fusselhirn schrieb:
Ich glaube dir das du mich nicht verstehst, genauso wie ich dich(als Repräsentation für andere Agn.) in dieser Angelegenheit oft nicht verstehe. Deshalb habe ich ja diesen Thread eröffnet.
Sorry, wenn ich manchmal jemanden angreifen sollte. Mein Ziel ist aber meistens zu verstehen.
Kein Problem. Ich diskutiere gern und lass mich auch gern eines Besseres belehren. Man kann von allein nicht alle möglichen Denkrichtungen ergründen, da helfen dann die Mitdiskutanten und führen einen auf neue - vielleicht bessere - Wege.
Du hast doch Vorstellungen was nach dem Tod passiert und du hast Vorstellungen wie die Welt entstanden ist. Da du aber die Variable Gott als "unbekannt" deklariert hast, müssen deine Antworten auf diese Fragestellungen doch auch unbekannt sein. Ebenso die deiner Moral bzw. Gewissens.
Kommen wir erst mal zur Moral:
Du implizierst eine Kausalität zwischen Moral und Religion. Die ist aber nicht vorhanden und durch die Geschichte widerlegt. Ohne Religion kann man trotzdem moralisch sein. Die Religionen beten die Moral ja nicht gerade immer vor. Wenn der christliche Gott mit Hiob spielt als Marionette oder wenn er mal eben zwei Städte dem Erdboden gleichmacht, kann man schwer von einer höheren, moralischen Instanz sprechen.
Dass religiöse Moral langfristig gesehen in unserer sich rasch wandelnden Welt die gesellschaftliche Entwicklung eher bremst, hängt einfach davon ab, dass die Moral in einem "Heiligen Buch" begründet liegt und nicht reformiert/aktualisiert werden kann. Wenn ein Ehepaar nach 15-20 Jahren sich irgendwie auseinandergelebt hat - willst du ihnen dann die Möglichkeit nehmen, in Frieden auseinanderzugehen und sich scheiden zu lassen, oder willst du diese Menschen ein Leben lang aneinanderketten wie in der Bibel gefordert?
Davon gibt es unzählige, weitere Beispiele.
Ich bin nicht religiös - habe ich deswegen keine Moral? Moral bildet sich durchs soziale Umfeld. Der erste Schritt ist das Elternhaus, dann der Freundeskreis, etc. Den größeren Rahmen bildet der Kulturraum. Daher sind die einzelnen Religionen auch - was kulturellen Ursprung anbetrifft - entweder verschieden oder verwandt.
Kommen wir zu Todes- bzw. Jenseits- und Schöpfungsvorstellungen:
Die vielen Geschichten über Nahtod-Erfahrungen sind natürlich bedeutende Argumente FÜR ein "Leben" nach dem Tod. Nur waren diese Menschen mit solchen Erfahrungen "nur" für Minuten tot und könnten einfach nur eine ungeheure Menge Glück gehabt haben, ohne Hirnschäden davon gekommen zu sein. Statistisch gesehen hat ja nicht jeder zweite eine solche Erfahrung. Die "Beobachtungen", die man dann zu hören bekommt, wie der helle Tunnel oder dass man sich von oben sieht, dass man davonschwebt - das alles könnte lediglich wieder eine Sinnestäuschung unseres Gehirns sein. Diese hat man auch im "normalen Leben", ob es sich dabei nun um Fata Morganas oder optische Täuschungen handelt, wie sie Escher in seinen Bildern sehr gut verarbeitet hat. Warum sollten diese Täuschungen unseres Gehirns nicht auch unter einer akuten Stresssituation und eines Sauerstoffmangels wie beim Nahtod vorkommen?
Nun zu meiner persönlichen Ansicht:
Wenn man stirbt, will man entsprechendes geleistet haben, damit sich das Leben gelohnt hat. Einige sehen darin ein frommes Leben, um nach dem Tod in den Genuss eines Himmelsaufenthalts zu kommen. Man fragt sich derweil, ob sie aus Überzeugung so leben, oder aus reinem Nutzen.
Was für eine Überzeugung soll ich haben? Wissen kann ich es nicht. Jetzt hab ich unzählige Varianten zur Auswahl: Existenz in Himmel/Hölle, Wiedergeburt, eine Existenz als Geistwesen,... Oder das Leben ist einfach mit dem Tod vorbei und "es kommt nix mehr". Die naheliegenste Variante ist zweifelsohne die letzte. Nur gibt sich die große Mehrzahl der Menschen wohl damit nicht zufrieden. "Wieso denn einfach vorbei?" Geht man mit Ockhams Rasiermesser an die Problematik, fragt man sich, wieso man ausgerechnet an ein Leben nach dem Tod glauben soll.
Ich lebe trotzdem nach dem kategorischen Imperativ von Kant. Jetzt könnte irgendeine Religion Recht haben und ich trete unsere Schöpfer als Ungläubiger gegenüber. Würde er mich bestrafen, weil ich zwar rechtens aber ungläubig gelebt habe? Was wäre von einem solchen Gott zu halten, wenn er es täte?
Mathe:
WAHR UND unbekannt => unbekannt
WAHR ODER unbekannt => unbekannt
Diese Formeln versteh ich nicht.