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Jesus

Re: Paulinismus oder Christentum?

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Wenn ich die Paulus-Briefe lese, habe ich nicht den Eindruck, dass da einer im Geiste der Liebe und des Friedens und des Glücklichseins spricht... :rolleyes:
Aus welchem Energietopf wurden denn Gewaltmissionierungen, Kreuzzüge und Inquisition genährt? :confused:


Hallo Gisbert,

sicherlich muss man bei Paulus auch seinen persönlichen Hintergrund betrachten. Ursprünglich ja Jude griechischer Abstammung, hat er bei dem Hohen Priester Gamaliel I in Jerusalem Theologie studiert und war Pharisäer. Und mit der gleichen Mentalität, wie er zuerst die Christen verfolgte, hat er dann im Prinzip auch missioniert. Wenn auch mit weniger Gewalt. In seiner Theologie gibt es auch Einflüsse der Stoa. Vieles, was er schreibt, lässt sich aber nur dann verstehen, wenn man den Hintergrund des ehemaligen Pharisäers kennt, so z.b. seine Äusserungen über die Rolle der Frau im Gottesdienst.

Vieles, was er schreibt, ist aus heutiger Sicht nur schwer nachzuvollziehen. Allerdings finde ich persönlich seine kosmologischen Äusserungen sehr spannend. Paulus kann man aus der Geschichte des Christentums auf jeden Fall nicht herausschneiden. Man muss versuchen, ihn zu interpretieren und muss manches einfach so stehen lassen - man muss es ja nicht umsetzen.

Liebe Grüße

Joachim
 
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Re: Re: Erbsünde und Erlösung

Original geschrieben von mwirthgen
Lieber Gisbert,

Die Lehre von der Erbsünde ist nicht konstituierendes Element der christlichen Anthropologie, sie ist eine Folge des Hochmutes. Dass der Mensch von Natur aus böse sei, hat erst Luther behauptet und darauf seine Erlösungslehre aufgebaut. Im ursprünglichen biblischen Sinne und auch in der Lehre der katholischen Kirche ist der Mensch gut und braucht als solcher keine Erlösung: Denn er ist ein Bild Gottes! Der erlösende Sinn des Jesus Christus liegt in der äußersten Darstellung der Liebe Gottes (sie hofft alles und glaubt alles), die den schuldig gewordenen Menschen - kein Mensch ist vollkommen - auf jeden Fall annimmt. Ich denke, dass sich oft die falschen für schuldig halten. Das ist ein Problem.

grüße von manfred

Hallo Manfred,

die Lehre der Erbsünde findet man schon viel früher bei Augustinus, nach dem dieser nach seiner Bekehrung manichäische Einflüsse in seine Theologie mit aufnahm, und dabei so zerknirscht war über sein früheres "ausschweifendes" Leben, dass er behauptete, die Erbsünde werde quasi wie eine Krankheit durch den Geschlechtsakt übertragen. Wobei man dazu sagen muss, dass Augustinus psychisch nicht ganz auf der Höhe war, wenn man sein Verhältnis zu seiner herrschsüchtigen Mutter, der heiligen (!) Monika und zu seinem Vater betrachtet. Die "Confessiones" sind dazu ja sehr aufschlussreich. Leider hat die katholische Theologie die augustinische, introspektive Sündenfall-Erlösungs-Theologie ( "Die Seele führt Krieg gegen den Körper" ) rezipiert und nicht z.b. die Schöpfungstheologie eines Meister Eckardt ( "Die Seele liebt den Körper" )

Liebe Grüße

Joachim
 
Paulinismus oder Christentum?

Original geschrieben von Joachim
Vieles, was er schreibt, ist aus heutiger Sicht nur schwer nachzuvollziehen. Allerdings finde ich persönlich seine kosmologischen Äusserungen sehr spannend. Paulus kann man aus der Geschichte des Christentums auf jeden Fall nicht herausschneiden. Man muss versuchen, ihn zu interpretieren und muss manches einfach so stehen lassen - man muss es ja nicht umsetzen.
Naja... Jeder baut sich so sein eigenes Christentümchen, dass er braucht...
Ich würde aber jedem empfehlen, sich von herrschenden Christentum zu entfernen, wenn es dem Menschen nicht - liebend - nahe ist...
 
@ mwirthgen
"Genaueres müsste ich noch mal nachlesen. Willst du genaueres wissen?" das würde ich dir nicht zumuten, es sei denn es interessiert dich sosehr, dass du das von dir aus machst. so sehr interessiert mich das nicht, dass du da noch was nachlesen müsstest.
anderes würde mich mehr interessieren, .z.b wieso bekriegen sich die religionen verehren sich doch alle denselben "höchsten"?
zeigt das nicht den absolutistischen gedanken der religionen?
es ist ja nicht so, dass hier das heidentum wäre und hier die kontraktierende eingötterreligion (fachwort vergessen, gehe nicht mehr in reli ;) ), sondern sie sind ja in den ursprüngen gleich, beziehen sich sogar zum teil auf selbe ursprünge. wieso dann krieg zwischen den glauben, im namen gottes, der unter verschiedenen namen agiert?
gruss beni
 
Re: Paulinismus oder Christentum?

