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Warum existiert heute noch das Christentum?

Warum existiert heute noch das Christentum?

  • Weil das Christentum die Wahrheit ist

    Stimmen: 2 28,6%
  • Weil nicht die Lehre, aber Gott wahr ist

    Stimmen: 0 0,0%
  • Die Lehre ist unwahr; aber Erziehung und die versprochene Jenseitserwartung haben uns so geprägt

    Stimmen: 2 28,6%
  • Wir brauchen Gott als einen moralischen Halt; egal, ob es ihn gibt oder nicht

    Stimmen: 3 42,9%

  • Umfrageteilnehmer
    7
Gisbert Zalich schrieb:

Deine Antwortmöglichkeiten suggerieren, dass Individuen irgendwann vor einer bewussten Entscheidung stehen, ob sie glauben wollen oder nicht. Es ist aber eher umgekehrt, dass sie in eine Welt des Glaubens hineinwachsen oder plötzlich transzendente Gefühle verspüren und im NACHHINEIN sich dann eventuell Begründungen dafür suchen. Das ist analog zu den im Thread "Freier Wille" diskutierten wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass das Bewusstsein meist Begründungen liefern muss zu Entscheidungen, die schon vorbewusst gefallen sind.

Umgekehrt kann es natürlich Leute geben, die aus rationalen Gründen vom Glauben abfallen. Doch halte ich das eher für selten. Sie fallen ab, weil sie unangenehme Erfahrungen haben und dann kommen die rationalen Gründen hinterher hinzu.
 
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Robin schrieb:
Deine Antwortmöglichkeiten suggerieren, dass Individuen irgendwann vor einer bewussten Entscheidung stehen, ob sie glauben wollen oder nicht. Es ist aber eher umgekehrt, dass sie in eine Welt des Glaubens hineinwachsen oder plötzlich transzendente Gefühle verspüren und im NACHHINEIN sich dann eventuell Begründungen dafür suchen.
Dann bist du, wie ich, der Auffassung, dass der religiöse Glaube durch Erziehung geprägt ist und nicht durch eine Ahnung in uns von der göttlichen Anwesenheit. Du bist, wenn ich dein Post von gestern richtig verstanden habe, aber nicht der Auffassung, dass die Jenseitserwartung die Menschen zum Glauben verführt. Oder? :dontknow: Und daraufhin stellte ich dir die Frage: Was denn?

Gysi
 
PhilippP schrieb:
Würden wir das Christentum schlicht vergessen, dann wäre es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein ähnliches Glaubenskonstrukt jene Grundbedürfnisse befriedigt.
Das steht auch für mich außer Frage. Es kommt nur darauf an, was man glaubt: Wahrscheinlichkeiten, Mögliches oder baren Unsinn...

Gysi
 
Gisbert Zalich "Dann bist du, wie ich, der Auffassung, dass der religiöse Glaube durch Erziehung geprägt ist ..." Erziehung allein reicht wohl nicht als Erklärung, wenn man schon auf Prägung aus ist. Dieses Buch steht mit einem Bein auf meiner Desideratenliste:

Der gedachte Gott, Wie Glaube im Gehirn entsteht

Durch aufsehenerregende Experimente zeigen die Autoren, was religiöse Gefühle im menschlichen Gehirn bewirken, wie sie ausgelöst werden – und wozu sie da sind.

Warum Menschen Götter haben, beschäftigte bislang vor allem Kulturforscher. Nun haben Mediziner den Ursprung der Religion im menschlichen Gehirn lokalisiert. Durch Experimente finden die Autoren heraus, was im Gehirn vor sich geht, wenn Menschen beten. Ihr sensationeller Befund: Es gibt eine Hirnregion, die für religiöse Gefühle zuständig ist. Ob betende Christen oder meditierende Buddhisten – es werden die gleichen Hirnzellen auf die genau gleiche Art aktiviert. Religion ist meßbar geworden. Verständlich und präzise stellen die drei Autoren den neuesten aufregenden Aspekt der Hirnforschung dar und liefern einen wichtigen Beitrag zu einer der ältesten Fragen der Menschheit: Warum gibt es Religion?


Kennt jemand das Buch?

Religiöse Vorstellungen sind manchmal für den Gläubigen selbst 'unsichtbar'. Ich bin nach wie vor der Ansicht, die beiden Metaphern ‚Kindheit der Menschheit’ und ‚Vorgeschichte der Menschheit’ sind selbst (quasi-)religiös, auch wenn sie nicht direkt auf einen 'Gott' deuten.
 
