AW: Reinkarnation im Christentum
Danke.
Das ist lieb von Dir!
Origenes knüpfte natürlich auch an die Theologie des Philo von Alexandrien an, denn Philo als Jude war der erste, der im 1.Jhdt. eine Synthese zwischen dem Judentum und der hellenistischen Philosophie versuchte. Das Problem war immer, wie kommt man von der Welt der Ideen bzw der rein geistigen Welt (von Platon grundgelegt) zum lebendigen Prinzip, zur vielfältigen, sinnlich wahrnehmbaren Welt und dies war in der römischen/griechischen Philosophie immer der logos, der die Vermittlung herstellt und das Lebendige dann auch durchwaltet. Philo erkennt ganz richtig, na wenn der logos nun im Lebendigen ist, altert er dann nicht? Ist der logos dann nicht mehr göttlich bzw perfekt? Was macht er, er teilt ihn ganz einfach: einerseits in den logos der im unwandelbaren, göttlichen, rein geistigen Prinzip bleibt und in den der hervortritt und die Welt durchwaltet.
Den logos der im unwandelbaren Einen bleibt, identifiziert er mit dem Gott der jüdischen Bibel JHWH. So weit so gut.
In der jüdischen Weisheitstradition (Buch der Sprichwörter) gab es auch noch als Parallele zum logos die Weisheit, die vor der Schöpfung, quasi vorzeitlich schon vorhanden ist und im Laufe der Zeit personale Züge bekommt. Es findet sich eine Bibelstelle mit dem Inhalt die Weisheit tanzt vor Gott...also wird personal gedacht und ähnlich dem logos durchwaltet sie die Schöpfung. Die Weisheit garantiert, die Ordnung und Erkennbarkeit der Schöpfung. Man geht in den ersten vor und nachchristlichen Jahrhunderten davon aus, dass durch den Tun und Ergehenszusammenhang die Ordnung der Welt ablesbar ist. Also wenn man sich nach einem bestimmten Schema verhält, dann hat das einen bestimmten Ergehenszusammenhang und daher finden sich auch in der Weisheitstradition eine ungeheure Anzahl von Sinnsprüchen, wie man sich verhalten soll...so nebenbei das Buch der Weisheit, so wie wir es heute kennen, dürte in der selben Zeit, in der Philo gelebt hat entstanden sein und noch dazu in Alexandrein, also wo Philo herkommt. Was macht Philo jetzt? Was ist das Wesentliche? Philo setzt die Sophia, also die Weisheit aus dem AT mit dem griechischen logos in eins und schon ist die Synthese zwischen dem Judentum und dem Christentum hergestellt. Also zwischen dem logos, der in der griechischen Denkweise die Welt verstehbar macht und der Weisheit die die Welt in der jüdischen Tradition fürs Verstehen verantwortlich ist.
Allerdings wird irgendwann um 70 n.Chr. herum, so genau weiß ich das jetzt auch nicht, der Tempel zerstört und die Juden verlieren ihr ihr identitätsstiftendes Element, das immer der Tempel war. Also besinnen sie sich auf das Gesetz, auf die Tora, um sich von dem immer stärker werdenden Christentum abzugrenzen und das führt dazu, dass die jüdische Philosophie quasi vorerst zum Stillstand kommt und Philos ausgearbeitetes System für christliche Denker mehr Bedeutung erhält, die dann nur noch auf dieses System quasi aufbauen brauchen.
Lange Rede kurzer Sinn...ich wollt eigentlich zum Origenes noch etwas sagen:
Also die Theologie Origenes ist einerseits richtungsweisend für die Zukunft und wird bis ins 12, 13. Jhdt das christliche Denken bestimmen und hat heute zum Teil immer noch Einfluss.
Andererseits verwickelt sich Origenes mit seinem Gedankengebäude auch in Widersprüche, das heißt, manche seiner Positionen sind einfach unhaltbar und werden von nachfolgenden christlichen Denkern rasch korrigiert.
Man denke zB an den nous, der sich mit der Seele Jesu verbindet und so den Menschen die wahre Sittlichkeit und Erkenntnis vermitteln soll, also Erkenntnis, woher man stammt und wie man dort durch rechte Lebensweise in höhere Seinsstufen bis zur Rückkehr in die Schau des Einen gelangen kann. Also der nous, die erste Hypostase wurde Mensch. Ja, aber was ist, wenn man bereits ein höheres Geistwesen, ein Engel ist. Nach der Theorie des Origenes kann auch ein Engel in der Hierarchie aufsteigen, aber dann müsste das an dem notwendigen nous, dessen Aufgabe die Erlösungsvermittlung ist, vorbeigeschehen können, da der nous nur Mensch wurde. Also braucht man den nous gar nicht? =Denkfehler von Origenes...und das ist nicht der einzige
Leider liest man immer falsche darstellungen, Origenes hat sich an die Gnosis angelehnt. Das ist schlichtweg falsch. Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Origenes grenzt das Christentum von der Gnosis entscheidend ab. Die Gnosis geht von einem radikalen dualistischen System aus. Also von einem Weltenbaumeister, dem sogenannten Demiurgen, der die böse Materie schafft und durch eine kosmische Katastrophe die Einzelseelen in der bösen Materie gefangen gehalten werden. Origenes betont, dass dies dem christlichen Schöpfungsgedanken widerspricht. Gott schuf und Gott sah dass es gut war...also Abgrenzung gegen die Gnosis. Wiewohl er aus dem neuplatonischen System (Plotin) schöpft und in der ganzen platonischen "Welt" ist die Materie immer negativ konnotiert, daher bleibt auch bei Origenes bis in die heutige Zeit dieser negative Beigeschmack der Materie. Frauen wurden zB immer mehr mit der Materie als verbunden gedacht als Männer und ihr Geist dafür als unterentwickelt betrachtet. Daher wurden Frauen auch sehr spät zu Univesitäten zugelassen und die Auswirkungen sind bis heute spürbar. Im Platonismus und der Synthese des Christentums mit dieser Denkrichtung liegen die Wurzeln, auch das Denken der röm. kath. Kirche betreffend Sexualität hat hier ihre Wurzeln.
Christus wurde bis ins 12. 13 Jhdt als kosmischer Christus betrachtet, erst im Hochmittelalter beginnt man sich für die konkrete historische Gestalt Jesu Christi und seiner Botschaft, die mit der anbrechenden Gottesherrschaft und dem richtigen Verhalten in dieser Welt zu tun hat, wieder zu interessieren.
Mein Gott, so viel wollt ich gar nicht schreiben, aber was soll´s.
Bahn frei für scilla und seine abstrusen Hypothesen...
Nur für wen veranstaltet er diesen Zirkus? "Heureka" würde moebius sagen, wahrscheinlich für sich selbst, denn mich interessieren seine an den Haaren herbeigezogenen Auslegungen und Vermutungen nicht!
Und diese ewige Besserwisserei ist sowieso langweilig, da les ich lieber die unterhaltsamen Beiträge vom kannonenkügelchen...
lg