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Heidegger und die Politik (noch einmal)

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Da steht nicht geschrieben, daß Sie 'man' sind. Sehen oder verstehen Sie das nicht?

Nun alle Menschen sind zunächst nach Heidegger im Man befangen. Das betrifft nämliche jede Existenz, jeden Menschen, also auch Sie, mich und die anderen. Es gibt keine Existenz, kein menschliches Leben, die das Man nicht betrifft:

"Das Man, das kein bestimmtes ist und das Alle, obzwar nicht als Summe, sind, schreibt die Seinsart der Alltäglichkeit vor."


Und nochmal : "Das Selbst des alltäglichen Daseins ist das Man-selbst, das wir von dem eigentlichen , das heißt eigens ergriffenen Selbst unterscheiden. Als Man-selbst ist das jeweilige Dasein in das Man zerstreut und muss sich erst finden. Zunächst <bin> nicht <ich> im Sinne des eigenen Selbst, sondern die Anderen in der Weise des Man. (..) Zunächst ist das Dasein Man und zumeist bleibt es so."

Heidegger , SuZ

Nun mit Heidegger kann man wohl sagen, dass ich (zunächst) "man" bin bzw. wir alle "man" sind. Aber wie lange ich "man" bin bzw. jemand "man" bleibt" , das ist offen bzw. ob ich das für immer bleibe/ob das für immer so ist. Auch Sie sind im "Man" bzw. zunächst im Man , bevor Sie sich gefunden haben. Dieser Struktur kann nach Heidegger kein Mensch entgehen, weil sie zur Existenz selbst gehört.

Verstehen Sie den Gedanken?

Mein Eindruck ist jedenfalls, dass Sie Heidegger an dieser Stelle bisher nicht richtig verstanden bzw. interpretiert haben.

Nach Heidegger sind alle Menschen "zunächst" im Modus des Man, und oft bleibt es auch so. D.h. dass diese Menschen für ihn "uneigentlich" existieren, und diese nicht ihr "eigenes Selbst" ergriffen haben.

Ist das vielleicht nun etwas verständlicher/nachvollziehbarer erläutert?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das betrifft mich nicht. Sind Sie 'man'? Verdeutlichen Sie mir, daß Heidegger auch mir etwas zu sagen hat, dann sehen wir weiter.

Doch auch Sie betrifft das insofern, da Sie ein Mensch sind und es zur menschlichen Existenz, zum menschlichen Dasein dazugehört, genau in dieser Struktur der Existenz befangen zu sein.

"Das Man, das kein bestimmtes ist und das Alle, obzwar nicht als Summe, sind, schreibt die Seinsart der Alltäglichkeit vor."

Das Man sind "Alle", also Sie , ich und die anderen Menschen. Es gibt keinen Menschen , der nicht zunächst im Modus des Man existiert. Das ist jedenfalls Heideggers Standpunkt. Allerdings gibt es die Möglichkeit auch diesen Modus des Mans zu verlassen:

"Als Man-selbst ist das jeweilige Dasein in das Man zerstreut und muss sich erst finden."

Es besteht also die Möglichkeit dieses Modus zu verlassen, nach einer Art "Selbstfindung".

Heidegger ist der Meinung, dass seine Daseinsanalyse aus Sein und Zeit für jede menschliche Existenz gilt, auch für ihre, meine und die der anderen. Er untersucht ja in Sein und Zeit nichts als die menschliche Existenz von ihrer Struktur. Und diese nennt er in seiner Begrifflichkeit "Dasein". Das ist jedenfalls sein Anspruch in SuZ.

Nun muss einem natürlich nicht überzeugen, was Heidegger in SuZ macht. Ich finde seine Analysen im genannten Werk aber durchaus nachvollziehbar, vor allem wenn er das menschliche Leben im Kontext des Sozialen reflektiert mit seiner Sprache.

Insofern betrifft das auch Sie , weil SuZ die Struktur des menschlichen Lebens schlechthin analysiert.

Und auch ich würde sagen, dass ich entweder im "Man" noch bin, oder es einmal war, je nach der Art wie ich mich selbst interpretiere.

