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Der Null-Gott-Glaube

Nun, liebe Kathi! Woher glaubst denn du, dass deine Moralvorstellungen kommen?

Moral ist nichts, was ein einzelner Glaube (z.B. der Ein-Gott-Glaube) für sich gepachtet oder erfunden hat. Moral gibt es in jedem Glauben.

Die Unterstellung, dass sich andere Glaubensrichtungen ihre Moralvorstellungen von einem "überlegenen" Glauben (z.B. dem Christentum) abkupfern müssen, ist daher einfach falsch.

Es wird nicht nur der Null-Gott-Glaube stark überschätzt...

lg Frankie
lieber frankie,
eigentlich habe ich caramia gar nichts unterstellt.
ich habe nur eine einfache (allerdings nicht einfach zu beantwortende) frage gestellt.
auch möchte ich hier weder einen ein-gott-glauben noch einen sonstigen "glauben" vorbringen oder gar verteidigen...zumal ich in KEINER weise gläubig bin.

offenbar wird auch die kritik am null-gott-glauben von so manchem stark überschätzt...

Mit 14 wurde ich Atheistin (aus Überlegung, nicht aus Abscheu) und habe mir genommen und behalten, was ich richtig fand, und abgestreift, was ich falsch fand (zB die sexuellen Restriktionen).
Besonders wichtig sind mir Gemeinschaftssinn und Vernatwortung für Welt und Allgemeinheit.
@ caramia: so wie du es von dir berichtest, hab ich´s auch erlebt.
heutzutage ist es aber nochmal anders für mich....und - wie ich merke - weiter in änderung begriffen.

auch was die moral betrifft, so habe ich bereits wesentlich andere sichtweisen als früher dazu.
manchmal muss ich geradezu GEGEN die allgemeine moral handeln. auch auf die gefahr hin, dass ich von anderen dafür "verurteilt" werde. (was auch durchaus immer wieder der fall ist!)
dies fällt mir oft zwar sehr schwer - doch danach stellt sich heraus, dass es "richtig" war.....weil die handlung nämlich mit mir im einklang war.
...was auch immer dieses "ich" auch bin...woher auch immer ich die impulse zu den handlungen habe...

lg kathi
 
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AW: Der Null-Gott-Glaube

Liebe Leute, entschuldigt, wenn ich nicht ganz so bei der Stange bleibe wie Ihr - dies ist zwar nicht mein erstes Forum, in dem ich mit-schreibe, aber das erste, in dem so ernsthaft diskutiert wird...ich muß mich erst daran gewöhnen.

Also:
Nachdenk...wie wäre es mit Vernunft als unreligiöser Grund für Ethik? Oder Humanismus als schlichtes aber nachvollziehbares Leitmotiv für Moral?

Das kann ich unterschreiben. Der Atheismus selbst liefert keine Gründe für Moral - der bestreitet ja lediglich eine übergeordnete Existenz/Instanz/Kraft...als Gesetzgeber und Bestrafer.

Ich sehe das ganz schlicht - und damit evtl. für ein philosophisches Forum zu schlicht:
wir leben nun man auf dieser Welt (ohne besonderen Grund, halt eine sehr intelligente Mutation) und müssen zusehen, dass wir das geregelt kriegen.
Was nicht gut ist, sollte verbessert werden und die Art sollte sich und ihr Lebensfeld erhalten. Das geht mE über Frieden und Respekt und Achtsamkeit.
Wenn ich schon mal hier bin, kann ich meine Sache auch ordentlich machen.
 
AW: Der Null-Gott-Glaube

Hi zwetsche,

Vernunft (auch noch fett formatiert) und wäre das nicht genug auch noch den Humanismus MIR entgegen zubringen.:autsch: Daran habe ich erstmal zu knabbern.;)









ok, humanistische Werte/Ziele lassen sich auch ohne Gott erreichen. Viele Wege führen nach Rom. Auch wenn der Weg für mich nur über Gott zuerreichen scheint, muss ich wohl, um meinen eigenen Werten gerecht zuwerden, auch den atheistischen Weg anerkennen. grrr:)

handreichender,
fussel
 
AW: Der Null-Gott-Glaube

Also zum "Zweifel": ich zweifle zum Beispiel auch daran, dass die Menschheit zu meinen Lebzeiten mit Außerirdischen in Kontakt treten wird. Daher richte ich mein Leben darauf ein, ohne die Hilfe von Aliens zurechtzukommen.

Insofern führt mich da die Summe meiner Zweifel zu einer Entscheidung, an die ich sehr wohl glaube und die ich nicht als "Notlösung" betrachte.

