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Was ist Beziehungsfähigkeit?

Was ist das Schwierigste in Beziehungen?

  • Leute kennenlernen

    Stimmen: 2 6,7%
  • Sich verständigen

    Stimmen: 3 10,0%
  • Gemeinsamkeiten entwickeln

    Stimmen: 0 0,0%
  • Das (alltägliche) Miteinander gestalten

    Stimmen: 8 26,7%
  • Konflikte bewältigen

    Stimmen: 9 30,0%
  • Sich in der Beziehung entwickeln und entfalten

    Stimmen: 6 20,0%
  • Sich aus einer Beziehung lösen

    Stimmen: 2 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    30
AW: Druck und Hilflosigkeit

hallo methusalem,
ja ich hatte bei meinem vorletzten beitrag eine ganz konkrete beziehung vor augen.....

aus meiner sicht gibt es also eine menge beziehungen, die eine art SYMBIOSE darstellen.
und auch lilith hat recht, wenn sie sagt: MUTTER-KIND-Thematik.

manchmal schließen sich zwei personen zusammen, um einander die kindlichen verletzungen zu lecken.....und derer haben allzu viele menschen mehr als genug.

aus dieser symbiose kommt mensch nur dann heraus, wenn BEIDE sich diesem problem stellen und eine gemeinsame LÖSUNG (aus der falle) anstreben.

doch das ist ein prozess - und es ist nicht gesagt, dass die beiden beteiligten in der gleichen geschwindigkeit voranstreben - oder in die selbe richtung streben wollen/können.

doch auch in diesem fall ist es nicht gesagt, dass die beiden beteiligten nicht doch noch eine schönes, friedliches ende zustande bringen.
denn der prozess ist erst aus, wenn er AUS ist.

doch die katalytische triebkraft dafür wäre: die andere person endlich SO zu sehen, wie sie ist....mitsamt dem hintergrund, den sie hat.
und auch sich selbst ebenso zu sehen (aus einer gewissen distanz) und sich dann die fehler einzugestehen, die er/sie gemacht hat.....ohne schuldzuweisungen (weder an sich noch an die andere person).....einfach als fakt.

lg kathi :blume2:
 
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Ordnen, bündeln und öffnen

Hallo, ihr Lieben,

das ist reichlich Stoff zum Nachdenken.
Ich möchte versuchen, etwas Ordnung in das Feld zu bringen und greife erstmal den Ansatz auf, verschiedene Arten von Beziehungen zu unterscheiden. Gedacht hatte ich als Begriffsrahmen soziale Beziehungen, also Beziehungen zwischen Menschen.
Nehme ich als ordnendes Prinzip die typische Entwicklung im Lebensverlauf, ist die erste und prägende die Mutter-Kind-Beziehung, weiter gefasst komme ich hier auf den Begriff Familienbeziehungen, zu Vater, Mutter, eventuell Geschwistern, im weiteren Umkreis zu Tante, Onkel, Großeltern usw.
Kindergarten: als pädagogische Beziehung tritt ein neuer Typus auf, in der Beziehung zu mehr oder weniger Gleichaltrigen besteht in grösserem Umfang die Chance, Freundschaften zu entwickeln und zu gestalten.
Schule: die Lehrer-Schüler-Beziehung lässt sich in die Kategorie pädagogische Beziehung einordnen, im Laufe der Jahre entwickelt sich das Bedürfnis nach (in der Regel) einer Paarbeziehung.
Ausbildung und Beruf: die Beziehung zu Ausbildern lässt sich wiederum in den Kontext pädagogische Beziehungen einordnen, die Arbeitsbeziehungen lassen sich gliedern in kollegiale Beziehungen, Beziehungen zu Vorgesetzten und Geschäftsbeziehungen, die zu Kunden oder Geschäftspartnern bestehen.
Studium: die Kommilitonen als "Mitstreiter um die Wahrheit" können ohne sich zu kennen, Hörer/innen in einem Hörsaal sein, entwickeln aber häufig auch private Kontakte. Zum Lehrkörper: wiederum im weitesten Sinne pädagogische Beziehungen.

Der Systematisierungsansatz lässt sich noch weiter differenzieren, vorausgesetzt, dass eine vollständige Systematik zum erkenntnisleitenden Interesse gehört. Die Paarbeziehung hat insofern einen besonderen Stellenwert, weil sie (das unterstelle ich jetzt mal als durchaus diskutable These) die höchsten Anforderungen an die Beziehungsfähigkeit stellt, daher als "Gegenstand" umfangreiche Einsichten ermöglicht.

Gleichzeitig ist die Differenzierung zwischen verschiedenen Beziehungsmustern ein Merkmal der Beziehungsfähigkeit selbst - zumindest stellen wir uns wohl in der Regel eine Paarbeziehung doch etwas anders vor als die Beziehung zwischen Mutter und Kind, auch wenn beide im Idealfall von Liebe getragen sind.

