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Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Hallo!

Ich habe MSS nicht gelesen, kann aber den absoluten Determinismus schon nachvollziehen. Aber eben auch den freien Willen.
Man kann doch durchaus sagen, daß sich auch der freie Wille, auf Grund der natürlichen Gesetzlichkeiten, deterministisch entwickelt hat.
Wenn ich z.B., nach meinen freien Willen, vielleicht sogar mehrmals versuche irgendwas zu tun, und es will und will einfach nicht klappen,
so werde ich sehr wahrscheinlich deterministisch enttäuscht sein. Klappt es aber doch, werde ich dann deterministisch Freude empfinden können.
Weil man aber deterministisch im vorhinein nicht sicher sein kann, wie es ausgeht, bestätigt das doch irgendwie den determistischen freien Willen. Oder?

Wenn es nur den freien Willen gäbe und nicht die Vorherbestimmung, dann müßte doch jedes Vorhaben gelingen. Andererseits, wenn es nur die absolute Vorherbestimmung gäbe und überhaupt keinen freien Willen, dann würde sich Entäuschung und Freude erübrigen. Das wäre dann ganz was Neues, abseits der Vorherbestimmung.:D

Ich denke, daß das eine das andere nicht auschließt.
 
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AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Zitat:
Ich weiß nicht, wieso man das ganze nicht diskutieren kann, ohne es auf eine pathologische Schiene zu heben... tz.
Ich möchte es gern PHILOSOPHISCH angehen, ja... ? Danke!

Klar, ich wollte nur darauf hinaus, dass dies gewöhnlich getan wird, von Seiten derer die pro Determinismus argumentieren.
Dein Beispiel kann ich nicht beantworten, weil ich Dich nicht kenne.
Aber nehmen wir etwas weniger spektakuläres: Du stehst im Laden vor zwei Pullovern, bei denen auch jemand, der Dich gut kennt, sagen würde: im Prinzip ist es egal, welchen du kaufst.
Meinst Du echt, daß Du exakt zwei völlig gleiche Möglichkeiten vor Dir hast? Oder ist es durch irgendwelche Winzigkeiten nicht doch determiniert, wie Du Dich entscheidest?

Aber klar, durch meinen Geschmack, nur würde ich das nie und nimmer als Determinismus bezeichnen, wieso denn?
Zwischen den blinden Zufall oder die Willkür und harten Determinismus passt doch im Zweifel eine ganze Welt.

Zitat:
MSS sagt ja letztlich, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist, hat eine Menge Gründe, die sich mehr oder weniger subtil hemmen und addieren, aber, unter uns, hast Du das nicht auch vorher schon geahnt?

Sicher, aber in der Vehemenz hat es so noch niemand gesagt - also daß mir darob jegliche individuelle Handlungsfreiheit abhanden kommt.
Und das ist der Unterschied.

Das würde ich nach wie vor unter den groben Unfug einreichen.
Zitat:
Ja, Argumente. Dann sage ich, dass mich diese und jene Gründe überzeugt haben und ich aufgrund dessen nun meine Meinung revidiere. Aber was ist daran noch deterministisch, außer der gehaltlosen Spekulation, dass es genau so kommen musste?
Na das Ergebnis, daß es so kommt... !
Irgendein Ergebnis kommt immer heraus, was es heute zum Abendbrot gibt, hängt davon ab, was der Kühlschrank hergibt, wenn ich das partout nicht möchte, gibt es Pizza, aber zur Hölle ist daran determiniert, das ist doch ganz normaler Alltag.

Zitat:
Praktischerweise.
Aber wie erlebest Du denn Dein Gehirn jetzt gerade?
Ich meines zum Beispiel gerade gar nicht.

Eben. Und was willst Du mir damit sagen?

Dass man auch sein Hirn in dieser Weise nicht zurückgreifen kann.
Wieso wird nicht mit dem gleichen Recht gesagt, dass der Wunsch zu essen, vom Telefonat mit der Freundin, der Bauchspeicheldrüse oder der Fernsehwerbung abhängt.

Naja, alles, worum es mir hier geht, ist ja auch der Widerspruch von "der konsequente Determinismus erscheint mir zwingend logisch" und "die Implikationen für mein Ego gefallen mir nicht.

Völlig einverstanden, welche Implikationen hat es denn für Dein Ego.
Ich lebe nach dieser Nachricht – mit der ich mich durch andere Kanäle auch schon beschäftigt habe – weiter wie vorher.
Früher hatte ich Appetit auf Pizza und dachte: „Oh, jetzt ’ne Pizza“, heute soll ich denken: „Oh, ich bin jetzt determiniert Pizza essen zu wollen“?

Zitat:
Da sind andere Denker (toll)kühner, aber damit immunisiert sich MSS gegen jede Art der Kritik.

„Andere führen präzise Aufzeichnungen? Oder was meinst Du? Ich bin neugierig.“

Sie behaupten die Sprache der ersten Person sei vollständig in jene der dritten zu übersetzen, also Subjekterleben sei ganz zu objektivieren.
Wolf Singer, ein Hirnforscher steht dafür und benutzt wie MSS die Beispiele von pathologischen Zuständen, um das zu verdeutlichen. Nur, ist eben nicht jeder davon angetrieben.
Daniel Dennett, ein Philosoph, steht ebenfalls dafür.

Und ja, hier ist eine gewisse Kritikimmunität drin, systemimmanent. Aber das trifft genau so auch auf das Gegenteil, den Indeterminismus, zu.

Einen totalen Indeterminismus wird auch kaum jemand ernsthaft behaupten.


Deine Geschichte mit dem grünen Gummibärchen sticht insofern nicht, als daß wir alle in unserem täglichen Erleben auf einer deterministischen Denkweise aufbauen, diese also Bestandteil aller unserer Erlebnisse ist, was man von einer grünen-Männchen-Denke nicht sagen kann.

Vom Hirn, was uns fernsteuert gehen wir in unserem täglichen Erleben aber wie gesagt auch nicht aus.


Determinismus ist ja keine Kraft, es ist ein Naturgesetz.

Inwiefern?

Insofern nicht mit dem Glauben vereinbar.
Jeder von uns baut drauf - aber die konsequente Variante lehnen die meisten ab, weil es ihr Ego beleidigt.
Ist das nicht auch eine Form von Kritikimmunität?

Man müsste dann zeigen können, dass eine Veränderung aufgrund der besseren Gründe ganz und gar bestimmten Hirnzuständen entsprechen und obendrein, wie und warum mich manche Gründe überzeugen und andere nicht.
Das ist das philosophische Geschäft, der Rest ist pure Spekulation.


Bei all diesen Entwürfen, die man um beliebig viele andere ergänzen könnte, stellt sich irgendwann die Frage: Ja und? Mag es so sein, oder auch nicht, was hat es mit dem Leben was ich führe zu tun?

Hier: "wende den Determinismus nicht nur in der Kaufhalle, beim Job und der Kindererziehung an, sondern konsequent auf alles."

Und damit landet man beim lieben Gott oder beim Karma, oder wo man will.
Aber was ändert es wenn ich annehme, dass ich gleich spazieren gehe, weil mein Hirn das will, oder die Summe aller Umstände mit denen ich absurderweise nichts zu tun habe, obwohl sie mich zu motivieren in der Lage sind.

