Ja, den hatte ich im Blick.Aber ich vermute, du hast hier mehr die modernen zynisch-wertfreien Wissenschaftsapostel im Auge.
Ich bin da im Laufe der Zeit pluralistisch geworden, indem ich anerkenne und respektiere, dass es für verschiedene Menschen diverse - aber strukturell oft ähnliche - Interpretationsebenen von unterschiedlicher Komplexität gibt, die Welt- und Erlebniszusammenhänge für den Betreffenden hinreichend gut erklären, so dass er sich schnell und sicher orientieren kann, ohne andererseits zu überfordern.Es sind im Grunde zwei Problemkreise:
Wenn du hervorhebst, dass wir nichts dringender brauchen als Geschichten und Sinnkonstellationen, bin ich sofort bei dir. Wenn du unterstellst, dass der Naturalismus mit seiner Kritik an 'esoterischen' Begründungen von Sinnhaftigkeit zwangsläufig jede Art von Sinn dekonstruiert, widerspreche ich. Mein Problem ist nur: ich weiß, welche Begründung ich ablehne. Habe aber vorerst keine bessere Alternative, die ich anbieten könnte.
- Was soll man überhaupt unter 'Sinn' verstehen?
- Worin kann Sinnhaftigkeit begründet sein?
Das klappt so lange, bis abweichende Daten diesen Rahmen herausfordern, diese werden psychologisch, wie auch institutionell sehr ähnlich verarbeitet, zunächst geleugnet/negiert, dann bagatellisiert, bis man sich ihnen, wenn sie hartnäckig genug sind, zähneknirschend zuwendet, um die Sondernfälle doch noch zu integrieren.
Wo das nicht gelingt fühlt man sich unangenehm zerrissen, in der Folge regrediert man manchmal auf simple Wahrheiten der Stufe die man eigentlich längst überwunden hatte oder man macht einen Sprung in eine neue, weite, freie Welt, die man allerdings selbst erst kennen lernen muss, was jedoch oft mit einer gewissen Eurphorie einher geht, es jetzt endlich verstanden zu haben, wie das alles 'wirklich' funktioniert.
Wenn man das einige Male erlebt hat, wird man sich selbst gegenüber etwas misstrauisch, aber in der Gesellschaft zeichnen sich so verschiedene Interpretationsebenen ab, mit jeweils spezifischen und für die Betreffenden attraktiv wirkenden Themen um die sich dann scheinbar alles dreht.
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Die Welt der Krankheiten und ihre Ausdeutungen und Therapieansätze ist ein seltsamer Sonderfall, bzw. eher eine Mischform.
Wir finden Kritik am rein biologischen Modell der Krankheit, das die Medizin eigentlich noch immer viel zu stark dominiert und diese Kritik ist mitunter sehr intelligent, doch die Rezeption ist nicht immer glücklich, so dass manche meinen es reiche wissenschaftsskeptisch zu sein oder sich einfach aufs Gefühl, statt auf 'kalte' Laborwerte zu verlassen, aber wirklich interessant sind im Grunde die Bereiche, in denen man aufeinander zugeht und so sehr in den letzten Dekaden die ideologischen Grabenkämpfe auch abgenommen haben, umso stärker ist leider auch der Einfluss der Wirtschaft geworden.
Eigentlich ein Punkt an dem marxistische und nennen wir sie alternativmedizinische Kritiker Hand in Hand gehen könnten, aber die ideologische Wut mit der viele Linke überall ihren Protofaschismus schon in der Achtsamkeitsbewegung sehen, die ist schon wirklich haarsträubend, das Ergebnis, dass man nun seltsame Mischfomen von Medizin- und/oder Wissenschaftsskeptikern (besonders im Zuge der Coronapandemie) und dem rechten politischen Lager hat, ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, an der man Jahrzehnte gearbeitet hat. Ist jetzt etwas schlagwortartig, aber es zeigt so meine Tendenz an.