Welt am Draht kenne ich, aber ich finde Matrix deutlich besser, weil philosophisch tiefgehender.
Ich habe eh nur den ersten Teil gesehen, und die erste Hälfte des Films fand ich sogar ganz spannend.
Als dann aber diese Erlöserfigur aus dem Hut gezaubert wurde, da hätte ich am Liebsten das Kino verlassen. Das war mir dann zu dämlich, und so einen Schnulz hätte die an sich interessante Story gar nicht gebraucht.
Leider habe ich es nicht getan.
Durch Ignorieren und gar lächerlich machen kann man eine Bewegung auch klein halten. Es ist vielleicht sogar die beste Methode.
Man braucht es nicht lächerlich machen, es ist bereits lächerlich. Darauf einzugehen würde bedeuten, es ernst zu nehmen.
Das hatten wir schon so oft. Geisteswissenschaft funktioniert eben anders als Naturwissenschaft. Wieso kannst du das nicht akzeptieren?
Zum Einen deshalb, weil ich bereits den Begriff Geisteswissenschaft - in dem Sinne wie Steiner und Du ihn verstehen - nicht akzeptiere. "Bei uns ist das alles anders" als Totschlagsargument - das reicht mir einfach nicht. Und daran wird auch Dein "Affengleichnis" nichts ändern, denn es ist ohne Aussagekraft.
Selbst die
echten Geisteswissenschaften, z.B. die Soziologie, die Philologie oder die Geschichtswissenschaft, um nur drei zu nennen, haben eine Reihe Methoden der Beweisführung entwickelt: Zitierregeln, statistische Methoden, die kritisch-historische Textanalyse uvm. Das hat zwar auch alles nicht die Strenge der mathematischen oder naturwissenschaftlichen Beweisführung, aber immerhin.
Deine "Geisteswissenschaft" meint sich an nichts von dem halten zu müssen, ja nicht einmal zu wollen.
Außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise. Wer sie nicht erbringen kann oder auch nur will, der ist kein Wissenschaftler, sondern nur ein Geschichtenerzähler.
So gesehen ist dann auch Steiner nur ein Geschichtenerzähler, wir haben es zu
glauben, was er uns da erzählt.
Nichts gegen Geschichtenerzähler, kann ja auch ganz nett sein.
Aber wenn, wie schon viele Male geschehen, ein Bühnenmagier die Jungfau zum Schweben bringt, dann ist das kein Beweis für die Aufhebung der Gravitation und wenn er die Assistentin in einen Tiger verwandelt, dann ist das kein Beweis für eine Formwandlung. Jedenfalls solange nicht, wie jemand dies im hellen Licht des Tages unter kontrollierten Bedingungen durchführt, worauf sich dann kein Bühnenmagier einlässt.
Nur weil Rituale durchgeführt werden, heisst das nicht, das es sich nicht um mehr handelt als blanken Zinnober, Aberglauben und Hokuspokus für Leichtgläubige.
Unlängst sah ich eine Doku über ein Heiligtum in Peru, das vor 3.000 Jahren betrieben wurde. Eine Priesterkaste missionierte weiträumig und Gläubige machten eine Pilgerreise. Die Pilger wurden gleich mit einem ganzen Cocktail halluzinogener Drogen abgefüllt, u.a. Meskalin, und durch ein eigens dafür gebautes, dunkles Gebäude gejagt, dass nur aus engen, unterirdischen Gängen besteht, verwinkelt wie ein Labyrinth.
Allein das ist unter solchen Drogen alles schon etwas für Hartgesottene.
Damit das Ganze auch ordentlich Dampf hat, bliesen sie auf markerschütternden Muschel-Trompeten und reflektierten mit polierten Anthrazit-Spiegeln hin und wieder fahles Licht in die Gänge. Und am Ende landet der Pilger in einem Gewölbe, in dessen Zentrum eine fast vier Meter hohe, elfenbeinfarbige Stele stand - und von außen beleuchtet. Die Stele ist dann eine Bildhauerarbeit mit den fiesesten Monstern und Fratzen darauf, nüchtern bereits erschreckend. Aber unter halluzigenen Drogen! Der Horrortrip pur. Da kommt dann das Monster aus der Stele gesprungen und schnappt nach Dir!
Vor allem natürlich dann, wenn man sowieso schon an solchen Schnickschnack glaubt und von der Wirkung halluzinogener Drgogen keine Ahnung hat.
Buhahahaha! Eine Geisterbahn in der dritten Potenz!
Die genauso bezahlt werden musste wie die Geisterbahnen heute. Wer das überstanden hatte, den konnte wohl nichts mehr schocken ... und wenn der Pilger dann wieder daheim war, dann hatte er viel zu erzählen.