Zitat:
Nun wieder zu MSS. Was ändert es eigentlich, wenn Du weißt, dass Dein Wille unfrei ist?
Liebst Du Deine Kinder weniger? Wirst Du Deine Hobbies ändern? Schmeckt Dir Dein Lieblingswein nun nicht mehr, oder ändert sich Dein Musikgeschmack?
Was ändert sich überhaupt, in der Folge dieser doch reichlich unerhörten Erkenntnis?

Bei mir nichts, denn ich bin so geprägt, daß ich aus rein praktischen Gründen nicht von der Idee lassen kann und will, daß ich frei handeln und Verantwortung übernehmen kann.

Das habe ich jetzt nicht verstanden. Das heißt, wir sind alle determiniert und unfrei, außer denen, die sich anders entscheiden?

Aber ich denke, wenn man den lebenspraktischen Bereich mal abtrennt und wir uns mal trefflich philosophierend über die Folgen unterhalten würden, käme da vielleicht Erstaunliches dabei rum.


Nö, weil die Philosophie von der Lebenspraxis abzutrennen eine philosophiosche Todsünde ist. Das Ergebnis wäre reine Metaphysik, die „die Welt verliert“.

Willst Du mitmachen... ?


Ich bin für jede Schweinerei zu haben, weil ich selbst ein krudes Weltbild habe, nur sollte man sich bewusst sein, dass man den Rahmen der Philosophie dann u.U. verlässt.


Zitat:
Was ist für Dich neu an dieser Erkenntnis?

Daß es so konsequent angewendet am menschlichen Ego kratzt. Was ich hier auch so erlebe.

Aufgrund privater Bessenheit kratze ich ganz gerne an der Idee des Ego, aber lieber auf em Boden von Systemen, bei denen das auch eine praktische Relevanz nach sich zieht.
So betrachtet, bleibt es eben purer Glaube, ich kann mir vorstellen, das alles mein Ego macht, es aber auch lassen, unterm Strich ändert es nichts.
Das ist doch gänzlich unbefriedigend.
Wenn Du heute Abend Streit mit Deinem Mann bekommst, weil der sich unmöglich benimmt, was hilft Dir da der Gedanke, dass diese Anschauung nur determiniert ist.
Wenn es Dir hilft gelassener zu sein, prima, dann ist das Dein Weg Dich dem Thema zu nähern, meiner Meinung nach gäbe es profundere Ansätze.
[quoite]Zitat:
Die könnte man durch Reize von außen dauerhaft stimulieren, das ist eine simple Frage der Technik.

Hua, permanente Gehirnwäsche, nein danke.[/quote]

Wie könntest Du – philosophisch betrachtet – ausschließen, dass nicht genau das jetzt der Fall ist? Kennst Du Putnam und das Gehirn im Tank/brain in a vat Gedankenexperiment?
Könnte nicht, so der Inhalt, alles was Du erlebst letztlich darauf beruhen, dass Du ein Hirn im Tank in einer Nährlösung bist, dem das Vorhandensein der Welt per Supercomputer suggeriert wird?
Eigentlich dieselbe Thematik.

Zitat:
Gute Frage. Weil man das Gehirn auch veralbern kann.
Soll heißen, dass wenn ich sage, ich wäre gestern mit Jesus im Schwimmbad gewesen, Du vermutlich denkst, dass ich einen an der Waffel habe. Netterweise würdest Du das vielleicht von Fachleuten abklären lassen, aber gerade bei psychotischen Zuständen kommt man in eine eigenartige Situation. Das was Menschen im Zustand der akuten Psychose erleben, ist für sie tatsächlich real – und wahr, ebenfalls für sie.
Wir erdreisten uns aber dennoch vom Wahn zu reden und zwar vor dem Hintergrund einer (unausgesprochen) postulierten Normalität, die sich an dem ausrichtet, was die Mehrheit an Wahrnehmungen hat.
Es gibt, mit anderen Worten, einen gravierenden – und begründeten – Bruch zwischen pathologischen und normalen Zuständen, weshalb man von jenen auch nicht unbedingt auf diese schließen sollte, wie MSS es tut.

Aua, das ist hart. Und frech.

Frech ist eher so zu tun, als sei da keine Lücke, wenn man es näher durchdenkt.

Zitat:
Was ist die biologische Basis?
Abgespeichert hat unser Gehirn doch alles was wir erleben.
Mithin ist alles Biologie und wenn alles Biologie ist, erlischt die erklärenden Kraft, die sich aus Unterschieden nährt.
Der Eindruck den ein bestimmtes gemaltes Kunstwerk auf Dich macht, ist doch dann auch nur Biologie.

Ja, aber ohne Hirnströme kein Denken. Ohne Sauerstoff Hirntod - biologische Basis für alles kaputt.

Also ist unser Dasein nicht vom Hirn determiniert, sondern auch von der Erdatmosphäre und ihrer Zusammensetzung, vom Blutzuckerspiegel, von der Außentemperatur und von all den Gleichgewichtssystemen in und um uns die man so findet.
Philosophisch allerdings eher von Sprachspielen und eingeübten sozialen Praktiken, denn ein genetisches Geniehirn, aufgezogen von wilden Tieren, wird uns Dumpfbacken nicht mal annähernd beikommen können.
Weite Teile des Gedächtnisses beruhen auf sozialer Tradierung, das heißt vom der Umgebung in die das Hirn von Beginn ein geboren wird.

Zitat:
Alles und nichts sind ja hier gleichbedeutend.
Die wissenschaftliche/philosophische Lösung läge im „einiges“.

Die Wahrscheinlichkeit spricht aber deutlich mehr für "alles" als für "nichts".

Mag sein, Philosophie ist aber keine Wahrscheinlichkeitsrechnung.


Zum Beispiel deswegen, weil die Zahl der Abtworten auf offene menschliche (Alltags)fragen ständig steigt.

Ist doch im Grunde ein gutes Argument gegen den Determinismus.

Wir erleben also alle ständig, wie wir den Determinismus anwenden, nämlich indem wir auf Fragen nach dem Warum nach Gesetzmäßigkeiten und Antworten suchen.

Und keine finden.
Welche Gesetzmäßigkeit sagt mir denn, warum der gute Freund mit 39 Krebs bekommt, oder warum ich im Angesicht einer Welt die sicher vergehen wird, überhaupt aktiv werden sollte oder was man da sonst noch so an Warum-Fragen im Köcher hat.

Zitat:
Ganz und gar nicht, Popper ist durchdrungen von der Idee der Vorläufigkeit, von der Idee der Evolution, sogar von Theorien.
Er sagt, was immer wir Wissen, morgen wird es weggeblasen sein und das beste was wir tun können, ist, mutig zu formulieren, damit große Teile, statt kleiner Happen, widerlegt werden können.
Popper ist ein kritischer, also skeptischer Rationalist.

Klingt nett und verworren, ist aber absolut nicht alltagstauglich.
Was nutzt eine Philosophie, die nicht alltagstauglich ist?

Na das sagte ich doch.
Poppers Ansatz ist allerdings alltagstauglich, wenn man wissenschaftliches Arbeiten als Alltags akzeptieren will (was man nicht muss).
Popper sagt aber einfach, dass wir die beste Theorie nehmen, bis sie wiederlegt ist.

Zitat:
Okay, streichen wir die Polemik, aber der Selbstwiderspruch bleibt.
Wie sollte ich jemanden überzeugen, der es ohnehin (nicht) sein wird.
All unser Tun wäre leeres Tun.