Heidegger sagt auch:

"Zunächst ist das Dasein Man und zumeist bleibt es so"

Insofern ist dem Man zu entgehen nach Heidegger auch recht schwierig und man bleibt meist im "Man" befangen .

Ist das nun vielleicht verständlicher geworden?
 
Doch auch Sie betrifft das insofern, da Sie ein Mensch sind und es zur menschlichen Existenz, zum menschlichen Dasein dazugehört, genau in dieser Struktur der Existenz befangen zu sein.

Dann zeigen Sie das bitte konkret am Beispiel meiner Person.

"Das Man, das kein bestimmtes ist und das Alle, obzwar nicht als Summe, sind, schreibt die Seinsart der Alltäglichkeit vor."

Aber es ist doch der Heidegger, der das meint.

Es gibt keinen Menschen , der nicht zunächst im Modus des Man existiert. Das ist jedenfalls Heideggers Standpunkt.

Also für mich überhaupt nicht maßgebend.

Insofern betrifft das auch Sie , weil SuZ die Struktur des menschlichen Lebens schlechthin analysiert.

Heidegger analysiert, nicht Sein & Zeit.

Ist das nun vielleicht verständlicher geworden?

Darum geht es nicht. Beleg:

Sind Sie 'man'? Verdeutlichen Sie mir, daß Heidegger auch mir etwas zu sagen hat, dann sehen wir weiter.
 
Dann zeigen Sie das bitte konkret am Beispiel meiner Person.

Nun Heidegger argumentiert von der Struktur her, d.h. von der Struktur der menschlichen Existenz her, die für alle Menschen gleich ist. Es gibt da keine "individuellen" Unterschiede , was die Struktur des menschlichen Lebens, des "Daseins" anbetrifft. Diese Struktur ist immer schon gegeben ,sobald der Mensch anfängt zu existieren. Jeder Mensch befindet sich von Anfang im Modus des Man, dieser Zugehörigkeit kann kein Mensch entgehen und gehört zur Struktur der menschlichen Existenz schlechthin. Heidegger geht hier nicht auf individuelle Existenzen ein, wie die ihre oder meine, sondern behauptet :

These: Jede(s) menschliche Dasein/menschliche Existenz befindet sich im Modus des Man ("zunächst").

Dem Paragraf 27 von Sein und Zeit habe ich ja wesentliche Passagen dazu entnommen. Heidegger geht in seiner "Daseinsanalyse" vom allgemeinen Wesen der menschlichen Existenz aus, er verallgemeinert also. Individuelle/biografische Gegebenheiten z.B. ihrer Person werde so nicht berücksichtigt.

Man könnte es auch so logisch formulieren: Für alle x gilt (alle Existenzen), dass sie sich im Modus des Man von Anfang an befinden.

Das wäre dann eine Art Allquantor. Vergleichbar könnte man sagen, für alle x gilt (hier alle Menschen), dass sie sterblich sind. Das ist dann eine Art "Allaussage".

Verstehen Sie?


Aber es ist doch der Heidegger, der das meint.

Nun das stimmt natürlich. Und man muss natürlich nicht mit ihm darin übereinstimmen. Das ist ja eben seine philosophische Theorie, die in Anspruch nimmt, etwas über die menschliche Existenz im Allgemeinen zu sagen.


Also für mich überhaupt nicht maßgebend.

Man kann natürlich anderer philosophischer Meinung als Heidegger sein. Aber Heidegger argumentiert ja auch bzw. versucht diesen Gedanken des Man auch plausibler für die Leser zu machen. Man kann natürlich so kritisch sein, dass man dieses philosophische Denken im Ganzen verwirft...:morgen:


Heidegger analysiert, nicht Sein & Zeit.

Anders gesagt : der Heidegger von Sein und Zeit analysiert die Struktur der menschlichen Existenz, welche für alle Menschen gleich ist , nach dessen Auffassung.


