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Aristoteles und seine Philosophie aus heutiger Sicht

Zudem kann man in Frage stellen, ob der Begriff "Dasein" unabhängig von Heidegger überhaupt schon geklärt ist, etwa im Vollzug seiner Gleichsetzung mit dem Begriff "Existenz"... Für mich persönlich ist das nach wie vor ungeklärt... Leider komme ich in dieser Frage nicht wirklich weiter...

Hier hat mir die Beschäftigung mit (Sprach)Wissenschaft sehr geholfen. Zwar ahnte ich zuvor schon, dass die großen Begriffe, um die sich so vieles zu drehen und ohne welche es nicht zu gehen scheint, tatsächlich hohl klingen, sobald man draufklopft, aber erst die Einsicht darein, dass Begriffe Symbole/Formen für kognitive Strukturen sind, die sich wiederum in nicht beliebiger aber doch erstaunlich vielfältiger Weise auf "Welt" beziehen, ließ mich aufhorchen.

Da wäre also der Begriff "Dasein". Dieser ist im semantischen Lexikon (kognitiven Strukturen) jedes Gehirns mit zahlreichen (primären/sekundären, situativ mehr oder weniger bewussten) Bedeutungen verknüpft, die jeweils erst im Rahmen eines Kontextes näher zu spezifizieren/aktivieren sind; ein Begriff für sich alleine stehend ist also schlicht nutzlos. Er scheint nur etwas zu bedeuten (nämlich die jeweilige unspezifische Restbedeutung), schließlich kennt man ihn aus verschiedensten - je nach individuellem Wissensstand - Zusammenhängen. Nur ist einem das ggf. nicht immer bewusst, so dass man meint, er müsse auch für sich alleine schon etwas Verbindliches bedeuten. Das ist ein Trugschluss.

Natürlich kann man dennoch mit den Vagheiten arbeiten, was ja in den hermeneutischen Geisteswissenschaften rege getan wird. Also semantisch überladene Formen (Symbole) zu einem Text verbinden, diesen logisch (oberflächenstrukturell) stimmig halten und somit inhaltliche Tiefe simulieren, ohne irgend etwas zu sagen. Ich nenne das schlicht: Begriffsschieberei.

Gruß
Phil
 
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Das Problem ist, dass Sein und Zeit auf der ganzen Linie gescheitert ist... Und Heidegger wusste wohl um sein Scheitern, auch wenn er es nie offen eingestanden hat... Warum ist Sein und Zeit gescheitert? Heidegger will den Begriff des Seins klären und macht zunächst den Umweg über den Menschen, dessen Existenz er befragen will... Er erhofft sich dadurch weitere Hinweise auf den Begriff Sein... Und nun macht er folgendes: er unterzieht den Menschen einer Existenzanalyse... Heidegger kommt dabei also ganz ab vom Sein und wendet sich der Existenz zu... Sein und Zeit ist also gar kein Werk über das Sein, es ist Existenzanalyse... Es heißt zwar oft, es sei Daseinsanlyse, aber das ist ein Irrtum... Der Begriff Dasein ist in Sein und Zeit nicht das, was er scheint, sondern er wird von Heidegger völlig verballhornt... Er verwendet den Begriff Dasein nicht synonym für Existenz,, wie es an sich richtig wäre, sondern für den Begriff Mensch... Ein ganz fürchterlich absurdes Missverständnis, die dem ganzen Werk eine Fraze der Entstellung aufsetzt... Immer, wenn Heidegger Mensch sagt, schreibt er stattdessen "Dasein"... Ich habe das einmal für den Anfang von Sein und Zeit rückgängig gemacht und korrigiert... Das macht tatsächlch Sinn... So spricht Heidegger nicht etwa von der Existenz des Menschen, sondern von der "Existenz des Daseins"... Und das ist einfach grotesk.... Sein und Zeit ist eine einzigartige Groteske des Unverstandes... Heidegger muss das wohl gemerkt haben, dass das nicht funktioniert, und hat das Werk nach dem ersten Band einfach aufgegeben...