Überzeugt sind wir alle, von irgendwas Bestimmtem.
Warum manche Menschen offen für anderer Leute Argumente sind und andere nicht, weiß ich leider auch nicht.

Weil es ihnen leichter fällt, so durchs Leben zu kommen, ist meine Vermutung.
Man folgt bestimmten Gedanken, solang sie einem die Welt in der man lebt, gut erklären, tun sie das nicht mehr verwirft man diese Gedanken.
Natürlich nicht so konsequent, weil man ansonsten seine Einstellung zu oft ändern müsste.
Ist man dazu aber konsequent in der Lage, wird die Frage nach dem Ich/Ego wieder relevant.
Zitat:
Determinismus ist doch nicht, wenn wir selbst Bedingungen schaffen.

Natürlich! Wir agieren aufgrund vorhandener und schaffen neue Bedingungen für Kommendes. Und zwar ständig, beides.
Karma (Gewohnheiten) und Kreativität würden das besser erklären.

Zitat:
Wenn ich die Meinung x zu einem Thema habe und darauf hin ein Buch drüber lese und meine Meinung revidiere – also dazugelernt habe – dann ist das doch, zumindest nach meinem Verständnis, das absolute Gegenteil vom Determinismus.

Warum? Logisch ist, daß jemand, der offen für Argumente ist und neues Futter bekommt, diese auch in seine vorhadnenen Memplexe einbaut. Also dazu lernt, ggf auch seine Meinung ändert.

Jo, in gewisser Weise ist das logisch, nur den Determinismus kann ich dabei nicht finden.
Damit wir nicht um den heißen Brei kreisen, denn ich habe das Gefühl, dass wir in der Sache weniger getrennt sind und dem Kind nur einen anderen Namen geben: Wie deifniert Schmidt-Salomon denn Determinismus?

Zitat:
Eben, das ist es was als Rückzug bleibt, die Unangreifbarkeit der These.
Es musste so kommen, wer es anders sieht beweist sie.
Hier ist das noch alles nett und harmlos, aber man kann die These auch beliebig anders füllen.
Wenn ein Mann behauptet, dass Frauen prinzipiell unfähig sind komplexe Gedanken zu erfassen, und Du sagst, dass Du das nicht findest, könnte ein Mann folgern: Naja, da sieht man es ja wieder.

Dennoch danke, dass Du Dich auf diese Gedanken eingelassen hast.

Naja, das obige Beispiel ist leicht empirisch widerlegbar. Das macht es in dem Fall einfacher...

Na juut, aber so gut wie jeder unschöne –ismus baut auf der prinzipiellen Unwiderlegbarkeit seines Theoriengebäudes. Da sind dann eben Christen, Männer, Arier oder wer auch immer die besseren Menschen und wer’s nicht einsieht belegt damit die These.
Dass das in einer harmlosen Verpackung bei MSS daherkommt ändert nichts an der prinzipiellen Brisanz der These, dass bekommt dann ein anderes Gewicht, als harmlose Kränkungen bezüglich des eigenen Ego.
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

1. Hier blöderweise gar nicht. Man kann aber auch das Gegenteil - Willensfreiheit - nicht beweisen.
....

So ist es! Weshalb I. KANT auch seine 3. Antinomie wie folgt formuliert hatte:
"Es gibt neben Kausalität noch Freiheit und es geschieht alles nach Naturgesetzen."

Möglicherweise hatte A. SCHOPENHAUER in diesem Zusammenhang was Wahres erkannt, als er seinerseits formulierte:
"Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will."
(Und ich möchte hinzufügen: Daß er will!)
Es war Albert EINSTEIN, der sich hier gerne auf SCHOPENHAUER berief - und dabei betonte, daß er an Freiheit im philosophischen Sinne keineswegs glaube, da jeder Mensch nicht nur unter äußerem Zwang, sondern auch gemäß innerer Notwendigkeit handele.
Ich selbst spreche hier gerne von einer relativen/relationalen Freiheit und versuche, mir diese an einem Beispiel zu verdeutlichen, das nichts mit einem philosophischen Beweis zu tun hat !!!:
Wenn ich sehr großen Durst habe, muß ich trinken, um nicht zu verdursten - habe aber bezüglich der Wahl des Getränks eine gewisse Freiheit der Wahl. Und ich kann mich sogar entscheiden, ob ich verdursten will - oder nicht! Möglicherweise hängt diese Entscheidung irgendwie von der Antwort auf Frage nach dem Sinn des Lebens ab...(was aber ein weiteres sehr weites philosophisches Feld ist).
Der blaue moebius
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Ich habe MSS nicht gelesen, kann aber den absoluten Determinismus schon nachvollziehen. Aber eben auch den freien Willen.
Beides zusammen geht aber nicht...;)

Man kann doch durchaus sagen, daß sich auch der freie Wille, auf Grund der natürlichen Gesetzlichkeiten, deterministisch entwickelt hat.
Nein, weil sich "so und nicht anders aufgrund der Voraussetzungen" und "aus freien Stücken" gegenseitig ausschließen.

Wenn ich z.B., nach meinen freien Willen, vielleicht sogar mehrmals versuche irgendwas zu tun, und es will und will einfach nicht klappen,
so werde ich sehr wahrscheinlich deterministisch enttäuscht sein. Klappt es aber doch, werde ich dann deterministisch Freude empfinden können.
Weil man aber deterministisch im vorhinein nicht sicher sein kann, wie es ausgeht, bestätigt das doch irgendwie den determistischen freien Willen. Oder?
Stimmt, aber wie es ausgeht, ist von den Vorbedingungen abhängig. Und das kannste mit Deinem freien Willen nicht beeinflussen.

Wenn es nur den freien Willen gäbe und nicht die Vorherbestimmung, dann müßte doch jedes Vorhaben gelingen. Andererseits, wenn es nur die absolute Vorherbestimmung gäbe und überhaupt keinen freien Willen, dann würde sich Entäuschung und Freude erübrigen. Das wäre dann ganz was Neues, abseits der Vorherbestimmung.:D

Ich denke, daß das eine das andere nicht auschließt.
Das ist es eben, was mir auch nicht gefällt...:)!
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

So ist es! Weshalb I. KANT auch seine 3. Antinomie wie folgt formuliert hatte:
"Es gibt neben Kausalität noch Freiheit und es geschieht alles nach Naturgesetzen."

Und wir wollen nicht vergessen, dass Kant dieser Freiheit ein erhebliches Gewicht gegeben hat.
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Beides zusammen geht aber nicht...;)


Nein, weil sich "so und nicht anders aufgrund der Voraussetzungen" und "aus freien Stücken" gegenseitig ausschließen.
Warum geht beides nicht zusammen und warum muß sich das unbedingt ausschließen? Kannst du das vielleicht an einem Beispiel erläutern?


Stimmt, aber wie es ausgeht, ist von den Vorbedingungen abhängig. Und das kannste mit Deinem freien Willen nicht beeinflussen.
Richtig! Das habe ich aber auch nicht behauptet. Aber nochmals etwas anders. Wenn ich mir willentlich irgendwas vornehme und es klappt nicht, dann könnte man Fragen: Warum klappt es nicht? Die Antwort wäre: Weil es dem vorhergestimmten Geschehen nicht entspricht! Würde es klappen, dann schon.
Das vorher - freie willentliche Vorhaben, für das man sich frei entschieden hat, bleibt aber erhalten. Wie es ausgeht, ob es so läuft wie wir uns das vorgestellt haben oder nicht, ist nicht gesichert, und zwar deswegen, weil wir eben den vorherbestimmten Ausgang - nicht wissen. Wenn wir all das determinierte zukünftige Geschehen vorher schon wissen würden, dann wäre der freie Wille tatsächlich nebensächlich, wenn wir überhaupt noch einen hätten - als inspirationslose Marionetten.