Darum geht es nicht. Beleg:

Nun ich habe jedenfalls versucht, das gesamte etwas transparenter nun zu machen , durch weitere Erläuterung. Man könnte natürlich auch andere Passagen hinzuziehen, wo Heidegger den Gedanken des Man erläutert und nicht nur die Passage aus Sein und Zeit, was ja als ein "Hauptwerk" von ihm gilt.

Man kann natürlich ganz anderer (philsophischer) Meinung als Heidegger sein in diesen Punkten und dessen "Daseinsanalyse" für nicht überzeugend halten. Aber das ist dann eben auch Ansichtssache:morgen:

Bestimmte Punkte dieser philosophischen "Theorie" sind ja nicht unplausibel meiner Meinung nach.
 
Nun Heidegger argumentiert von der Struktur her, d.h. von der Struktur der menschlichen Existenz her, die für alle Menschen gleich ist.

Mitnichten, solange nicht klar, was überhaupt mit 'Existenz' gemeint ist. Was ich damit meine ist klar und kann leicht am Beispiel der Mettwurst gezeigt werden.

Es gibt da keine "individuellen" Unterschiede , was die Struktur des menschlichen Lebens, des "Daseins" anbetrifft.

Können Sie das beweisen?

Diese Struktur ist immer schon gegeben ,sobald der Mensch anfängt zu existieren.

Dann erklären Sie doch erst einmal, was Sie mit 'existieren' überhaupt meinen.


These: Jede(s) menschliche Dasein/menschliche Existenz befindet sich im Modus des Man ("zunächst").

Für alle x gilt (alle Existenzen), dass sie sich im Modus des Man von Anfang an befinden.

[...]

Verstehen Sie?

Mitnichten, denn Sie wissen nicht, was Heidegger mit 'existieren' meint und wissen es selbst möglicherweise auch nicht. Zudem ist ja völlig offen, von welchen Anfang die Rede ist.


Diese Struktur ist immer schon gegeben ,sobald der Mensch anfängt zu existieren.

Wissen Sie vom Beginn meiner Existenz?
 
Mitnichten, solange nicht klar, was überhaupt mit 'Existenz' gemeint ist. Was ich damit meine ist klar und kann leicht am Beispiel der Mettwurst gezeigt werden.


Zum Begriff der Existenz bei Heidegger (S.12 von Sein und Zeit):

"Das Sein selbst ,zu dem das Dasein sich so oder so verhalten kann und irgendwie verhält, nennen wir Existenz. (...) Das Dasein versteht sich selbst immer aus seiner Existenz, einer Möglichkeit seiner selbst, es selbst oder nicht es selbst zu sein. Diese Möglichkeiten hat das Dasein entweder selbst gewählt oder es ist in sie hineingeraten oder je schon darin aufgewachsen. Die Existenz wird in der Weise des Ergreifens oder Versäumens nur vom jeweiligen Dasein selbst entschieden. Die Frage der Existenz ist immer durch das Existieren selbst ins Reine zu bringen. Das hierbei führende Verständnis seiner selbst nennen wir das existenzielle. Die Frage der Existenz ist eine ontische <Angelegenheit> des Daseins. Es bedarf hierzu nicht der theoretischen Durchsichigkeit der ontologischen Struktur der Existenz. Die Frage nach dieser zielt auf die Auseinanderlegung dessen, was Existenz konstituiert. Den Zusammenhang dieser Strukturen nennen wir die Existenzialität. Deren Analytik hat den Charakter nicht eines existenziellen , sondern existenzialen Verstehens (...).

Sofern nun aber Existenz das Dasein bestimmt, bedarf die ontologische Analytik dieses Seienden je schon immer einer vorgängigen Hinblicknahme auf Existentzialität. Diesen verstehen wir aber als Seinverfassung des Seienden, das existiert. In der Idee einer solchen Seinsverfassung liegt aber schon die Idee von Sein überhaupt."

Und zum Begriff des Daseins (S.7 aus Sein und Zeit):

"Dieses Seiende , das wir je selbst sind und das unter anderem die Seinsmöglichkeit des Fragens hat, fassen wir terminologisch als Dasein".

