aus was für leute, glaubst du, besteht der lynchende mob ?
ich meine, aus leuten wie dir
aus leuten, denen ein ordentliches gericht zu mild, zu langsam ist oder zu sehr den täter berücksichtigt, und die daher den täter ihrer meinung nach der "gerechten" strafe zuführen will
was unterscheidet dich von ihnen ?
das soll keine provokante frage sein, sonder ernsthaft: was unterscheidet dich davon ?
ich habe jene aussage nicht gemacht um dich zu treffen, sondern entweder um dir die möglichkeit zu geben, meine aussage zu widerlegen oder deine einstellung zu überdenken
claus schrieb:
Ich habe früher einmal beschrieben, daß ich aus Gründen der Strahlenschutzbeurteilung technischer röntgeneinrichtungen den Neubau der forensischen Psychiatrie in Ueckermünde besichtigt habe,
kurz vor dem einzug der Pensionäre, eben von der Sorte, um die es hier geht.
Und habe geschildert, daß und warum ich den Eindruck hatte, ein solcher Luxusknast keinesfalls eine angemessene Strafe darstellt,
denn das risiko dort zu landen, ist für einen kalkulierenden Verbrecher keine große Abschreckung.
triebtäter sind beim tatvollzug keine kalkulierenden täter, deswegen sind es auch triebtäter
aber selbst bei kalkulierenden tätern hat eine vermeintliche abschreckung wenig wirkung
ein kalkulierender täter geht davon aus nicht erwischt zu werden
in den usa zeigen die statistiken, dass selbst die todesstrafe keine abschreckende wirkung hat
also haben zusätzliche qualen für inhaftierte keinen sinn, außer die befriedigung perverser gelüste
wenn die inhaftierung so toll ist, wie du beschreibst:
es steht jedem frei, eine straftat zu begehen und die vorzüge des gefängnisses zu genießen
wer das nicht will, weil ja das gefängnis doch nicht so toll ist, soll sich nicht beschweren
claus schrieb:
wenn ich von der Unfehlbarkeit einer solchen Vorbeugeuntersuchung ausgehen könnte, würde ich mich für den Fall einer negativen diagnose freiwillig kastrieren lassen.
Dieses würde ich sofort auf mich nehmen, um sowohl das Opfer als auch mich selbst zu schützen.
Würdest du das nicht tun, (du mutest es ja auch den schon überführten Tätern nicht zu)?
erstens gibt es keine 100% sichere vorhersagen, also stellt sich diese frage nicht
da es so etwas nicht gibt, habe ich mir darüber auch keine gedanken gemacht, was ich in so einem falle tun würde, wenn....
dass du jetzt sagst, dass du dich kastrieren lassen würdest, heißt nicht, dass du es dann auch tätest, wenn es so weit wäre
damit bezichtige ich dich nicht der lüge, nur besteht oft ein unterschied in "wenn, dann würde ich..." und "jetzt tue ich..."
auch wenn du bereit wärst, dich kastrieren zu lassen, dann kannst du es noch lange nicht von anderen verlangen
sein leben zu riskieren, um einen ertrinkenden zu retten ist zwar löblich, und einige würden es tun, aber man kann es nicht verlangen und schon gar nicht verordnen
claus schrieb:
ja, aber das darf uns doch nicht daran hindern das risiko zu minimieren !
auch ich (als fast abstinenzler) kann einen Verkehrsunfall verursachen,
aber die Wahrscheinlichkeit, daß ein Alkoholsüchtiger dies tut, ist doch sehr viel größer!
Deshalb soll man einem Säufer den führerschein abnehmen und nicht dem abstinent lebenden bürger.
auch ein säufer dessen führerschein eingezogen wurde muss zum amtsarzt, der dessen fahrtauglichkeit bestätigt oder widerlegt
hier geht es aber nicht um das privileg auto zu fahren, sondern um das menschenrecht der körperlichen unversehrtheit
das risiko in dann minimiert, wenn man keine straßen und keine autos hat, so wie wenn man erst dann das risiko bei kindesmissbrauch minimiert hat, wenn man alle erwachsenen, und auch noch bewusst handelnde kinder entfernt (auch kinder können andere kinder sexuell misshandeln !)
so weit willst du aber nicht gehen...da stellt sich die frage, wo deine grenze ist
die verletzung der menschenrechte nimmst du schon in kauf
wie weit gehst du ?
claus schrieb:
Muzmuz, hatten wir uns nicht auf Sachlichkeit geeinigt?
ich sehe nämlich keinen Zusammenhang zwischen der Kastration von überführten Sexualstraftätern und den Abscheulichkeiten des Naziregimes.
Und einen solchen vergleich muß ich als demagogisch und beleidigend zurückweisen.
Denn es rückt mich in die Nähe von Eichmann und Mengele.
es geht um das werten von menschen und das einschränken der menschenrechte
bei den nazis waren außenseiter untermenschen, deren menschenrechte man nicht achten musste
solche unwerten leben konnte man internieren, quälen, töten, um die "reine" gesellschaft vor diesen subjekten zu schützen
auch wenn du die abstufung wertvolles/wertloses menschliches leben hier nicht aufgrund der religion oder hautfarbe vollziehst, tust du es aufgrund einer gerichtlichen verurteilung
die qualen, die das naziregime deren für minderwertig befundene menschen angetan hat (und davon profitiert hat, denn es waren billige arbeitskräfte), willst du nun den für minderwertig befunde straftäter aussetzen (um damit der gesellschaft den profit der vermeintlich größeren sicherheit zu bescheren)
damit derlei nicht passiert, gibt es die menschenrechte
wenn man menschenrechte einschränkt, passiert so etwas wie bei uns vor 60-70 jahren
auch damals haben die menschen nicht gleich mit den KZs angefangen
erst wurden juden und andere "niederen subjekte" geächtet, dann geschmäht, gequält, amtlich gegängelt, enteignet, etc....
