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Reinkarnation im Christentum

AW: Reinkarnation im Christentum

spätestens ab jetzt wissen aber alle,
daß sein Denken esoterisch angehaucht ist
und daß er wahrscheinlich irgendeiner Sekte nahesteht
Das halte ich für eine freilaufende und heikle Interpretation!
Eine Rückkoppelung ans Göttliche (wie immer Du es nennen möchtest), welche sich lediglich der Exoterik bedient, dient nur ihrem Selbstzweck und läuft fehl. Fehlt die Esoterik, fehlt der gesamte Zusammenhang. Ich würde mir zum Thema mehr Wissen und weniger Vermutungen, Interpretationen und dies durch die Brille eigener Emotio (des Niederen Selbsts) wünschen.
 
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AW: Reinkarnation im Christentum

Die erste Reinkarnationslehre stammt meines Wissens nach von Origenes, der in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts gelebt hat.

Es ist eine Zeit, in der sich das Christentum mittels der griechischen Philosophie in den hellenistischen Denkhorizont inkulturiert.
Origenes bezieht sich auf den neuplatonischen Denker Plotin und seiner systematischen ontologischen Darstellung. Plotin geht davon aus, dass das Eine, welches unerkennbar ist und völlig transzendent wie ein Lichtstrahl ausströmt und Sein vermittelt. Je weiter etwas vom Einen entfernt ist, desto mehr ist es mit Nichtsein = Materie vermischt, ähnlich der stoischen Philosophie, die vom Urfeuer als Arche ausgeht. Das Urfeuer ist der Grund von allem und je weiter sich das Feuer vom Kern wegbewegt, desto mehr erkältet es und wird zur Materie. Dieses Sein strömt nun zwingend (es kann gar nicht anders, wie ein Lichtstrahl) aus und entlässt aus sich als erster Hypostase (Erscheinungsform) den nous = den Geist. Der Geist entlässt aus sich die Weltseele, die Weltseele die Seele und die Seele die Einzelseelen, die sich mit dem Materiellen verbinden. Um wieder zu dem Einen, von dem alles ausging zurückzukehren ist es von Bedeutung, dies zu erkennen, woher man stammt und so quasi einen Aufstieg stufenmäßig zu erreichen, ähnlichem dem gnostischen Gedankengut. Es gibt dazu 2 Möglichkeiten, die erste wäre der Abstieg in den Seelengrund oder die zweite die Ekstase, also das sich selbst Überschreiten.
Origenes zur selben Zeit wie Plotin lebend knüpft an die Lehre Plotins an, als christlicher Denker erkennt er, dass die notwendige Seinsausstrahlung des Plotin dem christlichen Schöpfungsgedanken widerspricht und ersetzt die notwendige Emanation (=Ausstrahlung) durch ein Schöpfungsprinzip. Den nous = Geist verbindet er mit Christus. Also die Einzelseele Jesu verbindet sich mit dem nous (von dem Plotin sprach) und dem menschlichen Körper.

Das Entscheidende bei Origenes ist aber die Wiedergeburtslehre. Er geht davon aus, dass die Seelen ursprünglich in der Schau des Einen verweilt haben. Aus freier Entscheidung der einzelnen Seele (diesen Gedankengang gab´s bei Plotin noch nicht) und zwar aus Trägheit fällt sie vom Einen ab und vermischt sich mit Materie. Materie definiert Origenes im Unterschied zu Plotin nicht als Nicht-Sein, sondern als notwendiges Übel. Je nach Sittlichkeit wird man als Mensch, Dämon, Engel, Tier usw. wiedergeboren. Das heißt, wenn ich mich in diesem Leben um Erkenntnis bemühe und ein sittliches Leben führe, dann habe ich gute Chancen im nächsten Leben wieder als Mensch oder sogar als Engel geboren zu werden.
Danke. :kuesse:
 
AW: Reinkarnation im Christentum

Deine griechischen Philosophen in Ehren, aber von Dir, Manfredo, hätte ich eigentlich erwartet, dass Du mir die Wiedergeburt aus der Sicht von Jesus Christus näherbringst.

Liebe Grüße
Zeili

Wenn Du etwas über die Reinkarnation aus der "Sicht von Jesus Christus" erfahren willst, dann solltest Du Dir tatsächlich dieses Buch besorgen:
Manfred Reichelt: Warum gerade ich? - Schicksalsfragen im Licht neuester Erkenntnisse
 
AW: Reinkarnation im Christentum

scilla: MANFREDO vertritt keine christliche Position

irana: Ich meine, eine ur-christliche schon.

ein Sklave ist auf einmal mit seinem Los zufrieden,
weil er im nächsten Leben eine Kastenstufe höherrutscht?

nein!
ein Sklave ist mit seinem Los zufrieden,
weil er seine Arbeit erledigt und dadurch ein Werk zustande bringt

die Arbeit aus Liebe ist die religiöse Überzeugung eines Christen
nicht das sinnlose vor-sich-hin-Vegetieren und das Almosen-Erbetteln

die Ur-Christen werden gerne als Ur-Kommunisten bezeichnet
denn dadurch kommt noch eine politische Komponente mit ins Spiel

... wie weit ist doch MANFREDO davon entfernt

Irana
Ich würde mir zum Thema mehr Wissen und weniger Vermutungen, Interpretationen und dies durch die Brille eigener Emotio (des Niederen Selbsts) wünschen.

