Knoten im Hirn
Hallo "Intelligenzia & Co",
beim Versuch, diesen Thread nachzulesen und das Versäumte nachzuvollziehen, habe ich gewissermassen einen Knoten im Hirn bekommen.
Aua.
Voltaire ging mir durch den Kopf: "bevor du mit mir redest, definiere deine Begriffe". Es ist haarsträubend, verwirrend und irgendwo auch belustigend, wie in diesem Thread mit "großen" Begriffen operiert und argumentiert wird, ohne dass sich jemand viel Mühe machen würde, die Begriffe klar zu definieren. Das ist auch nicht so einfach, ob es nun um "Intelligenz", "Leben" oder "Bewusstsein" geht. Also - die Intelligenz des Lichts ist mir wirklich neu. Für einen Psychologen ist das nicht akzeptabel, die Physik lehrte mich die Doppelnatur des Lichts als Teilchen und Welle - aber was das mit Intelligenz zu tun haben soll, ist mir völlig schleierhaft.
Also - ich denke, Leute kommt mal wieder auf den Teppich. Ein Spruch eines Informatikers hat mir gut gefallen: ein Computer ist ein Werkzeug, so wie ein Hammer auch. "Kreativität" lässt sich nicht programmieren, denn echte Kreativität ist nicht reproduzierbar - Komponisten wie Mozart "hören Töne und schreiben sie auf". Aber trotz der Möglichkeiten, Kreativität anzuregen und zu entwickeln, kann man eben keinen künstlichen Mozart schaffen, weil der selbst nicht wusste, wie sich aus seinen Ideen die "kleine Nachtmusik" oder sonst ein Werk entwickelt. Wenn aber ein Computerprogramm Fraktale produziert, dann sieht das für uns Menschen zwar manchmal "ästhetisch" und "künstlerisch" aus - aber es bleibt eben reproduzierbar, wenn man erst einmal die Formel kennt. Dann kann es jeder.
Vielleicht ist es die Phantasie, Gott zu spielen, die das Thema leicht abgleiten lässt - intelligent gemeint, aber unvernünftig realisiert. Eliza kenne ich auch - als Therapeutin ist sie nicht zu gebrauchen. Webspeech ist schön - aber es bleibt eine künstlich klingende Stimme. Ein Werkzeug ist ein Werkzeug ist ein Werkzeug. Da lässt sich noch viel entwickeln und verbessern. Vielleicht gibt es einmal so etwas wie eine virtuelle Welt im Sinne des Holodecks bei Star Trek.
Wenn der Bezug zur Realität verloren geht, nähern wir uns der Psychose an. Deshalb... scheint es mir sinnvoll, bei all dem, was man sich dazu zurechtbasteln kann, auf dem Boden der Realität zu bleiben. Zu oft haben sich wissenschaftliche Fantasien als kläglich erwiesen, zu ihnen gehört etwa das Bemühen, Persönlichkeit in Faktoren aufzugliedern und komplett berechnen zu können. Dabei ist viel Unsinn produziert worden, bis sich schliesslich neue Denkweisen durchgesetzt haben.
Tja, als Empfehlung.... wer den SciFi-Kanal empfangen kann, könnte sich die Ausführungen von Prof. Lersch einmal ansehen. Da geht es auch immer wieder darum, zu klären, wie Phänomene des "Beamens" oder ein "Schutzschild um ein Raumschiff" machbar wären und wie realistisch Science Fiction eben ist.
Oft ist es eben reine Fantasie, irreal - Fiction eben.
Die Umgangsformen, die teilweise in diesem Thread entstanden sind, sprechen ausserdem eine Sprache, die nicht gerade für die menschliche Intelligenz spricht... und nicht für die Vernunft. Kein anderes Lebewesen auf der Erde zerstört so massiv und nachhaltig die eigene Lebensgrundlage, handelt somit dermassen systematisch wider die eigene Natur.
Dort, meine ich, sollten wir weitersuchen - nach Vernunft, Klugheit und Weisheit fragen, Technik nutzen, um die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, als Menschen aber reifer zu werden - anstatt die eigene Problematik in ein anderes System zu packen, unbewältigt und mit vielleicht verheerenden Folgen.
Ich kann es mir nicht vorstellen, wie ein Computersystem jemals Spannungsqualitäten verarbeiten soll - ich meine damit die Ambivalenz als Grundprinzip menschlichen Erlebens. Das Abwägen, Prioritäten setzen, die Frage nach menschlichen Entscheidungen, die anderen Menschen gerecht werden, das fällt uns Menschen schon schwer genug. Solche Dinge in Methoden und Algorithmen zu pressen, geht "im Prinzip" - Studien zeigten aber, dass diese Modelle, selbst wenn sie wirklich gut sind, einen grossen Nachteil haben. Man braucht einen Menschen, der das Modell umsetzt - und in der Zwischenzeit hat sich ein Erfahrener, der etwas von der Sache versteht, um die es geht, längst entschieden - intuitiv nämlich. Auch das ist eine Fähigkeit, die ich mir als Programm nicht vorstellen kann. Denn die flexible Reorganisation von Information, die Neuordnung nach einem entwickelten oder in Umrissen bekannten Mustern - das ist eine Kombination von "digital" und "analog", ein Ergebnis zweier Hirnhälften mit unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten.
Die Frage "menschlich" vs. "künstlich" legt schon einen Dualismus nahe, was denn nun "besser" sei. Betrachte ich künstliche Intelligenz als ein Hilfsmittel, eine Verbesserung des Taschenrechners wenn man so will, stellt sich die Frage im Grunde gar nicht. Denn klar ist - menschliche Entscheidungen können nur und werden stets menschliche Entscheidungen bleiben. Die Vorstellung, dass "künstliches Bewusstsein" eines Tages die Welt regieren sollte, ist ein Alptraum. Und wenn doch, ist die Revolution schon vorprogrammiert.
Noch ein Liedtext zum Abschluss:
Glod bless the grass, it grows through cement.
The grass is living and the stone is dead.
Das Leben bleibt ein Geheimnis.
Ich hoffe, dass es die Menschen niemals entschlüsseln.
lg Methusalem