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Heidegger und die Politik (noch einmal)

Das "Dasein", die "Existenz" wird bei Heidegger nicht materiell gedacht , soweit ich sehe.

Dazu heißt es: Dasein "ist wesentlich mitbestimmt nicht nur durch das, was man als Geist bezeichnet, und nicht nur durch das, was man Leben nennt, sondern worauf es ankommt ist die ursprüngliche Einheit eines Menschen (GA 3, S.289f)

und : dass "der Mensch aus Leib -Seele-Geist besteht, sagt nicht viel" (GA 65, S.50) , der Geist ist "nur Folge der Aufstockung der Tierheit" (GA 66, S.138).

und weiter:

Den Geist gilt es als "ursprünglich gestimmte, wissende Entschlossenheit zum Wesen des Seins" zu begreifen (GA 16, S.112)

und zu guter letzt : "Das Wesen des Menschen aus dem Da-sein denken (nie mehr: weder als Geist, noch als Vernunft- noch als Leib) " > GA 69, S.150

Wie sie sehen, denkt Heidegger hier in Bezug zum menschlichen Dasein nicht mehr mit den Kategorien "Geist" oder "Materie" . Für ihn wäre Ihre Frage daher nicht wirklich sinnvoll.




Nun Heidegger geht davon , dass seine Analysen in Sein und Zeit für jedes menschliche Leben im Grunde gilt und das alle Menschen dieselbe Existenzstruktur haben. Insofern würde er sagen, dass dies auch für Sie gilt. Er "beweist" das allerdings nicht in Sein und Zeit, soweit ich sehe. Insofern müssten Sie sich in der Hinsicht an Heidegger kritisch wenden und fragen , ob er das "beweisen" kann. Ich habe nicht den Eindruck, dass er das macht in SuZ , sondern eben von gewissen "Gegebenheiten" einfach ausgeht, die für alle eben gleich gelten. Das kann man natürlich anders sehen und dann eben auf die Unterschiedlichkeiten/Individualitäten der verschiedenen menschlichen Existenzen pochen, so wie Sie das ja hier tun....



Sollte man Heidegger denn als "gescheiterte" Existenz so leicht bezeichnen ? Ich sehe das etwas anders. Er hat ja ein philosophisches Werk geschaffen, was ja heute noch gelesen wird und er hat eben philosophische Neuerungen eingeführt. Ich würde das in der Hinsicht ganz anders sehen. Materiell ist Heidegger jedenfalls nicht "gescheitert" , und ich würde auch nicht sagen philosophisch-geistig. Denn seine "Philosophie" ist immer noch mehr als "lesenswert". Das ist mein Standpunkt dazu.






Die Struktur der Existenz darf nicht von den (metaphysischen) Kategorien "Geist" oder "Materie" her gedacht werden.

"Das Wesen des Menschen aus dem Da-sein denken (nie mehr: weder als Geist, noch als Vernunft- noch als Leib) "


Es ist bei Heidegger so, dass der Mensch auf das Sein bzw. Dasein bezogen gedacht wird. Heidegger nennt ja sein Vorgehen in Sein und Zeit "Fundamentalontologie". Aber soweit erstmal.

Heidegger denkt da eben in "anderen" Kategorien als Sie, wenn man das mal so sagen darf... :morgen:

bei jemanden welcher von sehr vielen als einer der einflussreichsten philosophen des 20 jhd bezeichnet ist es schwer das prädikat philosophisch gescheitert zuzuordnen...
 
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bei jemanden welcher von sehr vielen als einer der einflussreichsten philosophen des 20 jhd bezeichnet ist es schwer das prädikat philosophisch gescheitert zuzuordnen...

Das sehe ich auch so. Er hat halt nur in politischen Dingen "Fehler" gemacht...


Aber wer "unfehlbar" ist, werfe bitte den ersten Stein.

PS: Das Heidegger aber gewiss problematische Seiten hatte, möchte ich ja nicht leugnen..

Er hat eben beide Seite: die philsophische produktive Seite auf der einen Seite, und die problematische (was das Judentum anbetrifft, auf der anderen Seite).
 
