Eine berechtigte, aber auch schwierige Frage.
Hallo Gysi,
Zitat: „Wer Diskussionen zu diesem Thema für überflüssig hält, wird es für richtig halten, die Macht der Religionen so zu behalten, wie sie ist. Vielleicht auch so, wie sie mal war oder wie sie sein könnte? Die heilige Schrift der Christen steht noch so, wie sie vor 1700 Jahren schon stand.“
Zunächst, so interessant das Thema auch ist, aber es gibt noch anderes im täglichen Ablauf als das Forum.
Weiter möchte ich mich der Aussage von Robin anschließen: „Die meisten haben ihre Ansichten zur Religion ja auch schon bis zum Überdruss wiederholt.“
Dazu ist anzufügen: Jeder hat nur sein Programm anzubieten und neue An- und Einsichten reifen langsam.
Guten Abend an alle.
So weit so gut und ich möchte keine weiteren Einträge kommentieren, sondern zum Ausgangsthema: „Warum existiert heute noch das Christentum?“ aus meiner Sicht Stellung nehmen.
Möglicherweise, weil die Menschheit noch nicht reif ist für eine nachchristliche Religion, im Sinne der uns bekannten christlichen Lehre.
So wie das Christentum es für sich tut, erhebt auch der Islam ebenso den Anspruch, durch Mohammed die letzte von Gott offenbarte Religion zu sein, aber Gleiches behaupten auch die Bahai-Anhänger.
Auch durch Jacob Lorber wurden Kundgaben aus der spirituellen Welt, in denen die Bibel z.T. in ein neues Licht gerückt wird, übermittelt.
Zu Recht gibt es m.E. das Wort: „Der Geist Gottes weht wo er will.“ Heißt das nicht, dass er auch in diesem Forum weht?
Pestalozzi sagte in diesem Zusammenhang: „Es ist das Los des Menschen, daß die Wahrheit keiner hat; sie haben sie alle, aber verteilt, und wer nur bei einem lernt, vernimmt nie, was die anderen wissen!“
Auch ich nehme für mich in Anspruch nach der göttlichen Wahrheit zu suchen, obwohl mir bewusst ist, dass, solange ich im Stoff wandle, ich den Schleier nicht lüften werde.
So sehr ich mich auch bemühen mag, werde ich trotzdem nicht nachlassen weiter zu suchen, selbst auf die Gefahr hin, wie Lessing es sagte, mich immer zu irren, da die reine Wahrheit nur bei Gott ist.
Diese, meine persönlichen Suche nach Erkenntnis, nach Wahrheit und nach Gott ist ein Weg, den ich vor vielen Jahren begann und in dem ich immer versucht habe zu erfahren, was lehren die verschiedenen Denker.
Auch hier musste ich feststellen, je weiter der Fortschritt, desto umfassender die Sicht und, um so klarer die Erkenntnis, dass eine Quelle alle Religionen speist.
Nur die Ausformungen der einzelnen Lehren sind verschieden, deshalb möchte ich sagen, Religion heißt in einem gewissem Sinne Einheit, da ich sehe, dass alles religiöse Streben sowie das Licht, das den Wahrheitssuchenden leitet, ein und dasselbe für alle Religionen ist. Ob wir Hindus, Buddhisten, Juden, Christen, Mohammedaner oder Anhänger irgendeiner anderen Religionsgemeinschaft sind, wir sind alle Pilger auf dem gleichen Pfade, ja, mehr noch, wir müssen alle gewisse Entwicklungsstadien des Bewußtseins durchschreiten, welchem Glauben wir auch angehören mögen.
Nicht nur das Ziel – Gott – sondern auch der Weg – die Wallfahrt zu Gott – haben alle religiösen Lehren gemeinsam.
Williges Jäger schreibt noch: „Wir brauchen die Vielfalt der Religionen, um möglichst viele Facetten des Göttlichen in Bildern und Worten zu erfassen. Darin liegt die Bedeutung der Religionen, die Menschen immer wieder auf die Wirklichkeit zu verweisen, die hinter den Bildern und Konzepten liegt“.
Der Ansatz für die Zukunft heißt aber Überwindung der konfessionellen Kleingeistigkeit und des Fundamentalismus in den Religionen, damit durch Religionsfrieden der Weltfrieden Wirklichkeit werden kann, wie es auch von Hans Küng mit seinem Weltethos gefordert wird.
Hin zu einer Religion in der alle Menschen übereinstimmen können, so sehr sich auch die Fundamentalisten aus Machtgründen wehren mögen.
So schreibt z.B. Paul Schwarzenau: „Gegenüber einer im Christentum weit verbreiteten Auffassung, dass nur die biblische Religion von Gott offenbart worden sei, während die Völkerreligionen lediglich menschliche Versuche darstellen, sich Gott zu nähern, heißt es im „Lied des Mose“:
Als der Höchste die Völker verteilte,
als er die Menschen schied,
Da legte er die Grenzen der Völker fest
Nach der Zahl der Gottwesen. (5. Mose 32,8)
Hier ist von der Scheidung der Menschheit in Völkerwesen nach der Zahl der Gottwesen (Religionen) ausdrücklich als Leitung der Völker durch Gott die Rede. Der Turmbaubericht unterscheidet sich vom Lied des Mose dadurch, dass er von einer Zerstreuung der Menschheit in die Vielheit der Völker durch Erweckung der Sprachenvielheit spricht. Völkervielheit, Sprachenvielheit und Religionsvielheit gehören offenbar zusammen.“ (Zitatende)
Der biblische Auftrag: Macht euch die Erde untertan, heißt auch, entdeckt die materielle Welt, schützt und erhaltet sie und, wenn ihr mit den Gesetzen, die ich euch gab in Einklang lebt, werdet ihr ein gesundes und langes Leben auf Erden haben. So wie es im Friedensevangelium der Essener ausgedrückt wird: „Du sollst den Vater im Himmel, also das geistige Prinzip und die Mutter Erde, also das materielle Prinzip ehren, dann wirst du ein langes und gesundes Leben haben.
Da aber der Mensch, wider besserem Wissens, ständig dagegen verstößt, muß er es erleiden und erdulden, dass er dank seiner Unvernunft und mit Hilfe der modernen Medizin, zunehmend mehr leidet, indem er daran gehindert wird, wenn die biologische Uhr abgelaufen ist, in Frieden zu seinem göttlichen Ursprung zurückzukehren.
Mir gehen noch viele Gedanken durch den Kopf, aber ich möchte mit einem chinesischen Sprichwort zum Schluß kommen, das da lautet:
„Würden die Menschen danach streben, sich selber zu vervollkommnen, statt die ganze Welt retten zu wollen, selbst innerlich frei zu werden, statt die ganze Menschheit befreien zu wollen - wieviel würden sie zur wahren Befreiung der ganzen Menschheit beitragen.“
Durch die modernen Kommunikationsmittel wächst die Menschheit immer näher zusammen. Auch hier im Forum wären wir uns ohne diese Technik nicht näher gekommen.
Deshalb muß jetzt nach der jahrtausendelangen Zerstreuung, nun eine Phase der Integration folgen. Die Herausforderung für alle Religionen wird sein, nicht weiter das Trennende, sondern das Gemeinsame zu suchen und hervorzuheben.
Wollen wir hier im Forum gemeinsam, jeder nach seinem Talent, daran mitwirken, damit wir an unserem jüngsten Tag mit ruhigem Gefühl der neuen Dimension entgegengehen können.
MfG Jan Amos