Ähnlich muss ich mir meines Null-Gott-Glaubens nicht sicherer sein, als sich ein Anhänger des Ein-Gott-Glaubens seines Glaubens sicher ist.

Deswegen heißt es ja auch Glauben und nicht Wissen.


Zur "Moral" möchte ich bemerken, dass wir extrem unmoralischen und unverantwortlichen Menschen in allen Glaubensrichtungen begegnen können. Diese Dinge haben meines Erachtens nichts mit dem jeweiligen Glauben zu tun.

Aber verantwortungsvolles Verhalten (das meines Erachtens übrigens herzlich wenig mit den 10 Geboten gemein hat) finde ich, wenn ich das vergleiche, doch sehr viel angenehmer und überzeugender, wenn es aus persönlichem Verantwortungsgefühl und -bewusstsein kommt, als wenn es sich bloß aus Gottesfurcht ableitet: "Hoffentlich verzeiht mir Gott meine Untaten..."

lg Frankie
 
AW: Der Null-Gott-Glaube

Hi frankie,

Ein religiöser Glaube ist die Liebe zum konstruierten Ideal (den höchsten Wert, das erstrebenswerteste usw.). Ein Glaube kommt aus einem heraus und wird nicht von außen an einen herangetragen. CaraMia hat über ihre selbstgebastelte Moral geschrieben, sie wird vermutlich auch ihren Glauben selbstgebastelt haben. Wichtig ist das der Mensch aktiv und lebendig etwas "bastelt", erzeugt, schöpft, glaubt. Die Motivation, das Ziel kommt von innen.

Deine Beiträge lese ich so, als ob du einen Glauben konsumierst.
Na was haben wir den so im Angebot?
Es scheint für dich einfach nur eine kognitive Entscheidung. (Ich hoffe, ich irre mich)

Da habe ich doch glatt ein Zitat eines Humanisten parat. :)
Die Frage ist heute in Wirklichkeit nicht, ob Gott tot ist, sondern ob der Mensch tot ist. Ob der Mensch zu einem solch passiven, leeren, entfremdeten homo consumens reduziert wird, daß er all seine innere Lebendigkeit verloren hat

lg,
fussel

P.S. äh, welches der Gebote hat den nichts mit verantwortungsvollem Verhalten zu tun?
 
AW: Der Null-Gott-Glaube

P.S. äh, welches der Gebote hat den nichts mit verantwortungsvollem Verhalten zu tun?

Die ersten Gebote (Einziger-Gott-Gebot, Sonntagsgebot, Fluchverbot) setzen voraus, dass man an Gott glaubt.
Tut man das nicht, sind sie irrelevant.
Die anderen 7 Gebote gelten sicherlich so oder ähnlich in jeder Gemeinschaft von Menschen, und auch für Gottlose.
 
AW: Der Null-Gott-Glaube

Die ersten Gebote (Einziger-Gott-Gebot, Sonntagsgebot, Fluchverbot) setzen voraus, dass man an Gott glaubt.
Tut man das nicht, sind sie irrelevant.
Die anderen 7 Gebote gelten sicherlich so oder ähnlich in jeder Gemeinschaft von Menschen, und auch für Gottlose.

Für mich sind die ersten drei Gebote noch die "moralischsten".

Die anderen sind alle grenzwertig.

"Du sollst nicht töten" heißt zum Beispiel nirgends, dass man nicht töten soll - sonst gäbe es keine Kriege.

Dazu hat es schon seit der Erstellung dieser Gebote die Todesstrafe gegeben, die "man" auch nur anderen, nie aber sich selbst auferlegt.

"Du sollst nicht stehlen" - ja, von MIR sollst du nichts stehlen, ich von dir schon - und wer dieser DU ist, von dem man moralisch berechtigt stehlen kann, darf und soll, bestimme ICH.
Das kann ein Drittweltland sein, das ich ausbeute, oder ein Arbeiter, an dessen Arbeitskraft ich mich bereichere, mir selber für meine "Denkarbeit" mehr "Lohn" zugestehend als ihm, dem dummen Hackler und Werkzeug meiner Selbstverwirklichung.

Gebote wie "du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau" sind sowieso einseitig sexistisch - die Frau als Gebrauchsartikel.

Was ist denn Moral, noch dazu diese wunderbare "hohe", die man da sich selbst abverlangt?

Heißt das, man bezahlt dem Drittweltproduzenten was ihm eigentlich zustünde? Kauft vom ihm Artikel, die bei uns nur durch staatliche Stützung günstiger sind als von ihm produziert?