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Naja... Jeder baut sich so sein eigenes Christentümchen, dass er braucht...
Ich würde aber jedem empfehlen, sich von herrschenden Christentum zu entfernen, wenn es dem Menschen nicht - liebend - nahe ist...


Hallo Gisbert,

ich bin da ganz deiner Meinung. Mit Sicherheit sollte sowieso Jesus der Maßstab sein, wenn es um christliche Theologie geht. Das Problem heutzutage ist halt, dass die Kirchen eher wegen sich selbst existieren, aber nicht wegen der christlichen Botschaft. Ich habe selbst zwei Jahre ev. Theologie studiert, und diese zwei Jahre haben mir genügend gezeigt, wie man vom Ursprung sich entfernen kann und im Prinzip Dinge diskutiert, die der Mensch draussen auf der Strasse nicht nachvollziehen kann.

Was mich aber am meisten erschreckt hat, war, dass das Sündenfall-Erlösungs-Paradigma immer noch vorherrschend ist in der Lehre. Und die TheologInnen, die sich davon abwenden, werden noch immer entsprechend abgestraft - egal, welche Konfession....

Herzliche Grüße

Joachim
 
Paulinismus oder Christentum?

Original geschrieben von Joachim
Ich habe selbst zwei Jahre ev. Theologie studiert, und diese zwei Jahre haben mir genügend gezeigt, wie man vom Ursprung sich entfernen kann und im Prinzip Dinge diskutiert, die der Mensch draussen auf der Strasse nicht nachvollziehen kann.
Dann hast du ja einen Werdegang in der besten Tradition des ollen Nietzsche. :)

Was mich aber am meisten erschreckt hat, war, dass das Sündenfall-Erlösungs-Paradigma immer noch vorherrschend ist in der Lehre. Und die TheologInnen, die sich davon abwenden, werden noch immer entsprechend abgestraft - egal, welche Konfession....
Wie können sich die angehenden Theologen von der in der Bibel festgeschriebenen Lehren abwenden und immer noch "Christen" nennen? Müssten die nicht eine eigene Fraktion aufmachen? Nur: Wie bestreitet man dann - weg von Mutter Kirche - seinen Lebensunterhalt?

Gruß, G.
 
Ursegen

Hallo Gisbert,

meiner Meinung nach ist die biblische Exegese, egal ob fundamentalistischer , katholischer oder sonstiger Richtung noch größtenteils von diesem Sündenfall-Erlösungs-Paradigma beherrscht, das aber genuin augustinisch ist.

Die Bibel beginnt nicht mit dem Sündenfall, sondern mit der Schöpfung, welche d e r S e g e n überhaupt ist. Und wenn die Theologie mehr darauf schauen würde als auf die Sünde, könnte sie der Religion und den Menschen, die darin nach Orientierung suchen, eine große Hilfe sein. Dazu müsste man aber anfangen, die Bibel nicht als historischen Bericht zu betrachten ( was ja nicht heissen muss, dass manche Personen inkl. Jesus nicht gelebt haben ), sondern als Berichte der verschiedenen Autoren der biblischen Bücher, die darin ihre Sicht der Dinge schildern und mit vielen Symbolen arbeiten.

Was den Lebensunterhalt angeht- nun, manche sind ja wie Drewermann auch Psychotherapeuten, andere arbeiten freiberuflich als Autoren etc. Aber man hat es natürlich ohne "Mutter" Kirche als TheologIn wesentlich schwerer, das ist klar.

Viele Grüße

Joachim
 
@Joachim

Gibt es denn nicht auch andere Quellen, an die man sich orientieren kann, als gerade die Bibel? Muss es unbedingt vorrangig die Bibel sein? Können wir nicht auch einsehen, dass die Bibelautoren nicht nur mit Symbolen gearbeitet haben, sondern vielleicht das Eine und Andere falsch interpretieren? Dass Übersetzer falsch interpretierten und übersetzten? Dass die kanonische Selektion das Gesamtbild verzerrt? Können wir nicht einsehen, dass die Bibel KEIN vollkommenes Buch ist?
Ist die erste Vorgabe fü unsere Lebensorientierung nicht die Intuition? Ist also nicht die Intuition die "heilige Schrift", in der wir täglich lesen sollten?

GG
 
Verschiedene Menschen, verschiedene Quellen

Hallo Gisbert,

nun, es muss überhaupt nicht unbedingt die Bibel sein. Es kann auch eine ganz andere Quelle der Inspiration sein - sei es ein Musikstück, ein Gemälde, ein Buch, oder eben eine andere religiöse Urkunde.

Für mich z.b. sind wichtig primär Texte von Thomas von Aquin, und dann die Musik von Bach und Mozart.

Jeder Mensch hat eine andere Quelle der Inspiration, die ihm entspricht, und an der sollte er/sie sich auch weiter orientieren.

Viele Grüße

Joachim
 
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Re: Verschiedene Menschen, verschiedene Quellen

Original geschrieben von Joachim
Für mich z.b. sind wichtig primär Texte von Thomas von Aquin,

Entschuldige meine Neugierde, Joachim, was ist für dich an den Schriften von Thomas von Aquin inspirierend?

m.
 
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