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Autismus

AW: Autismus

Hallo 333,

weißt du, warum sich die Umwelt mit Autisten so schwer tut?
Das Hauptproblem bedingt der Autismus selbst, im Gegensatz zu jeder anderen Besonderheit.
Bei einem Blinden oder Gehörlosen weiß man sofort, was mit ihm los ist und kann sich darauf einstellen.
Ich habe mal erlebt, dass mir jemand, den ich ansprach, einen vorgefertigten Zettel in die Hand drückte: ich bin gehörlos.
Darauf konnte ich mich sofort einstellen. Er reagierte wunderbar auf Gestik, die Verständigung funktionierte auch ohne Worte.
Aber was mache ich bei einem Autisten? Wenn ich nicht weiß, inwieweit er sich mit mir befassen will, ab wann ich ich ihn nerve zum Beispiel - wenn keine oder nur unzureichende Reaktionen von ihm kommen? Wie komme ich an ihn ran, d.h. will er das überhaupt?
Das verunsichert stark, man kann das nicht einordnen, zumindest nicht positiv!
Man denkt erstmal: der findet mich doof oder aufdringlich oder aber, er ist arrogant oder extremst gehemmt. Das erzeugt dann, ich sage es offen, Abwehr und Ablehnung, denn wir wollen alle, dass man auf uns eingeht, dass man uns "sieht" und beachtet. Der Autist kann das nicht...
Erkennst du, wie schwierig das ist in einer Welt, in der Kommunikation sehr wichtig, wenn nicht das Wichtigste überhaupt ist im menschlichen Umgang?
Es kommt hinzu, dass Autismus (noch) so gut wie unbekannt ist.
Vielleicht kann man das Fehlen von alternativen Angeboten für sie mit dem Problem von Legasthenikern vergleichen.
Es ist noch nicht so lange her, da hatte ein Legastheniker keine Chance auf einen Schulabschluss irgendeiner Art.
Er war DUMM, bis man die Krankheit erkannte und entsprechend berücksichtigte. Vor allem weiß heutzutage jeder, dass es Legasthenie gibt und dass macht es für die Betroffenen leichter.
Wenn sich das für den Autismus durchsetzt, wird es hoffentlich auch leichter werden.
Ich wünsche dir, dass du einen lebbaren Platz für dich findest!
Der Staat hat einen gewissen Prozentsatz garantierter Arbeitsplätze für Behinderte - obwohl ich nur mit Widerstreben dieses Wort hinschreibe!
Aber wie soll man es sonst nennen? "Gehandikapt" ist genauso doof irgenwie.
Ein staatlicher Arbeitsplatz ist deine Chance!
Dokumentation, Archivierung, Buchhaltung und dergleichen. Dass man per email kommunizieren kann, ist auch von Vorteil für dich.

LG
Cosima :blume1:
 
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AW: Autismus

Wenn ein Kind geboren wird - wie können Eltern und Kinderärzte eigentlich feststellen, ob sie einen kleinen Autisten vor sich haben?
Durch die Entwicklung des Kindes. Es ist natürlich nicht möglich direkt nach der Geburt sowas festzustellen, außer evtl durch Gentests, aber man kann anhand der Entwicklung des Kindes nach und nach feststellen, wie es ist und dahingehend entsprechend reagieren und Erziehungsmethoden dem Kind entsprechend anpassen/ändern.
(Dazu sei angemerkt; wer ein Kind haben will, muss sich auch klar darüber sein, dass man für das Kind absolute Verantwortung trägt, egal wie es ist; es ist die Pflicht der Eltern, das Kind so zu erziehen und so zu behandeln, dass es dadurch nicht gestört/verletzt/misshandelt wird, sondern sich möglichst frei und ungehindert entwickeln kann; andernfalls wird es dadurch nämlich/möglicherweise be-hindert.)

