Ferenc
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Nietzsche "
hat sich deshalb auch nicht lange mit der lahmen Bestreitung der Existenz Gottes aufgehalten, die doch bloß an Zweifeln herumlaboriert, welche die Christen selber hegen, sondern sich gleich den Inhalt der gläubigen Vorstellungen zur Brust genommen.
Was Christen mit ihrem Verstand anstellen, hielt er für so ziemlich die niederste Art, seinen Geist zu betätigen, und sein Vergleich mit dem Willen, sich durch Drogen zu betäuben, liegt ja nicht ganz fern. Christen beherrschen den Kniff, in ihrem Verhältnis zur Welt, deren Unbill als einen eigens für sie erfundenen Prüfstein zurechtzulügen; so verwandeln sie sich das wirkliche Übel in ein erfundenes Gut:
„Wenn uns ein Übel trifft, so kann man entweder so über dasselbe hinwegkommen, dass man seine Ursache hebt, oder so, dass man die Wirkung, welche es auf unsere Empfindung macht, verändert: also durch ein Umdeuten des Übels in ein Gut, dessen Nutzen vielleicht erst später ersichtlich sein wird. Religion und Kunst (auch die metaphysische Philosophie) bemühen sich, auf die Änderung der Empfindung zu wirken, teils durch Änderung unseres Urteils, teils durch Erweckung einer Lust am Schmerz … Je mehr jemand dazu neigt, umzudeuten und zurechtzulegen, umso weniger wird er die Ursachen des Übels ins Auge fassen und beseitigen; die augenblickliche Milderung und Narkotisierung, wie sie z.B. bei Zahnschmerz gebräuchlich ist, genügt ihm auch in ernsterem Leiden. Je mehr die Herrschaft der Religionen und aller Kunst der Narkose abnimmt, umso strenger fassen die Menschen die wirkliche Beseitigung der Übel ins Auge.“ (Menschliches, Allzumenschliches, 108)
http://www.wissenschaftskritik.de/friedrich-nietzsche/
Der Friedrich hat viel kluges über den Trickbetrug der Pfaffen gesagt:
Mit jeder Ausbreitung des Christentums über noch breitere, noch rohere Massen, wurde es nötiger das Christentum zu vulgarisieren zu barbarisieren-es hat Lehren und Riten aller unterirdischen Kulte des Imperium Romanum, es hat den Unsinn aller kranken Vernunft in sich eingeschluckt. Das Schicksal des Christentums liegt in der Notwendigkeit, daß sein Glaube selbst so krank, niedrig und vulgär werden mußte, als die Bedürfnisse krank niedrig und vulgär waren, die mit ihm befriedigt werden sollten.
Als Kirche summiert sich endlich die kranke Barbarei selbst zur Macht, die Kirche-diese Todfeindschaftsform zu jeder Rechtschaffenheit, zu jeder Höhe der Seele, zu jeder Zucht des Geistes, zu jeder freimütigen und gütigen Menschlichkeit....
Friedrich Nietzsche, aus der Antichrist