zu sein: die Evolutionstheorie von Charles Darwin. :)

Aber ich nehme an, das glaubt wohl niemand ernsthaft, dass ausgerechnet dieser eine Gedanke vom Gott der Genesis kommt, oder?
 
AW: Der Nullgottglaube

Eine Moral kann man aus dem Gefühl, dass es keinen Gott gibt nicht ableiten.

Für die Anerkennung einer Religion als Glaubensgemeinschaft fordert der Staat mit keinem Wort, dass man aus den Glaubensinhalten eine Moral ableiten können muss. Und außerdem ist es ja eine Moral, dass du niemals auf Gott hören sollst, wenn du den Nullgottglauben hast.

Im übrigen kannst du auch aus dem Eingottglauben niemals eine Moral ableiten. Sondern da muss Gott schon irgendwie auf die Erde kommen und dir die Moral hineindiktieren.

Heute hätte das Christentum keine Chance mehr sich zu etablieren.

Das kann sein. Aber das "Christentum" ist ja eh keine staatlich anerkannte Religion. Sondern nur die einzelnen Splittergruppen, also die Katholiken, die Evangelischen, usw., siehe Anerkannte Religionen in Österreich. Das sind die für mich wichtigen Referenzen: Ich muss nur das erfüllen, was die auch erfüllen. Offenbar eine Glaubenslehre und 300 Anhänger. Das ist alles.
 
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AW: Der Nullgottglaube

Liebes Windlicht! Ich versichere dir, dass meine Gedanken auch in ihrer absurdesten Ausprägung niemals übernatürlich oder göttlich sind. Und ich spüre mit überwältigender Sicherheit, dass das auch auf alle Gedanken aller anderen Menschen zutrifft. Gedanken sind menschlich. Nicht übernatürlich und nicht göttlich.
Stell dir vor, du würdest aus dem Nichts, sagen wir mal, ein paar (Computer-)Blumen erschaffen, nur alleine dadurch, dass du Gedachtes in Quelltext festhältst und dann von einer Maschine berechnen und auf einen Bildschirm ausgeben lässt. Hättest du dadurch schon (gott- oder naturgleich) Leben erschaffen?
 
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