Das ist es eben, was mir auch nicht gefällt...:)!
Ja das glaube ich Dir aufs Wort.:)
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Aber klar, durch meinen Geschmack, nur würde ich das nie und nimmer als Determinismus bezeichnen, wieso denn?
Weil Geschmack selbstverständlich auch geprägt (=determiniert) ist!

Zwischen den blinden Zufall oder die Willkür und harten Determinismus passt doch im Zweifel eine ganze Welt.
Ja, laß uns mal rausarbeiten, wie das paßt...:)

Irgendein Ergebnis kommt immer heraus, was es heute zum Abendbrot gibt, hängt davon ab, was der Kühlschrank hergibt, wenn ich das partout nicht möchte, gibt es Pizza, aber zur Hölle ist daran determiniert, das ist doch ganz normaler Alltag.
:D
Du sagst es und beschreibst grad selbst, wie ein Teil davon determiniert ist... ich sagte ja: Determinismus ist die Erfahrung, die wir täglich machen.

Dass man auch sein Hirn in dieser Weise nicht zurückgreifen kann.
Wieso wird nicht mit dem gleichen Recht gesagt, dass der Wunsch zu essen, vom Telefonat mit der Freundin, der Bauchspeicheldrüse oder der Fernsehwerbung abhängt.
Ich seh da keinen Widerspruch, da ich alles, vom Hirn übers Telefonat und die Drüse, als Faktoren subsummiere, die letztendlich determinieren, was und wann wir essen.
Wieder: die Erfahrung lehrt, es läuft deterministisch ab.

Völlig einverstanden, welche Implikationen hat es denn für Dein Ego.
Ich lebe nach dieser Nachricht – mit der ich mich durch andere Kanäle auch schon beschäftigt habe – weiter wie vorher.
Früher hatte ich Appetit auf Pizza und dachte: „Oh, jetzt ’ne Pizza“, heute soll ich denken: „Oh, ich bin jetzt determiniert Pizza essen zu wollen“?
Ich glaube wie gesagt kaum, daß es UNS noch ändert, wegen der praktischen Implikationen. Wir müßten völlig neu anfangen zu denken und zu fühlen - schafft in unserem hohen Alter (?) kein Mensch mehr.

Würden wir mit ner anderen Denke groß werden, wäre es sicher anders.

Sie behaupten die Sprache der ersten Person sei vollständig in jene der dritten zu übersetzen, also Subjekterleben sei ganz zu objektivieren.
Wolf Singer, ein Hirnforscher steht dafür und benutzt wie MSS die Beispiele von pathologischen Zuständen, um das zu verdeutlichen. Nur, ist eben nicht jeder davon angetrieben.
Daniel Dennett, ein Philosoph, steht ebenfalls dafür.
Versteh ich nicht, bitte nochmal anders.

Einen totalen Indeterminismus wird auch kaum jemand ernsthaft behaupten.
Richtig, weil er an unserem Alltagserleben völlig vorbei geht.
Nicht so der Determinismus...

Vom Hirn, was uns fernsteuert gehen wir in unserem täglichen Erleben aber wie gesagt auch nicht aus.
Ich würde es auch nicht aufs Hirn reduzieren, sondern auf "die Summe der Umstände".

Ich glaube, es ist wichtig, zwischen "determiniert" und "vorherbestimmt im religiösen Sinne" zu unterscheiden.
Letzteres setzt eine Macht voraus, einen bewußten Akteur, der vorausdenkt und plant. Ersteres nicht.

Man müsste dann zeigen können, dass eine Veränderung aufgrund der besseren Gründe ganz und gar bestimmten Hirnzuständen entsprechen und obendrein, wie und warum mich manche Gründe überzeugen und andere nicht.
Das ist das philosophische Geschäft, der Rest ist pure Spekulation.
Das macht das Thema so schwierig.

Und damit landet man beim lieben Gott oder beim Karma, oder wo man will.
Nein, eben nicht!
Beim lieben Gott landet man, wenn man eine höhere Macht annimmt, die alles bewußt lenkt.
Das nimmt man ja beim freien Fall auch nicht an.
Determinismus ist ja nichts, was "irgendwer lenkt", sondern eine Regel, Methode, die funktioniert wie der freie Fall. Gesetzmäßig.

Aber was ändert es wenn ich annehme, dass ich gleich spazieren gehe, weil mein Hirn das will, oder die Summe aller Umstände mit denen ich absurderweise nichts zu tun habe, obwohl sie mich zu motivieren in der Lage sind.
Praktisch nichts.
Was es ändern würde, sein Denken dieser Art anzupassen, weiß ich nicht.

Das habe ich jetzt nicht verstanden. Das heißt, wir sind alle determiniert und unfrei, außer denen, die sich anders entscheiden?
Nein, soll heißen: wir können uns rein praktisch nicht mehr auf diese Denke einlassen. Wir können das nur von außen, theoretisch tun. Faktisch sind wir unfrei, haben aber unser ganzes Leben damit verbracht zu denken, daß wir es nicht sind. Und die Umstellung in diesem grundlegenden Denken geht nicht, meine ich...(?).
Nö, weil die Philosophie von der Lebenspraxis abzutrennen eine philosophiosche Todsünde ist. Das Ergebnis wäre reine Metaphysik, die „die Welt verliert“.
Spielverderber...;)
Letztendlich tun Exegeten und viele theoretisch gefangene Atheisten auch nichts anderes. Auch MSS nicht in seinem "Manifest des Evolutionären Humanismus".

Ich bin für jede Schweinerei zu haben, weil ich selbst ein krudes Weltbild habe, nur sollte man sich bewusst sein, dass man den Rahmen der Philosophie dann u.U. verlässt.
Laß mich mal Dein "krudes Weltbild" kennenlernen.

Aufgrund privater Bessenheit kratze ich ganz gerne an der Idee des Ego, aber lieber auf em Boden von Systemen, bei denen das auch eine praktische Relevanz nach sich zieht.
So betrachtet, bleibt es eben purer Glaube, ich kann mir vorstellen, das alles mein Ego macht, es aber auch lassen, unterm Strich ändert es nichts.
Das ist doch gänzlich unbefriedigend.
Naja, man ginge evtl doch anders ran, wenn man annimmt, daß seine Reizbarkeit zurückzuführen ist auf xy und er erstmal nichts wirklich dafür kann. Und dann setzt man sich damit anders auseinander. Man hat erstmal Verständnis und hält eine Analyse des ganzen für besser als Ärger und Schuldzuweisung, finde ich.

Nimm mal kleine Kinder: das Verständnis von "sie sind doch noch klein" bringt einen viel schneller von der Palme als wenn dasselbe Fehlverhalten von einem Erwachsenen käme.

Wie könntest Du – philosophisch betrachtet – ausschließen, dass nicht genau das jetzt der Fall ist? Kennst Du Putnam und das Gehirn im Tank/brain in a vat Gedankenexperiment?
Sowas wie Matrix?
Nicht auszuschließen, aber wieder zu wenig praxisrelevant.