MANFREDO hat es im Denkforum bisher nicht geschafft,
die zentralen Eckpfeiler des Christentums zu erklären

er hat sie auch gar nicht verstanden

wie gesagt, er hat seine Sekte
und holt sich dazu den Teil der antiken Philosophie,
den er braucht

was ebenso antik ist und nicht ins Schema passt,
gibt es für ihn nicht
 
AW: Reinkarnation im Christentum

Irana,
Du lässt Dich aber schnell flachlegen

schau Dir doch mal den wikipedia-Artikel an
http://de.wikipedia.org/wiki/Origenes

Auf seiner Suche, das System der griechischen Gedankenwelt mit dem Christentum zu verbinden, fand Origenes seine Vorgänger sowohl im platonisierenden Philo von Alexandria als auch in der Gnosis.

...

Wichtiger war ihm die platonische Idee der Trennung zwischen der großen Menge der Menschen, die lediglich fähig ist zur wörtlichen Auslegung, und jener Minderheit, die die verborgene Bedeutung der Schrift und verschiedener Mysterien zu begreifen in der Lage ist, für die die organisierte Kirche nur etwas Vergängliches ist.

der Origenes würde heute aus der Kirche fliegen
MANFREDO ist sicher auch nicht mehr dabei
 
AW: Reinkarnation im Christentum


Das ist lieb von Dir!

Origenes knüpfte natürlich auch an die Theologie des Philo von Alexandrien an, denn Philo als Jude war der erste, der im 1.Jhdt. eine Synthese zwischen dem Judentum und der hellenistischen Philosophie versuchte. Das Problem war immer, wie kommt man von der Welt der Ideen bzw der rein geistigen Welt (von Platon grundgelegt) zum lebendigen Prinzip, zur vielfältigen, sinnlich wahrnehmbaren Welt und dies war in der römischen/griechischen Philosophie immer der logos, der die Vermittlung herstellt und das Lebendige dann auch durchwaltet. Philo erkennt ganz richtig, na wenn der logos nun im Lebendigen ist, altert er dann nicht? Ist der logos dann nicht mehr göttlich bzw perfekt? Was macht er, er teilt ihn ganz einfach: einerseits in den logos der im unwandelbaren, göttlichen, rein geistigen Prinzip bleibt und in den der hervortritt und die Welt durchwaltet.
Den logos der im unwandelbaren Einen bleibt, identifiziert er mit dem Gott der jüdischen Bibel JHWH. So weit so gut.

In der jüdischen Weisheitstradition (Buch der Sprichwörter) gab es auch noch als Parallele zum logos die Weisheit, die vor der Schöpfung, quasi vorzeitlich schon vorhanden ist und im Laufe der Zeit personale Züge bekommt. Es findet sich eine Bibelstelle mit dem Inhalt die Weisheit tanzt vor Gott...also wird personal gedacht und ähnlich dem logos durchwaltet sie die Schöpfung. Die Weisheit garantiert, die Ordnung und Erkennbarkeit der Schöpfung. Man geht in den ersten vor und nachchristlichen Jahrhunderten davon aus, dass durch den Tun und Ergehenszusammenhang die Ordnung der Welt ablesbar ist. Also wenn man sich nach einem bestimmten Schema verhält, dann hat das einen bestimmten Ergehenszusammenhang und daher finden sich auch in der Weisheitstradition eine ungeheure Anzahl von Sinnsprüchen, wie man sich verhalten soll...so nebenbei das Buch der Weisheit, so wie wir es heute kennen, dürte in der selben Zeit, in der Philo gelebt hat entstanden sein und noch dazu in Alexandrein, also wo Philo herkommt. Was macht Philo jetzt? Was ist das Wesentliche? Philo setzt die Sophia, also die Weisheit aus dem AT mit dem griechischen logos in eins und schon ist die Synthese zwischen dem Judentum und dem Christentum hergestellt. Also zwischen dem logos, der in der griechischen Denkweise die Welt verstehbar macht und der Weisheit die die Welt in der jüdischen Tradition fürs Verstehen verantwortlich ist.
Allerdings wird irgendwann um 70 n.Chr. herum, so genau weiß ich das jetzt auch nicht, der Tempel zerstört und die Juden verlieren ihr ihr identitätsstiftendes Element, das immer der Tempel war. Also besinnen sie sich auf das Gesetz, auf die Tora, um sich von dem immer stärker werdenden Christentum abzugrenzen und das führt dazu, dass die jüdische Philosophie quasi vorerst zum Stillstand kommt und Philos ausgearbeitetes System für christliche Denker mehr Bedeutung erhält, die dann nur noch auf dieses System quasi aufbauen brauchen.