therapeutisch geschulte Eltern plus eine therapeutische Umwelt
Wieso therapeutisch?
Es sollte schon ausreichend sein, wenn sich Eltern bei anderen Betroffenen informieren, um gewisse Ereignisse/Verhaltensweisen eines Kindes besser verstehen zu können, die Gründe dafür ermitteln zu können, und dementsprechend handeln zu können, so dass die evtl "Probleme", die ein Kind hat, beseitigt werden können. Es gibt genug Fach-Foren im Internet, in welchem ein Austausch möglich ist. Wenn der Verdacht auf HSP aufkommt, gehe ich in ein HSP-Forum, in welchem Betroffene sind, wenn Verdacht auf ADHS aufkommt, in ein ADHS-Forum, usw. Es gibt dabei viele Möglichkeiten, wie man vorgehen kann. Keineswegs sollte aber ein Kind zu irgendetwas gezwungen werden, nur weil jenes als die "Norm" deklariert wird, und das Kind von dieser Norm abweicht. Daher sind auch Therapien, wie TEACH, oder die Festhaltetherapie, absolut ungeeignet für autistische Kinder, weil diese das Ziel haben, aus einem Autisten zwangsweise einen "normalen" Menschen zu machen, das aber nicht möglich ist, und das Kind dadurch nur traumatisiert bzw "austherapiert" wird, wodurch dann auch autismusfremde Symptome entstehen, welche unter dem Begriff Autismus gelistet werden (z.B. Depressionen).

Ähnliche Gedanken besitzt auch Feusers: Hier.

Jeder weiß, dass bei Kindern gravierende Fehler gemacht werden
Wenn es jeder schon weiß, wieso versucht man es dann nicht effektiv zu ändern/verbessern?

Da es kein Unterrichtsfach für Kindererziehung gibt
Die Einführung eines solchen Faches wäre ja schon mal ein guter Ansatz zur Änderung/Verbesserung, wobei dann der Lehrplan weitgehend vielfältig gestaltet sein sollte, und auch den Bereich Autismus aus der Sicht von Autisten abhandeln sollte, also nicht nur von den "Fachärzten", welche wohl keine Ahnung von Autismus zu haben scheinen.

Wie kann das gewährleistet werden?
Wenn man das "therapeutische" mal weglässt evtl durch oben genanntes.

und viele fallen durchs akzeptierte Raster, ohne eine gravierende Besonderheit. [...] mehr Alkoholkranke, Depressionen [...]
Das scheint allgemein ein Problem des vorherrschenden System, vorallem des Kapitalismus zu sein. Das hat nichts mit Autismus zu tun.

Ich denke mal, dass einiges, was in der Welt so "geschaffen" wurde von der Mehrheit nicht gut ist. Doch dafür kann ich wohl am wenigsten etwas. Wenn z.B. Regierungen, welche korrupt sind, weil sie durch Bestechungen und Macht- bzw Geldgier, Sicherheitsbestimmungen für Ölplattformen nicht prüfen lassen, und diese Plattformen daher mangelhaft in der Sicherheit ausfallen, wodurch folglich es zu solchen Ereignissen wie mit der Deep Water Horizon kommt, und mit Beginn der Ölkatastrophe dutzende Hilfsangebote von ausländischen Unternehmen von der Regierung abgelehnt werden, zudem Aufzeichnungen/Dokumentationen von der Katastrophe und deren Folgen von der Regierung verboten werden und mit immensen Geldstrafen geahndet werden, und die Bevölkerung das scheinbar auch noch so hinnimmt und nicht einen Regierungswechsel fordert, oder etwas anderes produktives/effektives dagegen unternimmt, oder hinterfragt, welche Machenschaften da wohl im Hintergrund laufen, dann glaube ich es wirklich, dass diese Welt noch lange nicht bereit ist irgendetwas zu erkennen oder gar ändern zu wollen. Wie soll ich denn diese Welt verstehen, wenn ich sowas erfahre, wie die "normalen" Menschen scheinbar sind?
Ebenso fällt mir bei den Leuten sehr oft auf, dass sie häufig sich beklagen über diverse Dinge; doch es machen scheinbar die wenigsten etwas dagegen, worüber sie sich beklagen. Sie scheinen da wohl nur Aufmerksamkeit erregen zu wollen und Gespräche führen zu wollen, aber mehr auch nicht? Wie soll ich das verstehen?
Ebenso sagen Menschen immer wieder Dinge zu mir, in Situationen, in welchen ich Hilfe brauche/fordere, dass sie etwas machen werden, was für mich als Hilfe meist auch erscheint, doch sie machen es dann nie, was sie mir angeboten haben und ich dem auch zustimmte. Sie reden nur, lügen in der Hinsicht auch, bzw machen falsche Versprechungen, sind unglaubwürdig, untreu, nicht ehrlich, reden um die Themen herum, etc. Wie soll ich das denn nun verstehen?
Früher glaubte ich ja noch, dass alle anderen Menschen einen "Schuss ab" haben, und ich der einzige wär, der noch normal "ticke". Aber es ist die Mehrheit der Menschen so, wie hier beschrieben; sie sind "normal", und ich bin der "Kranke". Es gibt sicherlich darunter auch noch ein paar Ausnahmen, die nicht so "normal-unvernünftig" sind, ich kenne auch noch ein paar vernünftige NA, aber die Mehrheit scheint wirklich so zu sein, wie beschrieben.