Nun zumindest wird an diesen Stellen deutlich, was Heidegger unter "Existenz" versteht in seiner Sprache. Ist das nicht klar, was Heidegger hier schreibt?


Können Sie das beweisen?

Heidegger geht jedenfalls in seiner "Daseinsanalyse" von einer allgemeinen Struktur der Existenz bzw. des Daseins aus, die für alle gilt. Man muss natürlich hier mit diesem Denker nicht konform gehen , aber der Gedanke, dass es eine "Struktur" gibt, die jedes menschliche Leben gilt, halte ich für plausibel.

Ob man das "beweisen" kann , ist natürlich eine Frage. Wenn man Heidegger kritisch wie Sie sind, kann man sagen, dass Heidegger im Grunde eher zu Behauptungen über die menschliche Existenz neigt, als das er "beweisen" kann. Die Frage müsste insofern an Heidegger selbst weitergeleitet werden. So wie ich ihn interpretiere und verstehe, denke ich, würde er sagen, dass hier keine "individuellen Unterschiede" bezuglich der Struktur menschlichen Lebens vorhanden sind.


Dann erklären Sie doch erst einmal, was Sie mit 'existieren' überhaupt meinen.


Siehe oben bzw. Heidegger selbst erläutert nur den Begriff Existenz und Existenzialität an dieser Stelle.

Ich würde "existieren" im Sinne von "leben" fassen wollen.

Denn der Begriff "Dasein" bei Heidegger meint nichts anderes als das menschliche Leben.

Das Dasein existiert, heißt daher nichts anderes im Grunde als der Mensch "lebt".

Verständlicher?




Mitnichten, denn Sie wissen nicht, was Heidegger mit 'existieren' meint und wissen es selbst möglicherweise auch nicht. Zudem ist ja völlig offen, von welchen Anfang die Rede ist.


Siehe oben. :morgen:

Aber Heideggers strenge philsophische Begrifflichkeit ist nicht so ohne weiteres einfach nachzuvollziehen. Das Verb "existieren" wird jedenfalls an den genannten Stellen nicht wirklich von Heidegger erläutert.

Wissen Sie vom Beginn meiner Existenz?

"Das Sein selbst ,zu dem das Dasein sich so oder so verhalten kann und irgendwie verhält, nennen wir Existenz"

Hier gibt es bei Heidegger nicht die "individuelle" Existenz. Sondern er denkt das Ganze auf einer allgemeineren "abstrakteren" Ebene. "Individualität" wird so gesehen bei Heidegger in Sein und Zeit nicht berücksichtigt.

Was Sie natürlich auch an Heidegger kritisieren können. Aber das ist eben das, was Heidegger in Sein und Zeit bei seiner Analyse macht. :morgen:
 
Und hier wird es nochmal zur Abwechslung politisch-philosophisch ( aus einem Brief an seinen Bruder Fritz Heidegger vom 17. Februar 1945):

Quelle: Heidegger und der Antisemitismus, Herder Verlag 2016, S.122

"Der Einbruch der asiatischen Steppe? Nein! Sondern die ins Riesenhafte losgelassene Rückflut des neuzeitlich Europäischen über Europa zur Vollendung der Selbstzerstörung seines Wesens. Die Technik, die Politik, die Kriegsführung zeigt keine Spur des <Asiatischen>; sie zeigen aber den großen Stil der unbedingten Einheitlichkeit des Willens zum Willen, der seine eigene Bedingungen in der größtmöglichen <Einfachheit> der Formen und Vollzüge zur Wirkung bringt.
Daß Europa sich in dieser Rückflut noch nicht selbst erkennen und es noch nicht wahrhaben kann, daß jetzt <nur> der in seiner Mitte aufgestandene Geist der neuzeitlichen Metaphysik über es selbst die letzten Triumphe <feiert>- was ist dies?"

An die nun zum Teil veröffentlichte briefliche Korrespondenz mit seinem Bruder Fritz, kann man ja sehen, wie Heidegger politisch-philosophisch zu dieser Zeit gedacht hat. Das noch als "kleine" Ergänzung.
 
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