Horus
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- 20. Juni 2011
- Beiträge
- 48
AW: Gottlosigkeit?
Hallo Earlybird,
selbstverständlich hat das Zeitgebundene etwas mit uns zu tun, deshalb sollte der Mensch es ja bewusst auf sich nehmen, jedoch nicht, um es als seine endgültige und unverrückbare Identität zu anzusehen, sondern um es in einem kreativen und wandelbaren Sinn zu verstehen. Mit anderen Worten, es besteht ein großer Unterschied darin:
1. Schwäche, Irrtum und Fehlbarkeit als Status Quo, d. h. als eigentlichen und endgültigen Zustand des menschlichen Seins zu betrachten, über den es sich nicht lohnt hinauszudenken.
Oder aber:
2. Das Schwache und Unzulängliche des menschlichen Seins (eigenes wie fremdes) in der Gewissheit zu ertragen, dass es uns etwas zu lehren vermag (z. B. Bewahrung vor Hochmut) und dabei dennoch den Glauben an seine Ideale aufrechtzuerhalten.
Der Arzt ist Arzt geworden, weil er es wünschte zu sein, doch vorher war er es nicht. Unsere Sehnsucht nach einer Identität verschafft uns zu diese. Insofern sind wir eher das, was wir zu sein wünschen, als das, was wir dem äußeren Anschein nach sind. Ebenso ist es mit dem „Ort“: Schon jetzt sind wir dort, wohin uns unsere Sehnsucht zieht:
„Das Verlangen nach Gold ist kein Gold; während das Verlangen nach dem Guten das Gute ist. Wenn es eines Tages geschieht, dass das ganze in meiner Seele enthaltene Verlangen von den Dingen hier unten losgerissen und vollständig und ausschließlich auf das Gute gerichtet ist, an diesem Tag werde ich das höchste Gut besitzen. Wird man sagen, dass ich nichts mehr hätte, um danach zu verlangen? Doch, denn Verlangen wird mein Gut sein. Wird man sagen, dass ich noch etwas hätte, um danach zu verlangen? Nein, denn ich werde den Gegenstand meines Verlangens besitzen. Das Verlangen wird mein Schatz sein. Deshalb benutzt die Schrift (Joh. 4,13) zwei Bilder zugleich: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird immer Durst haben.“ und: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird niemals mehr Durst haben.“Dieses Wasser ist der Durst.“ Simone Weil
Herzlichst
Elmar
Dann find ich das aber extrem missverständlich ausgedrückt! Denn hat das, was wir der Mode wegen übernehmen, nichts mit unserem Selbst zu tun, bzw. ist es dann nicht fruchtbarer, wenn wir uns selbst erforschen und die Symbolik dessen, das wir übernehmen, hinterfragen?
Hallo Earlybird,
selbstverständlich hat das Zeitgebundene etwas mit uns zu tun, deshalb sollte der Mensch es ja bewusst auf sich nehmen, jedoch nicht, um es als seine endgültige und unverrückbare Identität zu anzusehen, sondern um es in einem kreativen und wandelbaren Sinn zu verstehen. Mit anderen Worten, es besteht ein großer Unterschied darin:
1. Schwäche, Irrtum und Fehlbarkeit als Status Quo, d. h. als eigentlichen und endgültigen Zustand des menschlichen Seins zu betrachten, über den es sich nicht lohnt hinauszudenken.
Oder aber:
2. Das Schwache und Unzulängliche des menschlichen Seins (eigenes wie fremdes) in der Gewissheit zu ertragen, dass es uns etwas zu lehren vermag (z. B. Bewahrung vor Hochmut) und dabei dennoch den Glauben an seine Ideale aufrechtzuerhalten.
Na ja, wir sind immer das, was wir sind, wie könnten wir es denn NICHT sein?
Der Arzt ist Arzt geworden, weil er es wünschte zu sein, doch vorher war er es nicht. Unsere Sehnsucht nach einer Identität verschafft uns zu diese. Insofern sind wir eher das, was wir zu sein wünschen, als das, was wir dem äußeren Anschein nach sind. Ebenso ist es mit dem „Ort“: Schon jetzt sind wir dort, wohin uns unsere Sehnsucht zieht:
„Das Verlangen nach Gold ist kein Gold; während das Verlangen nach dem Guten das Gute ist. Wenn es eines Tages geschieht, dass das ganze in meiner Seele enthaltene Verlangen von den Dingen hier unten losgerissen und vollständig und ausschließlich auf das Gute gerichtet ist, an diesem Tag werde ich das höchste Gut besitzen. Wird man sagen, dass ich nichts mehr hätte, um danach zu verlangen? Doch, denn Verlangen wird mein Gut sein. Wird man sagen, dass ich noch etwas hätte, um danach zu verlangen? Nein, denn ich werde den Gegenstand meines Verlangens besitzen. Das Verlangen wird mein Schatz sein. Deshalb benutzt die Schrift (Joh. 4,13) zwei Bilder zugleich: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird immer Durst haben.“ und: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird niemals mehr Durst haben.“Dieses Wasser ist der Durst.“ Simone Weil
Herzlichst
Elmar