Evtl sehe ich das aus einem anderen Blickwinkel? Dann sollte man mir erklären, wieso Menschen sich so verhalten. Warum können sie z.B. sich über alles mögliche Beklagen, aber wollen scheinbar gar nichts ändern daran, was sie beklagen?

Edit: Die Antwort auf Cosimas letzte Antwort erfolgt später.
 
AW: Autismus

Evtl sehe ich das aus einem anderen Blickwinkel? Dann sollte man mir erklären, wieso Menschen sich so verhalten. Warum können sie z.B. sich über alles mögliche Beklagen, aber wollen scheinbar gar nichts ändern daran, was sie beklagen?


Hm, ich versuche mich mal an einer Antwort auf deine Frage, 333xx! :)
Wenn jemand als Kind sehr autoritär erzogen wurde und für das geringste Aufbegehren hart bestraft wurde, sei es nun mit Prügeln, Liebesentzug, emotionaler Erpressung oder was es sonst noch so gibt, dann hat es als erstes gelernt, dass man sich nicht wehren darf, dass es gefährlich ist, für sich und seine Interessen einzutreten. So eine Erfahrungsspur lässt sich nicht von jetzt auf nachher auflösen, bzw., es ist nicht leicht, eine andere, alternative Spur zu legen, wenn man noch gar nicht weiß, dass es auch anders geht. Da ist das Klagen oft der 1. Schritt zur Heilung, denn man kann dann wenigstens schon mal ÄUSSERN, dass es einem nicht gut geht, dass einem etwas im wahrsten Sinne des Wortes nicht passt. Ok, es nervt, aber solange die Angst in dem betreffenden Menschen überwiegt, kommt er halt aus der Schiene nicht raus. :(


LG

EarlyBird :)
 
AW: Autismus

Siehe Deutsche BundesBahn ...

Wenn hier gespamt wird bzw unsinnige/themenfremde Äußerungen gemacht werden, werde ich mich hier wieder abmelden, weil ich das nicht ab kann, vorallem, wenn sich das Forum "Denkforum" nennt, sollte man erwarten können, dass es hier etwas sachlicher zuginge als in "Tratsch-Foren".

@EarlyBird Ich werde eventuell später auf deine Antwort eingehen. (Kann im moment nicht gut denken bzw Informationen verarbeiten.)
 
AW: Autismus

Nimm Moebius nicht so Ernst, es ist seine Masche, alles absurd zu kommentieren, sozusagen als running gag im Forum!
Lies einfach drüber weg!
Bedenke auch: it takes all kinds to make a forum :reden: !
 