am ende stand der holocaust
auch wenn du in deinem szenario nicht so weit vorausschaust: du stehst am anfang der kette jener ereignisse
das ist jenen, die sich ernsthaft mit menschen befassen durchaus bewusst
darum gibt es die menschenrechte, darum dürfen sie nicht angetastet werden
auch nicht für einen (mitunter nicht wirksamen) opferschutz
dafür ist der preis, dass es MÖGLICHE straftaten gibt, die man in deinem szenario vermeiden könnte, zu zahlen
der preis eines MÖGLICHEN holocausts halte ich aber für höher
claus schrieb:
hallo Muzmuz, die Rede ist hier immer nur von bereits überführten Sexualstraftätern
ja, aber die kastration hat keinen sinn in bezug auf das vergangene verbrechen
dem opfer ist nicht geholfen, und niemand kann sagen, ob der täter ein widerholungstäter wird
noch dazu ist nicht auszugehen, dass die androhung der kastration eine wirksame abschreckung von ersttätern darstelle
der einzige zweck ist also eine präventive bestrafung eines täters, damit er kein wiederholungstäter wird (nicht vergessen: kastration ist NICHT wirksam!)
das heißt, es wird von zukünftigen, nicht passierten und auch möglicherweise in zukunft gar nicht existenten straftaten ausgegangen, und zwecks der ausschließung der reinen möglichkeit schon die strafe vollzogen
der sinn ist also nicht gegeben, weil der täter die tat begangen hat, sondern weil er in zukunft vielleicht wieder begehen könnte.....
das trifft aber auch für unbescholtene zu
sie könnten in zukunft vielleicht....
warum also nicht auch unbescholtene ?
falls dein argument sein sollte, weil die täter ja schon einmal haben:
ja, aber der sinn wäre bei vorbestraften wie unbescholtenen der gleiche
du könntest also nur das argument anbringen, dass die körperliche unversehrtheit von straftätern nicht so ernst zu nehmen sei wie die von unbescholtenen
"menschenrechte gut und schön, aber für diese gruppe gelten sie nicht so sehr...."
also eine unterscheidung der menschenrechte von straftätern zu den übrigen
in folge wären also manchen menschen gleicher als andere, und wo das hinführt, wissen wir inzwischen
claus schrieb:
„bestraft“ und wieder freigelassen, ohne vorher entschärft worden zu sein. Und nicht wenige haben sich dann das nächste Opfer gesucht. Richtig zivilisiert sind wir erst, wenn wir auch das verhindern.
erstens werden manche "entschärft" und man kann sie nicht zusätzlich bestrafen für etwas, was andere tun
zweitens werden triebtäter erst nach einer "günstigen prognose" entlassen
wenn also nach professioneller meinung nicht davon auszugehen ist, dass der betroffene eine akute gefahr für die gesellschaft darstellt
auch wenn jene professionisten irren können: niemand weiss es besser
wir werden nicht zivilisierter durch aussprechen von kollektivstrafen aufgrund von primitiver angst
claus schrieb:
hmm, was es so alles gibt!
so einen singulären fall würde ich dann doch lieber dem Psychiater überlasen
der sie dann lebenslänglich in die Klapse bringen kann
ja, schnell aburteilen, lebenslänglich weg oder tod, sich nicht weiter kümmern (schon gar nicht die einzelheiten in erfahrung bringen) und zum tagesgeschäft übergehen
daher noch einmal die frage: was unterscheidet dich vom lynchenden mob ?
claus schrieb:
klarer fall, für den Mann Kastration.
die Frau fürs „vermieten“ lange wegsperren.
wieder schnell aburteilen, selbiges wie oben
daher noch einmal die selbe frage, wobei ich mir eine dezitierte wiederholung erspare
dafür eine andere:
du willst mann und frau für die selbe tat (du ordnest sie ja dem selben tatbestand zu) unterschiedlich bestrafen
das widerspricht der gleichheit vor dem gesetz und letztendlich der gleichheit der menschen
claus schrieb:
das ist richtig.
die Öffentlichkeit ist aber durch die viel häufigeren und sich häufenden fälle männlicher Straftäter aufgerüttelt
und über die milden strafen empört, vor allem aber über die vielen Wiederholungstaten, die vermeidbar sind.
vermutlich habe ich dich noch nicht restlos überzeugt,
aber hoffentlich schon ein wenig mehr Verständnis für meine Überzeugung erzielt
nun, ersteres ist ein trugschluss
es häuft sich nicht die anzahl der taten
das thema wird jedoch enttabuisiert und viele taten, die früher nicht bemerkt oder aufgedeckt wurden, werden es jetzt
daher steigt die zahl der angezeigten fälle wie die der verurteilungen
natürlich sind in der emotion die strafen immer zu niedrig
aber nicht aus sicht der gerechtigkeit, sondern der rache, der empörung
gerichte sind aber angehalten, ihre entscheidungen nicht in der emotion zu fällen, sondern nach der vernunft
für entscheidungen in der emotion ist der mob und die lynchjustiz zuständig, welche glücklicherweise verboten sind
was man hätte vermeiden können: im nachhinein ist man immer klüger
vorher weiss man nicht, was passieren wird und da man niemanden für etwas bestrafen darf, was er noch nicht getan hat, gibt es keine endgültige sicherheit
ich verstehe deinen standpunkt sehr gut
du bist empört über einen fall, und willst nicht, dass so etwas wieder passiert
du hast einen schnellschuss als lösungsangebot, aber noch nicht dessen folgen bedacht
lg,
Muzmuz