Muzmuz, ich danke dir an dieser Stelle einmal für deine engagierte Vertretung der Gegenseite. Ohne sie könnte ich meine Analyse nicht so schön darlegen. Es ist dir vermutlich aber entgangen, dass sich schon wieder so etwas gebildet hat, wie eine Einheitspartei, genauer, es handelt sich um eine Koalition, bestehend aus dem Lager der Konservativen und dem der Sozialisten, die eben keine Kontrahenten mehr sind, sondern gemeinsam die Konzerninteressen vollstrecken - und zwar ohne jede Rücksicht auf die Belange der Bürger. Da dies nicht nur in Deutschland so ist, sondern europaweit zu beobachten, wird die, wie ich es nennen möchte, "außerparlamentarische Opposition" immer wichtiger. So lange wir wenigstens noch öffentlich darüber reden dürfen, sollten wir es tun, lange wird es nicht mehr dauern, bis auch das gefährlich wird, jedenfalls für Leute, die nicht das Lied der Mächtigen singen.
Die Gesellschaft ist heute nicht mehr so in ein Arbeiterlager und ein Bürgerlager gespalten wie das früher einmal war. Beide Parteien haben gemerkt, dass es Stimmen bringt, wenn sie sich in Richtung "Mitte" bewegen. In dieser "Mitte" liegt der Großteil der Wählerstimmen und wie sollte man es einer Partei mit Regierungsanspruch verdenken, gerade in dem Bereich zu fischen, in dem die meisten Fische sind ? Andersherum betrachtet ist die Ausrichtung des Programmes nach dem Großteil der Wählerstimmen doch ein Folgen des Wählerwillens.
Die politischen Bereiche die durch den Ruck in die Mitte ausgelassen werden sind dann die Bereiche, in dem anderen Parteien fischen.
Dann muss ich dir auch gratulieren. Es ist wirklich professionell, wie du es machst, deine Version zu boosten, indem du an der Reputation des Gegenübers sägst. Alle Achtung. Das riecht nach hochschulmäßiger Ansbildung diesbezüglich. Vielleicht bist du aber auch ein Naturtalent. Auf jeden Fall ist es sehr geschickt, den Gegner des Populismus zu bezichtigen und sich selbst das Mäntelchen des neutralen Wissenschaftlers überzustreifen. Das kommt bei vielen Lesern/Zuhörern gut an. Dass ich das wiederum als Selbstgerechtigkeit einstufe, dürfte nachvollziehbar sein, auch, wenn du es sicher nicht so sehen wirst. Das ist der eigentliche Sinn politischer Debatten. Dumm nur, wenn daraus keine Entscheidungen mehr erwachsen, weil bereits vorher alles beschlossene Sache war. Das wiederum soll möglichst nicht ins öffentliche Bewusstsein dringen, denn es würde ja Widerstand provozieren und beim Beherrschen stören würde. Es wird auch kaltschnäuzig über die vielen Proteste hinweggesehen, die es bereits heuts gibt. Und weil es lästig ist, ständig lügen und betrügen zu müssen, wird gerade die Demokratie, bzw. das, was von ihr noch übrig ist, abgeschafft. Die Dummköpfe in Berlin, Brüssel und anderswo glauben vermutlich nicht wirklich, dass sie noch ernst genommen werden und rüsten deshalb gegen die eigene Bevölkerung auf, die sie künftig gewaltsam unterdrücken wollen, weil es mit Lug und Trug inzwischen kaum noch funktioniert.
Ich brauche nicht an deiner Reputation zu sägen, deine Interpretation bzw Schlussfolgerungen erledigen das. Das, was du "viele Proteste" nennst, sollte man auch eher objektiv bewerten. Eine kleine protestierende Gruppe ist immer lauter als die schweigende, duldende Mehrheit. Alleine auf Grund einer Lautstärke auf die Gruppengröße zu schließen, ist schlichtweg unseriös. Außerdem ist dir anscheinend der Typus Stammtischjammerer, der 5 Jahre über die Regierung schimpft und sie in der Wahlkabine dann wieder wählt, unbekannt.
Ebenso wie man einen Teenager, der meint seine Eltern wären "das Letzte", besser nicht so ernst nehmen sollte.