AW: Autismus

Eine Freundin von mir hat ein Kind mit Autismus. Aber da es eine sehr schwere Geburt war, wurden die Sprachprobleme und das "anders sein" als "Gehirnschädigung durch Sauerstoffmangel" diagnostiziert.
Erst in der Pubertät erkannte ein Arzt den Autismus.

Mittlerweile ist dieses Kind eine erwachsene Frau, die sich trotz aller Schwierigkeiten ihren Platz im Leben im wahrsten Sinne des Wortes erkämpft hat.

Aber ihre Kindheit sagt sie, war die Hölle.

Alles war so laut, so hektisch und sie mußte Sachen machen, die ihr körperliche Qual bereiteten.
Im Kindergarten verstand niemand warum sie alleine spielen wollte, die Kinder sagten sie sei blöd. Sie hörte an den Stimmen, daß es was Böses ist was sie sagten, aber sie wußte nicht warum.
Das fürchterlichste war, daß die Tanten immer glaubten, sie müßten sie trösten und nahmen sie auf den Schoß. Sie wollte niemanden wehtun. Aber sie hielt es nicht aus. Sie mußte sich wehren.
Dann sagten alle, sie sei böse und als Strafe darf sie allein spielen.

Sie sagt "darf" und nicht "muß", denn für sie war es keine Strafe, sondern Glück.

Sie erkannte schnell, sie mußte nur "böse" sein, dann ließ man sie in Ruhe.

Trotzdem war sie nicht glücklich. Sie wollte ja Kontakt, sie wollte mit anderen Kindern spielen. Aber sie verstand ihre Spiele nicht. Sie wollte anders spielen. Aber das verstanden die anderen Kinder nicht.
Und dann wurden sie immer so laut, daß sie fürchterliche Ohrenschmerzen bekam. Es tat so weh, so daß sie ganz laut schreien mußte, damit sie die anderen nicht mehr hörte.

In der Schule fühlte sie sich wohl. Die Lehrer waren sehr streng und es mußte in der Klasse immer ganz ruhig sein. Nur in den Pausen war es laut.
Aber mittlerweile hatte sie gelernt, sich in eine andere Welt zu "beamen" und den Lärm draußen zu lassen.

Sie lernte gerne und gut, in Mathematik und Informatik ließ sie sogar die "Gesunden" hinter sich. Nur wenn sie vor der ganzen Klasse reden mußte, da litt sie Höllenqualen.

Um wieviel leichter und schöner wäre ihr Leben gewesen, hätte man früher den Autismus erkannt.

Deshalb ist Information so wichtig. Damit Eltern daran denken, daß hinter dem "Andersein" auch Autismus stecken kann.

Es mag schwer sein mit einem Autisten zu leben, aber es ist für den Autisten unvergleichlich schwerer, die Welt der "Normalos" zu verstehen.

lg.eule
 
AW: Autismus

Deinen Beitrag finde ich sehr gut!
Erstmal Danke an Benjamin für die Positive Kritik.

@Cosima

Weißt du, warum sich die Umwelt mit Autisten so schwer tut?
Ich weiß nicht ganz; ich denke es liegt an der Art wie man kommuniziert. Mit Redewendungen, Floskeln, Ironie, Zynismus, Sarkasmus, Oxymorons, etc kommt man bei Autisten jedenfalls nicht sehr weit. Die meisten werden dadurch wohl absolut verwirrt, auch wenn man im Laufe der Jahre einiges erlernen kann zu erkennen, ist selbst das nicht leicht; z.B. wenn man sich dann dennoch unsicher ist ob etwas zB Ironie, oder Zynismus oder doch ernst gemeint ist. Allein anhand der Logik kann man nicht alles ermitteln.

Aber was mache ich bei einem Autisten? Wenn ich nicht weiß, inwieweit er sich mit mir befassen will, ab wann ich ich ihn nerve zum Beispiel - wenn keine oder nur unzureichende Reaktionen von ihm kommen? Wie komme ich an ihn ran, d.h. will er das überhaupt?

