• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Aristoteles und seine Philosophie aus heutiger Sicht

Also, den Seiler möchte ich so nicht mitmachen... Die Philosophie war sich selbst immer schon Thema, wie Du weißt..

Was Seiler meint: Sie (die Philosophie als akademische Disziplin) hat ihren eigentlichen Gegenstand längst verabschiedet - gemeint sind die uns umgebenden Phänomene, die mittels Text/Begiff - wie jeder kritische Schreiberling weiß - stets nur unzureichend einzufangen und sowieso nie authentisch darstellbar/nachvollziehbar sind. Stattdessen generiert sie ihren exklusiven Sinn aus sich selbst heraus. Und hier kommt eben der sprichwörtliche "Hals" ins Spiel.

Der Artikel ist nicht mehr druckfrisch, aber - wie ich aus eigener Erfahrung weiß - nach wie vor in den Kernaussagen so aktuell wie vor 30 Jahren: http://www.zeit.de/1987/10/von-der-halbwertszeit-der-philosophie

Aber sonst: Respekt...

Jeder so, wie er den jeweiligen Umständen entsprechend kann.
Respekt ist so ein komisches Ego-Ego-Ding: Ich gehe von meinem "Standing" aus und dann wird sich zeigen, ob du und was du (mir) im Moment wert bist. Klar hast du das so (plump) bestimmt nicht gemeint, aber darauf läuft es erfahrungsgemäß hinaus, wenn von Respekt die Rede ist.

Was meine autobiographischen Notitzen anbelangt, so treibe ich es teilweise auch ganz bewusst auf die Spitze...
Es ist jedenflals nicht immer alles ganz bierernst gemeint... Gegen die zitierte Passage habe ich jedenfalls keinerlei Einwände... Genau so war das... Es sind eigentlich nur Protokolle meiner philosophischen Entwicklung... Dass man zu einem späteren Zeitpunkt vieles erheblich gelassener sieht ist klar... Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird...

Ich habe mir schon gedacht, dass ein literarischer Hintersinn mitschwingt, deshalb gefiel mir die Passage auch so gut! Auch andere Stellen - leider fehlt mir die Zeit, deine Homepage auf die Schnelle komplett zu sichten - lassen diesen speziellen feinen Witz erkennen. Das meinte ich mit "herzerfrischend". :)

Gruß und schönen Abend!
Phil
 
Werbung:
Ja, meine Homepage komplett sichten, und noch auf die Schnelle... Habe den Witz natürlich sofort durchschaut... Meine Homepage ist die inzwischen größte private Homepage in Deutschland... Über 600 eigene Dateien mit je etwa 20 Seiten A4... Tausende von Links... Dafür brauchst Du Jahre... Leider ist die Resonanz praktisch gleich Null... Und das finde ich ausgesprochen schade... Aber wir leben eben in schwierigen Zeiten...
 
Wo bitte findet sich in Sein und Zeit etwas von Aristoteles, werter Philosophistius? Es gibt nur den Hinweis auf Aristotles, dass der sagt, Sein sei keine Kategorie, sondern bloß eine grammatisch-logische Kopula...

https://de.wikipedia.org/wiki/Kopula

Genau das Gleiche sagen Kant und in der Folge Heidegger dann auch.... Aber genau damit verstellt sich Heidegger die Lösung für das Problem des Seins, denn Sein ist tatsächlicih eine Kategorie des Verstandes... Wäre Heidegger hier nicht so dogmatisch auf Aristoteles und Kant versessen gewesen, es wäre die Lösung für all seine Probleme gewesen... Davon einmal ganz abgesehen ist Sein und Zeit ein denkbar schlechter Ratgeber, denn das Werk ist auf der ganzen Linie geschietert, und "zum Glück" nur Fragment geblieben... Absolut überbewerterer Sondermüll... Das kann man aber alles bei mir nachlesen... Ich setzt jetzt keine Links mehr... Jednefalls enthält Sein und Zeit außer die Anfangsdogmen von Aristotles kein Jota Aristoteles... Aristoteles ist ja auch kein Seinsontologe, sondern ein Subtanz- bzw. Wesensmetaphysiker... Und damit hatte Heidegger nun wirklich keinen Vertrag... Im Gegenteil, er leitet aus diesem Umstand die angebliche Seinsvergessenheit der Philosophie ab, womit er insbesondere Aristoteles meint, undstellt diese dreiste Geschichtsklitterung gleich an den Anfang von Sein und Zeit... Heidegger verwendet sich alo eher "gegen" Aristoteles, als "mit ihm"... Tatsächlich scheint Heidegger ein absolut ambivalentes Verhältnsi zu Aristoteles gehabt zu haben, den er obendrein noch schlecht gelesen hat...


