AW: Tabuthema: Stuhlgang
Unter den zahlreichen Reportagen von Egon Erwin Kisch, ist mir eine in Erinnerung geblieben
bei der auch die Scheiße eine der zentralen Rollen spielt. Leider habe ich den Titel dieser umfangreichen so genannten Reportage, vergessen.
Es geht um den Militärdienst den einige junge Leute leisten müssen und dabei das Pech haben, einen fürchterlichen Leutnant als Vorgesetzten zu haben. Alltägliche Schikanen, drakonische Strafen wenn man absurde Befehle nicht ganz folgt – kurz: es ist die Hölle.
Es gibt aber unter den Rekruten einen ganz Schlauen, der außerdem besonders vom Leutnant gepiesackt wird, vielleicht auch weil er weiß, dass dieser ein Dieb ist. Letzterer schwört eines Tages Rache für die unzähligen Bestrafungen, Kerkertage, etc…
Wieder frei, beobachtet er aufmerksam den Tagesablauf des Leutnants. Nach einiger Zeit, verschwindet er jedem Morgen hinter der Latrine, wenn der Leutnant gerade darauf sitzt.
Die Kameraden sind etwas besorgt – und sprechen ihre Befürchtungen ganz offen aus: er solle ja nicht einen Mord begehen…
Darauf folgt die Erwiderung: "Ich bin ein Dieb – und kein Mörder."
Nun sucht der Leutnant schon mehrmals am Tag die Latrine auf – und der Dieb verschwindet auch jedes Mal hinter dem kleinen Häuschen.
Dann hört man plötzlich, der Leutnant liege im Krankenhaus – es ginge ihm sehr schlecht. Einige Tage später stirbt er.
Nun erzählt der Dieb seinen Kameraden die ganze Wahrheit: er hatte jedes Mal wenn der Leutnant auf dem Lokus saß, von unten dessen Produkt entwendet. (Den Leuten fällt dabei der Satz ein: "Ich bin ein Dieb – und kein Mörder".)
Der Leutnant schloss daraus, dass er an einer chronischen Verstopfung leiden würde. Und nahm immer häufiger und immer höher dosiert, Abführmittel ein.
Doch das Endprodukt wurde ihm wieder gestohlen – also kann man auch durch gezieltem Diebstahl zum Mörder werden…
Es ist Mittagzeit - wünsche guten Appetit.
Miriam