http://joachimstiller.de/download/philosophie_heidegger1.pdf


Wenn man Passagen aus den Schwarzen Heften dazu nimmt, liest sich das aber etwas anders, würde ich sagen. Ich gebe ein Beispiel:

"Über <Sein und Zeit>, bin ich inzwischen allerdings nicht hinaus, vielleicht jedoch um einiges eher hineingekommen. Die Kehre von <Sein und Zeit> zu <Zeit und Sein> vor der die Veröffentlichung anhielt, lässt sich deutlicher denken, da erkannt ist, daß sie sich nicht innerhalb der <Transzendenz> des on zureichend erfahren lässt. Zwar bleibt <Sein> das transcendens schlechthin> nach dem Geschick, das es an die Metaphysik verwies, denn das transcendens im on west in die Differenz zwischen Seiendem und Sien. Aber diese Differenz blieb ungedacht."

GA Band 97, S.203 (Schwarze Hefte, 1940er Jahre)

weiter:

"Aber Stehenbleiben im einen Denken von <Sein und Zeit> heißt doch nicht, sich in dieser Darstellung zur Ruhe setzen, heißt noch weniger, sich darauf wie auf eine bloß <eigene > Anschauung und Position und Lehre versteifen. Stehenbleiben heißt: den selben Gedanken in seiner verborgenen Selbigkeit entfalten."

GA 97, S.177

Zum Begriff Dasein/Mensch in Sein und Zeit:

"Was ist in <Sein und Zeit> gedacht? <Sein und Zeit> denkt die Wahrheit des Seins, indem zuvor diese Wahrheit im Wesen zu denken versucht wird als Da-sein. Dieser Name nennt weder das menschliche <Subjekt> und den Menschen als <Subjektivität> noch nennt er überhaupt den Menschen als ontisch gesondertes Seiendes. Der Name denkt das Wesende, worin das Menschsein beruht und dieses Wesende, dieses <Sein> als Da-sein >ist> in sich das Wesende des des Seins als solchen, d.h. die Wahrheit des Seins."

a.a.O; S.175

Heidegger wendet sich zudem dagegen, in diesem Werk eine "Anthropologie" zu sehen (a.a.O).

Ich höre hier bei Heidegger nicht unbedingt den Ton eines "Scheiterns " heraus....aber es gibt glaube ich auch Äußerungen, wo er vom Fragment gebliebenen Werk spricht...Heidegger Beziehung zu <Sein und Zeit> scheint mir jedenfalls komplex zu sein und sollte nicht einfach nur auf den Tenor des "Scheiterns" heruntergebracht werden...

Und ja natürlich spricht Heidegger in Sein und Zeit von der "Daseinsanalyse/Daseinsanalytik".

Ich denke aber polemische Äußerungen ("Sein und Zeit ist eine einzigartige Groteske des Unverstandes") sind sachlich nicht weiterführend...

Ich sehe das eher anders.

Es stimmt allerdings , dass es keinen zweiten Band von SuZ gegeben hat.
 
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Zudem kann man in Frage stellen, ob der Begriff "Dasein" unabhängig von Heidegger überhaupt schon geklärt ist, etwa im Vollzug seiner Gleichsetzung mit dem Begriff "Existenz"... Für mich persönlich ist das nach wie vor ungeklärt... Leider komme ich in dieser Frage nicht wirklich weiter...

http://joachimstiller.de/download/philosophie_dasein.pdf


Nun der Begriff "Dasein" taucht auch bei anderen Philosophen auf, nicht nur bei Heidegger. Ich erinnere da an Nietzsche , Hegel oder auch Kant...aber natürlich nicht in dem Sinne wie ihn Heidegger verwendet....
 
Ich höre hier bei Heidegger nicht unbedingt den Ton eines "Scheiterns " heraus....aber es gibt glaube ich auch Äußerungen, wo er vom Fragment gebliebenen Werk spricht...Heidegger Beziehung zu <Sein und Zeit> scheint mir jedenfalls komplex zu sein und sollte nicht einfach nur auf den Tenor des "Scheiterns" heruntergebracht werden...