Nun alle Menschen sind zunächst nach Heidegger im Man befangen. Das betrifft nämliche jede Existenz, jeden Menschen, also auch Sie, mich und die anderen. Es gibt keine Existenz, kein menschliches Leben, die das Man nicht betrifft:

"Das Man, das kein bestimmtes ist und das Alle, obzwar nicht als Summe, sind, schreibt die Seinsart der Alltäglichkeit vor."


Und nochmal : "Das Selbst des alltäglichen Daseins ist das Man-selbst, das wir von dem eigentlichen , das heißt eigens ergriffenen Selbst unterscheiden. Als Man-selbst ist das jeweilige Dasein in das Man zerstreut und muss sich erst finden. Zunächst <bin> nicht <ich> im Sinne des eigenen Selbst, sondern die Anderen in der Weise des Man. (..) Zunächst ist das Dasein Man und zumeist bleibt es so."

Heidegger , SuZ

Nun mit Heidegger kann man wohl sagen, dass ich (zunächst) "man" bin bzw. wir alle "man" sind. Aber wie lange ich "man" bin bzw. jemand "man" bleibt" , das ist offen bzw. ob ich das für immer bleibe/ob das für immer so ist. Auch Sie sind im "Man" bzw. zunächst im Man , bevor Sie sich gefunden haben. Dieser Struktur kann nach Heidegger kein Mensch entgehen, weil sie zur Existenz selbst gehört.

Verstehen Sie den Gedanken?

Mein Eindruck ist jedenfalls, dass Sie Heidegger an dieser Stelle bisher nicht richtig verstanden bzw. interpretiert haben.

Nach Heidegger sind alle Menschen "zunächst" im Modus des Man, und oft bleibt es auch so. D.h. dass diese Menschen für ihn "uneigentlich" existieren, und diese nicht ihr "eigenes Selbst" ergriffen haben.

Ist das vielleicht nun etwas verständlicher/nachvollziehbarer erläutert?

Nur hat Heidegger nicht begriffen, dass er im 'Man' selbst stecken bleibt.
Menschen mit Machtphantasien bleiben stehen.
Die Brücke bleibt s-eine Krücke!
 
Nur hat Heidegger nicht begriffen, dass er im 'Man' selbst stecken bleibt.
Menschen mit Machtphantasien bleiben stehen.
Die Brücke bleibt s-eine Krücke!


Nun ich vermute, dass auch Heidegger selbst davon ausging, dass das Man für ihn auch gilt. Denn er ist ja ein Mensch wie alle anderen (ist eine menschliche Existenz). Und was für die anderen Menschen gilt, hat er vielleicht auch für sich so gesehen.

Aber hat das Man mit Machtphantasien zu tun?
 
Nun ich vermute, dass auch Heidegger selbst davon ausging, dass das Man für ihn auch gilt. Denn er ist ja ein Mensch wie alle anderen (ist eine menschliche Existenz). Und was für die anderen Menschen gilt, hat er vielleicht auch für sich so gesehen.

Aber hat das Man mit Machtphantasien zu tun?

Ja!

“Das Gevierte ist das Spiegelbild.“
 
Das könnten gerade diejenigen sein, die sich bezüglich Heidegger irren. Was hat er Ihnen denn zu sagen?


Aber welche Evidenz spricht dafür, dass diese sich in Bezug auf Heidegger irren? Könnten sich nicht auch die Heidegger-Kritiker (in gewisser Hinsicht) irren?

Wie Sie ja wissen , kann ich mit Heidegger durchaus was philosophisch anfangen.
 
Ja!