Also ist unser Dasein nicht vom Hirn determiniert, sondern auch von der Erdatmosphäre und ihrer Zusammensetzung, vom Blutzuckerspiegel, von der Außentemperatur und von all den Gleichgewichtssystemen in und um uns die man so findet.
Ganz genau...:)
Und eben von der sozialen Tradierung.

Die Summe aus allem sind dann wir.

Mag sein, Philosophie ist aber keine Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Oh, schon.
AUCH.

Ist doch im Grunde ein gutes Argument gegen den Determinismus.
Wieso das denn?

Und keine finden.
Welche Gesetzmäßigkeit sagt mir denn, warum der gute Freund mit 39 Krebs bekommt, oder warum ich im Angesicht einer Welt die sicher vergehen wird, überhaupt aktiv werden sollte oder was man da sonst noch so an Warum-Fragen im Köcher hat.
Okay, ich hätte schreiben sollen: "auf nicht-philosophische Fragen beschränkt", das schließt letzteres aus. Und das mit dem Freund hat ganz sicher biologische Ursachen.

Na das sagte ich doch.
Poppers Ansatz ist allerdings alltagstauglich, wenn man wissenschaftliches Arbeiten als Alltags akzeptieren will (was man nicht muss).
Popper sagt aber einfach, dass wir die beste Theorie nehmen, bis sie wiederlegt ist.
Der Determinismus ist nicht wiederlegt...:D

Weil es ihnen leichter fällt, so durchs Leben zu kommen, ist meine Vermutung.
Also unbewußtes Selbstschutzverhalten?

Jo, in gewisser Weise ist das logisch, nur den Determinismus kann ich dabei nicht finden.
Damit wir nicht um den heißen Brei kreisen, denn ich habe das Gefühl, dass wir in der Sache weniger getrennt sind und dem Kind nur einen anderen Namen geben: Wie deifniert Schmidt-Salomon denn Determinismus?
Im Prinzip ist es die Idee, daß man "theoretisch" für alles und jedes eine Ursache finden könnte. Alles ist aufgrund der Gegebenheiten so, wie es heute ist. Und es schafft damit auch wieder neue Gegebenheiten. Ein immerwährendes Spiel von Ursache und Wirkung - so verstehe ich das.

Na juut, aber so gut wie jeder unschöne –ismus baut auf der prinzipiellen Unwiderlegbarkeit seines Theoriengebäudes. Da sind dann eben Christen, Männer, Arier oder wer auch immer die besseren Menschen und wer’s nicht einsieht belegt damit die These.
Damit reicht ein einziger abtrünniger Christ, Arier, Mann zur Widerlegung...
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Warum geht beides nicht zusammen und warum muß sich das unbedingt ausschließen? Kannst du das vielleicht an einem Beispiel erläutern?
Hm...

Nehmen wir das Beispiel von Pirroge mit dem Mann, mit dem ich heute Abend streite.
Wenn ich davon ausgehe, daß er sich ohne jede Vorbedingung mit mir streitet und sich daneben benimmt, würde ich das sehr strange finden (so jemand wäre nicht mein Mann).
Wenn ich aber davon ausgehe, daß es unschöne, aber nachvollziehbare Ursachen hat, dann übe ich mich in Nachsicht, versuche rauszufinden, was ihm quer liegt und kann ganz anders mit ihm reden.
Er hat sich also nicht aus freiem Willen daneben benommen, sondern weil es bestimmte Ursachen hatte.

Aber nochmals etwas anders. Wenn ich mir willentlich irgendwas vornehme und es klappt nicht, dann könnte man Fragen: Warum klappt es nicht? Die Antwort wäre: Weil es dem vorhergestimmten Geschehen nicht entspricht! Würde es klappen, dann schon.
Bitte nicht "vorherbestimmt" im religiösen Sinne mit "determiniert" gleichsetzen!
Vorherbestimmen und uns weitsichtig planen und lenken ist nicht gemeint.

Es ist gemeint, daß jeder Zustand, jede Handlung ein bestimmtes Konglomerat von Ursachen hat, was dazu führt, daß etwas GENAU so und nicht anders passiert.

Heißt: wenn ich bar jeder Ahnung von Physik einen physikalischen Versuch unternehme, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, daß es nicht klappt.

Und ich suche nach den Ursachen. Denn die determinieren mein Scheitern.

Ja das glaube ich Dir aufs Wort.:)
:)
 
AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Hm...

]Nehmen wir das Beispiel von Pirroge mit dem Mann, mit dem ich heute Abend streite.
Wenn ich davon ausgehe, daß er sich ohne jede Vorbedingung mit mir streitet und sich daneben benimmt, würde ich das sehr strange finden (so jemand wäre nicht mein Mann).
Wenn ich aber davon ausgehe, daß es unschöne, aber nachvollziehbare Ursachen hat, dann übe ich mich in Nachsicht, versuche rauszufinden, was ihm quer liegt und kann ganz anders mit ihm reden.
Er hat sich also nicht aus freiem Willen daneben benommen, sondern weil es bestimmte Ursachen hatte.
Ja und Du hast Dich jetzt abwägend, wegen der verschieden Gedanken die Du Dir gemacht hast, frei entschieden das Du mit ihm reden möchtest. Das hat natürlich eine Ursache in Deiner Vergangeheit. Aber jetzt hast Du Deinen freien Willen doch gebraucht. Oder?

Bitte nicht "vorherbestimmt" im religiösen Sinne mit "determiniert" gleichsetzen!
Wollte ich auch nicht machen. Ich meinte schon das Vorherbestimmtsein durch Naturgesetzte.

Vorherbestimmen und uns weitsichtig planen und lenken ist nicht gemeint.

Es ist gemeint, daß jeder Zustand, jede Handlung ein bestimmtes Konglomerat von Ursachen hat, was dazu führt, daß etwas GENAU so und nicht anders passiert.
Ja das ist schon klar, aber jede Handlung eines Individuums bedarf in der Regel - vorher - eines freien willentlichen Entschlußes. Wie alles ausgehen könnte, hatten wir ja schon.


Heißt: wenn ich bar jeder Ahnung von Physik einen physikalischen Versuch unternehme, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, daß es nicht klappt.

Und ich suche nach den Ursachen. Denn die determinieren mein Scheitern.
Ja klar, wenn ich bar jeder Ahnung etwas mache, werde ich sehr wahrscheinlich scheitern. Die Ursache sollte dann eigentlich auch klar sein.
 
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AW: Michael Schmidt-Salomon: "Jenseits von gut und böse"

Zitat von Pirroge
Aber klar, durch meinen Geschmack, nur würde ich das nie und nimmer als Determinismus bezeichnen, wieso denn?

Weil Geschmack selbstverständlich auch geprägt (=determiniert) ist!

Wir müssen erst klären was determiniert bedeuten soll, sonst wird das ein sinnloses Wortgeplänkel.

Zwischen den blinden Zufall oder die Willkür und harten Determinismus passt doch im Zweifel eine ganze Welt.

Ja, laß uns mal rausarbeiten, wie das paßt...

Na durch das, was wir im Alltag tun.
Wir gehen eben nicht von einer determinierten Welt aus, und nicht von absolutem Zufall.

Zitat:
Irgendein Ergebnis kommt immer heraus, was es heute zum Abendbrot gibt, hängt davon ab, was der Kühlschrank hergibt, wenn ich das partout nicht möchte, gibt es Pizza, aber zur Hölle ist daran determiniert, das ist doch ganz normaler Alltag.