Er hat alle seine Texte innigst geliebt. So sehr, dass er auch den letzten mit irgend welchen Nazi-Parolen beschmierten Fresszettel als Nachlass für künftige (Nach)Denker vorsah.

Ich denke aber polemische Äußerungen ("Sein und Zeit ist eine einzigartige Groteske des Unverstandes") sind sachlich nicht weiterführend...

Heideggers Texte sollte man nicht als "Sache" verstehen, die man "sachlich" angemessen bearbeiten könnte. Da wird ja dermaßen viel angesprochen und aus der Un-Verborgenheit großgeglückt ans Licht gezerrt, dass sich etwas Polemik angesichts solch ewig währender Glorie null und nichtig ausnimmt.

Gruß
Phil
 
Heidegger verwendet den Begriff Dasein synonym zum Begriff Menschen, auch wenn er selbst das leugnet... Und das sagt er am Anfang von Sein und Zeit auch selbst... Und das ist eben untragbar... Offensochtlich war Heidegger hier komplett krankheitsuneinsichtig... Aber wo war er "nicht" krankheitsuneinsichtig?
 
Er hat alle seine Texte innigst geliebt. So sehr, dass er auch den letzten mit irgend welchen Nazi-Parolen beschmierten Fresszettel als Nachlass für künftige (Nach)Denker vorsah.

Nun , er hat eben sein philosophisches Werk eben für wichtig gehalten, einschließlich seines Nachlasses. Und daran ist ja für einen Philosophen nichts ungewöhnliches oder? Aber Heidegger kann man ja nicht auf billige "Nazi-Parolen" herunterbrechen, dafür war er schon etwas gescheiter als ein typischer Nazi....


Heideggers Texte sollte man nicht als "Sache" verstehen, die man "sachlich" angemessen bearbeiten könnte. Da wird ja dermaßen viel angesprochen und aus der Un-Verborgenheit großgeglückt ans Licht gezerrt, dass sich etwas Polemik angesichts solch ewig währender Glorie null und nichtig ausnimmt.

Gruß
Phil


Ich denke Polemik führt nicht wirklich zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit Heideggers Werk/Texten. Der Polemiker hat oft auch keine sachliche Ahnung von (solch) einem philosophischen Werk. Nichts ist unangebrachtener als eine unsachliche Auseinandersetzung mit einem Philosophen... Auch ein "bisschen" Polemik ist nicht unbedingt sinnvoll, sondern ist besser eine sachlich geführte Diskussion bezüglich das Werk eines Philosophen (hier eben Heidegger).

Es grüßt

Philosophisticus
 
Heidegger verwendet den Begriff Dasein synonym zum Begriff Menschen, auch wenn er selbst das leugnet... Und das sagt er am Anfang von Sein und Zeit auch selbst... Und das ist eben untragbar... Offensochtlich war Heidegger hier komplett krankheitsuneinsichtig... Aber wo war er "nicht" krankheitsuneinsichtig?


Kann man natürlich sehen und ist auch naheliegend...

Man beachte aber dieses Zitat hier aus den Schwarzen Heften:


"Was ist in <Sein und Zeit> gedacht? <Sein und Zeit> denkt die Wahrheit des Seins, indem zuvor diese Wahrheit im Wesen zu denken versucht wird als Da-sein. Dieser Name nennt weder das menschliche <Subjekt> und den Menschen als <Subjektivität> noch nennt er überhaupt den Menschen als ontisch gesondertes Seiendes. Der Name denkt das Wesende, worin das Menschsein beruht und dieses Wesende, dieses <Sein> als Da-sein >ist> in sich das Wesende des des Seins als solchen, d.h. die Wahrheit des Seins."

a.a.O
 
Wie gesagt, da mache ich einfach notorische krankheitsuneinsichtigkeit geltend... Das zieht sich ja durch Heideggers ganzes Leben...
 
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