Oder heißt es, dass man zusieht, dass Gerechtigkeit herrscht, dass alle Kinder die selbe Ausgangsposition haben, also die eigenen keinen besseren Start haben als die des Nachbarn, eines Ausländers ohne Deutschkenntnisse und Geld, oder Kinder anderer Nationen, die in der Heimat leben?

"Morla" - ist doch alles nur reinste Heuchelei und Selbstbeweihräucherung, ob nun mit oder ohne Gott.

Niemand strebt eine hohe Moral an, sondern nur eine blütenreine Weste, die in der Gesellschaft fein glänzt.
 
AW: Der Null-Gott-Glaube

Also mit Verantwortungsbewusstein meine ich z.B., dass ich einem anderen Menschen ernsthaft zuhöre, bevor ich mir ein Urteil bilde. Oder dass ich mir lange die Frage stelle, was jemand anderer tatsächlich meint, bevor ich ihn für das kritisiere, was er wörtlich sagt.

Das sind jetzt nur zwei Beispiele. Aber allein da lassen die 10 Gebote schon völlig aus: obwohl genau das unter anderem der Beginn eines sinnvollen Umgangs mit anderen Menschen ist.

Zum "Konsumieren": damit komme ich rein logisch nicht klar: der Null-Gott-Glaube ist doch der einzige, in dem man sich alles selbst erarbeiten muss, weil nichts Vorgefertigtes an "Glaubenswahrheit" zum Konsumieren da ist. Absolut gar nichts. Oder?

lg Frankie
 
AW: Der Null-Gott-Glaube

Also mit Verantwortungsbewusstein meine ich z.B., dass ich einem anderen Menschen ernsthaft zuhöre, bevor ich mir ein Urteil bilde. Oder dass ich mir lange die Frage stelle, was jemand anderer tatsächlich meint, bevor ich ihn für das kritisiere, was er wörtlich sagt.

Das sind jetzt nur zwei Beispiele. Aber allein da lassen die 10 Gebote schon völlig aus: obwohl genau das unter anderem der Beginn eines sinnvollen Umgangs mit anderen Menschen ist.

Zum "Konsumieren": damit komme ich rein logisch nicht klar: der Null-Gott-Glaube ist doch der einzige, in dem man sich alles selbst erarbeiten muss, weil nichts Vorgefertigtes an "Glaubenswahrheit" zum Konsumieren da ist. Absolut gar nichts. Oder?

lg Frankie

Frankie,

In einem Glaubenskonzept, das sich um mich dreht, muss ich mir gar nichts erarbeiten.

Es gibt darin mich, alles andere ist Beiwerk, Zierde, Ablenkung, relevant nur im Bezug zu mir.

Daraus eine allgemeingültige Moral, die jedem nützt, zu erarbeiten ist nicht notwendig, sondern ein Luxus, eine Spielerei, mit der ich mich beschäftigen KANN aber nicht MUSS.

Wichtig ist da allein, wie es MIR geht.

Will ich beispielsweise wissen wie es ist, wenn ein Mensch stirbt, dann nehme ich für dieses Experiment nicht mich, sondern einen anderen Menschen.

Gefällt es mir, wenn Blut fließt, lasse ich das Blut anderer fließen - dann gruselts mich so schön.

Mir geht es gut, wenn ich das erleben kann, was ich erleben möchte.

Was andere erleben möchten trifft mich nicht.

Meine Putzfrau putzt für mich, weil ich diese Arbeit langweilig und abstoßend finde. Ich liege lieber in der Sonne oder lese ein gutes Buch.

Ich sehe nicht, wie sich aus einem Null-Gott-Glauben eine Moral ableiten läßt, die mir selber schadet, mich an meiner Selbstverwirklichung hindert.

Ich halte mich in diesem Fall nur an moralische Werte, wenn ich daran Spaß habe, ich das selber will, aus irgend welchen verschrobenen Gründen, eine Art Sport.

Ich als Maß aller Dinge.

Joan
 
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AW: Der Null-Gott-Glaube

Ja Joan05, genau das meine ich auch: aus dem Null-Gott-Glauben lässt sich eben nichts automatisch ableiten, sondern du musst es dir selbst erarbeiten.

Aber auf diesem gottlosen Weg kommen nicht alle Menschen automatisch zu den von dir hier vorgestellten Einsichten: nicht jeder Mensch ist ohne Gott sofort voll Menschenverachtung, Autismus und kompletter Verantwortungslosigkeit, nur weil du ohne Gott offenbar so wärst.

lg Frankie
 
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