Du sagst es und beschreibst grad selbst, wie ein Teil davon determiniert ist... ich sagte ja: Determinismus ist die Erfahrung, die wir täglich machen.

Du glaubst also, dass wir uns hier treffen mussten?
Dass es Pizza nur gibt, weil damit ich mich heute abend – die Pizza hat gewonnen – für sie entscheiden konnte? Was ist mit radioaktivem Zerfall, spontaner Entstehung von Teilchen im Vakuum und den Lottozahlen, alles Determination?
Ich sage ja nicht, das nichts determiniert ist, ich sage nur, es ist lange nicht alles determiniert und man entscheidet ganz selbstverständlich im Alltag darüber, auf was man Einfluss hat und auf was nicht.
Ich vertrete hier also ein solide Durchschnittlichkeit.
Dass man auch sein Hirn in dieser Weise nicht zurückgreifen kann.
Wieso wird nicht mit dem gleichen Recht gesagt, dass der Wunsch zu essen, vom Telefonat mit der Freundin, der Bauchspeicheldrüse oder der Fernsehwerbung abhängt.

Ich seh da keinen Widerspruch, da ich alles, vom Hirn übers Telefonat und die Drüse, als Faktoren subsummiere, die letztendlich determinieren, was und wann wir essen.
Wieder: die Erfahrung lehrt, es läuft deterministisch ab.

Also bist Du Esoterikerin. Die Welt als Sinnganzes?

Völlig einverstanden, welche Implikationen hat es denn für Dein Ego.
Ich lebe nach dieser Nachricht – mit der ich mich durch andere Kanäle auch schon beschäftigt habe – weiter wie vorher.
Früher hatte ich Appetit auf Pizza und dachte: „Oh, jetzt ’ne Pizza“, heute soll ich denken: „Oh, ich bin jetzt determiniert Pizza essen zu wollen“?

Ich glaube wie gesagt kaum, daß es UNS noch ändert, wegen der praktischen Implikationen. Wir müßten völlig neu anfangen zu denken und zu fühlen - schafft in unserem hohen Alter (?) kein Mensch mehr.

Würden wir mit ner anderen Denke groß werden, wäre es sicher anders.

Mich würde hier immer noch interessieren, was es, Deiner Meinung nach, für Implikationen hätte.

Sie behaupten die Sprache der ersten Person sei vollständig in jene der dritten zu übersetzen, also Subjekterleben sei ganz zu objektivieren.
Wolf Singer, ein Hirnforscher steht dafür und benutzt wie MSS die Beispiele von pathologischen Zuständen, um das zu verdeutlichen. Nur, ist eben nicht jeder davon angetrieben.
Daniel Dennett, ein Philosoph, steht ebenfalls dafür.
Versteh ich nicht, bitte nochmal anders.

Wenn man sagt, alles Weltgeschehen sei im Grunde genommen nur eine Abfolge physikalischer (oder biologischer) Zustände, kennt man die, kennt man den Inhalt, dann sollte es möglich sein, dass Denken, Fühlen und Empfinden eines Menschen zu objektivieren, aus dem Ich ein Es zu machen, die Sprache des Subjekts in die Sprache des Objekts zu übersetzen, ohne dass ein unübersetzbarer Rest entstünde.
Mehr noch, die objektivierte Sprache der dritten Person, des Es, wäre im Grunde viel genauer als die lediglich defizitäre Sprache der ersten Person, des Ich, des Subjekts.
Dass genau das der Fall ist, behaupten Protagonisten wie Wolf Singer oder Dan Dennett, freilich ohne bisher den Nachweis zu liefern.

Einen totalen Indeterminismus wird auch kaum jemand ernsthaft behaupten.

Richtig, weil er an unserem Alltagserleben völlig vorbei geht.
Nicht so der Determinismus...

Du kannst natürlich an jedes Ereignis ein flottes: juch-he, genau so musste es kommen, dranhängen, auch ein: Gott hat es so gewollt schadet nicht, allein man könnte beides ersatzlos streichen und das ist es, was die Geschichte schlicht verzichtbar macht.
Dem lieben Gott hat dieser Gedankengang dereinst das Genick gebrochen, warum er nun so apart erscheint, habe ich noch nicht kapiert, vielleicht ein Vakuum.

Vom Hirn, was uns fernsteuert gehen wir in unserem täglichen Erleben aber wie gesagt auch nicht aus.

Ich würde es auch nicht aufs Hirn reduzieren, sondern auf "die Summe der Umstände".

Dagegen ist nichts einzuwenden, allerdings an Banalität auch nicht zu überbieten.
Die Summe aller Umstände sorgte dafür, dass das was ist, so kommen musste, der Beweis: Es ist so gekommen. Chapeau.

Inwiefern?

Ich glaube, es ist wichtig, zwischen "determiniert" und "vorherbestimmt im religiösen Sinne" zu unterscheiden.
Letzteres setzt eine Macht voraus, einen bewußten Akteur, der vorausdenkt und plant. Ersteres nicht.

Stimmt.
Wiki sagt uns:
Determinismus (lat. Determinare „abgrenzen“, „bestimmen“) bezeichnet die Auffassung, dass zukünftige Ereignisse durch Vorbedingungen eindeutig festgelegt sind. Die Gegenthese (Indeterminismus) vertritt, dass es überhaupt oder in einem bestimmten Bereich der Realität Ereignisse gibt, die auch hätten anders eintreten können.
In der heutigen Naturphilosophie wird üblicherweise „Determinismus“ spezifischer auf Ereignisse der Natur - oder einen bestimmten Bereich derselben - bezogen. Gestützt wird ein allgemeiner Determinismus zumeist durch die Annahme, dass strikte, nicht-probabilistische Naturgesetze über sämtliche natürlichen Prozesse regieren. Ob wiederum die besten physikalischen Theorien diese Annahme stützen, ist umstritten. Wenn geistige Zustände ebenfalls natürliche Zustände sind, scheint ein Determinismus Probleme für die Realität eines freien Willens zu erzeugen. Ob dieser Gegensatz besteht ist ebenso umstritten wie die jeweiligen Konsequenzen.
Neben dem Vorherbestimmtsein durch Naturgesetze wird über „Determinismus“ u.a. auch im Zusammenhang eines Vorherbestimmtseins durch Gott, durch psychologische oder durch geschichtliche Gesetzmäßigkeiten gesprochen.“

Es gibt in dem Buch Philosophie und Neurowissenschaften von Dieter Sturma (Hrsg.) einen lesenswerten Beitrag von einer Professorin für Philosophie, die gleichzeitig Doktorin für Physik ist, Brigitte Falkenburg, die den Beitrag Was bedeutet es determiniert zu sein? Grenzen der naturwissenschaftlichen Erklärung geschrieben hat.
In diesem arbeitet sie heraus, dass es mehrere prinzipiell unterschiedliche Ansichten darüber gibt, was denn Determinismus überhaupt bedeuten soll.
Da gibt es eindeutige Kausalbeziehungen wie bei der Anziehung von Massen, probbilistische Ereignisse, die besagten, dass etwas statistisch eintreten kann, aber nicht muss, kausale Modellierung die eine Kombniation der ersten beiden darstellt, so wie kohärente Vereinheitlichung.
Schon hier ist nicht klar, was Determinismus nun eigentlich sein soll, dass nun geistige Zustände durch physikalische hervorgerufen werden und nicht etwas umgekehrt, oder parallel ist keinesfalls ausgemachte Sache, sondern einfach ein bestimmtes Weltbild, dass bisher nicht erklären kann, was es zu können vorgibt und von nicht allzu dummen Theoretikern auch bezweifelt wird

Zitat:
Man müsste dann zeigen können, dass eine Veränderung aufgrund der besseren Gründe ganz und gar bestimmten Hirnzuständen entsprechen und obendrein, wie und warum mich manche Gründe überzeugen und andere nicht.
Das ist das philosophische Geschäft, der Rest ist pure Spekulation.

