Gute Frage !
Ich denke, für eine Antwort müssen wir von der menschlichen Betrachtungsweise ausgehen. Was sind Naturgesetze ? Wir haben den Begriff erdacht, weil wir bei der Beobachtung der Natur verschiedene Invarianzen festgestellt haben. Lässt man einen Stein 100 mal fallen, fällt er 100 mal auf die gleiche Weise. Da scheint also ein Zwang dahinter zu stecken, der den Steinfall von
anderen Beobachtungen (tägliches Wetter, menschliche Launen, etc...).
Andererseits sind da unvorhersehbare Erscheinungen. Selbst beim fallen gelassenen Stein, trifft er nicht immer auf exakt der selben Stelle auf und hüpft auch nicht immer auf die exakt selbe Weise weiter. Also ist der Steinfall nun vorherbestimmt oder zufällig ? Bei konkreter Betrachtungsweise beides gleichzeitig, je nachdem wohin und wie genau man schaut.
Sagt man nun, der Fall wäre vorherbestimmt, nur das Weiterrollen nicht, und man sieht sich das jeweilige Weiterrollen an, kommt man an den selben Punkt. Das Weiterrollen hängt am von der Form des Steins und des Bodens, von der Festigkeit und Verformbarkeit beider, vond er Aufprallgeschwindigkeit und Einigem mehr. Aber, wenn man alles Einflüsse vorgegeben hat, gibt es wiederum nur 1 mögliches Ergebnis - basierend auf den Naturgesetzen. Zumindest in den Modellen.
Selbiges gilt für ein alltägliches Zufallsphänomen, die Lottoziehung. Wie die Bälle herumspringen und wo sie hinfallen, basiert auf mechanischen Gesetzen. Und dennoch ist das Ergebnis der Ziehung offensichtlich "rein zufällig". Was heißt nun dieses "zufällig" ? Etwas kann auf zwei Arten zufällig sein. Erstens, es fehlt Kausalität, zweitens, die Kausalität bzw ihre konkrete Folge ist unbekannt und/oder unvorhersehbar.
Weiters, das Merkwürdige (und hier kommt Heysenberg ins Spiel), es macht anscheinend objektiv auch keinen Unterschied, ob eine Kausalität lediglich unerfahren oder auch "tatsächlich" nicht existent ist. Ergo, ist Gesetz und Zufall ein Ergebnis von Messungen.
Kommt bei 100 Messungen 100 mal das Selbe raus --> Gesetz
Kommt bei 100 Messungen bei 10 möglichen Ergebnissen eine Zufallsverteilung über die 10 Ergebnisse verteilt heraus --> Zufall
Und, dazwischen gibt es unzählige Abstufungen z.B. haue 100 Menschen auf den Finger, manche werden "Au" schreien, manche nicht. Man
weiß also nicht, ob eine konkrete Person schreien wird oder nicht. Aber, dass ihr eventuelles Schreien rein zufällig wäre, wird auch niemand behaupten können.
Also: Unsere Modelle setzen in der Regel gewisse Gesetzmäßigkeiten voraus.
Je besser die praktischen Ergebnisse den modellierten entsprechen, desto besser das Modell und desto bestätigter die darin vorausgesetzten Gesetze.
Aber, oft haben die Gesetze nur eine begrenzte Gültigkeit. Was oft bei "üblicher Anwendung" nicht bemerkt wird, aber doch markant wird, wenn man
über die übliche Anwendung hinausgeht.
Beispiele dafür sind in der Automobilen Entwicklung üblichen aerodynamischen Gesetze. Man kann durch Design Luftströme gut dirigieren und ein Auto demnach optimieren.
Beim Bugatti Veyron gabs aber massive Probleme - mit ein Grund, warum sich dessen Marktgang oft und lange verzögert hat. Was ist passiert ?
Die Aerodynamischen Gesetze, die angewandt wurden, hatten ihre Gültigkeit "weit unterhalb der Schallgeschwindigkeit". Am Erdboden etwa 1200 km/h.
Je näher an der Schallgeschwindigkeit, desto größer die Abweichungen. Aber die meisten für die Straße zugelassenen Autos werden nie schneller als ~350 km/h, und bis dahin
passen die Gesetze ausreichend. Aber, der Veyron ging deutlich über die 350 hinaus, und somit betraten die Entwickler in gewisser Weise Neuland - auch wenn bei Rennautos und
Flugzeugen der Geschwindigkeitsbereich durchaus nichts Ungewöhnliches ist.
Ein anderes Beispiel ist die Newtonsche Mechanik. Passt gut, solange man "weit unterhalb der Lichtgeschwindigkeit" ist. Ansonsten muss man die Relativistik bemühen.
Also, die Naturgesetze sind offensichtlich nicht Gottgegeben und "immer und ewig" gültig, sondern lediglich eine Folge von gemachten Beobachtungen. So kann man
bei Beobachtung von offensichtlich Zufälligem mit der Zeit eine Gesetzmäßigkeit finden, aber auch bei Beobachtung von Gesetzmäßigkeiten Überlagerungen mit anscheinend
Zufälligem.
Fazit, die Natur liefert uns Stoff zum Erkennen von Gesetzmäßigkeiten wie auch von Zufälligkeiten.