Klar hat der Mensch mehr als ein Bedürfnis. Und es gibt auch Bedürfnisse die unvereinbar sind.
Aber woraus resultiert es ob ich die Kalorienbombe esse oder ob ich schlank sein will?
Aus dem übermächtigen Bedürfnis.
Aus der Summe der verschiedenen Antriebe, Einflüsterungen, Gewohnheiten, Einsichten, Ratschlägen, Erkenntnisse usw.
Man will seine Leckerchen futtern und der Arzt sagt, dass man mal etwas abnehmen sollte, vielleicht sieht man eine Sendung über Ernährung und so ringt in einem vielleicht der Wunsch sich zu belohnen, mit dem schlechten Gewissen und man findet einen Kompromiss, dass man seine Leckerchen reduziert.
Es kann aber auch sein, dass man etwas nicht tun sollte, zu dem man sowieso keinerlei Impuls verspürt, also wird man es kaum machen.
Und es kann sein, dass man etwas sozial gesehen tun sollte, was man aber ohnehin für sein Leben gern macht. Plus weitere, feinere Kombinationen.
Hätte ich andere Bedürfnisse, wie andere Menschen, würde ich etwas anders wollen. Es gibt auch 150 kg schwere Menschen.
Bei mir ist das Bedürfnis schlank zu sein übermächtig und daraus entsteht der Wille nicht maßlos Kalorien einzuwerfen.
Klar. Wäre man ein anderer, würde man anderes wollen. Das ist sicher so. Aber warum sollte das die Willensfreiheit in Bedrängnis bringen, bei der es ja darum geht, was man selbst will? Man hat so seine biologische Ausstattung, seine Erziehung, eigene Erfahrungen, Vorlieben und Überlegungen, das ist ja genau das, was mich und meinen Willen ausmacht.
Wenn ich eine Abneigung gegen Fischsuppe habe, warum wäre ich erst frei, wenn ich Fischsuppe esse? Ich soll mich zu etwas zwingen, was ich partout nicht
will, dann bin ich so richtig frei? Wenn ich Fischsuppe hasse, esse ich sie nicht, stattdessen eben Pizza. Das ist auch im Alltagssinne Freiheit und gut zu verstehen.
Schopenhauer sagt nun, dass es ja auch sein könnte, dass ich auf die Welt komme und Fischsuppe über alles liebe. Dann würde ich, hätte ich die Wahl, eben Fischsuppe essen. Er sagt, wir hätten keine Wahl zu entscheiden, ob wir Fischsuppe mögen, welche Hautfarbe wir haben, auf welche sexuellen Vorlieben wir geprägt sind und wie stark unser Haarwuchs ist. Das ist richtig, die Frage ist aber: Können wir nur frei sein, wenn wir gottgleich/allmächtig sämtliche Bedingungen unserer Existenz selbst festlegen können?
Man kann sagen, erst das würde man als Willensfreiheit akzeptieren, nur ist das gewöhnlich nicht gemeint, wenn wir im Alltag wissen wollen, ob wir Menschen uns zwischen Alternativen frei entscheiden können.