Ich denke Direktheit ist das Wichtigste. Klar sagen was man meint und möchte. Mich kann man z.B. fragen, sofern man mich nicht überläuft mit Fragen. Wenn ich mit jemanden Kontakt halte, dann will ich mich mit dem auch befassen. Wenn jemand auf mich zukommt, dann eher nicht. Ich habe dann das Problem, dass ich nicht weiß, wie ich ein Gespräch anständig beenden sollte, wenn es mich denn nervt. Zumal ich ein Gespräch auch nicht aufrecht halten kann in solch einem Fall; wenn der andere nichts mehr sagt, versuche ich mich dann mit einem "Ciao" auszuklinken und gehe weg; das wird bei mir häufiger kritisiert, dass ich so "schlagartig" einfach aus einem Gespräch gehe, wenn mich es nicht mehr interessiert bzw ich es für mich abgeschlossen habe.
Es gibt natürlich auch A, welche nicht gut oder nicht reden können. Hierbei ist es wohl noch umso schwieriger herauszufinden, wie man auf jenen zugehen kann, bzw ob einer es will. Man sollte wohl erstmal herausfinden, auf welche Art er sich unterhalten kann/will. Evtl auch per Zettel und Stift ihm etwas schreiben. Dann abwarten was er macht. Wenn er Kontakt will, dann wird er sich wahrscheinlich irgendwie verständigen auf seine Art, wenn nicht, dann wohl eher nicht.
Wenn du nervst, kanns sein, dass er einfach geht, oder sich nicht mehr äußert, oder aber auch keine Reaktion. Da sind alle A etwas anders.
Wichtig ist im Grunde, dass man jeden so akzeptiert, wie er nunmal ist. Du musst da wohl auch zeigen, dass du Interesse an einer Person hast, also einerseits den Kontakt halten, aber andererseits sollst du auch nicht bedrängend sein. Ich mag es z.B. absolut nicht häufig bei anderen Personen zu sein, vorallem wenn man dazu gedrängt wird.
Letztendlich muss jedoch die "Chemie" stimmen, denke ich.

Man denkt erstmal: der findet mich doof oder aufdringlich oder aber, er ist arrogant oder extremst gehemmt. Das erzeugt dann, ich sage es offen, Abwehr und Ablehnung, denn wir wollen alle, dass man auf uns eingeht, dass man uns "sieht" und beachtet. Der Autist kann das nicht...
Nun, ich denke, dass man solche Interpretationen des Verhaltens des anderen Gegenüber ablegen sollte, und sich mehr auf die Person konzentrieren sollte. Wenn du Abwehr und Ablehnung empfindest/verspürst, dann liegt im Grunde das entscheidendere Problem bei dir, weil du dich abstößt von deinem Gegenüber, nur weil er sich nicht so verhält, wie du es evtl erwartest. Daran denke ich sollten die NA arbeiten, dass sie im Grunde lernen, dass sie weniger Erwartungen an ein bestimmtes Verhalten gegenüber anderer Menschen haben bzw bei befremdlichen Verhalten nicht gleich Ablehnend/Abwehrend reagieren.

Ob ich auf den anderen eingehe, ihn "sehe", hängt wohl davon ab, um welches Thema es geht, und wie das Gespräch gestaltet ist. Es kommt bei mir schon häufiger vor, dass ich den anderen absolut nicht wahrnehme, wenn ich etwas sage, und mein Wissen wie vom Tonband runterrede. Ich versuche aber seit ein paar Jahren, dass ich auch den anderen besser wahrnehme, auch wenn ich das nur bedingt ändern kann, weil ich nicht immer daran denke, dass der andere auch was sagen wollen könnte, oder so. Mit Gestik oder Mimik kann man mir nicht signalisieren, wenn ich z.B. nerve, oder der andere auch mal zu Wort kommen will, denn das übersehe ich absolut, wenn ich mal am Reden bin. Und auch so kann ich damit nur wenig anfangen. Manches kennt man zwar, aber nicht alles. Da ist es wohl am besten, wenn man sich direkt zu Wort meldet, und mir direkt sagt, was der andere von mir will; auch wenn ich Unterbrechungen in meinem Reden/Denken absolut nicht mag.


