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Hat Nietzsche sein Werk ohne Vorurteile bzw. Vorwissen in religiösen Dingen geschrieben? Und beweglich muss man bei ihm allemal sein, kaum wird man einen Denker finden, der sich so oft widerspricht...
Nihil schrieb:Oh, ich denke, ich habe schon viel von Nietzsche gelernt, jedoch ohne seinen Zarathustra als Evangelium zu lesen. Er selbst würde das verstehen, sagt er doch: „Man belohnt seinen Lehrer schlecht, wenn man immer sein Schüler bleibt.“
Nihil schrieb:Tja, soll auch schon Menschen gegeben haben, die haben sich in Nachahmung Nietzsches die Syphilis geholt, nur um dann auch die Genialität des großen Meisters zu hoffen...
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1. Menschen brauchen oft Idole um sie zu begaffen und zu bestaunen.
2. Sie wollen dann so sein wie ihre Stars/ Idole oder rennen einer speziellen Glaubensrichtung blindlings nach.
3. Bei Nietzsche ist dies ausdrücklich nicht erwünscht.
Vorurteile meine ich, die Dinge die über ihn geschrieben wurden sind, über Bord werfen oder besser vorher nicht lesen. Viele reiten auf diesem Wissen (Sekundärliteratur) ohne seine Gesamtwerke je einmal tief und gründlich gelesen zu haben.
Zarathustra lese ich als eine Karte ins Innere (Gehirn) und einem Spiel mit Punkten (Topologie) und vieles mehr.
Bei Nietzsche ist dies ausdrücklich nicht erwünscht.
Hast DU zuerst sein Gesamtwerk gelesen und dann erst Sekundärliteratur? Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass die meisten zuerst über Nietzsche lesen und dabei erfahren, dass er ein Wahnsinniger war und ein Freigeist und derjenige, der Gott getötet hat und dass sie deshalb erst anfangen, seine Werke zu lesen - bei mir war das nicht anders, noch in meiner Schulzeit (katholisch) habe ich den Zarathustra aufgeschlagen, in der Erwartung, dem Antichristen zu begegnen und war dann maßlos enttäuscht... Worauf ich hinaus will: Nietzsche lebt von diesen Vorurteilen, noch heute gilt er aufgrund dieser als ein "cooler Philosoph".
Später habe ich dann sein Gesamtwerk aus philosophischem Interesse gelesen und habe es erst langsam verstehen gelernt - allerdings auch nur nach vorangehender Sekundärliteratur, ohne die ich ihn wahrscheinlich nicht nachvollzogen hätte. Ich denke dass es einem heutigen Leser bei vielen Stellen auch nicht anders möglich ist, denn wie sonst soll man die häufigen Widersprüche im Werk verstehen (er ist schließlich kein Systematiker - das Tragödienbuch und Götzendämmerung könnten unterschiedlicher nicht sein), die Meinungswechsel im Bezug auf Wagner, Schopenhauer, Sokrates ect., die Bezüge zu damals aktuellen Denkern wie David Friedrich Strauß, den ich nicht kannte und und und.
Nihil schrieb:Tja, der Zarathustra ist einiges - dennoch meiner bescheidenen Meinung nach eines der schlechteren Werke Nietzsches. Mir gefällt der Philosoph des Vormittags, der Nietzsche mit der Chemie der Begriffe, der Skeptiker und kalte Forscher. Sein Ja in späteren Werken ist mir zu aufdringlich...
Nihil schrieb:Beim frühen Nietzsche nicht, da gebe ich dir recht. Doch beim Späten wäre ich mir da nicht so sicher. Wenn ich mir Ecce Homo so durchlese, scheint mit Größenwahn noch eine untertriebe Beschreibung zu sein...