Das macht das Thema so schwierig.

Nicht die Schwierigkeit ist das Problem, sondern eher die begriffliche Unschärfe, zumindest bisher.

Zitat:
Und damit landet man beim lieben Gott oder beim Karma, oder wo man will.

Nein, eben nicht!
Beim lieben Gott landet man, wenn man eine höhere Macht annimmt, die alles bewußt lenkt.
Das nimmt man ja beim freien Fall auch nicht an.

Wenn Gott die Naturgesetze geschaffen hat, dann doch.
Wenn Du hier argumentierst, man brauche Gott aber nicht, bei den Naturgesetzen, es lassen sich auch ohne ihn brauchbare Ergebnisse erzielen, bin ich einverstanden.
Aber das Anhängsel Determinismus braucht ebenfalls kein Physiker.

Determinismus ist ja nichts, was "irgendwer lenkt", sondern eine Regel, Methode, die funktioniert wie der freie Fall. Gesetzmäßig.

Nein, der Determinismus ist keine Regel, sondern ein Postulat.
Er ist ein, ich nehme an, dass … und er beißt sich nicht mit einem ich nehme nicht an, dass … nicht, das macht ihn eben in dieser globalen Art verzichtbar.
Wenn Du behauptest, dass ein Gedankengang so zwingend zu einem Ergebnis führen muss, wie, dass ein Stift vom Tisch zu Boden fällt, behauptest Du, dass Gründe und Argumente nur physikalische Ereignisse sind.
Nur, warum überzeugt ein Gedankengang dann den einen und den anderen nicht, warum überzeugt mich etwas jetzt und in drei Jahren nicht mehr?
Wir folgen eben nicht blind einer Regel, wie ein brütendes Huhn, oder ein Meteorit, sondern wir können Regeln interpretieren und uns eben nicht dran halten, ironischerweise tun wir das eine oder andere sogar wider besseres Wissen.
Man müsste also absolute naturgesetzliche Wahrheiten finden, aber wie sehen die aus, für die Frage, ob man abtreiben sollte (und wann)? Ob Atomkraft nun gut oder schlecht ist? Ob man Ehebruch tolerieren sollte oder nicht?
Was meinst Du denn, können uns die Physiker da wohl raten?


Aber was ändert es wenn ich annehme, dass ich gleich spazieren gehe, weil mein Hirn das will, oder die Summe aller Umstände mit denen ich absurderweise nichts zu tun habe, obwohl sie mich zu motivieren in der Lage sind.

Praktisch nichts.
Was es ändern würde, sein Denken dieser Art anzupassen, weiß ich nicht.

Ich habe drüber nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, dass es absolut nichts ändert, wenn Du zu einem anderen Schluss kommst, würde mich das interessieren.

Zitat:
Das habe ich jetzt nicht verstanden. Das heißt, wir sind alle determiniert und unfrei, außer denen, die sich anders entscheiden?

Nein, soll heißen: wir können uns rein praktisch nicht mehr auf diese Denke einlassen. Wir können das nur von außen, theoretisch tun. Faktisch sind wir unfrei, haben aber unser ganzes Leben damit verbracht zu denken, daß wir es nicht sind. Und die Umstellung in diesem grundlegenden Denken geht nicht, meine ich...(?).
Wenn wir unfrei sind, können wir uns gar nicht umstellen können, andernfalls wären wir frei.
Kant, der Apostel der Aufklärung will den Menschen (in Was ist Aufklärung?) aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit führen und fordert uns auf den Mut zu haben, sich des eigenen Verstandes zu bedienen.

Ich glaube, dass die Kräfte des Verstandes insgesamt überschätzt wurden und werden und das sich hier nun ein Wandel vollzieht, aber dennoch ist das eine sehr kraftvolle Schrift die ich nicht einfach so vom Tisch wischen würde. Und das auch noch als selbsternannter Humanist.



Zitat:
Nö, weil die Philosophie von der Lebenspraxis abzutrennen eine philosophiosche Todsünde ist. Das Ergebnis wäre reine Metaphysik, die „die Welt verliert“.

Spielverderber... ;)
Letztendlich tun Exegeten und viele theoretisch gefangene Atheisten auch nichts anderes. Auch MSS nicht in seinem "Manifest des Evolutionären Humanismus".

Tun nichts anderes als was?

Ich bin für jede Schweinerei zu haben, weil ich selbst ein krudes Weltbild habe, nur sollte man sich bewusst sein, dass man den Rahmen der Philosophie dann u.U. verlässt.

Laß mich mal Dein "krudes Weltbild" kennenlernen.

Du bist ja schon dabei.
Es besteht zu einem nicht unerheblichen Teil aus deterministischen Versatzstücken, aber da ich in den letzten Jahren die Kraft philosophischer Argumentation schätzen gelernt habe, weiß ich auch, wie wichtig es ist hier sauber zu argumentieren und insofern bereiten mir Teile meines eigenen Weltbildes Kopfschmerzen.
Da ich etliche folgereichere Ansätze kenne, als den von Schmidt-Salomon, haut dieser mich eben auch nicht gerade um und ich finde ihn philosophisch entsetzlich dünn.

Zitat:
Aufgrund privater Bessenheit kratze ich ganz gerne an der Idee des Ego, aber lieber auf em Boden von Systemen, bei denen das auch eine praktische Relevanz nach sich zieht.
So betrachtet, bleibt es eben purer Glaube, ich kann mir vorstellen, das alles mein Ego macht, es aber auch lassen, unterm Strich ändert es nichts.
Das ist doch gänzlich unbefriedigend.

Naja, man ginge evtl doch anders ran, wenn man annimmt, daß seine Reizbarkeit zurückzuführen ist auf xy und er erstmal nichts wirklich dafür kann.

Wenn man nichts dafür kann, kann man aber auch nichts dran ändern.
Was diesen Gedanken denn so sexy macht, fragte der Herausgeber eines anderen Büchleins zur Diskussion um Hirnforschung und Willensfreiheit und kam zu eben jenem Schluss: Es entlastet. Ich kann ja eigentlich nichts dafür, dass ich bin, wie ich bin.
Irgendwie ist es schon wahr, man sollte erst mal akzeptieren, dass man ist, wie man ist, aber wenn man etwas ändern möchte, sollte man sich auf ein: Ich kann auch anders, besinnen.
Damit übernimmt man die Verantwortung für das eigene Schicksal, was von jeher keine Begeisterung auslöst.

Und dann setzt man sich damit anders auseinander. Man hat erstmal Verständnis und hält eine Analyse des ganzen für besser als Ärger und Schuldzuweisung, finde ich.

Schuldzuweisungen sind in der Tat nicht sehr produktiv, aber die Übernahme der Verantwortung schon. Das fällt schwer, wenn man glaubt, es hätte anders nicht kommen können und das als: Ich kann nichts dafür, ausdeutet.