Erkennst du, wie schwierig das ist in einer Welt, in der Kommunikation sehr wichtig, wenn nicht das Wichtigste überhaupt ist im menschlichen Umgang?
Es ist sicherlich schwierig, ja. Doch bin ich optimistisch, wenn beide Parteien an sich arbeiten, dass es leichter werden sollte.

Vielleicht kann man das Fehlen von alternativen Angeboten für sie mit dem Problem von Legasthenikern vergleichen.
Weiß ich nicht. Alternativen sind jedoch immer wichtig für jeweilige Menschengruppen, die mit einer Sache oder mit mehreren Sachen Schwierigkeiten haben, und/oder anders denken bzw einen anderen Charaktertyp aufweisen, oder andere Wesensarten besitzen.

bis man die Krankheit erkannte und entsprechend berücksichtigte.
Ich lehne es ab, dies als Krankheit zu bezeichnen. Ich bin gesund und fühle mich gesund und ganz in Ordnung, so wie ich bin. Ich bin keines Falls krank. Wenn mich die anderen als "krank" bezeichnen, weil sie mich anders empfinden, als sie selbst es sind, dann müsste ich logischerweise, wenn ich denn genauso denken sollte, sagen, dass diejenigen krank sind, die anders denken/sind, als ich. Also sind aus meiner Sicht gesehen 99% der Menschen krank, und ich bin die Norm. Oder nicht?
Wenn man weiterhin auf diesem Niveau, auf dieser Basis denkt, werden die Menschen wohl nie lernen, dass Fremdartiges nicht krank ist, sondern die Vielfalt der Natur offeriert. Oder denkst du, dass die Asiaten auch "krank" sind, bzw das Asiatische Wesen eine Krankheit ist, nur weil sie andere Sitten, Bräuche, ein anderes Wesen, ein anderes Verständnis, andere Gesten, etc habe?
Also ich leide zum Glück nicht an Asiatismus; wäre ja schrecklich. (Sarkasmus).

Aber wie soll man es sonst nennen? "Gehandikapt" ist genauso doof irgenwie.
Behindert ist im Grunde das richtige Wort dafür, wenn man es denn wortwörtlich versteht und nicht als Beleidigung/Diskriminierung. Ich nicht behindert, sondern ich werde be-hindert, weil eben Hindernisse mir auf dem Weg gelegt werden/sind.
Und daraus ergibt sich, dass ich enthindert werden sollte. Und Enthinderung hat eher weniger mit Kompromissen, oder gnädiger Güte der "normalen" zu tun, sondern es sollte als Selbstverständlichkeit angesehen werden, dass man durch die Gesellschaft Behinderte, enthindert durch die Gesellschaft.

Ein staatlicher Arbeitsplatz ist deine Chance!
Dokumentation, Archivierung, Buchhaltung und dergleichen.
Ich bin eher künstlerisch veranlagt, wobei ich auch obengenannte Dinge gut können würde, bzw auch ein gutes Matheverständnis besitze und im Logikbereich überdurchschnittlich begabt sind; manche sagen auch ich sei hochbegabt. Kann sein, ist aber nicht so wichtig. Am wichtigsten ist nicht das, was man ist, sondern das was man kann. ;)
Ich will ja eher in den Bereichen Musik, Literatur, Grafik mich selbst weiterfödern.

@EarlyBird:
Da ist das Klagen oft der 1. Schritt zur Heilung, denn man kann dann wenigstens schon mal ÄUSSERN,
Stimmt. Klagen, das Äußern von Probleme, ist der erste Schritt des Lösungsweges. Was man nicht weiß, kann man auch nicht ändern, das ist logisch. Aber sobald man das getan hat, und es andere bereits wissen, dann wiederhole ich dieses Klagen doch nicht laufend, sondern leite im nächsten Schritt die Frage nach Hilfe ein, und darauffolgend die Suche nach einer potentiellen Lösung. Also man darf nicht beim 1. Schritt verweilen und/oder ihn immer wieder wiederholen.