Ich verweise gern darauf aus einem früheren Beitrag hier von mir:

"Nun Heideggers Verhältnis zu Aristoteles scheint mir komplex zu sein (wobei ich denke, dass auch Wertschätzung des Aristoteles mit dabei ist). Hier mal ein Zitat aus den Schwarzen Heften dazu:

" Und <Sein und Zeit> was wäre es ohne die zwei Jahrzehnte Zwiesprache mit Aristoteles und von ihm zurück zu seinen Ahnen? Die schülerhafte Zwiesprache des Schülers anhand der mehrjährigen Durcharbeitung von Brentanos Schrift über Aristoteles' Lehre von der mannigfachen Bedeutung des Seienden unter der Benutzung der Texte (seit 1907). Wer diese Schule nicht durchlaufen, versteht bei allem Sinn für Poesie nicht die Spur von dem, was das Denken aus <Sein und Zeit> zu Hölderlin zu sagen versuchte."

Heidegger Gesamtausgabe Band 97, S.319 (Schwarze Hefte der 1940er Jahre)

Nun das ist doch deutlich oder?

Aristoteles wird ja mehrfach zitiert (aus seinen Werken) in Sein und Zeit: (vgl. S.3; §1 das Zitat aus seiner Metaphysik > das Sein ist der allgemeinste Begriff), dann S. 14> Zitat aus de anima: Die Seele des Menschen ist in gewisser Weise das Seiende (he psyche ta onta phos estin).; dann S.25 zu Aristoteles und die Dialektik ; Aristoteles und die Zeit , bzw . seine Physikabhandlung ; Aristoteles und der Logosbegriff (Bezug auf "de interpretatione" , S.32 ; Aristoteles und der Wahrheitsbegriff S.33; der Bezug zur Rhetorik des Aristoteles auf S.138-140,, der Bezug zur Metaphysik auf S.171; Aristoteles und de interpretatione (peri hermeneias). der Bezug zur Metaphysik des Aristoteles hinsichtlich des Wahrheitsbegriffs auf S.213, S.214; Aristoteles und die Nikomachische Ethik; S.225, Aristoteles und die Rhetorik nocheinmal auf S.342, der Bezug zur Physik des Aristoteles auf. , hinsichtlich der Frage der auf S. 421 und S.427> der Zeitbegriff
bei Aristoteles

Ich bin das mal durchgegangen in Sein und Zeit und habe mal die entsprechenden Seitenzahlen notiert, wo man sehen kann in welch unterschiedlichen sich Heidegger auf Aristoteles beruft (also z.B. zum Zeitbegriff des Aristoteles oder zum Wahrheitsbegriff).

Und was deutlich wird ist, dass Heidegger eben Aristoteles zitiert und paraphrasiert bzw. in seine Terminologie quasi überträgt

Mach dir mal ein genaueres Bild nun davon anhand der genannten Seitenzahlen und du wirst sehen: kein Sein und Zeit ohne Aristoteles.

Das würde auch deine bisher eher marginale Textkenntnis von Sein und Zeit verbessern. Denn jeder der dieses philosophische Werk etwas genauer kennt, weiß dass sich Heidegger dort schon in massiver Weise immer wieder auf Aristoteles beruft (aber nicht nur Aristoteles , sondern auch Kant oder Hegel).

Das Zitat aus den Schwarzen Heften verdeutlicht diesen Punkt zudem nochmal meines Erachtens.

Ob Heidegger Aristoteles schlecht gelesen hat, darüber kann man ja unterschiedlicher Meinung sein....Heidegger hat aber zu Aristoteles eben ein recht komplexes Verhältnis (was auch Kritik an Aristoteles beeinhaltet und nicht nur reine Affirmation> kurz : es ist eben der Aristoteles Heideggers). "Sein und Zeit" ist allerdings kein "überbewerteter Sondermüll" , sondern ein wichtiges philosophisches Werk. Ich kann daher mit deiner Wertungsweise nicht übereinstimmen. Man kann aber natürlich Heideggers Interpretation von Aristoteles kritisieren...und auch seine Interpretation anderer Philosophen. Zwar sieht Heidegger Sein und Zeit als verunglücktes Fragment an (so drückt er sich aus), aber dass muss man ja nicht zwangsläufig so sehn.

Wie gesagt ich empfehle noch mal Sein und Zeit zu lesen, anhand der genannten Seitenzahlen und man wird sehen, dass sich Heidegger nicht nur auf die logischen Schriften des Aristoteles bezieht , sondern auch die anderen Schriften des Aristoteles mitberücksichtigt (also die Metaphysik, die Ethik, die Rhetorik, die Physik, usw.). Ob Heidegger "dogmatisch" war bei seiner Aristoteles-Interpretation, kann man natürlich auch kontrovers weiter diskutieren.
 
