• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Wie steht ihr zu Homöopathie und Placeboeffekt?

Werbung:
Beide waren leidenschaftliche Homöopathen.
Ich bekam zusammen mit meiner Schwester 1990 einen gleichen, höheren Geldbetrag von Mutter geschenkt. Ich hatte gerade das Studium Mathe/Philosophie beendet, wollte Mutter ihr Geschenk in einer angemessenen Form zurückzahlen, nahm einen Halbtagsjob in meinem ursprünglich gelernten, handwerklichen Job an, weil das meinen Kopf nicht besonders forderte und fing an, Medizin zu studieren. Ziel war es, das Geldgeschenk von Mutter in eine Ausbildung zu investieren, mit deren Hilfe ich sie von ihrem chronischen Asthma befreien konnte. Auf Umwegen kam ich zur klassischen Homöopathie. Meine ersten Erfolge waren Mutters Asthma und MS beim Bruder einer Bekannten. Arsenicum Album D200 und Conium Maculatum 6LM. Als Beruf wäre mir das zu anstrengend. Ich arbeite seit Ewigkeiten als Controller.
 
Ich habe noch heute ein schlechtes Gewissen, dass ich Mutters Krebserkrankung verschlief. Vielleicht hätte ich ihr helfen können. Ihr Hausarzt therapierte sie gegen eine Krankheit, die er in seiner Praxis valide nicht feststellen konnte, verweigerte ihr aber die Überweisung zum Facharzt, was damals noch vorgeschrieben war. Irgendwann war es zu spät. Ich war verliebt in eine jüngere Frau, hatte anderes im Kopf. Mutter lebte 3 Autostunden entfernt. Meine Mutter war der anständigste Mensch, den man sich vorstellen konnte. Irgendwann rief sie mich in der Arbeit an. Wie es der Teufel will, war es der Geburtstag meines Schwiegersohns. Mutter weinte mir ins Telefon: "Ich habe Krebs." Ich verzeihe es mir heute noch nicht, dass ich sie dem evidenzbasierten Gesocks überließ und damit dem Tod.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verzeihe es mir heute noch nicht, dass ich sie dem evidenzbasierten Gesocks überließ und damit dem Tod.
Ich kann verstehen, dass Dich das belastet. Aber eine Erfolgsgarantie hättest Du auch nicht gehabt.
Da erlebt man über die Jahre auch alle möglichen Varianten von Erfolgen und Misserfolgen dieser und jener Ansätze.
 
Dem Tod sind wir alle "überlassen". Alle Mütter werden sterben, Väter, Söhne und Töchter auch.
Und niemals weiß man sicher, ob irgendeine Medizin den Tod verzögert oder beschleunigt hat und ob das gut oder schlecht war.
 
Dem Tod sind wir alle "überlassen".
Klar.
Und niemals weiß man sicher, ob irgendeine Medizin den Tod verzögert oder beschleunigt hat und ob das gut oder schlecht war.
Also, das kann man schon halbwegs ermitteln. Was in einem absoluten Sinne gut oder schlecht ist, tja, aber wenn jemand weiterleben will und man ihm das ermöglichen kann, das ist relativ gesehen schon gut und unsere Ethik rückt das Individuum schon stark ins Zentrum - durchaus zurecht, wie ich finde.
 
Klar.

... aber wenn jemand weiterleben will und man ihm das ermöglichen kann, das ist relativ gesehen schon gut ...
Wenn jemand bekommt was er will, dann ist es zunächst "gut", wenn daraus etwas folgt, was "schlecht" ist, dann war es vielleicht doch nicht so gut. Es gibt dazu ein nettes Gleichnis ...
und unsere Ethik rückt das Individuum schon stark ins Zentrum - durchaus zurecht, wie ich finde.
Ja, das Individuum ist wichtig. Wird es damit übertrieben, kommt für alle nichts gutes heraus, fürchte ich.
(Sprengt aber alles das Thema. :) )
 
Wenn jemand bekommt was er will, dann ist es zunächst "gut", wenn daraus etwas folgt, was "schlecht" ist, dann war es vielleicht doch nicht so gut. Es gibt dazu ein nettes Gleichnis ...
Das weiß man aber vorher nicht.
Ja, das Individuum ist wichtig. Wird es damit übertrieben, kommt für alle nichts gutes heraus, fürchte ich.
Heilkunst setzt voraus, das Individuum wichtig zu nehmen.
 
Natürlich weiß ich nicht, ob ich ihr hätte helfen können. Besser als sie diesen Leuten zum Fraß zu hinterlassen, wäre es sicher gewesen. Wenn mir eine Klinikärztin sagt, ihre Weigerung, meine Mutter zu entlassen, habe den Grund, weil man beobachten wolle, wie schnell ihr Tumor ohne Therapie wachse, dann weiß ich, wessen Geistes Kind diese Leute sind. Wie heißt noch mal dieser berühmte NS Arzt? Vielleicht hat sich nach 1945 gar nicht so viel geändert in deutschen Unikliniken?
 
Werbung:
Zurück
Oben