Selbstreflexion ist aber auch nicht gerade die Stärke der Linken und der Mainstreammedien, denn warum sollten sie sich sonst so sehr vor einem fairen Dialog mit den Rechten fürchten? Es sind grundsätzlich die Linken und die Mainstreammedien, die einen Dialog ablehnen. Die Rechten laden immer wieder dazu ein, sich auszutauschen, sei es nun medial oder auch politisch in Koalitionsverhandlungen.
Weil jene nicht auf einen fairen Dialog aus sind, sondern in erster Linie protestieren wollen und Populismus betreiben.
Oder ist dir noch nicht aufgefallen, dass all die "neuen Rechten" nicht nur rechts, sondern rechtspopulistisch sind?
Und so gibt es wenig konkrete Punkte, wie sie es besser machen würden, sondern es wird pauschal "die Elite" verunglimpft,
auch wenn sich der Großteil der Funktionäre nach eigenen Maßstäben selbst genau dieser "Elite" dazuzählen müssten.
Und da das Zielpublikum nicht das hellste ist, glaubt es auch dem Großgrundbesitzer und dem rücksichtslosen Milliardär,
dass genau jene die Sorgen des "kleinen Mannes" verstünden und selbstlos gegen den Widerstand der "Mächtigen" alles tun
würden, um diesem zu seinem Recht zu verhelfen.
Meine These dazu, warum diese Einladung abgelehnt wird: Es geht gegen das Narrativ. Das Narrativ ist mit seinem Bild der Rechten irgendwo zwischen der SA und den Skinheads der 90er Jahre stehen geblieben. Es ist lächerlich, wie sich die politische Gegenseite das rechte Lager vorstellt. Nur, heutzutage kann eben jeder, der es sehen will, erkennen, dass das rechte Lager eine sehr gut ausgearbeitete Politiktheorie hat, die sie zur Diskussion stellen kann. Manches davon macht aus meiner Sicht Sinn, manches davon macht keinen Sinn. Manches davon ist auch so komplex, dass ich dazu nichts sagen kann, weil ich ja kein Politik-Experte bin. Mein Punkt ist einfach folgender: Dieses Land macht sich lächerlich, wenn es aufgrund eines immer noch unverarbeiteten Schuldkomplexes manche politische Positionen wie eine Teufelsbesessenheit betrachtet und versucht, diese mit Ausgrenzung und Cancel Culture auszutreiben.
Nun, "Daham statt Islam" und dergleichen kann man durchaus als Ausgrenzung interpretieren.
Die ÖVP kann man durchaus auch dem rechten Lager zuordnen, unterscheidet sich aber dennoch
sehr von Kickls FPÖ. Man kann mit Andersdenkenden durchaus in Dialog treten, allerdings nur so lange
man zumindest die gleiche Sprache spricht. Und wie soll man beispielsweise als Wissenschaftler mit jemanden
in Dialog treten, der predigt, dass gegen Corona ein Pferdeentwurmungsmittel besser geeignet ist als eine
Impfung und auch noch behauptet, dass dies wissenschaftlich belegt sei?
Es ist frustrierend zu beobachten, wie langsam solche Prozesse im Mainstream ablaufen, denn in den alternativen Medien reden Linke ja schon längst mit Rechten - ja, sachlich und ausgewogen und mit Humor - es geht. Warum muss der Mainstream bei seinem Dogma bleiben? Das ist doch die eigentliche Frage.
In solchen "alternativen Medien" geht es letztendlich um nichts, und diverse Meinungen haben ja zumindest einen Unterhaltungswert.