Zudem sollte der 1. Schritt auch die Personen betreffen, die damit etwas zu tun haben, oder in der Lage sind zu helfen.

@Eule58:
Um wieviel leichter und schöner wäre ihr Leben gewesen, hätte man früher den Autismus erkannt.
Es wäre wahrscheinlich leichter gewesen bzgl des Umfeldes, nur wäre dann die Frage gewesen, ob sie noch die Chancen dazu gehabt hätte Informatik und Mathematik in ihrem Niveau zu erlernen. Wenn sie in einen Integratrionskindergarten gekommen wäre, und darauf hin (was häufig der Fall ist bei Autisten) in eine Förderschule, oder Schule für Behinderte, dann wäre sie wohl sicherlich unterfordert gewesen, und hätte ihr Potential dort nicht ausleben können.

Es mag schwer sein mit einem Autisten zu leben, aber es ist für den Autisten unvergleichlich schwerer, die Welt der "Normalos" zu verstehen.
Dem stimme ich zu.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Autismus

Guten Morgen, 333,

ich gehe mal pauschal auf deine postings ein.
Ich tue mich schwer mit dir, weil du so anklagend bist - UND du forderst die ganze Zeit - aus deiner Sicht zwar verständlich, aber total unrealistisch.
Du gehst davon aus, dass deine Umgebung eine Art Bringschuld dir gegenüber hat.
Du scheinst nicht zu wissen, dass auch NAs (Nichtautisten) unsicher sein und persönliche Probleme haben können. Viele Menschen sind gehemmt und schüchtern oder sie haben Komplexe.
Die Umwelt nimmt keinerlei Rücksicht darauf, im Gegenteil, sie reagiert meist genervt. Locker, cool, witzig und redegewandt ist angesagt, das verlangt der Zeitgeist, und viele hinken hinterher...
Auch sie können nicht unbefangen und offen auf andere zugehen.
Du sagst, Autisten wünschen keine therapeutische Behandlung, weil sie nicht krank sind. Aber das, was du in deinem posting verlangst, ist eine artistische Gratwanderung und erfordert ein derartiges Fingerspitzengefühl, dass nur ein geschulter und empathischer Therapeut das leisten kann.
Denn du erwartest von deinem Gegenüber, dass er seine eigene Person vollkommen zurück nimmt und sich voll und ganz auf dich konzentriert.
Er soll dich genauestens beobachten und erahnen können, inwieweit er sich dir nähern und was er dir sagen darf. Die gesamte Kommunikation muss auf den Autisten abgestimmt werden.
So läuft das aber nicht! Bei einer Kommunikation haben BEIDE Seiten die Aufgabe, sich aufeinander einzustellen, es ist eine Interaktion, die mit einem Autisten zwangsläfig einseitig bleiben muss. Der NA geht dabei leer aus, denn ER interessiert den anderen ja gar nicht, weil der nur mit sich selber beschäftigt ist, und seine Wünsche und Vorstellungen in bezug auf Kommunikation bleiben außen vor, und das ist frustrierend.
NAs sind nicht alle zynisch und sarkastisch, so wie du das annimmst, sie sind auch nicht alle unsensible Trampel. Die meisten wünschen sich ein verständnisvolles, herzliches und sie annehmendes Gegenüber - und gerade das kann der Autist nicht sein.
Es kommt dazu, dass man gar nicht weiß, wann man einen Autisten vor sich hat! Wie denn?
Vielleicht ist das einfach nur ein maulfauler Griesgram?
Du meinst, man könne auch Zettelchen schreiben.
Da muss ich etwas grinsen, denn ich stelle mir vor, wie ich einen verschlossen wirkenden Menschen mit einem Zettel konfrontiere, auf dem steht: "Kann es sein, dass du Autist bist?"
Was glaubst du wohl, was der mir erzählt :reden:! Wenn das so funktionieren soll, muss dem anderen klipp und klar vorher gesagt werden: "Ich bin Autist und meine Kommunikation ist etwas anders."
Mit etwas Glück kennt sich der andere mit Autismus ein wenig aus und ist offen und interessiert genug, sich darauf einzustellen.
Nur - erwarten kannst du das nicht, weil die anderen auch Erwartungen haben - kannst DU die erfüllen, WILLST du die erfüllen?
Denkst du jemals darüber nach?
Du wirst sicher sagen, du KANNST sie nicht erfüllen, aber genau das ist es, was ich dir zu erklären versuche.
Das Verhalten von Autisten kann Enttäuschung, Verunsicherung und Verärgerung hervorrufen, je nachdem, und wenn du DAS berücksichtigst, dann bist du vielleicht nicht mehr so enttäuscht und verbittert.
Nicht nur NAs müssen Autisten verstehen, diese auch NAs.