Dieses Vorurteil kommt sicherlich weil du weißt dass er verrückt geworden ist und ein Pferd küsste und mit: "Der Gekreuzigte" unterschrieb. Sein neues Wissen trieb ihn bis zum Wahnsinn, weil er von keinem Menschen eine Antwort bekam. Sie verstanden ihn nicht. Erst jetzt werden neue Tore geöffnet (Neurophilosophie) und man wird ihn Schritt für Schritt lernen zu verstehen. Im Zarathustra spüre ich eine innere Ruhe. Seinen Kampf hatte er in den anderen Werken. Ecce Homo ist kein Größenwahn, sondern s-eine Eitelkeit, weil ihm klar wurde, er ist seiner Zeit weit im Denken voraus. Außerdem trägt er ein tiefes Geheimnis die ganze Zeit mit sich rum. Ihm war klar, die Zeit dafür war noch nicht reif. Sagen wir mal, er hat etwas gefunden, was das gesamte Menschenbild auf dem Kopf stellen wird und das damit auch viel Unsinn betrieben werden könnte. Ein Beispiel wäre die Erfindung der Atombombe. Diesen Wahnsinn hätte Einstein verhindern können, wenn er tiefer gedacht hätte, denke ich. Nitzsche dachte halt weiter und das ist gut so, finde ich. Am Ende hat er seinen Verstand verloren, obwohl ich mir da nicht so ganz sicher wäre. Man kann sich auch von der gesamten Welt verabschieden, obwohl man noch viele Dinge versteht. Aber ich bin kein Arzt und darauf kommt es mir nicht so an. Seinen Hauptgedanken weiter tragen, wäre mein innigster Wunsch. Dazu gehört Kreativität und Kraft. Ich müsste einen guten Roman schreiben, aber mir fehlen noch die Zusammenhänge aus der Bibel. Ich lass mir viel Zeit. Im Alter schreibt man tiefer und reifer, denke ich.
Größenwahn kenne ich von Hitler und komischer Weise haben das die Menschen nicht erkannt.
Aber bei Nietzsche fand man alles Mögliche, aber nicht seine Zusammenhänge! Finde ich schon sonderbar dieses Verhalten.
Also fünf Jahre lang zog er mich in seinem Banne.
Systematiker war er sicherlich nicht, aber doch hat er etwas verwoben, was nicht leicht zu verstehen ist. Wer seine Erregungen nicht spürt und die Gründe nicht kennt, kann ihn nicht richtig folgen. Sein verwirrtes Spiel trägt einen Hauptgedanken. Etwas völlig Neues immer weiter denken.
Sein neues Wissen trieb ihn bis zum Wahnsinn
Ihm war klar, die Zeit dafür war noch nicht reif. Sagen wir mal, er hat etwas gefunden, was das gesamte Menschenbild auf dem Kopf stellen wird
Nitzsche dachte halt weiter und das ist gut so, finde ich.
Im Alter schreibt man tiefer und reifer, denke ich.
Nihil schrieb:Ach was - Jugend schreibt impulsiver und dynamischer und wenn Nietzsche etwas war, dann Dynamit.
Nihil schrieb:Kommt darauf an - wusstest du, dass Nietzsche ein großer Fan der Kinderarbeit war? Dass er die Demokratie abgelehnt hat? Eine ästhätische Diktatur schaffen wollte, in der die Vielen für die wenigen Verzückungsspitzen der Kultur sich abrackern sollten? Dass Nietzsche begeisterter Militarist war?
Mit Nietzsche hab ich mich nicht befasst, aber mein Eindruck ist, dass Denker, die ihrer Zeit voraus sind, ähnliche Erfahrungen machen (können).
Wilhelm Reich, der ebenfalls seiner Zeit weit voraus war, identifizierte sich schließlich auch mit dem gekreuzigten Jesus und schrieb sein Werk "Christusmord"!
Darin befasst er sich mit der Sehnsucht der Gepanzerten (vgl. sein Werk "Charakteranalyse" und seine Beschreibung des Charakterpanzers) nach dem Leben und der Energie der ungepanzerten, lebensvollen Menschen, den Versuch, den Ungepanzerten auszusaugen und das Umschlagen der Sehnsucht in blanken Hass!
Finde ich interessant, Danke! Noch nie etwas darüber gelesen. Aber der Vergleich hinkt sicherlich. Nietzsche stellte sich gegen Jesus, weil dieser Jesus ein Mensch wie du und ich war mit einem tiefen Geheimnis. ....: