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Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Es ist wie es ist. Fertig. Sicherlich liegt das am Mensch, der sich da mit sei-
nem Intellekt zurechtfinden muss.

Du hast die mißverständliche Situation eh recht schön illustriert: Da gibt es einen Menschen, der sich mit seinem Intellekt zurechtfinden muss.

Darin liegt ja auch dein Denkfehler: dein Körper trägt froh und heiter einen mieselsüchtigen Intellekt durchs Leben, der alles kritisiert, was ihm zugänglich ist und nicht seinem beschränkten Verständnis entspricht. Klarer wird das, wenn du auf Körperfunktionen schaust, die ihm nicht zugänglich sind. Ich denke, es war noch nie jemandem zu mühselig tagaus, tagein mit dem Herzen zu schlagen, oder tausenderlei Körpersäfte zu synthetisieren?

Und beispielsweise Cioran durchbricht diese Jammerei des Intellekts indem er sie künstlerisch vearbeitet. Was bleibt ist ein fröhlicher Cioran, der er dann war, wie du ja selbst bestättigt hast.
 
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AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

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Und beispielsweise Cioran durchbricht diese Jammerei des Intellekts indem er sie künstlerisch vearbeitet. Was bleibt ist ein fröhlicher Cioran, der er dann war, wie du ja selbst bestättigt hast.

Ja, künstlerische Verarbeitung kann zu großartigen Werken führen...in der Malerei, der Dichtung, der Bildhauerei, und sogar der Phieso...äääähhh....Philosophie ...:clown2:
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Ja, künstlerische Verarbeitung kann zu großartigen Werken führen...in der Malerei, der Dichtung, der Bildhauerei, und sogar der Phieso...äääähhh....Philosophie ...:clown2:

Noch besser wäre es allerdings gleich von vornherein so zu leben, dass es erst gar nicht zu Kunst kommt ;-)
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Noch besser wäre es allerdings gleich von vornherein so zu leben, dass es erst gar nicht zu Kunst kommt ;-)

... dann ist der Mensch nicht mehr als ein Stück Vieh (und vie-h-le, hahaha, verhalten sich ja auch so).

Zum Menschen als Kulturwesen gehört entscheidend hinzu, dass er über diese Naturgrundlage hinaus Werke schaffen kann, die die Welt bereichern.
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

... dann ist der Mensch nicht mehr als ein Stück Vieh (und vie-h-le, hahaha, verhalten sich ja auch so).

Zum Menschen als Kulturwesen gehört entscheidend hinzu, dass er über diese Naturgrundlage hinaus Werke schaffen kann, die die Welt bereichern.

"Mehr" als ein Tier ist ein Mensch sowieso nicht. Vieh ist ein Wort aus einer Parallelsprache, wie Schopenhauer mal bemerkt hat, die der Mensch eingeführt hat um sich künstlich abzuheben; ein anderes Beispiel ist essen/fressen.

Das ist ja gerade das Übel, die Welt zu bereichern. Die Welt sollte nicht dekoriert, sondern transzendiert werden!
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

"Mehr" als ein Tier ist ein Mensch sowieso nicht. Vieh ist ein Wort aus einer Parallelsprache, wie Schopenhauer mal bemerkt hat, die der Mensch eingeführt hat um sich künstlich abzuheben; ein anderes Beispiel ist essen/fressen.

Das ist ja gerade das Übel, die Welt zu bereichern. Die Welt sollte nicht dekoriert, sondern transzendiert werden!

Da denke ich aber doch, dass der Mensch etwas mehr ist als ein Tier (so, wie sich viele Menschen verhalten, lag der Begriff "Vieh" nahe). Und dann sind wir wieder bei der Begriffspaarung Natur - Kultur (und ich bin der Meinung, nur durch kulturelle Werke kann sich der Mensch legitimieren - ansonsten ist das Dasein die nutzlose Höllenqual, die auch Cioran in ihm sieht).
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Da denke ich aber doch, dass der Mensch etwas mehr ist als ein Tier (so, wie sich viele Menschen verhalten, lag der Begriff "Vieh" nahe). Und dann sind wir wieder bei der Begriffspaarung Natur - Kultur (und ich bin der Meinung, nur durch kulturelle Werke kann sich der Mensch legitimieren - ansonsten ist das Dasein die nutzlose Höllenqual, die auch Cioran in ihm sieht).

Höher entwickelte Säugetiere (Katzen, Affen, Hunde, Wale, Elefanten usw.) haben beispielsweise ein Bewußtsein (Gedächtnis, Signalsprache, Lernverhalten usw.) - und wahrscheinlich hat nur das menschliche Bewußtsein die Fähigkeit zum Selbst-Bewusst-sein, also zur Reflexion...und kann beispielsweise mit Sprache und anderem spielen (z.B. wenn Witze gemacht werden). :clown2:
Oder hat schon mal jemand ein Tier über sich selbst lachen oder weinen gesehen ...:confused:
Das ist natürlich kein Grund für den Menschen, sich nicht-menschlichen Lebewesen gegenüber überheblich/arrogant/be-herr-schend aufzuführen ...
Von Arroganz und Herrschaft anderen Mit-Menschen gegenüber gar nicht zu reden...Im übrigen scheint sich mir die Phase der Herr-schaft des Menschen über den Menschen ihrem Ende zu nähern, was natürlich noch durch den Zusammenbruch/Zerfall der Herrschafts-Systeme in Politik, Real- und Finanz-Wirtschaft, Banken, Religionen usw. zu "beweisen" wäre..."Schau' mer mol!" was bezüglich meiner unmaßgeblichen Prognose das Neue Jahr 2011 bringen wird...(von den weiteren Jahren 2012, 2013, 2014 usw. ganz zu schweigen...):confused::dontknow:
Der blaue moebius
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Da denke ich aber doch, dass der Mensch etwas mehr ist als ein Tier (so, wie sich viele Menschen verhalten, lag der Begriff "Vieh" nahe). Und dann sind wir wieder bei der Begriffspaarung Natur - Kultur (und ich bin der Meinung, nur durch kulturelle Werke kann sich der Mensch legitimieren - ansonsten ist das Dasein die nutzlose Höllenqual, die auch Cioran in ihm sieht).

Na ja, ob der Mensch etwas anderes als ein Tier ist, darüber gibts verschiedene Ansichten. Zoologisch gesehen, ist ein Mensch ein Schmalnasenaffe. Ich persönlich kann keine klare Grenze zwischen Mensch und Tier erkennen.
Wem gegenüber, als sich selbst, sollte sich ein Mensch legitimieren?
 
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AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Hallo moebius,

moebius:
Allerdings ist die konträre lebensphilosophische Position des 19. Jahrhunderts, die von F. NIETZSCHE formuliert worden ist, genauso "wahr" - jedenfalls aus meiner unmaßgeblichen philosophischen Perspektive ...
hier ein Auszug aus Wikipedia:
Das Ziel der Menschheit liegt nach Nietzsche nicht in der Zukunft oder im all-
gemeinen Wohlergehen der derzeit bestehenden Gattung, sondern in den
immer wieder auftretenden „höchsten Exemplaren”, eben den Übermenschen.
Aus dieser philosophischen Position resultiert seine Ablehnung der „ideal-
istischen“ Interpretation des Übermenschen und die positive Einschätzung
gerade von immoralistischen und nach Größe strebenden Machtmenschen wie
Julius Cäsar, Cesare Borgia oder Napoléon Bonaparte. So schrieb er in Ecce
homo (1888):

„Das Wort »Übermensch« zur Bezeichnung eines Typus höchster Wohlgera-
tenheit, im Gegensatz zu »modernen« Menschen, zu »guten« Menschen, zu
Christen und andren Nihilisten – ein Wort, das im Munde eines Zarathustra,
des Vernichters der Moral, ein sehr nachdenkliches Wort wird – ist fast über-
all mit voller Unschuld im Sinn derjenigen Werte verstanden worden, deren
Gegensatz in der Figur Zarathustras zur Erscheinung gebracht worden ist: will
sagen als »idealistischer« Typus einer höheren Art Mensch, halb »Heiliger«,
halb »Genie«... Andres gelehrtes Hornvieh hat mich seinethalben des Darwin-
ismus verdächtigt; selbst der von mir so boshaft abgelehnte »Heroen-Kultus«
jenes großen Falschmünzers wider Wissen und Willen, Carlyles, ist darin wie-
dererkannt worden. Wem ich ins Ohr flüsterte, er solle sich eher nach einem
Cesare Borgia als nach einem Parsifal umsehn, der traute seinen Ohren nicht.“

Neben dem Idealismus weist Nietzsche hier auch den Zusammenhang mit dem
Darwinismus zurück. Wie jedoch beispielsweise Rüdiger Safranski argument-
iert, finden sich in Nietzsches Schriften durchaus darwinistisch-biologistische
Ansätze, oft verbunden mit Gedanken zur Eugenik. Bereits im Zarathustra ver-
gleicht Nietzsche die Entwicklung vom Affen zum Menschen mit der Entwick-
lung vom Menschen zum Übermenschen. In einem Notizbuch von 1884 schrieb
Nietzsche, dass man durch Züchtung und der Vernichtung Millionen „Miss-
ratener“ den „zukünftigen Menschen“ gestalten soll. In der Genealogie der
Moral (1887) findet sich der Gedanke, dass die Menschheit als Masse dem
Gedeihen einer einzelnen stärkeren Species Mensch geopfert werden könnte.
Ziel sei es, eine Herrenkaste zu züchten, welche zur Herrschaft über Europa
berufen sei. Schließlich spricht er in Ecce homo von der „Partei des Lebens“,
welche die Höherzüchtung des Menschen und die Vernichtung alles „Entart-
enden“ und „Parasitischen“ in die Hand nimmt. Safranski schließt:
„Nietzsches Bild vom Übermenschen ist ambivalent, und es verbirgt sich darin
ein existenzielles Drama. Der Übermensch repräsentiert einen höheren bio-
logischen Typus, er könnte das Produkt einer zielstrebigen Züchtung sein; er
ist aber auch ein Ideal für jeden, der Macht über sich selbst gewinnen und
seine Tugenden pflegen und entfalten will, der schöpferisch ist und auf der
ganzen Klaviatur des menschlichen Denkvermögens, der Phantasie und Ein-
bildungskraft zu spielen weiß. Der Übermensch realisiert das Vollbild des
Menschenmöglichen, und darum ist Nietzsches Übermensch auch eine Ant-
wort auf den Tod Gottes.“


Uebrigens wurde Nietzsche — dank des kriegerischen Potentials im Menschen
welches zur Aufhebung seinesgleichen dienlich ist — auch von Horstmann
zitiert:

Seit das Untier existiert, hat es im Kriege gestanden gegen sich selbst und
mit Faustkeil und Schwert, mit Armbrust und Gewehr, mit Streitwagen und
Raketenwerfern das Unheil, das es den Unbilden der Natur verdankt, immer
noch mühelos durch selbstbewirktes zu übertreffen gewußt. All die endlosen
und bis zur Erschöpfung durchfochtenen Schlachten, all das Bombardieren,
Sprengen und Schleifen, all die Harnischtürme, Schrotthaufen und Schädel-
pyramiden, die die wütenden Heere wie Strandgut zurückließen, aber sind
nicht verloren.

Weit entfernt davon, Ausdruck und Mahnmal fehlgeleiteter Verteidigungs-
bereitschaft, mißbrauchter Vaterlandsliebe oder eines beklagenswerten
Aggressionstriebs zu sein, enthüllen sie sich einer anthropofugalen Vernunft
als Übungen, Vorbereitungen, Exerzitien. Wenn das Untier auch nur den
geringsten Grund zum Stolz hätte, dann knüpfte er sich nicht an die Auf-
bauleistungen von Zivilisationen, sondern an den sprühenden Erfindungs-
reichtum bei der Entwicklung von Mitteln und Wegen zu ihrer nachhaltigen
Beseitigung. Imposant ist allein die verbissene Hartnäckigkeit, mit der Waffen
entwickelt, im Einsatz erprobt, verbessert und durch neue wirksamere ersetzt
werden — und wenn das Konzept des Fortschritts jenseits der bloßen Ersatz-
Eschatologie überhaupt Sinn und ein fundamentum in re besitzt, dann ist die-
ses Fundament in den Pionierleistungen der Militärtechnologie zu entdecken.

Sind nicht alle anderen Kreaturen bei Gift und Stachel, bei Klaue, Zahn und
Hörn stehengeblieben? Und welches vernünftige Wesen hätte sich nicht mit
dem Stock zufriedengegeben, um sich seines zudringlichen Nächsten zu er-
wehren?

Nicht so das Untier. Unter Hintanstellung von Frieden und Freundschaft, von
Liebe und Leben hat es sich der Vervollkommnung jener Wehrhaftigkeit ver-
schrieben, die ihm die Natur so nachdrücklich verweigert. Mit höchster Hin-
gabe hat es die Erde von seinen bescheidenen Anfängen in jenem Geröllfeld
an, wo es sich die ersten Waffen zurechtschlug, über einen vieltausend-
jährigen mühevollen Aufrüstungsprozeß in eine einzige Waffenschmiede ver-
wandelt, Gattungsgeschichte aus dem dumpfen Idyll des Primitiven, des Sam-
melns und Seins, befreit und sie in ein rücksichtsloses Turnier, eine Sparta-
kiade der Blitzkriege und Völkerschlachten, ein unerschöpfliches Lernfeld für
Eroberer, Demagogen und Machtpolitiker verwandelt.

Nicht ein Jahrzehnt des Ausruhens, der Rast und des völligen Friedens hat
sich das Untier in der von der Geschichtsschreibung erschlossenen Zeit-
spanne seit der Antike gegönnt, sondern waffenklirrend Schritt vor Schritt
gesetzt, Hieb um Hieb geführt, als Lohn für die selbstlos dem militärischen
Fortschritt dienenden Legionen Grab um Grab geschaufelt und damit jener
Maxime die Ehre gegeben, die Friedrich Nietzsche im Zarathustra in die Sätze
kleidete:

Ihr sollt den Frieden lieben als Mittel zu neuen Kriegen. Und den kurzen
Frieden mehr als den langen. ... Ihr sagt, die gute Sache sei es, die sogar
den Krieg heilige? Ich sage euch: der gute Krieg ist es, der jede Sache
heiligt
(Nietzsche 1967 I: 575).

Nietzsche und de Maistre haben recht. Dem Untier ist der Krieg heilig von
Anbeginn, und niemals hat es versäumt, seinem Gotte überschwenglich und
ohne Maß zu opfern; niemals hat die Gattung als solche die Gewißheit ver-
lassen, daß ihr Heil in den Waffen liege, und sie hat sich von Friedensaposteln
und Menschentümlern, wie die mörderischen Folgen der Christianisierung des
Abendlandes zur Genüge verdeutlichen, in dieser ihrer Überzeugung nur be-
stärken lassen.

Nicht zuletzt deshalb erscheint es als glückliche Fügung, wenn die Philo-
sophie, die dem Untier gleichermaßen vergeblich Enthaltsamkeit und die
Wonnen der Waffenruhe gepredigt hat, sich am Ende mit einigen ihrer
Vertreter doch noch zur Weisheit des Untiers bekehrt und in neugewonnener
anthropofugaler Klarsicht ihren humanistischen Irrtümern abschwört.

Wären diejenigen, die im Troß des Kyros, Alexander, Caesar mitmarschierten,
in den Horden des Attila und Dschingis-Khan vorwärtsstürmten, nicht dem
Kriegsgott, sondern den vielgestaltigen Lehren der Menschenliebe gefolgt, wir
ständen heute noch mit Steinäxten und Wurfhölzern da und hätten nicht die
geringste Aussicht, dem fleischgewordenen Leiden auf diesem Planeten in
absehbarer Zeit ein Ende zu bereiten.

