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Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Im Gedenken an die im KZ Auschwitz Umgebrachten kann ich Gott nicht emotionslos sehen. Falls er überhaupt existiert, so schaute er damals offenbar emotions- und tatenlos den Leiden der Gequälten zu.

Gruss
Hartmut

Ich glaube, Gott war weder für Auschwitz verantwortlich noch hat er Auschwitz verhindert. Das oblag den Menschen selbst.

Mit einer solch passiven Glaubensform könnte ich mich auch schlecht anfreunden.

Freilich muten Dankesgebete deshalb für mich schon immer etwas seltsam an. Ich bin gerne bereit, Gott für das Glück, das ich im Gegensatz zu vielen anderen Menschen hatte, zu danken. Ich frage mich dann nur, was sollen eigentlich diejenigen sagen, bei denen es nicht gut lief?

Denn wir gehen dabei von menschlicher Logik aus. Nach der wäre zwangsläufig dem, dem sonst für alles Gute zu danken ist im Umkehrschluß auch für alles Schlechte ein Vorwurf zu machen.

Nein, so kommen wir nicht weiter. Soweit zumindest bin ich überzeugt: Wir sind verantwortlich und nicht Gott. Wir dürfen auch eine Ethik nicht allein von der Existenz Gottes abhängig machen, auch wenn die ethische Verwirklichung damit unvollständig und unbefriedigend bleiben muß. Daraus folgt für mich z.B. beruflich, daß ich mich nicht hinter einem Gott verstecken darf (allerdings hab ich mich schon mal in einer schier ausweglosen Situation dabei ertappt, ein stilles Gebet zu sprechen. Und es lief tatsächlich völlig unerwartet gut. Naja, vielleicht lag´s einfach nur daran, daß ich seinerzeit mit aller Macht ein bestimmtes Ziel verfolgt habe und deshalb auch akribisch und unnachgiebig andere zu einer bestimmten Entscheidung gezwungen habe.)

Das bedeutet allerdings nicht zwangsläufig eine Festlegung. Die Möglichkeit, daß irgendetwas existiert, auch eine Ethik, die wir schlichtweg gar nicht zu begreifen fähig sind, kann ich, muß ich aber nicht unbedingt für mich ausschließen. Nicht ohne Grund heißt es ja im Vaterunser nicht etwa "Mein Wille...", sondern "Dein Wille geschehe..."
Ich bin da für meinen Teil nach wie vor nicht entschieden.

Hartmut, Dein Ansatz hat vieles für sich. Ich muß Dir aber die Gegenfrage stellen: Wie soll denn allein der Gedanke an Auschwitz ohne die Vorstellung eines Gottes überhaupt erträglich sein?

Gruß
Zwetsche
 
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AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Wie soll denn allein der Gedanke an Auschwitz ohne die Vorstellung eines Gottes überhaupt erträglich sein?

S.g. Zwetsche.

Der Gedanke an Auschwitz ist mit oder ohne Gott nicht erträglich.
Ist es aber nicht unerträglicher, das ein allmächtigen Gott existieren soll, der das trotz seiner Allmacht all das zulässt ?

L.G. Belair57
 
s.g.belair

jeder wunsch nach JEMAND, der "all das BÖSE" hinfort nimmt - nicht zulässt, dass "böses" geschieht ..., ist ein "kinderwunsch".

zu einem solchen passt dann auch ein "kindlicher" glaube - oder aber ein "kindlicher unglaube".

erst die REIFE zum erwachsen werden, das mehr sieht als "gut" und "böse"....das einen weiteren horizont hat...das sich nicht mehr allzu leicht blenden oder verblenden lässt, gestattet dir, das andauernde, dazwischenstehende ver-ur-teilen zu beenden.

wenn du das geschafft hast, dann kommst du allmählich zur er-kennt-nis.

...und erst dann kannst du in dingen etwas er-kennen, was du vorher nicht gesehen und somit auch nicht verstanden hast...nicht, weil sie noch nicht so waren - sondern, weil DU noch NICHT SO WEIT warst.

zumindest ICH habe das so erlebt.
diese erkenntnisse lassen mich noch heute jubilieren.
jubilieren über gott/göttin (....oder nenn´s wie du willst) und die welt.

das ist etwas, das kann ich dir vielleicht nicht verklickern.
vielleicht hältst du mich auch für ganz "plem-plem". das kannich dir auch nicht verübeln - und verüble es dir natürlich auch nicht.
aber ich erlebe es so.

...und den zustand davor, an den kann ich mich auch noch gut genug erinnern...der ist dem deinen gar nicht so unähnlich. :D

lg kathi
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

erst die REIFE zum erwachsen werden, das mehr sieht als "gut" und "böse"....das einen weiteren horizont hat...das sich nicht mehr allzu leicht blenden oder verblenden lässt, gestattet dir, das andauernde, dazwischenstehende ver-ur-teilen zu beenden.

S.g.Kathi.

Gut, ich habe ja noch zeit zum erwachsen werden, bin ja erst 45, vieleicht erweitert sich auch mein Horizont noch etwas.

Aber habe ich bei irgend jemanden den Eindruck hinterlassen das ich verblendet bin oder mich leicht verblenden lasse ?

Ich bin eigentlich jemand der alles im Leben einer Kritik unterstellt und in Zweifelsfalle anzweifelt ( klingt super ).

Ich tu mir halt schwer mit Glauben, ich versuche zu wissen, und wenn ich mir über eine Sache nicht 100% sicher bin, sage ich einfach, ich weiß es nicht.

Und darum stelle ich hier im Denkforum vor allem Fragen, um an dem möglichen Wissen anderer teil zu haben.