Ein mir nützlich erscheinendes Vergleichsmerkmal ist die Dimension der Symmetrie:während Gleichaltrige (sogenannte "Peers") gewissermassen "auf einer Ebene" stehen, sind die Beziehungen zu Eltern mehr oder weniger asymmetrisch, in Schule und Ausbildung treten formaljuristische Aspekte hinzu, die als Rechtsbeziehungen mit Ungleichheiten verbunden sind. Im Arbeitsverhältnis wird Macht durch den Arbeitsvertrag legitimiert und zeigt sich als Weisungsbefugnis des Arbeitgebers.

Freundschaften und Paarbeziehungen bieten einen grösseren Freiraum, mehr Gestaltungsmöglichkeiten, werfen gerade deshalb aber auch mehr Fragen auf -
Nähe und Distanz sind potentiell verhandelbar, die gemeinsame Gestaltung des Miteinander nicht durch einen Vorgesetzten geregelt, der "sagt, wo es lang geht". Traditionelle Muster sind trotzdem wirksam - die Dominanz der Männlichkeit als "Familienoberhaupt" hat eine lange Tradition.

So, als Impuls möchte ich jetzt den Aspekt der Symmetrie in die Runde werfen und Beziehungsfähigkeit (zumindest im Kontext der Paarbeziehungen) an die Fähigkeit zur symmetrischen Beziehungsgestaltung koppeln.

Frage also: wie sieht eine symmetrische Beziehung aus, was sind ihre Merkmale und wie lässt sich eine symmetrische Beziehung gestalten?

lg Methusalem:blume2:
 
Angst vor Nähe

Angst vor Nähe
(aus der reihe "therapoesie")

du bist du und ich bin ich
such ich, frag ich, find ich dich?
wird die frage antwort finden?
und das unbekannte überwinden?

bitte komm mir nicht zu nah
denn die angst, die ist schon da
fragen macht den kopf mir heiss
wenn ich keine antwort weiss

kann ich deine angst jetzt spüren
und dich trotzdem sanft berühren?
klarer sehen, was verschwommen
und dir langsam näher kommen?

ja und nein, ich bin gehemmt
von gefühlen überschwemmt
von angst und schmerz ganz überflutet
weil die seele in mir blutet

deshalb kann ich mich nicht zeigen
stumm bleib ich - der rest ist schweigen

(c) rg 2007

...kam mir heute so als Reaktion auf die vorigen Beiträge...

lg Methusalem:blume2:
 
zur symmetrischen beziehung:

lieber methusalem,
dieses gedicht ist wunderschön und drückt alles aus.
danke dir.
zu deiner frage über wie sieht eine symmetrische Beziehung aus, was sind ihre Merkmale und wie lässt sich eine symmetrische Beziehung gestalten? fällt mir folgendes aus dem fundus von bert hellinger ein:


eine elternbeziehung ist eine beziehung, in der die eltern die GEBER sind, die kinder sind die NEHMER. das was, die eltern geben, muss von den kinder nicht zurückgegeben werden.
es ist kein "ausgleich" im herkömmlichen sinn vorgesehen.

(falls es doch zu solchen ausgleichenden handlungen kommt, stimmt schon irgendetwas in diesem eltern-kind-system nicht.)

eine paarbeziehung (und auch jeder anderen) ist auf ein dauerndes GEBEN und NEHMEN ausgerichtet. dieses geben und nehmen muss andauernd in einen AUSGLEICH gebracht werden.
das heißt, jede GABE muss auch irgendwann wieder "vergolten" werden....und andererseits auf jede ANNAHME muss auch wieder eine GABE erfolgen.
nur so kann dieses verhältnis - können diese beziehungen im lot bleiben....und weitergehen.
sobald ein gefälle entsteht, fängt das system zu kippen an.

verhält sich in einer partnerschaft ein teil von vorne herein wie ein kind, dann muss automatisch ein gefälle entstehen, denn die gaben des "großen" werden nicht ausgeglichen. und das ganze muss dann irgendwann einmal kippen.
zumindest zu dem zeitpunkt, wo einer der beiden aussteigt.

lg kathi

p.s.: ich bin ja nur ein jährchen jünger als du, methusalem.
fühle mich irgendwie aber auch schon soooooooooo methusalemisch.....zumindest auf einer meiner seiten.....auf der anderen kann ich aber auch sehr kindisch sein. :zunge3:
 
Beziehungsstörungen

"Das Prinzip jeder Beziehungsstörung ist die Manipulation. Das Zusammentreffen zweier Normstrukturen löst dadurch, dass beíde in Frage gestellt werden, Angst aus. Diese Angst führt in der gestörten Beziehung nicht zu gegenseitiger Hilfeleistung durch Kontaktaufnahme, sondern zur Abwehr des Bezogenseins."

(Thea Bauriedl (1984). Beziehungsanalyse. Das dialektisch-emazipatorische Prinzip der Psychoanalyse und seine Konsequenzen für die psychoanalytische Familientherapie. Frankfurt am Main: Suhrkamp. 1. Auflage, S.34)
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Ich denke Beziehungsfähigkeit hat im weitesten Sinne etwas mit Selbstaufgabe zu tun.
 
