Zu spät, jetzt bist du schon persönlich geworden. Aber du hast ohnehin ursprünglich nach persönlichen Meinungen zur Überwindung gefragt.
Natürlich musste ich mich schon oft überwinden. Ich finde Überwindung nicht gut, um nicht zu sagen, negativ. Ich empfinde sie als einen negativen Einfluss auf die Entwicklung eines Menschen, insbesondere auf die Persönlichkeitsentwicklung und Entfaltung persönlicher Fähigkeiten. Je öfter man sich überwindet, desto unsicherer und weniger intuitiv geht man mit den eigenen Begabungen um. Überwindung ist Konditionierung.
Auch bestimmte körperliche Arbeiten können interessant sein und Spaß machen, wenn sie nur gelegentlich und nicht im Takt gemacht werden.
Überwindung hatte immer sowohl kurzfristig als auch langfristig negative Folgen für mich.
Zum Beispiel habe ich ein Autoritätsproblem, wenn man das so sagen kann. Das ist so, ich selbst hatte nie ein Problem damit. Das hieß aber, dass mir sehr viele Ausbildungswege verschlossen blieben, egal wie sehr ich mich anstrengte, mich für eine absehbare Zeit "normal" unterzuordnen und für die Gelegeneit, Leistungen zu erbringen, Geld zu bezahlen. Ich bin sowohl autoritär, als auch der Mensch von allen Menschen, die ich kenne, der den größten Respekt vor anderen Menschen hat. Bei der Arbeit, der ich jetzt nachgehe, kann ich davon profitieren. Ich musste aber einen unkonventionellen Weg gehen, um dahin zu kommen. Überwindung ist ein anderes Wort für Selbstverleugnung. Und das bringt gar nichts. Ich sage nicht, dass kein Mensch negative Eigenschaften hat, von denen er sich distanzieren sollte. Aber Überwindung ist hier keine Lösung, denn Schlechtes ist nur dort, wo es etwas Gutes zu verschleiern gibt. Und wer das Schlechte nur temporär unterdrückt, beraubt sich seiner Chance, den Schleier zu heben und das gute Potential in sich zu erkennen und auszubauen.
Merkwürdig, da ansonsten Überwindungen Menschen u.A. zu mehr Selbstwert bringen können. Seien es Überwindungen, eine Ausbildung zu machen, Überwindungen abzunehmen, etwas zu leisten, etc....
Überwindung heißt, sich trotz Widerständen, seien es äußere oder innere, durchzusetzen. Und das erscheint mir doch genau das Gegenteil einer Selbstverleugnung zu sein.