Dass die (west)europäischen Regierungen ihre Bürger systematisch "unterdrücken" würden zeigt deinen Drang zur Polemik. Wenn du von Weißrussland sprechend würdest, ok - dann hätte deine Aussage überhaupt irgendeinen Zusammenhang mit der Realität. Ansonsten reine Polemik.
tut mir leid, aber ich muss dir sagen, dass du auch hier die Situation fulminant verkennst. Es geht wirklich nicht darum, dass der Staat es jedem recht machen sollte, was unmöglich ist. Er hätte aber eigentlich die Aufgabe, wie du es ja selbst sagst, ein Optimum an Lebensqualität zu ermöglichen. Was tut er aber tatsächlich? Er vollstreckt seit nunmehr einer ganzen Generation die Interessen der Bonzen, die inzwischen eben keine Adelige mit Ehre im Leib sind, sondern hinterhältige, knallhart und rücksichtslos berechnende, alles ausbeuten wollende Egozentriker, für die die Menschen schlicht die human ressource sind, die es zu nutzen gilt. Sie haben es geschafft, die Politik vollständig mit dem Instrument Kredit unter ihre Kontrolle zu bringen. Dazu gibt es reihenweise Bücher namhafter Wissenschaftler, der es aber eigentlich gar nicht bedarf, denn das ist für jeden erkennbar - so er dazu bereit ist.
Naja, das Ziel ist primär nicht ein Optimum an Lebensqualität (was auch kein so eindeutiger Begriff ist wie du vielleicht meint), sondern den Wählerwillen umzusetzen. Dieser Wille ist aber nicht unbedingt das, was der Wähler vordergründig fordert, sondern vielmehr das, was dem Wohl des Wählers dient - was der Wähler ja auch will. So wie Eltern ihren Kindern auch nicht immer die 17. Tafel Schokolade geben sollten, auch wenn es ausdrücklich danach verlangt. Hier greift die Verantwortung, die mit der autoritären Legitimation einher geht.
Das Kind mag dann protestieren und meinten, die Eltern wären diktatorisch und würden sich gegen sie verschwören (sic!) - da sollen sowohl Eltern wie auch Staaten darüber stehen.
Nein, es ist keine Frage des Lebensstils. Es gibt praktisch keine Halbtagsjobs mehr. War es vor 20 Jahren durchaus drin, mit werktäglich 5 Stunden 2000DM brutto zu verdienen, so wird dies heute als Minijob vergeben für 450€. Dann bist du auch jeden Tag 5 - 6 Stunden unterwegs, aber damit kriegst du noch nicht einmal deine Miete bezahlt, jedenfalls hier in Deutschland. Und ohne Auto geht es in der Regel nicht, denn die Leute, die in der Stadt wohnen, haben eher 1000€ dem Vermieter zu überweisen, und einen Arbeitsplatz in der näheren Umgebung zu finden, ist reine Glückssache. Wohnst du auf dem Land, musst du fahren. Und wer noch einen halbwegs akzeptabel bezahlten Fulltimejob (auf dem offiziellen Durchschnittsniveau) hat, der hat keine Freizeit mehr, denn die 40-Stundenwoche ist eine rein theoretische Größe. Oft werden 12 Stunden und mehr gearbeitet, ohne Vergütung. Das frisst jeden mittelfristig auf.
Kenne die exakte Situation in Deutschland nicht, aber gerade in Österreich ist Teilzeitarbeit im Zunehmen. Ein Minijob (in Österreich nennt sich das "geringfügige Beschäftigung") ist keine Halbtagsbeschäftigung. Daher bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Dass irgendwo ohne Entgelt gearbeitet wird ist explizit nicht rechtskonform und der sich ausgebeutet fühlende kann klagen. Wenn er das nicht tut, aus welchen Grunden auch immer, kann man das nicht primär der Politik oder der Justiz vorwerfen. Ähnlich wie wenn jemand vergewaltigt wird aber vor Gericht nicht aussagen will, kann man es auch nicht der Justiz vorwerfen, dass es zu keiner Verurteilung kommt.
Die Miethöhe hängt, so wie früher, von Lage, Größe und Ausstattung ab. Wie auch sonst wo muss man die Ansprüche an seine Möglichkeiten anpassen. Halbtags arbeiten mit zentraler Luxuswohnung ging sind sich in 70ern wohl auch nicht aus.
ja, natürlich komme ich durch eigene Erfahrung und Beobachtung zu dieser EInschätzung, ich schlage mich nicht auf eine Seite, ich sehe nur, dass es sich dabei nicht um Ausnahmen handelt, sondern um den Normalfall, der systematisch und absichtlich herbeigeführt wurde von Verschwörern. Klar. Es gibt keine andere Erklärung. Es ist so, auch wenn du es noch 10 mal leugnest.
