Ja, bitte, es interessiert mich sehr. Beispiele?
Eines der prägnantesten Beispiele war ein Golden Retriever, den wir übernommen hatten, weil er oft in einen Zwinger gesperrt wurde. Er kam zu uns, als der 6 Jahre alt war und zitterte merkwürdig in den Hinterläufen. Das Zittern weitete sich mit der Zeit zu einem Humpeln aus, der Hund hob anfangs jeden 4 – 5 Schritt ein Bein hoch, das verstärkte sich, so dass er nur noch auf drei Beinen lief. Die Muskeln beider Hinterläufe waren atrophiert, also stark zurückgebildet.
Wir versuchten dies und das, auch homöpathisch, nichts half. Die röntgenologische Untersuchung eines Tierarztes ergab eine schwere beidseitige HD, also Hüftgelenksdysplasie. Eine häufige Hundekrankheit. So was verschwindet nicht von selbst.
Der Tierarzt gab dem Hund Anabolika, in der Hoffnung, die Muskeln würden sich regenerieren, was aber nicht passierte. Der Gang des Tieres bleibt erbärmlich. Auf die Frage, was man therapeutisch noch machen könne, sagte der Tierarzt: „Mancher würde sagen, einschläfern.“
In der Not fuhren wir zu einer Tierheilpraktikerin, die eigentlich nicht mehr mit Hunden (sondern nur noch mit Pferden) arbeitete, aber da ich sie von einer Ausbildung kannte, behandelte sie den Hund.
Sie nannte uns drei Mittel, Arnica C 30 und Rhus tox. C 30 sollten wir in Akupunkturpunkte spritzen, die sie uns zeigte, einige Spritzen sollten genügen, dazu Colocynthis D 6 oral, lebenslang. Wie lange das denn dauern würden? „In drei Tagen ist das weg“ war die Antwort.
Waren wir euphorisiert? Auf jeden Fall. Um so bitterer war, was dann geschah. Wir kauften die Mittel, ich spritzte es brav, wie vorgesehen, nach drei Tagen tat sich nichts, nach fünf auch nicht. Da war der sagenumwobene Euphorieeffekt bereits zerschossen. Die Enttäuschung war groß, es gibt jedoch die Theorie, dass bestimmte Arzneimittel die Wirkung hom. Mittel blockieren kann und ich dachte Anabolika (die inzwischen lange nicht mehr gegeben wurden) könnten dazu gehören. In diesen Fällen ist Sulfur C 30 das Mittel der Wahl. Wir gaben es eine Woche. Schon unter der Sulfurgabe hatte wir den Eindruck, dass der Hund etwas weniger humpelt, aber da man sich selbst nichts einreden will, blieben wir skeptisch. Aber nach dem Ende von Sulfur war die Besserung deutlich. Wir machten mit der Spritzenkur (10 Spritzen) weiter/zu Ende und man konnte zusehen, wie der Hund besser lief, das Bein allmählich wieder aufsetzte und schließlich wieder auf vier Pfoten lief. Die Muskeln kamen langsam zurück und das hielt ziemlich genau ein Jahr, als das Humpeln wieder einsetzte.
Wir wiederholten (ohne Sulfur) die Spritzenkur, genau wie beim ersten Mal und nun hielt die Wirkung bis zum Lebensende des Hundes, von 13 oder 14 Jahren an.
Der Placeboeffekt hat zwei Arme: Zum einen den der Erwartung, aber der fällt beim Hund weg, ggf. kann man über Bande argumentieren, dass der Besitzer euphorisiert riecht (oder strahlt?) und sich das überträgt, aber a) wieso ist man nicht euphorisiert, wenn man zum Tierarzt geht und b) war der Effekt, sollte er bestanden haben, wie geschildert, verglüht.
Der andere Arm ist die Konditionierung. Wenn das Tier die Erfahrung machte, wenn Arzt/Spritze oder was auch immer, dann gut, kann sich dieser Effekt wiederholen, hätte aber auch in diesem Fall schon bei den Anabolikaspritzen auftauchen müssen, was nicht der Fall war.