AW: Sinn des Lebens
Meinst du nicht, dass das eine mit dem anderen unentwirrbar verknüpft ist?
Wenn der gesamte Kosmos nach einem sinnvollen Prinzip funktioniert, bist du mit deinem Leben darin eingebettet wie eine Zelle in einem großen Organismus.
Ja, WENN - das ist unklar. So gibt es entweder mich - als die Zelle - für den Organismus, den Organismus für mich, beides für einander oder alles für nix.
Es ist mehr als das - eine unbeschreibbare innere Überzeugung, die dir diese Gewissheit gibt. Die löst allerdings ein Wohlbefinden aus und auch die Harmonie ergibt sich von selbst als Nebenprodukt, ohne dass sie besonders angestrebt wird.
Wahrheit durch Gewissheit durch Überzeugung? Also doch wieder nur alles relativ?
Ewige Qualen lehne ich aus Prinzip ab
!
Ich kann mir keine Gemeinschaft vorstellen, in der das eine Voraussetzung für deren Lebensgrundlage sein könnte. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft wären Unmenschen, das zu akzeptieren, es wäre eine sehr ungesunde Situation für alle Beteiligten!
Stell dir vor, sie wüssten es nicht - es geht nur um den einen, der sich selbstlos opfert. Sein Sinn wird bestimmt durch die Sinnhaftigkeit der Leben der anderen, nicht durch ihn, und er selbst hat nichts davon, schlimmer noch, er muss leiden.
Mir fällt gerade ein, dass ich gestern den Film "Die Insel" gesehen hab. Das hat mich zwar nicht bei diesen Überlegungen inspiriert (oder doch?) aber der Inhalt ist das perfekte Beispiel - nur dass die Klone die Unwissenden sind.
Da bin ich überfragt, denn ich kann mich in Menschen, die sich an den Qualen anderer ergötzen, nicht hinein versetzen - ohne ein ausgesprochener Gutmensch zu sein!
Ob die wirklich diese reine innere Freude spüren, die das Herz weit macht, diese geheimnisvolle Verbundenheit womit auch immer, die ein kreativer Mensch empfindet, wenn er zum Beispiel ein Bild malt oder ein gutes Gedicht schreibt oder ein Verliebter, der seinem Herzensmenschen in die Augen schaut?
Ich glaube nicht.
Das muss etwas ganz anderes sein!
Eine gehässige Genugtuung vielleicht, ein hämischer Triumph? Eine Art Machtrausch?
Gute Frage. Angenommen, es gibt diesen Sinn, den du anpeilst - einen dem die Ordnung aller Dinge unterliegt - dann müssten jene daraus resultierenden Dissonanzen Teil dieser Ordnung und somit sinnvoll sein.
Meiner Erfahrung nach werden vor allem jene Menschen zu solchen, die sich am Schmerz anderer erfreuen (bzw. verspüren den Drang dazu und/oder die Lust dabei), welche selbst in der Vergangenheit gleich oder ähnlich behandelt worden sind und/oder dabei eine
Ersatzbefriedigung für unbefriedigte Bedürfnisse aller Art (der Zusammenhang ist dabei oft nicht (leicht) erkennbar) erfahren oder anstreben. Echte Sadisten sind vor allem eines: Egozentriker. Der (wahrscheinlich einzige) Sinn, den sie verspüren, ist das streben nach maximalem Wohlbefinden.
Sollte ich mit der Vermutung, bei ihrem Tun handle es sich um Ersatzhandlungen richtig liegen, so empfinden sie die "Belohnung" für ihre egoistische Geisteshaltung vielleicht als eine Art Ersatz-Sinn.
Man denke an diese von manchen - wenn auch nicht immer mit voller Ernsthaftigkeit - theoretisierten neumodischen Vorstellungen einer ansatzweise auf der christlichen Mythologie basierenden Hölle: Ein liebloser Ort der Verdammnis, voller Sünden, ohne wahre geistige Erfüllung, aber alles in allem ein Ort, an dem es sich für manch einen recht gut leben lässt.
Das kann als Modell für das angesprochene Sinnempfinden gesehen werden.