AW: Beziehungsstörungen

"Das Prinzip jeder Beziehungsstörung ist die Manipulation. Das Zusammentreffen zweier Normstrukturen löst dadurch, dass beíde in Frage gestellt werden, Angst aus. Diese Angst führt in der gestörten Beziehung nicht zu gegenseitiger Hilfeleistung durch Kontaktaufnahme, sondern zur Abwehr des Bezogenseins."

Wenn ich meinen Beitrag #2 - in dem ich in etwa das geschrieben habe, was du in deinem Gedicht so wunderbar ausdrückst - neben diesem Zitat ansehe, dann wundert es mich nicht, dass es heutzutage so viele gestörte Beziehungen gibt.

Wenn ich nie gelernt habe, dass ich darauf vertrauen kann, dass meine Bedürfnisse befriedigt werden, wenn ich kund tue was ich brauche (z.B. das Baby schreit, die Mutter lässt es einfach schreien und nimmt es nicht auf den Arm, füttert es nicht......) dann bleibt mit gar nichts anderes übrig, als das durch geschicktes Manipulieren zu erreichen. Schon Kleinkinder lernen das und beherrschen es perfekt. Das gehört möglicherweise zum Überlebenstrieb.

Wie das gemeint ist, was ich in deinem Zitat fett hervorgehoben habe, das verstehe ich nicht ganz. Kannst du das bitte ein bisschen genauer erklären? Vielleicht mit einem Beispiel?

:blume1:
 
Vorsichtige Gegendarstellung

Methusalem:

du bist du und ich bin ich
such ich, frag ich, find ich dich?
wird die frage antwort finden?
und das unbekannte überwinden?

bitte komm mir nicht zu nah
denn die angst, die ist schon da
fragen macht den kopf mir heiss
wenn ich keine antwort weiss

kann ich deine angst jetzt spüren
und dich trotzdem sanft berühren?
klarer sehen, was verschwommen
und dir langsam näher kommen?

ja und nein, ich bin gehemmt
von gefühlen überschwemmt
von angst und schmerz ganz überflutet
weil die seele in mir blutet

deshalb kann ich mich nicht zeigen
stumm bleib ich - der rest ist schweigen


Du bist du und ich bin ich
ich sah dich, und dann fandst du mich
ich habe zwar zuerst gefragt
du hast dann sehr bald ja gesagt

Unser Treffen war die Antwort
deine Ängste schlichen fort.
In Gesprächen, die dann folgten,
sahen wir der Liebe Ort.

Trotzdem spür ich diese Ängste,
jedesmal, wenn Du mich anfäßt.
Und dann willst du, ob wir reden
oder schweigen, daß die Angst uns niemals losläßt.

Dafür bin ich immer frei.
Denn es geht nicht um Gefühle,
sondern darum, was auch sei,
daß einer bei Dir steht. Ich wühle

zwar Dein Leben auf. Doch zeig ich mich.
Ganz nackt. Und Du schweigst nie dazu - so liebst Du mich.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Abwehr des Bezogenseins

Zunächst ist Abwehr ein Begriff, der in der klassischen Psychoanalyse meist als krankhaft angesehen wird. Verdrängung als Beispiel für einen Abwehrmechanismus bedeutet, dass Impulse oder Erlebnisse dem Bewusstsein verborgen bleiben. Thea Bauriedl versteht Abwehr "im weitesten Sinn als Normbildung, die an sich nicht schon pathologisch sein muss" (Beziehungsanalyse, S.33). Normen regeln, was "okay" ist und was nicht, was zugelassen wird und was "nicht sein soll" oder "sein darf". "Je grösser die beziehungseinschränkende Normbildung zwischen zwei Personen ist, desto weniger Kontakt haben sie miteinander" (a.a.O., S. 36).
Abwehr des Bezogenseins bedeutet dann konkret (das ist jetzt meine Interpretation) zum Beispiel, dass über bestimmte Themen nicht gesprochen werden kann, dass bestimmte Bedürfnisse tabu sind oder Konflikte einfach ignoriert werden. Die radikale Form der Beziehungsabwehr ist die Aussage "mit Dir will ich nichts zu tun haben", aber auch ein Äusserung wie "darüber rede ich nicht (mit dir)" bedeutet eine Einschränkung der Beziehung. Dass solche Einschränkungen nicht unbedingt krank sind, lässt sich mit einer einfachen Überlegung nachvollziehen - wer möchte schon mit jedem in jeder Situation über alles sprechen? Hier stellt sich die Frage nach Privatheit und Intimität. Belastend oder einfach enttäuschend ist es aber, wenn in einer Partnerschaft viele Themen ausgeblendet bleiben, obwohl vielleicht der Wunsch da ist, darüber zu sprechen. Die Alternative ist Beziehungsaufnahme und Beziehungsklärung - Kontakt aufnehmen und zulassen (können) was da ist.

Ich hoffe, es ist etwas klarer geworden.

lg Methusalem:blume2:
 
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