Lange Rede kurzer Sinn...ich wollt eigentlich zum Origenes noch etwas sagen:

Also die Theologie Origenes ist einerseits richtungsweisend für die Zukunft und wird bis ins 12, 13. Jhdt das christliche Denken bestimmen und hat heute zum Teil immer noch Einfluss.
Andererseits verwickelt sich Origenes mit seinem Gedankengebäude auch in Widersprüche, das heißt, manche seiner Positionen sind einfach unhaltbar und werden von nachfolgenden christlichen Denkern rasch korrigiert.

Man denke zB an den nous, der sich mit der Seele Jesu verbindet und so den Menschen die wahre Sittlichkeit und Erkenntnis vermitteln soll, also Erkenntnis, woher man stammt und wie man dort durch rechte Lebensweise in höhere Seinsstufen bis zur Rückkehr in die Schau des Einen gelangen kann. Also der nous, die erste Hypostase wurde Mensch. Ja, aber was ist, wenn man bereits ein höheres Geistwesen, ein Engel ist. Nach der Theorie des Origenes kann auch ein Engel in der Hierarchie aufsteigen, aber dann müsste das an dem notwendigen nous, dessen Aufgabe die Erlösungsvermittlung ist, vorbeigeschehen können, da der nous nur Mensch wurde. Also braucht man den nous gar nicht? =Denkfehler von Origenes...und das ist nicht der einzige

Leider liest man immer falsche darstellungen, Origenes hat sich an die Gnosis angelehnt. Das ist schlichtweg falsch. Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Origenes grenzt das Christentum von der Gnosis entscheidend ab. Die Gnosis geht von einem radikalen dualistischen System aus. Also von einem Weltenbaumeister, dem sogenannten Demiurgen, der die böse Materie schafft und durch eine kosmische Katastrophe die Einzelseelen in der bösen Materie gefangen gehalten werden. Origenes betont, dass dies dem christlichen Schöpfungsgedanken widerspricht. Gott schuf und Gott sah dass es gut war...also Abgrenzung gegen die Gnosis. Wiewohl er aus dem neuplatonischen System (Plotin) schöpft und in der ganzen platonischen "Welt" ist die Materie immer negativ konnotiert, daher bleibt auch bei Origenes bis in die heutige Zeit dieser negative Beigeschmack der Materie. Frauen wurden zB immer mehr mit der Materie als verbunden gedacht als Männer und ihr Geist dafür als unterentwickelt betrachtet. Daher wurden Frauen auch sehr spät zu Univesitäten zugelassen und die Auswirkungen sind bis heute spürbar. Im Platonismus und der Synthese des Christentums mit dieser Denkrichtung liegen die Wurzeln, auch das Denken der röm. kath. Kirche betreffend Sexualität hat hier ihre Wurzeln.
Christus wurde bis ins 12. 13 Jhdt als kosmischer Christus betrachtet, erst im Hochmittelalter beginnt man sich für die konkrete historische Gestalt Jesu Christi und seiner Botschaft, die mit der anbrechenden Gottesherrschaft und dem richtigen Verhalten in dieser Welt zu tun hat, wieder zu interessieren.

Mein Gott, so viel wollt ich gar nicht schreiben, aber was soll´s.

Bahn frei für scilla und seine abstrusen Hypothesen...

Nur für wen veranstaltet er diesen Zirkus? "Heureka" würde moebius sagen, wahrscheinlich für sich selbst, denn mich interessieren seine an den Haaren herbeigezogenen Auslegungen und Vermutungen nicht!

Und diese ewige Besserwisserei ist sowieso langweilig, da les ich lieber die unterhaltsamen Beiträge vom kannonenkügelchen...

lg
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Reinkarnation im Christentum

Bahn frei für scilla und seine abstrusen Hypothesen...

erstmal Dankeschön

abstruse Hypothesen sind sie es nur dann, wenn sie widerlegt werden

Dein Beitrag zum Christentum gilt maximal für esoterische Geheimzirkel innerhalb des Mönchtums

wenn Du Deine abstruse Hypothese 'Reinkarnation im Christentum', nicht dahingehend einschränkst, fliegst aus der Kirche

......................

die Fleischwerdung des Wortes bezieht sich auf einen dreifaltigen logos (Fließen, Zeugung, Hochziel) oder eidos (Macht, Idee, Keim)

es gibt keine Reinkarnation im Christentum
einzig und allein Jesus wird symbolisch durch die Taufe wiedergeboren
so wie der Leib Christi symbolisch beim Abendmahl gevespert wird

Engel gibt es bei den Evangelen auch nicht
 
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