AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen
Hallo pscht,
pscht:
Die Entstehungszeit des Existenzialismus fällt mit einer tiefen Krise zusammen, oder geht aus dieser hervor [...]
Ja, fuer mich ist das Leben eine Kriese. Voruebergehend. Ich meine, dieser
Zustand, der ist ... die Krankheit zum Tode. Solange diese Krankheit herrscht,
so lange wird sie einer Krise gleichkommen.
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Hallo erichs,
erichs:
Ich glaube, darum geht es in diesem Thread: um das künstlerische Verwerten trüber Gedanken.
Diese Gedanken haben allerdings nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Sie sind wie ein kleines Kind, das seine Allmachtsfantasien gegenüber der Mutter auslebt. Wenn es der Mutter allerdings zuviel wird, sagt sie zum Kind: "Na gut, wenn du nicht mitkommen willst, geh ich eben alleine nachhause", aber kaum ist die Mutter zehn Meter gegangen, ist es vorbei mit dem heroischen Trotz.
Hier verdrehst Du die Tatsachen.
Das es mir um kuenstlerische Verwertung geht, bestreite ich. Im Gegenteil,
ich decke Strukturen auf, verwaesser alles was ich an Bewertungen kennen
lernen durfte. Dann erst, dann kommst zunaechst Klarsicht, das zu beschrei-
ben was ich erkennen kann. kuenstlerische Verwertung ist fuer mich nicht
notwendig, denn das kaeme einer Verschleierung gleich. Nur beschreiben,
nichts weiter.
erichs:
Ein bisschen kommt mir dein Wunsch, dass es besser wäre, wenn alles zu einer öden Wüste werden soll, so ähnlich vor. Wie ein Triumph des Denkens über das mystische Leben und letztlich über Gott, der aber nur so lange anhält, solange für alles gesorgt ist und man sich nicht den kleinen Zeh anstösst, oder ähnliches.
Aehem, wie soll ichs sagen? Das Leben habe ich in weiten Teilen entmysti-
fiziert und verbanalisiert. An dieser Stelle stellst Du Dich selbst bloss, mit
Weltsichten wie Esotherik oder Theologie. Hervorgehoben sei das "-logie".
Wo Gott gerade in den Diskurs geworfen wird: wird ihm nicht auch zu Tode
langweilig? Ob er sich wohl dort oben selbst umgebracht hat?
erichs:
Übrigens finde ich persönlich die belebte Natur durchaus dekorativ. Inwiefern hast du die Ästhetik diesbezüglich abgehakt?
Ich sehe es wie Horstmann: ein "stoffwechselsiechender Planet". Die belebte
Natur steht sowieso im Rahmen alles machbaren. Die hat sich an die Ge-
gebenheiten angepasst, nichts weiter. Und ihre Schoenheit? Was Aesthetik
angeht und das man sie auf alles automatisch anwendet, habe ich bereits
erwaehnt.
Hier ein Zitat, welches Horstmann im Untier erwaehnt und beschrieben hat:
Dieser Welt, diesem Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen, welche
nur dadurch bestehen, daß eines das andere verzehrt, wo daher jedes
reißende Tier das lebendige Grab tausend anderer und seine Selbsterhaltung
eine Kette von Martertoden ist, wo sodann mit der Erkenntnis die Fähigkeit,
Schmerz zu empfinden, wächst, welche dadurch im Menschen ihren höchsten
Grad erreicht und einen um so höheren, je intelligenter er ist — dieser Welt
hat man das System des Optimismus anpassen und sie uns als die beste
unter den möglichen andemonstrieren wollen. Die Absurdität ist schreiend. —
Inzwischen heißt ein Optimist mich die Augen öffnen und hineinsehen in die
Welt, wie sie so schön sei, im Sonnenschein, mit ihren Bergen, Tälern,
Strömen, Pflanzen, Tieren usw. — Aber ist denn die Welt ein Guckkasten? Zu
sehen sind diese Dinge freilich schön, aber sie zu sein ist etwas ganz anderes.
(Arthur Schopenhauer)
Gruesse,
Arthur Jules