L.G. Belair57
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

hallo belair,
bin echt begeistert von deiner Hartnäckigkeit, jeder deiner Beiträge hat was für sich, bin absolut deiner Meinung. Falls du auf die Lösungen kommst die deine Fragen aus deinem ersten Beitrag beantworten, kannst mir die dann bitte zuschicken mailto: ivanaroyal@hotmail.com.
Meine Lösung: wenn du, als Mensch, in einer Gesellschaft groß wirst wo jeder an den einen Gott glaubt wirst auch du anfangen zu glauben, und zwar desswegen weil du ein soziales wesen bist und einfach nicht anders sein willst/kannst, wieso auch immer. oder deine eltern sind streng gläubig und du, als kind, darfst/kannst es nicht besser machen.

oder du bist, was meiner meinung nach das schlimmste ist, zu faul. du denkst dir einfach einen passenden gott aus, und der wird es schon richten, es gibt einen grund wieso sich palästinesnser und israelis den kopf einschlagen, beide verdienen es. es gibt eine erklärung wieso kinder in der kirche misshandelt werden usw usw.
weil ich mir die welt nicht erklären kann hol ich mir nen gott her der das alles nach dem tod geradebiegen wird.

mfg HK
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

S.g. Zwetsche.

Der Gedanke an Auschwitz ist mit oder ohne Gott nicht erträglich.
Ist es aber nicht unerträglicher, das ein allmächtigen Gott existieren soll, der das trotz seiner Allmacht all das zulässt ?

L.G. Belair57

Sg. BelAir!

Das Gefühl, das einen überkommt, wenn man an den Holocaust denkt, ist unerträglich. (Wobei "unerträglich" im wahrsten Sinn des Wortes nicht ganz stimmen kann, denn dann würden wir ja alle sofort zusammenbrechen, wenn wir an den Holocaust denken. Aber das Beschreiben von Gefühlen ist sowieso nicht einfach: vermutlich sind es sehr große Traurigkeit und Hilflosigkeit, die wir da empfinden, und große Wut. Und viel Mitleid.)

Diesem Gefühl nachzuspüren kann dazu führen, dass wir uns angesichts des Holocaust von Gott vollkommen im Stich gelassen fühlen, also von Gott verlassen. Und dann glauben wir nicht mehr an Gott.

Ich finde, das sind sehr konsequente Gefühle. Warum nicht?

Aber auch das Gefühl, dass diese große Hilflosigkeit, die wir da spüren, eine große Hilflosigkeit gegenüber maßlosen Verbrechen von Menschen ist, und dass wir für unser Leben trotz allem selbst verantwortlich sind, weil Gott uns diese Freiheit lassen will, damit wir Menschen sein können anstattt Marionetten, auch dieses Gefühl finde ich konsequent.

Wer also angesichts des Holocaust Gott nicht mehr oder immer noch spürt, ist für mich verstehbar. In beiden Fällen.

Aus diesen Gefühlen ist allgemeingültig genauso wenig zu holen, wie aus den Gottes(Nicht)Beweisen auf der Seite des Verstandes.

Gott bleibt eine private Entscheidung.

lg Frankie
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

S.g. Zwetsche.

Ist es aber nicht unerträglicher, das ein allmächtigen Gott existieren soll, der das trotz seiner Allmacht all das zulässt ?

L.G. Belair57

Mannomann, drei Fehler in einem einzigen Satz. Sorry, aber manchmal nervt es, mit welcher sprachlichen Sorglosigkeit losgepostet wird.

Die Antwort auf Deine Frage steht eigentlich schon in meinem Beitrag, auf den Du Bezug nimmst. Die Vorstellung des allmächtigen Gottes, der alles und jedes auf diesem Erdball lenkt, ist wohl eher Deine. Ich sehe das nicht so, ich gehe von der Freiheit, somit auch Verantwortung des Menschen aus. Ob es einen Gott gibt oder nicht.

Ich finde die Vorstellung eines Gottes, dem man absolut alles zu verdanken hat und dem man im Gegenzug auch alles in die Schuhe schieben kann, ziemlich kleinkariert. Und sehr kurz gedacht. Bezeichnenderweise treffen sich gerade in der Vorstellung dieses bestimmten und naiven Gottesbildes die fundamentalsten Gottesanbeter mit den größten Gottesverächtern. Sie meinen beide, alles zu wissen.

Mit freundlichen Grüßen
Zwetsche
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

nicht wahr zwetsche,
gott hat uns erschaffen damit wir uns gegenseitig quälen und damit er dann über uns richten kann, nicht wahr zwetsche
 
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AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Ich finde die Vorstellung eines Gottes, dem man absolut alles zu verdanken hat und dem man im Gegenzug auch alles in die Schuhe schieben kann, ziemlich kleinkariert. Und sehr kurz gedacht.

Ich kann nachempfinden, dass man Gott so spürt. Und dass man sich dann eben angesichts von großem menschlichem Leid so sehr von Gott im Stich gelassen fühlt, dass man nicht mehr an ihn glaubt.

Siehe dazu auch mein Posting #77.

Ich glaube aber, dass BelAir Gott einfach gar nicht spürt. Er hat dieses Gefühl für Gott nicht wegen des Holocaust verloren. Das glaube ich. Stimmt das?

Ich kann auch gut nachempfinden, wenn BelAir Gott niemals wirklich gespürt hat, und dass er sich unischer ist, ob er Gott nicht doch spüren sollte.

Nein, BelAir. Du musst ihn nicht spüren. Ich spüre ihn auch nicht. Das ist bei jedem Menschen anders. Gefühle sind privat und persönlich. Sie sind nicht suspekt, nur weil sie von Mensch zu Mensch anders sind.

lg Frankie
 
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