Wir haben im Idealfall alle Verständnis füreinander, berücksichtigen unsere Empfindlichkeiten und behandeln alle Menschen so, wie sie es individuell brauchen - im IDEALFALL, nur ist die Welt nicht ideal, weder für Autisten noch für NAs.
Das Leben ist kein Wunschkonzert...

LG
Cosima :blume1:
 
AW: Autismus

@EarlyBird:

Stimmt. Klagen, das Äußern von Probleme, ist der erste Schritt des Lösungsweges. Was man nicht weiß, kann man auch nicht ändern, das ist logisch. Aber sobald man das getan hat, und es andere bereits wissen, dann wiederhole ich dieses Klagen doch nicht laufend, sondern leite im nächsten Schritt die Frage nach Hilfe ein, und darauffolgend die Suche nach einer potentiellen Lösung. Also man darf nicht beim 1. Schritt verweilen und/oder ihn immer wieder wiederholen.

Zudem sollte der 1. Schritt auch die Personen betreffen, die damit etwas zu tun haben, oder in der Lage sind zu helfen.


Hi 333xx! :)


Weiter oben hast du geschrieben:

Wichtig ist im Grunde, dass man jeden so akzeptiert, wie er nunmal ist


Dann müsstest du doch auch akzeptieren, wenn ein Mensch nicht (oder noch nicht) die Fähigkeit besitzt, aus dem Klagen in die Umgestaltung seines Umfeldes überzuwechseln!

Cosima hat ja schon alles gesagt, ich kann das nur bejahen und bekräftigen!


LG

EarlyBird :)
 
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AW: Autismus

Du gehst davon aus, dass deine Umgebung eine Art Bringschuld dir gegenüber hat.

das ist ein Aspekt, der sich gut herausgreifen und beantworten läßt: alle Menschen mit irgendeinem Vermögen im Sinne einer Fähigkeit oder materieller Art, haben natürlich auch eine "Bringschuld" den weniger gut ausgestatteten gegenüber.

Das kann man mit (mehr oder weniger christlicher) Nächstenliebe, ethisch-moralischer Lebenseinstellung (a la Kant) oder einfach mit guter Erziehung begründen. Oder eben rein psychologisch mit einem gesund entwickelten "Ich" - im Vergleich zum Persönlichkeitsgestörten (Narzisst/Perverser), der nur an den eigenen Vorteil denkt.

Hochentwickelte Kommunikation ist ja schließlich keine "Leistung", die ein anderer erbringen soll, damit er mit sozialer Anerkennung und Gleichstellung "belohnt" wird. Denn dann würde Kommunikation auf Basis eines unbewußten Leistungsdenkens stattfinden, in dem der Ausdruckskraft und Verständnisniskompetenz eines Menschen ein Marktwert zugrunde gelegt wird. Nach dem Motto: als Nichtautist bist du im Geschäft. Als Autist mußt du einen Sozialhilfeantrag stellen...

Der Rote Baron
 
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