So aber sind wir mit unseren rastlosen Anstrengungen nahe ans Ziel ge-
kommen. Wir haben das ABC der Abschreckung durchbuchstabiert. Wir sind
befähigt, der organischen Qual ein Cannae zu bereiten, von dem sie sich
nicht mehr erholen wird. Und wir haben zu guter Letzt erkannt, daß wir selbst
der auserwählten Generation angehören, die die apokalyptischen Visionen des
Mythos in die Wirklichkeit übersetzen wird und damit die uralte Sehnsucht der
Gattung, nicht mehr sein zu müssen, in Erfüllung gehen läßt.

Weltgeschichte — ein Schlachthof, zweifellos. Aber das Grauen ist endlich
geworden, und wenn wir schon seinen Anfang nicht bestimmen konnten, so
haben wir jetzt doch die Macht, seine unaufhörliche Fortzeugung zu ver-
hindern. Weltgeschichte — auch ein nacheiszeitliches Trainingslager also,
eine Arena, in der das Untier seine Gladiatorenkunst vervollkommnet und sich
verbissen hochrüstet, watend in einem Brei von Knochen, Blut und Hirn, bis
es das Inferno anrichten, den großen Streich gegen sich und das Leben
führen kann, dessen sehnsüchtige Vorahnung schon dem Neandertaler die
Keule führte. »Was geliebt werden kann am Menschen, das ist, daß er ein
Übergang und ein Untergang ist
«, schreibt Nietzsche (1967 I: 551). Das
anthropofugale Denken hat seinen Traum vom Übermenschen aufgekündigt
und hält die Aussicht auf das Ende, den Untergang, an sich schon für tröst-
lich genug.

Ziel der Menschheitsentwicklung ist ihm nicht sein Nihilismus der Umwertung
aller Werte, sondern der Annihilismus, d.h. die Selbstaufhebung des Untiers
mit all seiner Gier nach Sinn und Wahrheit, nach jenem metaphysischen
Opium, das ihn während der Jahrtausende der Vorbereitung so gnädig be-
täubte und unter glücksverheißenden Halluzinationen hielt, derer wir Letzt-
geborene nun nicht mehr bedürfen.

Der anthropofugale Blick hat das Unbewußte offengelegt und dessen Para-
doxon ist ohne Schrecken: wir sind da, um uns zu vernichten; der »Sinn«
unserer Existenz ist der Untergang eben des sinnenden Untiers; und die
Äonen, die seit unserer Deportation in das Ghetto der Vernunft vergangen
sind, haben wir weidlich genutzt, um unser Abtreten schließlich mit höchster
wissenschaftlicher Rationalität und der Brillanz von Nobelpreisträgern zu be-
werkstelligen.

Tiergattungen mögen aussterben, von Seuchen dahingerafft, ihrer ökologi-
schen Nische beraubt, überspezialisiert, dem Druck der Nahrungskonkurrenten
nicht mehr gewachsen, ohnmächtig den Gesetzen der Natur ausgeliefert;
nicht so der Mensch. Er hat sich auf die Hinterbeine gestellt und aufgerichtet
vor der Schöpfung; autonom geworden und dem biologischen Selektionsdruck
entwachsen läßt er auf diese Weise nicht mehr mit sich umspringen — son-
dern entledigt sich seiner in eigener Regie.
(Ulrich Horstmann)

Naja, irgend wann wird Nietzsches psychologischer Effekt welcher zum Homo
superior fuehrt, das Ende einlauten. So wie Mainländer darauf hoffte, dass
sich eine Gesellschaft der es gut geht, sie der Langeweile somit erliegen und
sich von selbst abschafft, z. B. keinen Nachwuchs zu zeugen.
http://www.philosophia-online.de/mafo/heft2005-4/Smiljanic_Mainl.htm

Gruesse,
Arthur Jules
 
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