Dass es Missstände gibt, ist ein Faktum. Dass es unvermeidlich ist dass es Missstände gibt, ebenso (die Welt ist nicht perfekt). Unser Unterschied ist, dass du krampfhaft nach einer Gruppe von Sundenböcken suchst, derer du möglichst nicht selbst angehören willst.
Ich hingegen sehe die Bevölkerung insgesamt, zu derer ich mich ebenso dazuzähle (aber auch dich und deine Freunde), als Ursache für die Zustände in der Welt. Insofern stelle ich mich auch meinem Teil der Verantwortung, im Gegensatz zu dir.
Deine Selbstgerechtigkeit ist zwar beschämend aber zumindest bist du nicht allein mit dieser. Die Griechen machen ihre Politiker und Reichen zu den Sündenböcken ihrer Situation. Dass der Schaden, der von den Millionen kleine Bürgern angerichtet wurde (inklusiver rechtswidriger Bereicherung) viel größer ist und somit den Hauptteil der Schuld an der Situation darstellt, wird gerne verschwiegen.
Auch bei den diversen Finanzkrisen - nicht die Investmentbanker haben den großteil des Schadens verursacht, sondern die vielen Millionen kleiner Anleger, die aus ihren 10000 $ durch "geschickte Veranlagung", also ohne Arbeit 20000 $ machen wollten.
Auch nach dem 2. Weltkrieg lag die Schuld am Krieg und den Gräueln nur mehr Hitler und die Nazis, wobei plötzlich niemand mehr Nazi gewesen sein will. Schuld sind immer die Anderen, und die haben sich gegen einen selbst verschworen.
Politiker dürfen das nicht offen aussprechen, den der Zorn der Wähler wäre ihnen gewiss. Und der kleine Mann lässt das Hinterfragen nur zu gerne bleiben und grölt mit der Menge "Geld zurück!".
Damit du mich nicht falsch verstehst - auch ich halte beispielsweise die Hypo Alpe Adria Geschichte für eine Sauerei. Aber wer Haider und seine Konsorten kannte, der hätte solche Dinge voraussehen müssen. Die kärntner Wähler haben ihnen aber die nötige Macht gegeben. Durch die österreichische Verfassung muss jetzt auch ganz Österreich die Folgen jetzt ausbaden. Sehr ärgerlich, aber passiert ist passiert. Das Beste was man jetzt tun kann ist daraus zu lernen.
das ist schon wieder ein Irrtum vo dir. Es ist eine Minderheit, die sich skrupellos an anderen bereichern will. Allerdings sind diese Leute identisch mit denen, die sich die Macht genau zu diesem Zweck erschlichen haben. Kleinere Unternehmer haben keine andere Wahl, als mitzumachen und sich ebenfalls nur die besten, die sie kriegen können zu suchen. Durch dieses Raster fallen praktisch alle über 45, viele von Anfang an. Die vorhandene Arbeit ist von einer Teilmenge zu erledigen. Die Frage ist nur, was mit den Profiten gemacht werden soll. Die Unternehmer großen Stils wollen sie im Bermudadreieck verschwinden lassen, die Politik ermöglicht es ihnen. Die Zeche bezahlen 99% der Bevölkerung, einschließlich der klein- und mittelgroßen Unternehmer. Mit dem Erkennen komplexer Zusammenhänge hast du es nicht so? Wie mir scheint, ist dein Weltbild eingefroren. Daran wird nicht mehr gerüttelt. Könnte weh tun?
Dein "skrupellos" ist einmal mehr Polemik, darauf gehe ich nicht ein. Dass es nur eine Minderheit wäre, die sich (an anderen) bereichern wolle, ist ein Irrtum von dir. Die große Mehrheit will das. Die Skrupel (seinen sie nun endogen oder exogen begründet) verhindern aber eine völlige Anarchie.
Es ist wie bei einem normalen Handel. Der Käufer will so wenig wie möglich bezahlen, der Verkäufer will so viel wie möglich bekommen. Seine eigenen Interessen wahren zu dürfen ist in einer freien Welt Voraussetzung. Wie weit man mit der Wahrung gehen darf, legen die Gesetze fest. Dass aber die Neigung sich zu bereichern, nur eine Eigenschaft der bösen Weltverschwörer sei, derer man selbst ganz und gar nicht angehöre, ist Selbstgerechtigkeit schlechthin.
So wie du die Kleinunternehmer entschuldigst, in dem du ihnen zubilligst sie hätten "keine andere Wahl", könnte man jeden entschuldigen. Ausnahmslos. Aber anscheinend willst du nur einen Teil entschuldigen. Die Sündenböcke die du in deinem Szenario brauchst, werden natürlich nicht entschuldigt. Willkür.