Nimm mal kleine Kinder: das Verständnis von "sie sind doch noch klein" bringt einen viel schneller von der Palme als wenn dasselbe Fehlverhalten von einem Erwachsenen käme.

Eben, weil wir Erwachsene brechtigterweise mehr zutrauen.
Wenn sich ein Erwachsener völlig trottelig verhält, mit den Schultern zuckt und sagt: Es musste eben so kommen, würdest Du das in jedem Fall gelten lassen? Nein, Du würdest sagen, er hätte sich die Konsequenzen vorher überlegen können.

Zitat:
Wie könntest Du – philosophisch betrachtet – ausschließen, dass nicht genau das jetzt der Fall ist? Kennst Du Putnam und das Gehirn im Tank/brain in a vat Gedankenexperiment?
Sowas wie Matrix?
Nicht auszuschließen, aber wieder zu wenig praxisrelevant.

Willst Du nun spekulieren, oder knochentrockenen Alltag?
In dem braucht man den Determinismus nur in abgeschwächter Variante.


Zitat:
Also ist unser Dasein nicht vom Hirn determiniert, sondern auch[/u[]/b] von der Erdatmosphäre und ihrer Zusammensetzung, vom Blutzuckerspiegel, von der Außentemperatur und von all den Gleichgewichtssystemen in und um uns die man so findet.

Ganz genau...
Und eben von der sozialen Tradierung.

Die Summe aus allem sind dann wir.


Ja, aber wer bist denn Du, wenn es Dich doch eigentlich gar nicht gibt?
Was machte Dich denn wesentlich aus, wenn ich Dich bitten würde, Dich zu beschreiben?
Dein Blutzuckerspiegel, Dein Körperumfang, Dein spezifisches Gewicht?
Es sind doch Deine Charaktereigenschaften die Du präsentieren würdest, Deine Hobbies, Interessen usw. , Deine Ehrlichkeit, Treue, Dein Humor oder was es auch sei, die Dein Bild von Dir ausmachen. Züge dessen, was Deine Ich-Identität beschreibt.
Warum sollte denn nicht ein Wandel in Deiner Einstellung, 1000 Deiner Alltäglichkeiten und nicht zuletzt die Architektur Deines Gehirns umstellen können, warum muss die Geschichte bottom up erzählt werden, wo doch top down eine alternative Möglichkeit bietet?

Zitat:
Mag sein, Philosophie ist aber keine Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Oh, schon.
AUCH.

Nein, Philosophie versucht die Gründe aufzuzeigen, nach denen es jedem prinzipiell – aber im Einzelfall eben auch mal nicht – möglich sein sollte, einen Gedankengang logisch und konsistent nachzuvollziehen.
Dabei lebt sie von Prämissen, die individuell verschieden sind, und Schlüssen, die allgemein nachvollzogen werden können.

Zitat:
Ist doch im Grunde ein gutes Argument gegen den Determinismus.

Wieso das denn?

Ich weiß grad nicht mehr, worum es ging.

Zitat:
Und keine finden.
Welche Gesetzmäßigkeit sagt mir denn, warum der gute Freund mit 39 Krebs bekommt, oder warum ich im Angesicht einer Welt die sicher vergehen wird, überhaupt aktiv werden sollte oder was man da sonst noch so an Warum-Fragen im Köcher hat.

Okay, ich hätte schreiben sollen: "auf nicht-philosophische Fragen beschränkt", das schließt letzteres aus. Und das mit dem Freund hat ganz sicher biologische Ursachen.

Du willst aber die Biologie (und Physik) umfassend ausdehnen, wenn Du postulierst, alles sei naturgesetzlich zu erklären.

Zitat:
Na das sagte ich doch.
Poppers Ansatz ist allerdings alltagstauglich, wenn man wissenschaftliches Arbeiten als Alltags akzeptieren will (was man nicht muss).
Popper sagt aber einfach, dass wir die beste Theorie nehmen, bis sie wiederlegt ist.

Der Determinismus ist nicht wiederlegt...

Du siehst offenbar das Problem noch immer nicht.
Dass der Determinismus nicht widerlegt ist, stimmt, er ist nicht einmal widerlegbar.
Genau das ist sein philosophisches und wissenschaftstheoretisches Todesurteil und kein Ruhekissen, auf dem man sich ausruhen kann.
Eine Aussage hat nur dann wissenschaftlichen Wert, wenn sie prinzipiell falsifizierbar ist, also auch falsch sein kann. Das kann der so erweiterte Determinismus aber gerade nicht und ist insofern ein Glaubensgebäude, dem man anhängen kann, wenn man lustig ist, mehr aber auch nicht.
Meine Meinung ist, dass es Fälle gibt, in denen ich drauf schei… würde, ob etwas wissenschaftlich ist oder nicht, nämlich immer dann, wenn mich etwas durch seine praktische Relevanz überzeugt hat.
Die Kombination von praktischer Irrelevanz und wissenschaftlicher und philosophischer Unplausibilität ist dann aber nichts, was mich hinterm Ofen hervorlockt.

Zitat:
Weil es ihnen leichter fällt, so durchs Leben zu kommen, ist meine Vermutung.

Also unbewußtes Selbstschutzverhalten?

Ja, wie so oft.

Zitat:
Jo, in gewisser Weise ist das logisch, nur den Determinismus kann ich dabei nicht finden.
Damit wir nicht um den heißen Brei kreisen, denn ich habe das Gefühl, dass wir in der Sache weniger getrennt sind und dem Kind nur einen anderen Namen geben: Wie deifniert Schmidt-Salomon denn Determinismus?

Im Prinzip ist es die Idee, daß man "theoretisch" für alles und jedes eine Ursache finden könnte. Alles ist aufgrund der Gegebenheiten so, wie es heute ist. Und es schafft damit auch wieder neue Gegebenheiten. Ein immerwährendes Spiel von Ursache und Wirkung - so verstehe ich das.

Naja, das ist im Grunde banalstes Alltagswissen. Alles hat seine Ursache, nur prognostisch ist da nichts zu holen, weil alles so wahnsinnig kompliziert ist. Dieser Gedanken soll dann so neu, revolutinär und erschütternd sein, dass jeder der vor Langeweile gähnt, in Wirklichkeit nur die immensen Konsequenzen abwehrt, die darin bestehen, dass wir nicht mal Herr im eigenen Haus sind, eine Erkenntnis, die Sigmund Freud vor über 100 Jahren, zu Beginn seiner Karriere hatte, was daran so erschreckend ist, dass man den Gedanken abwehren muss, kann MSS uns allerdings nicht sagen.
Freud war da besser, weiter, differenzierter, genialer, innovativer.
Freud wusste, was man draus machen kann, er hat eine eigene Technik daraus entwickelt.
Zitat:
Na juut, aber so gut wie jeder unschöne –ismus baut auf der prinzipiellen Unwiderlegbarkeit seines Theoriengebäudes. Da sind dann eben Christen, Männer, Arier oder wer auch immer die besseren Menschen und wer’s nicht einsieht belegt damit die These.

Damit reicht ein einziger abtrünniger Christ, Arier, Mann zur Widerlegung...

Ja, wenn man auf eine These träfe, die prinzipiell widerlegbar ist.
Aber festgefahrene Urteile bestätigt zu wissen und dann einfach nach weiteren Beispielen zu suchen, hat Tradition bei Anhängern eines rigiden Konventionalismus.
 
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