“Das Gevierte ist das Spiegelbild.“


Nun in SuZ spricht ja Heidegger nur von folgendem (SuZ, S.126):

"Dieses Miteinandersein löst das eigene Dasein völlig in die Seinsart <der Anderen> auf, so zwar, dass die Anderen in ihrer Unterschiedlichkeit und Ausdrücklichkeit noch mehr verschwinden. In dieser Unauffäligkeit und Nichtfeststellbarkeit entfaltet das Man seine eigentliche Diktatur. Wir genießen und vergnügen uns, wie man genießt; wir lesen , sehen und urteilen über Literatur und Kunst, wie man sieht und urteilt; wir ziehen uns aber auch vom <großen Haufen> zurück, wie man sich zurückzieht; wir finden <empörend> , was man empörend findet. Das Man, das kein bestimmtes ist und das Alle , obzwar nicht als Summe, sind, schreibt die Seinsart der Alltäglichkeit vor. (...) "

" Das Man ist ein Existenzial und gehört als ursprüngliches Phänomen zur positiven Verfassung des Daseins." (S.129)

Wenn ich mich an diesem Zitat Beispiel orientiere, sehe ich nicht unbedingt, was das Man mit Machtphantasien zu tun hat. Heidegger spricht ja nur von der "Diktatur des Man" im Grunde. Aber hat das Man denn überhaupt die Fähigkeit zur Macht bzw. ist es bestrebt nach derselben? Vielleicht könnte die Rede von einer "Diktatur" daran denken lassen...

Das letzte Zitat erschließt sich mir inhaltlich nicht ganz im Zusammenhang. Aber eventuell kann man ja noch erläutern?
 
Nun in SuZ spricht ja Heidegger nur von folgendem (SuZ, S.126):

"Dieses Miteinandersein löst das eigene Dasein völlig in die Seinsart <der Anderen> auf, so zwar, dass die Anderen in ihrer Unterschiedlichkeit und Ausdrücklichkeit noch mehr verschwinden. In dieser Unauffäligkeit und Nichtfeststellbarkeit entfaltet das Man seine eigentliche Diktatur. Wir genießen und vergnügen uns, wie man genießt; wir lesen , sehen und urteilen über Literatur und Kunst, wie man sieht und urteilt; wir ziehen uns aber auch vom <großen Haufen> zurück, wie man sich zurückzieht; wir finden <empörend> , was man empörend findet. Das Man, das kein bestimmtes ist und das Alle , obzwar nicht als Summe, sind, schreibt die Seinsart der Alltäglichkeit vor. (...) "

" Das Man ist ein Existenzial und gehört als ursprüngliches Phänomen zur positiven Verfassung des Daseins." (S.129)

Wenn ich mich an diesem Zitat Beispiel orientiere, sehe ich nicht unbedingt, was das Man mit Machtphantasien zu tun hat. Heidegger spricht ja nur von der "Diktatur des Man" im Grunde. Aber hat das Man denn überhaupt die Fähigkeit zur Macht bzw. ist es bestrebt nach derselben? Vielleicht könnte die Rede von einer "Diktatur" daran denken lassen...

Das letzte Zitat erschließt sich mir inhaltlich nicht ganz im Zusammenhang. Aber eventuell kann man ja noch erläutern?

Für Heidegger ist die Brücke als Versammlung des Geviertes ein Ding.
Mit seiner Architekturtheorie wirst du dich ja beschäftigt haben.
Der Ort ist nicht schon vor der Brücke da.
Hier sehe ich dies anders, denn erst auf der Brücke wird das Ding erfahrbar.
(Machtphantasien, weil er kein anderes Denken zulässt.
Von Oben herab...
Das Ding braucht aber Diskussionen aus verschiedenen Richtungen um Vergleiche und logische Zusammenhänge besser verstehen zu können.)
 
Zuletzt bearbeitet:
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Für Heidegger ist die Brücke als Versammlung des Geviertes ein Ding.
Mit seiner Architekturtheorie wirst du dich ja beschäftigt haben.
Der Ort ist nicht schon vor der Brücke da.
Hier sehe ich dies anders, denn erst auf der Brücke wird das Ding erfahrbar.
(Machtphantasien, weil er kein anderes Denken zulässt.
Von Oben herab...
Das Ding braucht aber Diskussionen aus verschiedenen Richtungen um Vergleiche und logische Zusammenhänge besser verstehen zu können.)

Nachtrag:

Das Geviert ist kein Spiegelbild, sondern müsste auf der Brücke von Innen erfahren werden.
 
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