_its_not_me_ schrieb:
Ob betende Christen oder meditierende Buddhisten – es werden die gleichen Hirnzellen auf die genau gleiche Art aktiviert.
Na, dann muss mir jemand diesen Teil wohl heraus amputiert haben.... :D (Böse Zungen behaupten das eh, ohne mit diesem religiösen Argument aufzufahren. :D )
Aber im Ernst: Die Hirnaktivität bei der Tätigkeit des Betens ist geortet worden. Das erklärt aber nicht, wie Religion entstanden ist. Ich hab da mal meine Überlegung zu nieder geschrieben - http://www.wogeheichhin.de/zuflucht.html - ein marxistischer Denkansatz, nun ja - aber dadurch wird er auch nicht unrichter, meiner Meinung nach... :D

Bin überigens davon fast überzeugt, dass sogar ein eingefleischter Atheist diese Gehirnregionen betätigen kann - vielleicht, indem er über Gott und die Welt, die religiösen Irrlehren und der ersten Ursache nachdenkt. :)

Gysi
 
Zitat von PhilippP
Würden wir das Christentum schlicht vergessen, dann wäre es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein ähnliches Glaubenskonstrukt jene Grundbedürfnisse befriedigt
Gisbert Zalich schrieb:
Das steht auch für mich außer Frage. Es kommt nur darauf an, was man glaubt: Wahrscheinlichkeiten, Mögliches oder baren Unsinn...
Der erste Satz meiner Antwort war aber ziemlicher Blödsinn, sorry - fällt mir jetzt erst auf... :D Es würde sich natürlich kein ähnliches Glaubenskonstrukt bilden. Dazu ist unsere Gesellschaft zu sehr säkularisiert, das Wissen zu sehr fortgeschritten. Die Masse ist gebildet, im Verhältnis zu der Zeit, als die großen Religionen entstanden. Die 10 Gebote waren ein Grundstein der westlichen Gesetzesbildung, das Gesetz wurde als gottgegeben gesehen. Der Mensch war nach Ansicht der Menschen damals Gottes direkte Schöpfung! Das sieht heute alles ein wenig anders aus...
Es wird immer ein Riesenfeld geben, das nicht von menschlicher Erkenntnis durchdrungen sein wird. Religion entsteht aus Unwissenheit. Aber gewiss ist, dass wir uns - gemäß unseres Erkenntniswachstums - heute zu unserer Unkenntnis anders verhalten (können)! Wir müssen nicht hinter jeder Nebelwand Gott vermuten. Und schon gar nicht einen solchen, wie das Christentum konstruiert hat... :rolleyes: Außerdem hat die Wissenschaft auf die Frage nach dem "ewigen Leben" schon erste Antworten gefunden. Keine Beweise, natürlich nicht, aber Deduktionen, "nahe liegende Spekulationen", die nmM den wilden Spekulationen der herrschenden Religionen trotzdem meilenweit überlegen sind! Früher hatte das Christentum (in unseren Breitengraden) das Monopolangebot des ewigen Lebens, und es war die Angst der Menschen vor dem Tod (auch wenn das von manchen hier bestritten wird, ist das so), die sie an die Kirchen band, auch wenn sie es tief in ihrem Herzen eigentlich besser wussten. Auch heute noch ist die Mehrheit der Auffassung, dass es ohne Gott und (religiösem) Glauben keine Hoffnung, nicht eine Idee, auf "ewiges Leben" gibt. Das ist das Pfund der Religionen, auch heute noch, aber es muss nicht mehr so sein! Und wer von dieser Angst befreit ist: dass nur durch das Nadelöhr der Widersinnigkeit (der Religion) eine minimale Chance für eine "Jenseits"hoffnung bleibt, der geht auch mit dem weiten Feld der Unkenntnis radikal anders um, als es unsere Vorväter und -mütter noch vor so zwei- bis dreitausend Jahren taten, als die Religionen entstanden...
Und wenn wir uns alle dazu aufraffen können, die Religionen geduldig substanziell zu diskutieren, (und die - grundlegende - Aggressivität des Islams wird uns dazu zwingen, das zu tun!) dann werden die Nebelschleier der Unantastbarkeit durch Dogmen und der um sie gezogenen Minenfeld der Verletzbarkeit "religiöser Gefühle"! so lagsam zerreißen und verfliegen. Wir brauchen nur miteinander zu reden! Mehr nicht!
Religion, die herrschende christliche sowieso!, ist in der Tat nur ein überkommenens Relikt aus leidvoller Vorzeit, dass sich nur durch Angstmache und der Macht in der Kindererziehung naoch am Leben hält!

Gysi
 
Zeilinger schrieb:
No. Religion entsteht aus Sehnsucht nach Liebe.
1. müssen Sehnsucht und Unwissenheit sich nicht widersprechen, Zeili.

2. befriedige ich meine Sehnsucht nach Liebe, indem ich Liebe herstelle.
Apokalypse-Prophezeiung, Heiden- und der paulinische Schwulen-Hatz hat für mich damit aber nichts zu tun.
Was mich überzeugt, das ist die Werbung für die Nächstenliebe. Die drückt sich gerade mal in einem Jahr Leben dieses Jesus von Nazareth aus. (Mehr war das, nach der neuesten Auffassung der Historiker nicht gewesen). Sprich: Der historische Jesus mag mich überzeugen, aber auch nicht ganz. Der mystifizierte (religionstauglich gemachte) Jesus nicht. Und Paulus und der Offenbarungs-Johannes, schließlich auch unverzichtbare Teile des Christentums, ebenfalls nicht. Die Love-and-Peace-Generation hat nmM ebenso große PR-Arbeit für den Weltfrieden geleistet, wie Jesus für die Nächstenliebe. Die haben auch Tam-Tam gemacht, aber aus ihrer Philosophie nicht gleich eine Religion! Leider ebenso wenig erfolgreich, wie Jesus - in Bezug auf seine Botschaft (nicht in Bezug auf seinen Ruhm) - leider auch.


Gysi
 
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