Mal ganz davon abgesehen, dass Heidegger Aristotels möglicher Weise nur von Brentano her kannte, der - anders als Steienrs abwegige Begeisterung für ihn glauben macht - kein wirklich guter Ratgeber für ihn ist, welchen Wahrheitsbegriff unterstellt Heidegger denn Aristoteles? Heidegger kann sich da doch eigentlich nur auf Buch IX der Metaphysik beziehen, denn da wird ja bei Aristoteles der Wahrheitsbegriff geklärt...
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal gnaz davon abgesehen, dass Heidegger Aristotels möglicher Weise nur von Brentano her kannte, der - anders als Steienrs abwegige Begeisterung für ihn glauben macht - kein wirklich guter Ratgeber für ihn ist, welchen Wahrhetisbegriff unterstellt Heidegger denn Aristoteles... Heidegger kann sich da doch eigentlich nur auf Buch IX der Metaphysik beziehn, denn da wird ja bei Aristoteles der Wahrheitsbegriff geklärt?


Nun Heidegger hat Aristoteles auch selbst gelesen und kannte diesen nicht nur von Brentano her...

Brentano hat ihm quasi den "Einstieg" gegeben und später hat er dann nur noch Aristoteles selbst gelesen...Ich empfehle da z.b. seine "Phänomenologischen Interpretationen zu Aristoteles", eine frühe Schrift Heideggers ,aber interessant.

Heidegger bezieht sich auf die Wahrheitsauffassung wie sie Aristoteles in seiner Metaphysik entwickelt...also Philosophie als Erforschung der Wahrheit. Die entsprechenden Seitenzahlangaben können helfen , dir selbst ein genaueres Bild davon zu machen . Also kurz einfach lesen, was Heidegger selbst gelesen hat und Heidegger gibt ja genaue Stellenangaben bei Aristoteles ...Die Stellen auf die sich Heidegger auf S.213 von Sein und Zeit bezieht sind: 984b , 993b, 1003a usw. der Metaphysik

993b: Philosophie als Wissenschaft von der Wahrheit, Zweites Buch der Metaphysik, ganz am Anfang, worauf Heidegger auf S.213 ja auch hinweist und fragt: Was bedeutet hier "forschen über die Wahrheit", "Wissenschaft von der Wahrheit"?

glaube nicht, dass es sich hierbei um das neunte Buch der Metaphysik handelt
 
Phil,

ich kann verstehen was Du meinst, aber man hätte Heideggers entsetzliche Nazivergangenheit eher aufarbeiten müssen... Jetzt ist es etwas reichlich spät... Jedenfalls kann man jetzt nicht einfach aufschreien und "Huch" rufen, und Hiedegger fallenlassen, wie eine heiße Kartoffel... Dafür hat Heidegger viel zu viel Schaden in der Philosophiegeschichte angerichtet... Er ist einfach zu wichtig...
 
Allein Heideggers Zuordnung zu den großen Themankomplexen der Philosophie des 20. Jahrhunerts zeigt schon seine eminente Bedeutung... Heidegger läuft unter:

- Neue Metaphysik und Ontologie

- Phänomenologie

- Hermeneutik

- Existenzphilosophie und Existentialismus

Heidegger war prägend sowohl für Sartre und den Existentialismus wie auch für Gardamer und die moderne Hermeneutik... Er lässt sich darum neicht einfach unter den Teppich kehren und ignorieren, auch wenn man ihn vielleicht für seine Nazivergangenheit hasst... Und so lange Du nur mit pubertierenden Jugendlichen arbeitest, ist es natürlich sehr leicht, zu sagen, Heidegger ist tot, und aus die Maus... Allein wenn Du voll in der Philosophie stehst, geht das nicht mehr...
 
Zuletzt bearbeitet:
Werbung:
Heidegger war prägend sowohl für Sartre und den Existentialismus wie auch für Gardamer und die moderne Hermeneutik... Er lässt sich darum neicht einfach unter den Teppich kehren und ignorieren, auch wenn man ihn vielleicht für seine Nazivergangenheit hasst...

Heidegger war ein kleines Licht im Nazi-Staat, ein Opportunist von vielen; vielleicht mit der markanten Besonderheit, dass er ebenso größenwahnsinnig war wie sein Führer, den er ja bekanntlich gerne philosophisch führen wollte, was in die Hose ging und die geplante große Karriere (sein Glück!) verhinderte.

Wenn das jahrzehntelang nicht konsequent aufgearbeitet und all die diesbezügliche Forschung umso konsequenter abgebürstet und herunter gespielt wurde, dann deutet dies auf eine beunruhigende Geisteshaltung hin, die nach wie vor (womöglich lässt sich das mittels Aufklärung gar nicht ändern) auf Zuspruch stößt und ein bestimmtes Klientel zuverlässig bedient.

Vorerst jedenfalls hat sich das "Problem" Heidegger erledigt, da selbst die bis dahin offenen Verehrer nun zu geheimen und die ehemals geheimen zu vergrämten werden. Was Heidegger überhaupt gedanklich geleistet haben soll, entzieht sich mir - diesbezüglich habe ich in diesem Forum mit Philosophisticus schon ganze Aufsatzlängen debattiert und das möchte ich hier keinesfalls erneut tun.

Die Anhänger Heideggers benötigen keine Argumente, was letztlich nur folgerichtig ist, da ihr Vorbild sich um selbige gleichfalls nicht scherte.

Gruß
Phil
 
Zurück
Oben